Als das Morgen noch heute ward

Goemon

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Noch erinnere ich mich gut der alten Zeit, als ISDN die Obergrenze der Online-Verbindungsgeschwindigkeit darstellte und wir jeden Freitag zu viert per LAN über den einzigen ISDN-Anschluss unseres Clans mit bis zu 1.000 kbit/s durch die bunte Welt des Online-Gamings spukten. Wir haben Diablo und Baal gelegt, Zerg gematscht und jede Menge Terroristen bekämpft. Die ganze Nacht haben wir durchgezockt, bis die Sonne aufging und ich im Halbschlaf mit meinem Hund Gassi gehen musste. Ich hab dann den Vormittag verpennt, am Nachmittag wenig geschafft und abends ging der Spaß weiter, mit erneutem Multiplay bis zur Wiederkehr der Sonne. Am Sonntag Nachmittag konnte man dann schließlich seinen eigenen Interessen nachgehen, also Baal legen und Zielübungen an Counter-Bots durchführen. Auf diese Weise konnten wir das ganze Wochenende hinter uns bringen ohne auch nur ein einziges Schulbuch anzufassen, absolut makellose Wochenenden waren das.

Es gibt kein Leben nach Starcraft
Während der Schulwoche brach diese Zockerbereitschaft natürlich nicht ab. Oberon hatte in jeder Stunde seinen Taschenrechner draußen und aufgrund ähnlicher akademischer Ziele teilten wir in der Sekundarstufe Zwei etwa die Hälfte der Kurse, wodurch ich mir täglich anhören durfte wie wir unsere Taktiken verbessern könnten. "Wenn ich jetzt mit dem ersten Angriff warte bis das Klingenupgrade erforscht ist, hat der Berserker 18 statt 16 Schaden pro Treffer, also kann ich einen Zergling schon mit dem zweiten Schlag klatschen, wo ich ansonsten drei Treffer bräuchte. Berechnet man jetzt die durchschnittliche Mineralbeschaffungsgeschwindigkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass der Zerg überhaupt Bodenupgrades erforscht anstatt sofort auf Luftangriffe zu bauen, [Tippelditipp], dann wäre es auf einer mittelgroßen Karte vielleicht eher sinnvoll, drei Dragoner dazuzustellen und die Schilde aufzuwerten. Kommt jetzt aber ein Terraner mit zwölf Marines und sechs Feuerfressern angerannt, [Tipp, Tippeltipp], ist das Panzerungsupgrade fast schon sinnvoller, weil die Photonenkanone [?]"

Am Nachmittag konnte ich mir dann eine Erfolg versprechende Taktik zur Bekämpfung dreier Hydralsiken auf einer nicht verwinkelten kleinen Karte mit mäßigem Mineralaufkommen und unter Berücksichtigung etwaiger Mondphasen anhören, während ich selbst versuchte, Oberon in die Geheimnisse deutscher Vers-Symbolik einzuweihen. Dieses Phänomen nannten wir dann Arbeitsteilung.

Live every day?
Rückblickend betrachtet war das meine beste Zeit als Gamer und ich rate jedem Schüler die Zeit des Lernens auszukosten. Wenn ihr erst einmal einen finalen Abschluss habt, ist der Spaß nämlich vorbei. Während Zivil- oder Bundeswehrdienst kann man fast nur portabel zocken, horrende Studiengebühren verhindern ausgiebige Freizeitaktivitäten und die Suche nach einem anständigen Arbeitsplatz blockiert in Deutschland sowieso jegliches freies Gedankengut. Hinzu kommt die mangelhafte Verfügbarkeit von menschlichen Mitspielern, weil die Freundesbrut plötzlich a) in irgendeiner zweihundert Kilometer entfernten Stadt arbeitet, b) in irgendeiner vierhundert Kilometer entfernten Stadt arbeitet, c) in irgendeiner fünfhundert Kilometer entfernten Stadt mit einem weiblichen Artgenossen abhängt, d) der Sucht eines MMORPGs verfallen ist oder e) einer Kombination aus den vier Gründen erstgenannten erliegt. Das Leben kann so grausam sein!

Daher meine Bitte an alle die genauso geistesgestört/Zocker-vernarrt sind wie meinereiner: Macht ordentlich eure Schularbeiten und dann zockt was die Kabel hergeben, denn das Gefühl einer richtig fetten Gaming-Nacht lässt sich durch nix ersetzen.
 
schule ist zwar für den moment nervig, aber danach kommt die unschöne zeit des auf-sich-allein-gestellt-seins und man wünscht sich wieder schüler zu sein; und die lehrer mit irrwitzigen lösungen in der klassenarbeit zu nerven

(ein wahrer dialog: warum haben sie das alles umgestellt und nicht einfach die vorzeichen geändert? - weil ich's kann...!? - wissen sie, was sie sind? - hä? - ein arschloch!)

.... und nur die derbste blondine(!) der klasse hat den lösundsweg verstanden....
Ach ja: Erst die Hausaufgaben, dann erst daddeln - soinst hat man nachher ein jahr länger zeit.....
 
Jean hat schon recht, man weiß als Schüler nie so recht wie gut man es tatsächlich hat. Genieß das letzte Jahr in dem dir jemand die Entscheidung des Lehrplan aus der Hand nimmt, auch wenn es deine Freizeit einschränkt. Wenn du erst einaml einen Abschluss ahst, rennst du jeden Tag 25 Stunden irgendwelchen Dokumenten und Personen hinterher. Dann schon lieber Hausaufgaben freiwillig machen und bis Mitternacht zocken.
 
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