DB fordert Opfer

Goemon

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Dem armen Wolfgang Tiefensee stehen Kummer und Sorgen tief ins Gesicht geschrieben. Tief sind seine Augenringe, leer ist sein Blick. Als Verkehrsminister hat er eine der undankbarsten Aufgaben dieses Planeten: die Überwachung der Deutschen Bahn. Jene steckte bereits letztes Jahr in tiefer Krise, als die horrenden tariflichen Forderungen der GDL den Vorstand zur Ausarbeitung neuer Verträge nötigte. Sieben Monate hat es gedauert, bis den Lokführern 11% Lohnerhöhung zugesprochen wurden. Die Aktion kostet die Bahn laut Mehdorn in den kommenden fünf Jahren etwa 1,6 Mrd. Euro, nebst der Milliarde die bereits für die Auswirkungen der Streiks drauf gegangen sind.

Ersatzfahrplan
Hinzu kamen diverse Sicherheitsprobleme, wie jüngst durch die ICEs mit Neigetechnik, welche momentan allesamt untersucht werden. Es hat tatsächlich erst zwei Achsenbrüche mit Personenschaden gebraucht, bis der Bahnvorstand überzeugt war, man sollte sich die entsprechenden Loks noch einmal anschauen. Und weil die Züge nun auf dem Netz fehlen, ist der Osten Deutschlands bis gestern fast vollständig vom ICE-Netz getrennt. Ein Umstand, der auf der Online-Buchungsseite freilich nicht zum Tragen kommt. Bucht man nun eine ICE-Verbindung von Berlin nach Frankfurt, passiert es mitunter, dass man auf Hinweise trifft, die den ICE aufgrund des Ersatzplans in einen IC oder gar EC umwandeln, was zu unangenehmen Verlängerungen der Fahrtzeit führen kann. Auch sind nicht alle Ausfälle Online verzeichnet, sodass der gebuchte und bestätigte ICE oft erst am Bahnhof auf zauberhafte Weise zu einer Regional-Gurke mutiert. Noch schöner war es allerdings gestern, als die phantomhafte Geschwindigkeitsreduktion auf jeden Zug angewandt wurde.

Einkünfte
Der Oberkracher im Deutschen Bahngeschäft sind natürlich die Gehälter der Vorstandsmitglieder. Im nunmehr öffentlichen Bonus-Regelwerk sind etwa 100.000 bis 500.000 Euro pro Person festgelegt. Mehdorn meinte hierzu: "es ist allgemein üblich, dass es einen Anreiz fürs Management und Führungskräfte gibt. Der Eigentümer gibt denen, die die Aktien verkaufen, Möhrchen, damit sie sich anstrengen, diese möglichst teuer zu verkaufen." In diesem Fasll sind die Möhrchen allerdings ziemlich fett und man sollte doch annehmen, dass Angestellte der Bundesrepublik ihre Arbeit auch freiwillig richtig machen. OK, mit Blick auf Frank-Walter oder Horst Seehofer scheint auch diese Vorstellung eine irrige zu sein, aber zurück zum Bonus.
Als selbiger kürzlich bekannt wurde, stand Tiefensee fett in der Kritik, erklärte überrumpelt worden zu sein und entließ fix seinen Staatssekretär Matthias von Randow, in der weisen Hoffnung, die Massen mit dem Lämmchenopfer zu besänftigen. Blöd nur, dass seine Untergebenen sich schon wieder verquatscht haben, denn von Radow hat Tiefensee bereits Mitte September informiert. Gut, auch damals war es bereits zu spät, weil die Regierung offenbar keine Möglichkeiten hat in das Walten seiner eigenen Betriebe einzugreifen, die Bonuszahlung also feststeht. Opposition wie auch Partei-interne Abgeordnete fordern nun den Rücktritt des offensichtlich völlig überforderten Verkehrsministers.

Das Aus für den Verkehrminister?
Als ob die Entlassung von Tiefensee irgendetwas ändern würde! Ja, der Mann kann seinen Job nicht und hat keinerlei Kontrolle über das größte Verkehrsunternehmen des Bundes, aber haben wir Alternativen? Selbst wenn wir das komplette Ministerium auswechseln und den Bonus in den Papierkorb fegen, bleibt Hartmut Mehdorn ein fixes Jahresgehalt von 700.000 Euro, welches im kommenden Jahr auf 900.000 aufgestockt wird. Zusätzlich erhält er eine Jahresabschlussvergütung von maximal 1,15 Millionen Euro, die sich 2009 auf 1,35 Millionen erhöht. 20% Lohnerhöhung sind dem schwer posierenden Mann demnach sicher, was in einem Grundgehalt resultiert, dass sogar fünf- bis zehnmal größer ist als die Diäten unserer Abgeordneten. Und die müssen wenigstens fehlerfrei vor der Kamera sprechen können, wenn sie Deutschland in den finanziellen Ruin reiten, wohingegen so ein Bahnvorstand ja nix anderes macht, als Tarifforderungen zu erdrücken. Über die Altersvorsorge eines Mannes mit einer Million Jahresgehalt will ich gar nicht erst nachdenken!

So sehr man Wolfgang Tiefensee auch beschimpft und ihn seiner Unzulänglichkeiten und Inkompetenz erinnert, das Problem DB lässt sich nicht lösen, solange der Bund keinen direkten Zugriff auf die Zusammensetzung und Entlohnung des Vorstands hat. Und den wird man mit dem derzeit geltenden Regelwerk niemals erhalten!

PS.: Es ist verdammt schade, dass derlei Gefechte in handelsüblichen Simulationen viel zu kurz kommen. Insofern sind Train-Simulator und Verkehrs-WiSims total unrealistisch, weil sich das Einkommen dort am Gewinn orientiert. Totaler Quatsch, wenn die Bahn ein paar Millionen verliert, schiebt der Bund sie nach, komme was wolle.
 
woher soll auch das ganze geld für die bahnangestellten kommen - so geht wenigstens alles dahin, wo es viel mehr benötigt wird - in the minister's deep pockets
 
Gestern hat sich die Koalition wieder komplett herumgedreht. Offiziell sind die Manager-Boni jetzt eine feine Sache. Tja, kann eh niemand mehr ändern!
Nur Tiefensee stellt sich gegen die bereits genehmigten Bonuszahlungen. Damit steht er komplett allein auf seinem Anti-Mehdorn-Posten, was die Rücktritts-Forderungen wohl weiter bestärken wird. Wie man's macht, macht man's verkehrt! Die Koalition will ihren Verkehrsminister los werden und wenn sie es nur genug wünscht, schafft sie es auch.

Mehdorn, der eigentliche Geldschlucker und Denunziant liegt derweil wohlig schlummernd auf seiner Wildledercouch, wissend, dass man ihm niemals nicht zu Leibe rücken wird.
 
manager kriegen sowieso zuviel honoriert

ein gespräch zwischen firmenboss und manager, der die firma ruiniert hat:
"tja, da hab ich wohl einen riesen-verlust gemancht - die firma ist fast pleite und wir müssen 90% der belegschaft kündigen" - "was, wenn das so ist, nehmen sie sich gefälligst so viel geld, wie ihr bankkonto aushält und lassen sich hier nie mehr sehen!" - "tja damit muss ich wohl leben......"
 
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