Aufwand und Entschädigung

Goemon

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Kaum ein Thema beschäftigt den Sozialstaat so sehr wie die Arbeitslosenstatistik. Da wird nach allen Regeln der stochastischen Kunst nivelliert, gedreht, normalisiert, subtrahiert und wenn als Resultat irgendeine runde Summe unterboten wird, freut man sich unter dem Staunen der breiten Öffentlichkeit ein Loch in den Bauch. Um die Medien möglichst häufig durch neue Fortschritte unterhalten zu können, basteln Tausende Arbeitskräfte Tag für Tag an Wegen zur günstigeren Modellierung und erstellen Suchabfragen die es erlauben, zusätzliche Personen aus dem Kreis der nominell Arbeitslosen zu entfernen. Die gewichtigste Initiative zu jenen Verfahren stellt der Dunstkreis um das Arbeitslosengeld II (ALG2) dar.

Des Pudels Kern
ALG2 beinhaltet zusammen mit dem Hartz-IV-Töchterchen ein Paket aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Umschulungen, Weiterbildungen, Altersteilzeit, Frührente, Mehraufwandsentschädigung, Kurzarbeit, Teilbeschäftigung und staatlicher Beihilfe. Für all diese Ideen bekam irgendein Amtsschimmel Orden und Gehaltserhöhung, weil sie die Statistik nachhaltig zu Gunsten der Nettoarbeitslosigkeit gedrückt haben. Inzwischen kehren ALG2-Empfänger die Straße, bauen Marktstände, helfen in Warenhäusern aus, operieren in Kunstwerkstätten, werkeln in Gemeindeprojekten und verrichten allerlei nützliche Tätigkeiten mehr, für die man andernorts geschultes Personal einstellt. Und das alles zum sensationell günstigen Preis von nur einem Euro die Stunde. Um nun mit den Gemeindebetrieben irgendwie konkurrieren zu können, müssen freilich auch private Unternehmen ihre Gehaltszahlungen drosseln. Das konkurrenzlose Angebot der ALG2-Empfänger erreicht man dabei nicht, da irgendwelche Gesetzgeber und Gewerkschaften offen revoltieren, wenn man Angestellte mit acht Euro pro Tag abspeist, was nicht selten in Streiks und/oder Konkurs endet, es sei denn man heißt Deutsche Bahn.

Doch findige Unternehmer haben Methoden gefunden, um neue Arbeitskollegen für ein sehr geringes finanzielles Pensum zu rekrutieren. Als Beispiele seien hier nur Kurzarbeitergeld (halbes Gehalt bei vollem Arbeitsaufwand) und die Förderung Von Gemeinde-Projekten genannt. Wenn also ein Möbelhändler neue Verkäufer/Lagerverwalter/Sofa-Schubser sucht, stellt er den Bewerbern für gewöhnlich eine 40-Stunden-Woche mit unbezahlten Überstunden und ständiger Abrufbereitschaft auf 4-Euro-Basis in Aussicht. (Ungelogen, zwei Bekannte haben?s erlebt. Die Betreiber wissen genau, dass die Bewerber auf jeden noch so mies bezahlten Job angewiesen sind, wodurch sie sich wirklich alles erlauben können. Den beiden Filialleitern fielen allerdings die Kinnlagen aus der Oberkörper-Region, als die vermeintlich Bedürftigen ihnen dieses so genannte Angebot vor die Füße spuckten.) Wenn sich wider Erwarten keine freiwilligen Fußabtreter finden lassen, kann man immer noch staatliche Zuschüsse beantragen oder ein soziales Projekt aufstellen, dessen Mitarbeiter auf ALG2-Grundlage im Hinterzimmer Briefumschläge basteln, während der Projektorganisator von der Gemeindevertretung speziellen schriftlichen Dank und diverse finanzielle Zuwendungen für diese grandiose Idee erhält.

Gesetzliche Antwort
Während aber die privaten Nießnutzer dazu verpflichtet sind, ihren "Schützlingen" Material und Werkzeug zur Verfügung zu stellen, bleiben staatlich angestellte Hartz-IV-Empfänger häufig auf ihren Kosten für Arbeitskleidung und Anreise sitzen. Schließlich dient der eine Euro nicht dem persönlichen Vergnügen, sondern stellt eine Sozialleistung dar, die in erster Linie der Aufrechterhaltung dieses "Arbeitsplatzes" dient. Wenn man also im Möbellager eines Sozialkaufhauses arbeitet und für die Anfahrt eine Monatskarte zum Preis von 51,90 Euro benötigt, dann sind 130 Euro Aufwandsentschädigung völlig ausreichend, entschied nun das Bundessozialgericht.

Es ist ja vom Bund ganz nett gemeint, Neuwagen mit Steuersenkungen zu belohnen, aber wenn nur Abgeordnete und Mittelstandsunternehmer das notwendige Kleingeld haben um einen solchen bezahlen zu können, weil die deutsche Mehrheit von monatlich vierhundert Euro lebt, dann sollte das Konjunkturprogramm und insbesondere die Beschäftigungspolitik der Bundesregierung in Frage gestellt werden.
 
es ist mir fast peinlich, euch mit einem derart politischen Thema zu belästigen. Aber mir geht die Gesetzlage so dermaßen auf den Sender, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. Bitte nicht hauen!
 
ALG2 und Hartz4 werden von Politikern belobigt, genauso, wie diese 1 Euro-Geschichte (erhalten die denn dafür keinen "Zuschuss", wie Fahrtgeld?!). Es sei iwie nötig gewesen, und in Zukunft herrscht Arbeitslosenlosigkeit... Wenn dann in sozialen Brennpunkten Gewalt überhand nimmt, dann verhängen wir ein Waffenverbot (wie kürzlich geschehen). Wenn´s nicht besser wird, dann kommt ein Alkoholverbot. Und wo schon dabei sind, verbieten wir Killerspiele ;) Im Ernst: All diese Probleme wären unnötig, würde man das soziale Problem wirklich mal beim Schopfe packen und begutachten. Niedrige Löhne bedeutet Armut und diese zieht nunmal Gewalt mit sich. Ich schweife ab xD
1 Euro-Jobs sind keine Lösung. Und erstrecht nicht unter den genannten Umständen.

Es ist ein Teufelskreis. Sagen wir´s so. Unfair... *****
 
Ääähm... diese blöde Tastatur hier ist so laut, ich muss eigentlich andere Dinge tun, aber wenn die kollegen bemerken, wie ich klimpere^^ Deswegen, erstmal nur der kurze Komment speziell zu den 1Euro-Jobs ;)
 
Ich sehe dich ständig auf Cynamite werkeln. Ich habe persönlich ja auch Freizeit, aber ich werde nicht dafür bezahlt!

Die 1-Euro-Jobber sind
1. nicht Bestandteil der Arbeitslosenzahl,
2. billigste Arbeitskräfte denen man
3. nicht einmal Anfahrt oder Arbeitsweg bezahlen muss, denn dafür erhalten sie schließlich den einen Euro. Dieses beachtliche Kosten-Nutzen-Verhältnis nennt sich dann Sozialleistung.
 
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