Der Blog mit 9 Volt

half_baked222

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Hä? Watt? Ne, Volt! Es gibt bestimmte Regelmäßigkeiten, die absolut verläßlich sind und immer sein werden. Bombensicher, in Stein gemeißelt, unumstößlich, unermüdlich; nur ein paar schmückende Wie-Wörter.

Dazu gehört zweifelsohne die liebsame Batterie. Der kleine Helfer in der Not, der zufrieden seinen Platz findet und, ohne direkt zur Gewerkschaft zu rennen, treu seinen Dienst verrichtet. Wo wäre die Menschheit ohne die stille wie selbstlose Ressource? Sämtliche Uhren träten plötzlich in Streik und gingen glatt ein- bis zweimal am Tag richtig. Niemand käme pünktlich, die Erde verkäme zu einem globalen Bahnhof, auf dem wie gewohnt rein gar nichts nach (Fahr-)Plan liefe. Verärgerung, Trauer, Zorn, Wut, Enttäuschung, Galgenhumor,Verzeifelung - die üblichen Emotionen eines durchschnittlichen Bahnfahrers. Endstation Amoklauf. Der tägliche Wahnsinn eben. Als Kunde ist man nichts anderes gewohnt, Überraschung beim pünktlichen Einlauf.

Ein gar nicht unrealistisches (deutsches) Zukunftsszenario: Menschtrauben stapeln sich hinter-, über-, unter-, neben-, auf- und ineinander am Gleis und schicken Stoßgebete. Betroffenes Schweigen, bis mit lediglich einer Stunde Verspätung der viel zu kleine und vollgesaute Transportwagon einrollt. Szenenapplaus. Erlösung pur, Fahnen werden gehisst, Lieder angestimmt. Feiern bis zur Besinnungslosigkeit, ausgelasse Ekstase beim ohrenbetäubenden Quietschen der Vorkriegsbremsen.
Die Nationalhymne darf selbstsingend nicht fehlen, ein Volk tanzt ausgelassen und gänzlich verzückt vor den Schienen.
Ohne tickende Uhr wäre diese ersonnene Heiterkeit natürlich gänzlich unmöglich, ein Dank dafür an die Batterie.

Zurück zu den Regelmäßigkeiten. Ich mache selbstprahlerisch kein Geheimnis draus: Ich bin ein verdammter Riesenglückspilz! Täglich am Fernmeldeschacht im Treppenhaus gewinne ich Abermillionen im Lotto. Telefonisch wird mir extra persönlich mitgeteilt, wie viel Sahne ich bereits zum wiederholten Male hatte und wie viele Unmengen an Reisen ich eingetrichen habe. Beinahe unüberschaubar, fraglich woher soviel Kerosin genommen wird. Das flüchtig erwähnte Zeitschriftenabonnement hat keine große Bewandtnis, um den Globus reisend bietet sich eh Lesestoff an. Manchmal, zu besinnlicher Stund', ist es mir schon ein klitzekleines minibißchen peinlich, wie hoch ausgerechnet meine Gewinnchance bei sämtlichen Klassenlotterien dieser Hemisphäre stehen. Solch phänomenale Quoten werden garantiert nur mir zuteil. Bonzentum vorprogrammiert. Der Wahrscheinlichkeit Folge geleistet hätte ich bereits dutzende Male beim Jauch auf den Stuhl gesessen, zu aufdringlich will man dann doch nicht sein. Davon ab, ich könnte zu Lebzeiten keineswegs soviel Wasser runterwürgen. Als wahrscheinlich angehender Multimillionär übe ich mich natürlich in Bescheidenheit. Abheben kann ich mit der nächsten Telefonreise. Bei den unendlichen Sachpreisen, von denen meine Urahnen noch werden zehren können, ist jeder Tag ein ganz besonderer. Glücklicherweise klingelt mich sogar ständig irgendein Berater irgendeiner Firma, von der ich nie zuvor gehört hatte, wach, um kostenlos und ganz unverbindlich meine Finanzen durchzugehen. Es paßt alles zusammen, schön so vom Glück überrannt zu werden...
 
Seltsam, bisher bin ich dem Irrglauben aufgelegt gewesen, doch tatsächlich der einzige Abstauber zu sein. Wie wahrscheinlich ist es schon, daß neben mir jemand jeden morgen von Fortuna wachgeküßt wird?! Unfaßbar.

Ich teile nicht gerne, anhand meiner ausschweifenden, gewonnenen Besitztümer ließe sich allerdings die nächste Reise gewiß zu zweit antreten ;)
 
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