AmrasSeregorn
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Frühjahrsmüdigkeit, Kinosommer und ein vielversprechender Filmherbst
Verhaltene Besucher- und Umsatzbilanzen im 1. Kino-Halbjahr 2007 – pünktlich zur Sommersaison schwenkt das Kinobarometer erneut auf „heiter“
Insgesamt 60 Millionen Filmbegeisterte zog es im ersten Halbjahr 2007 bundesweit in die Kinos, rund fünf Millionen Besucher weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum – ein Minus von 7,7 Prozent. Dies hatte entsprechende Auswirkungen auf den Gesamtumsatz, der im ersten Kinohalbjahr 2007 mit 364,4 Millionen Euro um 5,1 Prozent geringer ausfiel. Hiervon unbeeindruckt zeigte sich der deutsche Marktanteil, welcher sich zum Halbjahr 2007 mit 19,5 Prozent nun schon seit drei Jahren als konstant hoch erweist.
Der verhaltene Verlauf des ersten Kinohalbjahres ist vorrangig auf die vorgezogenen sommerlichen Temperaturen zurückzuführen, aber auch erfolgreiche internationale Blockbuster fehlten gerade in den ersten vier Monaten des Jahres 2007 – obwohl „Mr. Bean“ mit mehr als drei Millionen Fans „erfolgreich Ferien machte“. Der deutsche Film konnte trotz hohen Marktanteils und einiger schöner und beachtenswerter Einzelerfolge, aber bei einem deutlich geringeren Filmangebot, diese Lücke nicht schließen. Alles wartete auf SPIDER MAN III, der den diesjährigen „Blockbuster-Reigen“ so richtig erst im Mai eröffnete und der sich mit den Kassenhits PIRATES OF THE CARIBBEAN – AM ENDE DER WELT, unmittelbar gefolgt von SHREK DER DRITTE und STIRB LANGSAM 4.0 fortsetzte. Die Schwankungen im ersten Quartal sowie der schwache April mit einem Minus von 40,1 Prozent, wurden nun durch die guten Ergebnisse des Frühsommers, insbesondere des „fußball-WM-freien“ Junis mit einer Steigerung um rund 65 Prozent teilweise kompensiert. Dies ist kein rein deutsches Phänomen und die Ursachen lassen sich zum Beispiel auch in anderen europäischen Ländern, wie Frankreich oder Spanien, beobachten.
Letztlich erfolgreich war dann die Aufholjagd erst mit der nahtlosen Fortsetzung der Blockbuster-Offensive im Juli und August. Alleine HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHOENIX und DIE SIMPSONS – DER FILM lockten zusammen mehr als 10 Millionen Besucher in die Kinos. Doch damit ist es nicht zu Ende! Ein starker Kinoherbst u.a. mit der Fortsetzung des Action-Thrillers THE BOURNE ULTIMATUM, dem „rattenscharfen“ Animations-Spektakel RATATOUILLE und zahlreichen deutschen Produktionen lässt eine Wiederholung der erfreulichen Vorjahresergebnisse durchaus erwarten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende des Jahres erneut ein Plus verzeichnen können“, so FFA-Vorstand Peter Dinges.
Trotz des Besucherrückganges im ersten Halbjahr 2007 ist im Verhältnis von Neueröffnungen und Schließungen deutscher Filmtheater ein leichtes Plus von 4 Leinwänden (plus 2.000 Sitzplätze) im Vergleich zum ersten Halbjahr 2006 zu verzeichnen. Die Anzahl der Spielstätten ging in den letzten 12 Monaten um insgesamt 27 Kinos auf bundesweit 1.806 zurück. Bei den Schließungen handelt es sich hauptsächlich um kleinere Kinos mit ein bis zwei Leinwänden in kleinen und mittelgroßen Städten, während der Zuwachs an Leinwänden auf An- und Ausbauten größerer Kinos zurückzuführen ist. Ob sich hier der Beginn einer strukturellen Tendenz abzeichnet, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Die FFA wird dies weiter beobachten. Mit insgesamt 3.527 Leinwänden (inkl. Sonderformen) stellen die herkömmlichen Kinos noch immer den Löwenanteil des bundesweiten Leinwandbestandes. Die Anzahl der Multiplexe blieb deutschlandweit mit 1.305 Leinwänden relativ konstant. Beim Umsatz lag der Anteil der Großkinos bis zum 30. Juni 2007 mit 50,0 Prozent um 0,6 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Gleichwohl mussten die Kinobesucher für das großformatige Filmvergnügen im Durchschnitt 6,47 Euro entrichten. Damit lag der Preis einer Kinokarte bei den Multiplexen um 40 Cent über dem durchschnittlichen Eintrittspreis von 6,07 Euro. Grund hierfür war insbesondere der Überlängenaufschlag des besucherstarken PIRATES OF THE CARIBBEAN – AM ENDE DER WELT.
Die Home-Entertainment-Branche erzielte im ersten Halbjahr 2007 aus dem Verkauf und Verleih der Bildtonträger einen Gesamtmarktumsatz in Höhe von 669 Millionen Euro und erreichte nahezu das Umsatzergebnis des Vorjahreszeitraumes (676 Millionen Euro). Leicht gesunkene DVD-Durchschnittspreise auf 12,52 Euro und eine gleichzeitig gesteigerte Stückzahl verkaufter Silberscheiben (43,4 Millionen) sorgten dabei für einen DVD-Verkaufserlös in Höhe von 541 Millionen Euro – ein Ergebnis, das ohne jede Einbuße, exakt auf dem Niveau des Vorjahres lag. Ein kleiner Wermutstropfen sind lediglich die Ergebnisse des Videoleihmarktes, der wohl ebenfalls unter dem verfrühten Einsetzen des Sommerwetters zu leiden hatte: Die Anzahl der Verleihvorgänge ging um 3 Prozent auf 48,9 Millionen bei einer Umsatzeinbusse von 4 Prozent zurück. Die Prognose für das Gesamtjahr ist positiv: Die noch anstehenden DVD-Veröffentlichungen diesjähriger Kinohits, u.a. von HARRY POTTER 5, OCEAN’S 13 und 300, lassen ein außergewöhnlich starkes Herbst- und Weihnachtsgeschäft und damit einen neuen Rekordabsatz für 2007 erwarten.
Gute Zeiten für den deutschen Kinofilm, der im 1. Halbjahr 2007 von insgesamt 11,6 Millionen Besuchern gesehen wurde und einen Marktanteil von 19,5 Prozent erreichte – im Februar und März kletterte der Anteil hiesiger Produktionen gar auf 31,1 bzw. 24,5 Prozent. Mühelos nahmen die WILDEN KERLE 4 die Zwei Millionen-Besucher-Hürde und liegen somit zum Halbjahr mit 2,4 Millionen verkauften Tickets auf Platz 4 im deutschen Kino-Ranking. Insgesamt acht Filmproduktionen, darunter das Teenie-Sequel DIE WILDEN HÜHNER UND DIE LIEBE und der Kinder-Krimi HÄNDE WEG VON MISSISSIPPI brachten es auf mehr als 500.000 Besucher. Zahlreiche Filmstarts heimischen Fabrikats lassen auch in der zweiten Jahreshälfte gut gefüllte Kinosäle erwarten. Wie schon im Vorjahr sind dabei die unterschiedlichsten Genres vertreten: das auf dem Filmfestival Cannes prämierte Drama AUF DER ANDEREN SEITE von Fatih Akin (27. September), der Animationsspaß LISSI UND DER WILDE KAISER von und mit Bully Herbig (25. Oktober), und für die Jüngeren, die erstmalige Verfilmung des Jugendbuchklassikers DIE DREI ??? UND DAS GEHEIMNIS DER GEISTERINSEL (8. November). Auch der neue Film von Leander Haussmann dürfte bei den Kinogängern auf reges Interesse stoßen, denn wer wollte nicht immer schon mal wissen, WARUM MÄNNER NICHT ZUHÖREN UND FRAUEN SCHLECHT EINPARKEN (6.Dezember). Ob der gleichnamige Film den schlüssigen Beweis hierfür erbringt, wird sich zeigen – bei diesem reichen und vielfältigen Filmangebot deutscher Filme dürfte einem goldenen Kinoherbst jedenfalls nichts mehr im Wege stehen.
Quelle: Filmförderungsanstalt (Link zum kompletten Artikel)