Ausgezeichnete Idee..
...wir "verbieten Feuer, anstatt zu verhüten".
Herzlichen Glückwunsch! Wieder ein übereiltes, unpräzise formuliertes und sowohl kaum konsequent realisierbar als auch das Ziel verfehlendes Gesetz. Genug des Sarkasmus, im Ernst:
Einerseits wird von "Förderung der Medienkompetenz" gesprochen und Parolen wie "Hinsehen" und "Verantwortung übernehmen" sind überall zu lesen und fordern mehr aktive Beteiligung der Eltern, was den Umgang ihrer Kinder mit den Medien angeht. Interessant ist dabei, dass sich beobachten lässt, wie unterschiedlich Gewalt in Kino&Fernsehen und Computerspielen betrachtet und beurteilt wird. Ein Film, in dem Menschen sinnlos und durchaus realitätsgetreu "niedergemetzelt" werden, sind problemlos für 16-jährige zugänglich (und ja auch bei Amokläufern angetroffen worden), dennoch werden hier keine Verschärfungen auf politischer Ebene in Betracht gezogen und auch die Presse titelt nicht etwa: "Gewaltvideos" sondern viel lieber "Killerspiele" seien der Hauptauslöser für die Amokläufe. Auch der Schießsport (in welcher Form auch immer) könnte - rein von der Sachlage her ebenfalls der Hauptauslöser sein, denn sowohl der Erfurter, als auch der Emsdettener Amokläufer, hatten eine Leidenschaft für Schießsport. Sind "Killerspiele" also doch nicht so eindeutig, wie Politik und Presse uns glaubenmachen wollen? Außerdem: Was genau bringt ein Verbot? Ich selbst bin Schüler der 12. Klasse und kann rückblickend Folgendes sagen: Altersbeschränkungen sind reine "Ausreden" meines Erachtens, da es keinerlei Einschränkung bedeutet. Wer noch nicht alt genug ist, fragt seine älteren Geschwister oder seinen Freund, dessen älterer Bruder ihm das Video oder das Spiel besorgt, dass er gern hätte. Heutzutage ist es sogar noch leichter: Stichwort P2P oder "Tauschbörse" - da die Eltern nicht darauf achten, was genau ihre Kinder am Computer tun oder auch nicht die technischen Kentnisse mitbringen, um beurteilen zu können, was genau ihre Sprösslinge so treiben, sind somit auch die eigentlich "unzugänglichen" Medien problemlos zugänglich - ich kann nur sagen, dass wir mit 12 (wobei "wir" 99% unseres gesamten Jahrgangs bezeichnet) so ziemlich alles gesehen und gespielt haben, was entweder ab 18 oder sogar indiziert war - Alles kein Problem! Nun frage ich mich - da wir alle im Alter sind, in dem auch Bastian B. war: Wie viele von uns werden also morgen schwer bewaffnet in unsere Schule stürmen und wahllos um sich schießen? Ganz ehrlich - meine Prognose lautet: 0 und ich habe eine große Chance, dass sich diese Prognose bewahrheitet. Ich denke es gibt sicherlich einige Menschen, die entweder von sich aus psychisch labil sind oder die durch ihre Umgebung labil gemacht werden - aber eine gravierende Verantwortlichkeit bei den Computerspielen zu sehen ist doch sehr eigenartig, wenn man bedenkt, wie viele Tausende diese Spiele weltweit spielen und wie "wenig" Amokläufe sich ereignen (damit will ich keinesfalls ermutigen, Probleme so zu "lösen" - keinesfalls, ich will nur mal das zahlenmäßige Verhältnis vor Augen führen... Es ist wesentlich wahrscheinlicher vom Blitz getroffen zu werden!) Es ist wohl nicht das Spiel an sich, das ein entsprechendes Verhalten forciert. Ich habe eine interessante Begebenheit öfters erleben dürfen: Jeder weiß, wie irreal ein "Fernseh-Tod" ist (wie Kinder es oft schon im Grundschulalter formulieren: "Wenn die Kamera aus ist, stehen die Alle wieder auf...") aber nur allzuoft steigern sich Jugendliche in Computerspiele (das allgemein bekannte "WoW"-Problem) aber auch hier kann es nicht das Programm sein, oder der Eindruck, den es beim Spieler erweckt - zumal auch Menschen in den Bann eines solchen Spiels gezogen werden, die nicht die "üblichen" Motive hätten, sich der Realität zu entziehen - Tessin als mahnendes Beispiel. Es ist zudem erstaunlich, dass Emsdetten nach wie vor zitiert wird, obwohl einige der Thesen durch Tessin widerlegt werden - Tessin passt einfach nicht in das Bild vom "Killerspiel". Das Problem ist nicht durch ein Verbot zu lösen - Eltern müssen wirklich "hinsehen", sich aber auch im Klaren sein das selbst ein häusliches Verbot dieser Spiele und eventuelle Restriktionen nicht förderlich sind - denn totale Kontrolle ist eine Illusion. Besser wäre es, das Gespräch zu suchen (und zwar das geordnete, vorurteilsfreie) und mit Aufklärung die Grenze zwischen Realität und Virtualität abzustecken, falls ein Jugendlicher droht, diese aus den Augen zu verlieren. Dieser Aspekt der Medienkompetenz wird nur leider vergessen, wenn dieses Schlagwort aufs Tablett kommt - also umsetzen anstatt nur davon zu reden!
Allerdings will ich auch die Computerspieleindustrie tadeln: Seit einiger Zeit werden weder Innovationen, noch pfiffige Konzepte auf den Markt gebracht, stattdessen werden ältere Shooter aufgepeppt - mehr Blut, mehr Möglichkeiten und bessere Grafik. Damit kann man die neuen Spieler einige Zeit am Ball halten, langfristig fangen die Spieler aber an sich zu langweilen - was soll dieses Verhalten seitens der Spieleindustrie? Wo sind die Zeiten der Adventures, in denen es weder gute Grafik noch Brutalität brauchte - man hatte Witz, Pfiffige Konzepte und gute Story - und diese Spiele fesselten für Tage oder Wochen - Shooter höchstens einen bis zwei Tage - wenn es denn lange dauert. Schade eigentlich, dass die Steilvorlagen der DOS- und anfänglichen Windows-Zeiten so ins Aus geschossen wurde - was ist aus Sokoban,Loom,Monkey Island,Might&Magic,Baldurs Gate, Day of the tentacle, Indiana Jones, Sim City, Biing, Dungeon Keeper und vielen weiteren geworden? Gelegentlich finden wir alte Titel als "Remake" - oft auch als Handyspiel...innovative neue Ideen sind außerordentlich rar geworden. Schade.
Ich kann nur sagen, dass es nicht unbedingt innovative Ideen sein müssen, aber zumindest nicht einfach nur ein schwaches Konzept ("Ballern") mit schwacher Story ("Aliens...","Terroristen...","Gangster","radioaktive Mutanten") mit neuer Grafik ausstatten und das Gameplay noch ein wenig blutiger als Vorgänger und Konkurrenzprodukte machen und somit alles auf eine Karte setzen- nämlich Gewalt. Ich finde viele aktuelle Spiele einfach nur noch abartig. Ich will keinen lebenden Toten die Schädeldecke absägen - ich will unterhalten werden (und Gewalt als Unterhaltung anzusehen ist pervers), also über etwas nachdenken, über etwas lachen, meine Geschicklichkeit oder Konzentration auf die Probe stellen oder einfach vom Alltag abschalten - Viele wollen sich abreagieren - CS ist mit seinen "Pixelmännchen" zwar relativ realistisch, aber die taktischen Elemente stehen klar im Vordergrund - also wozu muss so eine ekelige Darstellung sein? Jetzt argumentieren viele Firmen mit Verkaufszahlen; dagegen seien aber die Verkaufszahlen von "EyeToy" (Sony) oder "Dr. Kawashimas Gehirntraining" oder "Wii Sports" (beides Nintendo) genannt, die ausgezeichnet ohne Gewalt auskommen. Ich selbst programmiere seit vielen Jahren, ich selbst spiele gern Videospiele, aber ich stehe der aktuellen Entwicklung der Spieleindustrie (eben dem beschriebenen "Shooter-Hype") mehr als kritisch gegenüber - allerdings sehe ich auch starke Defizite in Sachen "Medienkompetenz", die immer nur in Bezug auf den "Anwendungs"-Aspekt behandelt wird - der Entertainment-Aspekt ist aber allgegenwärtig, und das (vor Allem bei Kindern und Jugendlichen) zu einem großen Anteil. Zudem noch die vernachlässigte Verantwortung seitens der Eltern, die eben "Hinschauen" müssen. Unsere Politiker sind ein Thema, zu dem ich eine emotionale Position habe, die ich hier erst im Anschluss kurz anschneiden werde, ich sehe aber, dass ein Gesetz uns in falscher Sicherheit wiegen soll, das steht fest. Nun meine persönliche Meinung zu Aussagen der Politiker: Aussagen der deutschen Politiker wie "Da wird mit dem Tod von Menschen Geld verdient" finde ich albern. Erstens: Es sterben keine "Menschen" sondern menschen-ähnliche Ansammlungen von Dreiecken ("Polygone") - im Gegensatz zu Alkohol und Tabakindustrie. Sowohl Tabak als auch Alkohol kosten jährlich zahlreiche reale Menschenleben.Wie gesagt, letzeres ist meine persönliche Meinung.