Böse Menschheit!

Katharina Pache

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In letzter Zeit habe ich es mir angewöhnt, kurz vor dem Schlafengehen meinen Horizont zu erweitern. Nein, damit meine ich nicht den Konsum dubioser Stoffe, sondern das Durchzappen all jener Programme, die bei mir unter dem Oberbegriff "Kein Trash" aufgelistet sind.
Dazu gehört Arte, EinsPlus und all jene Sender, bei denen die Wahrscheinlichkeit, einen tätowierten Muskelzwerg, der Modellautos sammelt, dabei zu beobachten, wie er eine gepiercte Altenpflegerin, die in der Freizeit Pornos dreht, umwirbt, gleich Null ist.

Jedenfalls freue ich mich, wenn eine Doku über fremde Länder oder allgemein, über die Natur auf Sendung ist. Angenehme Musik, beeindruckende Bilder, interessante Wissens-Häppchen - es könnte doch so schön sein!

Letzte Woche lief auf Arte eine Dokumentation über ein malerisches bayerisches Tal. Ein älterer Mann erzählte von seinen Lieblingsorten, die beeindruckende Landschaft mit Bächen, Auen und Wäldern war tatsächlich wunderschön anzusehen. Doch dann: Musikwechsel. Traurige Geigen zerreißen die Stille, Schnitt auf ein gigantisches Maisfeld. "Der Anbau von Monokulturen schadet dem Boden ungemein."
Meine Reaktion: Oh nein! :(
Schnitt auf den Fluss: "Die zahlreichen Fischarten dezimieren sich seit Jahren, immer mehr Schadstoffe sickern in das Wasser. Die prachtvollen Libellen sieht man immer seltener ihre Eier ablegen."
Meine Reaktion: Oh neeeeeeeeeeeeeein, der schöne Bach! :(((((
Schnitt auf den Wald: "Brachliegende Wiesen werden immer mehr landwirtschaftlich genutzt, der Wald muss weiteren Feldern weichen. Wie lange werden unsere Kinder dieses idyllische Bild noch genießen können?"
Meine Reaktion: wie deprimierend T_T

Wunderbar, mit schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen wegen meiner Zugehörigkeit zur Gattung Mensch gehe ich ins Bett. Echt schade um die schöne Landschaft!

Der nächste Versuch an einem anderen Tag findet auf EinsPlus statt. Das Thema: Der Südpol. Fängt erfreulich an: Robben gleiten durchs Wasser, Pinguine watscheln übers Eis. Eine einsame Forscherstation sammelt Daten.
Doch nach kurzer Zeit erhebt sich auch hier der moralische Zeigefinger wie ein Eisberg aus den kalten Fluten. Schon seit Jahren habe man nicht mehr so warmes Wasser hier gehabt. Schnitt auf abbrechende Eismassen und ein paar Pinguine, die auf einer Scholle Packeis traurig herumtreiben, als ob sie sagen wollten "Wegen DIIIIIIIIIIIR wird unsere Heimat zerstört!!!! Kannst du uns noch in die Knopfaugen sehen?!?".
Ich schalte ab. Die Doku war langweilig, und die Bildqualität schlecht (bzw. das Wasser durch die Verschmutzung sehr trübe).

Dritter Versuch: Gestern Abend, das Programm ist mir entfallen. Thema ist die Korallenroute in der Südsee. Wahnsinn! Die Lagunen, das türkis-grüne Wasser, feinster Strand, sich im Wind wiegende Palmen, farbenfrohe Tropen-Fische zwischen gewaltigen Korallen!
Aber ich war auf der hut, denn ich dachte mir: so bleibt das sicher nicht. Und ich behielt recht! Schon beim Besuch der zweiten Insel erfahre ich, dass die Einheimischen das Meer gnadenlos überfischt haben. Nunja, immerhin sind diesmal andere schuld am Untergang dieses Paradieses.
Doch es kommt noch schlimmer: Die Korallen sterben, das Wasser ist zu warm und zu schadstoffreich. Tausende Jahre sind sie gewachsen, nur um von heute auf morgen als graue Brösel auf dem toten Meeresgrund zu liegen.

Ich schalte ab. Das einzige, was ich wollte, war ein paar schöne Naturaufnahmen von der anderen Seite der Welt zu sehen. Und nicht ständig reingewürgt bekommen, was für ein Tumorgeschwür die Menschheit doch ist. Umweltschutz, schön und gut! Finde ich super, ich werfe ja nicht mal meine Kaugummipapiere weg.
Nur bitte: Weniger Moralaposteltum in Naturdokus. Bitte. Danke.
 
überhaupt weniger Moralaposteltum, wenn ich bitten darf. Die, die groß reden sind doch meist selbst die größten Drecksäue...ähh...Naturschädlinge. Wenn mir so ein abgehobener Politiker vorrechnen will, das ich gefälligst die Heizung im Winter nicht aufdrehen soll, diese und jene Energie sparen soll und eben diese Damen und Herrn dann teilweise sinnlos durch die Weltgeschichte jeten und im Dienst-Audi A8 durch die gegend gondeln...da schmeiß ich mit ruhigem Gewissen mein Kaugummipapierdel oder meine Zigarette weg...die Straßenkehrer räumen eh auf...von wegen Umweltverschmutzung. Oo

Zum Blog: Ist nett geschrieben, aber naja...sollte man ja auch erwarten dürfen.^^ (Deswegen gibts von mir keine Bewertung)
 
Die TerraX - Dokus im ZDAF (Zweites Alte Leute Fernsehen) sind auch ok und ich hab da noch nie ne Moralpredigt gesehen. Aber wir, die ja den Lieben langen Tag in dunklen heruntergekommenen Zimmern sitzen, Musik mit gewalthaltigen Texten hören, mit Killerspielen unsere Tötungsfähigkeiten trainieren und systematisch unsere Gewalthemmschwelle herabsetzen (Ironie), sind ja daran gewöhnt, dass die Medien alles und jedem ein schlechtes Gewissen einreden.
 
Mit der Moral, hängts immer von der Sichtweise ab.

Wenn man das ganze humoristisch betrachtet, sind diese Dokus gutes Entertainment.

Die Bäume entwickeln sich ja außerdem nur weiter, zu Tischen, Schränke usw. und es entstehen neue freie Flächen.
 
Katha, habe Deinen Blog direkt allen deutschen Qualitätssendern zugeleitet. Spätestens Sonntag ist das Thema bei "Anne Will". Du wirst sicher für die Betroffenen-Couch eingeladen. Die Antwort der ARD auf die "stille Treppe" der RTL-Nanny. Neben Dir sitzt bestimmt ein Greenpeace-Aktivist, der von seinen Ankettungserlebnissen an verschieden Reaktortürmen berichtet. Freu mich drauf! Ich hoffe, Du zahlst Deine GEZ-Gebühren...
 
Du hast verschiedene televisionäre Informationen aufgenommen, da Du angeblich Deinen Horizont erweitern wolltest. Da neben den schönen und guten auch hässliche und schlechte Informationen den Weg zu DIr finden, fühlst Du eine Mitverantwortung, die Dir soziologisch betrachtet nicht abgesprochen werden kann. Dass sich Dein Gewissen regt und beunruhigt, zeigt, dass Du lebst.
Das gehört alles dazu, zum Horizont-Erweitern. Wo ist das Problem? Die Pinguine bekommen ja erst in Deinem Kopf eine Stimme (mit Deinem Text!). Zum Einschlafen gibt es das Sandmännchen!
 
Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, mein Hab und Gut zu verschenken, um fortan in einer Höhle im Wald zu leben. Wäre es aber wirklich eine gute Idee, die tatsächlich etwas verändern könnte?! Wenn die Städte verlassen werden würden und alle nackt im Wald hausen?! Rostige Coladosen im Wald gehören dazu, genau wie Autoreifen im See. Naja, wir Menschen gewöhnen uns ja an viele Dinge, auch an diese. Also Frau Reuss plagen sie sich nicht mit einem schlechten Gewissen herum, genießen sie ihren Urlaub auf Borneo oder wo auch immer, aber hinterlassen sie keinen Müll, bei ihren Ausflügen in die Natur, das wäre schon mal was. Gruss TrakLL
 
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