Guitar Hero @ World Cyber Games: Eine (zu) schwere Geburt
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am 25.08.2008 um 14:11 (1825 Hits)
Bei den World Cyber Games, den Weltmeisterschaften der Videospiele, wurden in diesem Jahr erstmals auch die besten Guitar-Hero-Spieler der Welt gesucht.
Als alter Guitar-Hero-Freak überlegte ich da natürlich nicht lange und konnte mich auch in einem Online-Turnier für die National Finals auf der GC in Leipzig qualifizieren. Bei einem weiteren Turnier bin ich nach einem harten Doppel-Finale noch Zweiter geworden.
Dann war es am 23.08. endlich soweit: Alle Teilnehmer der National Finals hatten sich auf spannende Guitar-Hero-Duelle gefreut, bei denen wir uns die harten Riffs um die Ohren hauen können. Was haben wir in Leipzig statt dessen vorgefunden?
* Einen akustisch komplett offenen Bereich, in dem neben den anderen WCG Finals auch alle GH3-Spiele ausgetragen werden mussten. Dieser wurde von drei Seiten pausenlos mit ohrenbetäubendem Lärm bombardiert (GC-Besucher wissen was ich meine), allen voran - nur fünf Meter entfernt von den GH3-Xboxen! - der Rapidshare-Stand, der mit massiver Soundanlage von früh bis abends fast ununterbrochen sein techno-hämmerndes Promo-Programm, jenseits jeder üblichen Disco-Lautstärke, über die Bühne zog. Dazu später mehr!
* Zwei GH3-Stationen, deren TVs selbst bei maximaler Lautstärke nicht im Geringsten gegen dieses krachende Messe-Monster ankamen. Damit nicht genug: Keine Kopfhörer für GH3-Spieler (im Gegensatz zu allen anderen Disziplinen!) - denn niemand ist auf die Idee gekommen, dass dafür eine Kopfhörer-Weiche notwendig gewesen wäre, damit beide Kontrahenten wenigstens etwas vom Ton mitbekommen können (denn was da von der Messe-Halle an Soundgewitter kam, das hätte kein Kopfhörer dieser Welt auch nur halbwegs abschirmen können).
* Zwei Samsung-HDTVs, anscheinend aus der Steinzeit der LCD-Technik, die einen Bild- und Ton-Lag jenseits von Gut und Böse hatten, der nur notdürftig mit der Kalibrierfunktion ausgeglichen werden konnte.
Unter solchen Bedingungen ein National Final eines M-U-S-I-K-Spiels austragen zu müssen, ist einfach nur lächerlich!
Was dem ganzen aber die traurige Krone aufsetzte: Just am oben angesprochenen Rapidshare-Stand konnte sich ein vierter Spieler für die National Final Endrunde am Sonntag qualifizieren (aus dem National Final selbst kamen dann die restlichen drei). An diesem Stand (mit Mola Adebisi, der mags wohl gerne überlaut) wurde meistens "Through The Fire And Flames" auf Profi gespielt, mit besagter Mega-Anlage in besagter Mega-Lautstärke, die sogar Herman und Sam beeindruckt hätte, während wir versuchten, der dunklen Seite der Dragonforce zu widerstehen und die Tasten zu den Noten zu drücken, die direkt vor uns am Bildschirm zu einem ganz anderen Song (den wir nicht hören konnten) liefen.
Während wir uns also zuerst durch die Quali-Turniere schlagen mussten, dann auf den National Finals stundenlang inmitten teils an die Schmerzgrenze gehenden Lärms ausharren oder unsere Turniersiege mühsam erkämpfen mussten, konnte hier einfach jemand auf die GC spazieren und sich unter optimalen Bedingungen direkt neben uns WCG-Spielern dritter Klasse einfach mal so in die Endrunde schreddern. EINE EINZIGE FARCE!!
Ok, es ist die GC. Und es verlangt ja auch keiner, dass es komplett leise ist. Aber zumindest mal ein einigermaßen akustisch abgetrennter Bereich, ähnlich wie andere Aussteller z.B. ihre Ab18-Bereiche oder "Mini-Kinos" aufbauen, wäre schön gewesen.
Sowas wie diese Glasboxen, wie sie Activision für GH World Tour aufgebaut hatte, wären natürlich optimal gewesen, aber das wäre wohl ein Luxus, den GH von der WCG noch nicht verlangen konnte (oder doch?). Aber man hätte sich eventuell mit Activision absprechen können, dass sie z.B. eine Box für die Austragung der Finals zur Verfügung gestellt hätten. Wäre sicher auch sehr cool gewesen, weil die Leute dann jedes Match optimal hätten verfolgen (und hören - Kopfhörer an den Glasboxen!) können. Und wäre das nicht die beste kostenfreie Werbung für Activision gewesen, wenn man mal Leute sehen kann, die das Spiel richtig gut können?
Ich bin überzeugt, da hätte sich was machen lassen.
Klar, man kann es sich auch einfach machen und sagen "damit müssen Profis fertig werden". Aber sorry, das kann es doch bei einem Musikspiel nicht sein, dass man die Musik, zu der man Spielen soll, nicht hören kann! Soll das irgendwie Spaß machen? Was soll das für ein Wettkampf sein? Mit Sicherheit kein Guitar Hero Contest. Das wäre in etwa so wie wenn man bei Counter-Strike nur noch mit Tastatur spielen könnte.
Kopfhörer für beide Spieler wäre wirklich das absolut mindeste gewesen.
Glaubt nicht, dass ich das schreibe, weil ich im Viertelfinale rausgeflogen bin. Das war aufgrund eines einzigen, dummen Grifffehlers - kann passieren, damit kann ich leben. Aber die National Finals waren einfach ein Witz. Wollen wir hoffen und beten, dass es nächstes Jahr besser wird.
Während den Finals hat sich ja rumgesprochen, dass GH3 sehr stiefmütterlich behandelt wurde. Aber so gehts definitiv nicht - das ist kein eSport mehr, das ist kein Guitar Hero mehr, das ist Guitar Gucken mit Ohren-Watscheln!