Atomare Arktis

Goemon

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1950 errichteten die USA einen militärischen Stützpunkt im Nordwesten Grönlands. An der Hafenstadt Qaanaaq (derlei beknackte Namen können sich nun wirklich nur dänische Inuit ausdenken), im inneren der Baffin-Bucht, liegt seither der Luftwaffenstützpunkt Thule und dient als universelle Eingreifbasis für vereinigte amerikanische Interessen in Europa. Natürlich bekam man es während des kalten Krieges mit der Angst zu tun, schließlich konnten die Sowjets jederzeit über das Eis hüpfen, um die paranoiden US-Truppen ihrer Handlungsbasis zu berauben und im schlimmsten Fall sogar für den Eigenbedarf zu nutzen. Ein stetes Damoklesschwert mit Radarantenne und Raketenhalterung erhob sich über die greisen Häupter der Flughafenbetreiber.

Ein Sicherheitsleck?
Doch die USA hätten es nicht an die Spitze der Weltmächte geschafft, wenn man hierfür keine angemessene Reaktion gefunden hätte. Kurzerhand beschloss man die exzessive Verteidigung des Militärguts und ließ fortan permanent Bomber über Thule kreisen, die im Notfall die Anlage, mitsamt allen russischen Angreifern in den ewigen Himmel befördert hätten. Und weil für einen echten Amerikaner genug niemals genug sein kann, waren sie nicht mit Streu- oder Sprengbomben bestückt, sondern mit Nuklearwaffen. Ob sich die Sowjetunion dadurch in irgendeiner Form beeindrucken ließ, ist nicht eindeutig überliefert, jedoch ist im Januar 1968 eine jener "Verteidigungsmissionen" bombastisch in die frostige Hose gegangen. Ein B-52-Bomber stürzte mitsamt seiner explosiven Fracht über der eisigen Wüste ab. Zwar explodierten die vier Atomsprengköpfe und verteilten radioaktive Flugzeugteile in der weiteren Umgebung, die erwünschte Kettenreaktion in den Plutoniumkernen blieb jedoch aus, wodurch die betroffenen Grönländer noch einmal Glück hatten. Da hat sich die Schlampigkeit der Entwickler und Erbauer endlich einmal ausgezahlt! Die Helfer, die damals die Trümmer aufräumten und den Unrat in die große Atommülltonne entsorgten, erkrankten auch allesamt an Folgen der Strahlenschäden, bekamen aber von der dänische Regierung eine großzügige Entschädigung (5.000 Euro, ungefähr eine Behandlungssitzung für Strahlenopfer).

Jetzt ließen US-Offizielle endlich eine erste umfassende Verlautbarung zu jenen Umständen veröffentlichen. Bürokratie braucht manchmal ein bissel länger, gerade wenn Uniformträger involviert sind. Der Bericht lässt Erstaunliches durchblicken: damals wurden die Überreste von drei Atombomben geborgen.

Pilzige Aussichten
Was also geschah mit dem vierten Sprengkopf? Liegt er noch im Eis? Haben ihn die Dänen im europäischen Weinkeller zwischengelagert oder gar weiterverkauft? Wenn die nukleare Bombe genauso sorgfältig geprüft wurde wie ihre Kollegen, geht freilich keine große Gefahr von ihr aus. Sollte sie jedoch in kundige Hände gelangt sein, ergeben sich Risiken unbekannten Ausmaßes, denn inzwischen könnte die Atombombe so ziemlich überall sein.

Die Geschichte bietet Stoff für mehrere gute Thriller; als Buch, Film oder Spiel. Dänische Untergrundkiffer finden die US-Megagranate im Frostkeller einer Inuit-Familie und transportieren sie zollfrei auf den europäischen Kontinent, um sie an der tschechischen Grenze gegen slowenischen Gras tauschen zu können. Agent Obama verfolgt die Missetäter, wird aber an der französischen Hoheitslinie aufgehalten, weil sein Schlitten die EU-Richtlinien für Kufenbreiten überschreitet. Verzweifelt wendet er sich an alte Klassenfeinde wie den Gouvanator, Will Smith oder Duke Nukem, die mit ihren überlegenen strategischen Konfrontationsmethoden die Katastrophe abwenden sollen.
Hat zufällig jemand die Handy-Nummer von Gerry Bruckheimer?
 
Ja, ist die 555-584... nee^^

Ich hab noch nie was von einem in der Artiks abgestürzten Atombomber gehört. Und auch die Sache, dass der Stützpunkt mit jenem Bomber »verteidigt« wurde (klingt total absurd^^), ist mir neu. Woher hast du das?
Klingt irgendwie nach `nem neuem Thriller von Dan Brown; die dänischen Illuminati haben die Bombe, und drohen mit der Zündung, wenn nicht bald die weltweit höchsten Steuern gesenkt werden.^^

Der Blog erhält von mir (statt der ersten 3-sternigen Wertung -.-) wieder 5 Sternchen. Schön kompaktes Wissen, für zwischendurch.Toll!^^
 
Grönland ist verdammt groß. Ehe russische Fußtruppen in Flughafennähe angelandet sind, hat selbst Bush ausgeschlafen und einen Gegenangriff befehligt. Der Plan zur "Verteidigung" der Basis mit nuklearen Bomben kann demnach nur ein Amerikaner entworfen haben. Andererseits, es war kalter Krieg und wir brauchten das Geld!
Mir will partout kein triftiger Grun einfallen den Stützpunkt mit Atompilzen einzudecken, aber damals war es wohl schick. In der Tat hat man den Vorfall bis heute geheim gehalten und erst vor wenigen Tagen eine ensthafte Pressemitteilung abgegeben.

Ich bin schier aus dem Sessel gekippt vor Lachen, auch wenn es eigentlich eine total ernste Angelegenheit ist. Amis sind halt immer für eine Überraschung gut.
 
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