Der Fall Litwinenko

corleone

Gelöscht
Mitglied seit
27.08.2006
Beiträge
446
Reaktionspunkte
0
Hallo,
der am 1. November vergiftete russische Ex-Spion Alexander Litwinenko, der nach der Beendigung seiner KGB-Karrierre starke Kritik an Moskau und der Regierung Wladimirs Putin verübt hatte, starb vorgestern qualvoll an den Folgen des Anschlages.
Vermutlich wissen viele das bereits, ich will hier auch keinen Newspost eröffnen, ich möchte darüber diskutieren, was in diesem Land verdammt nochmal schief geht. Nach der Auflösung der UdSSR ist das Chaos dort ja kaum beseitigt.
Der Mauerfall und der Zusammenbruch der Sowjetunion haben den Ost/West-Konflikt besiegelt, das alles bringt aber auch viele Nachteile mit sich.
Der Führungsstil ist stark autoritär, neigt schon in Richtung Diktatur, die Meinungs, Informations - und Pressefreiheit ist praktisch nicht vorhanden.
Gleiches gilt für einen Großteil der ehemaligen Sowjetrepubliken, die seit 1991 unabhängig sind - ob Turkmenistan, Kasachstan oder Usbekistan - hier herrschen die "Präsidenten" überall autokratisch. Aus Sowjetdiktatur wurde präsidiale Diktatur - nichts hat sich großartig verbessert.
Wie soll das weitergehen?
Wird weiterhin jeder Journalist, jeder, der gegen das russische Regime protestiert, kaltblütig umgebracht? Mir wird schlecht dabei..
Litwinenko war damit beschäftigt, den Mordfall an der russischen Kritikern & Journalistin Anna Politowskaja, die ja erst kürzlich ermordet wurde, aufzudecken.
Russland, VR China, Nordkorea - wo bleiben noch große Unterschiede?

Was sagt ihr zur Lage in Russland?

Gruß,
corleone
 
Zuletzt bearbeitet:
corleone schrieb:
Der Führungsstil ist stark autoritär, neigt schon in Richtung Diktatur, die Meinungs, Informations - und Pressefreiheit ist praktisch nicht vorhanden.
[...] Aus Sowjetdiktatur wurde präsidiale Diktatur - nichts hat sich großartig verbessert.
Wie soll das weitergehen?

Wie es weitergehen soll? Vermutlich so wie die letzten paar Hundert Jahre. Denn wenn ich mir - grob - die Geschichte Russlands betrachte, hat sich seit der Zarenzeit eigentlich herzlichst wenig getan. Vielmehr würde ich sogar behaupten, das die Russen auch gar nicht ohne Zar/Diktator leben können. Denn wenn ich mir ansehe das Putin, knapp 10 Jahre nachdem der Kommunismus zusammengebrochen ist, wieder die alten Machtverhältnisse erstellen will (und das von der Bevölkerung weitestgehend geduldet wird), scheint es so, als wäre der gemeine Russe nicht in der Lage oder zumindest nicht gewillt westliche Ordnungen, wie die Demokratie annehmen zu wollen. Ich will aber auch nicht ausschließen, das die Bevölkerung dies nur in der Hoffnung geschehen lässt, das es dann wieder besser wird. Denn wenn man es genau betrachtet, ging es den Russen noch nie sonderlich gut. Egal ob unter den Zaren, dem kommunistischen Regime oder jetzt unter der sogenannten Demokratie mit ihrem Präsidenten. Zwar hat es sowohl in der Zarenzeit, wie auch aktuell jeweils eine höhere Gesellschaftsschicht gegeben, der es gut ging/gut geht, aber der Großteil der Bevölkerung (ver)hungert an der Armutsgrenze - und so lange sich hier nichts tut, wird auch jedem Regime Tür und Tor geöffnet, zu machen was es will.
Das diese Regime nicht wollen, das sich etwas ändert ist klar - warum unnötig die eigene Macht gefährden? Nur bildet sich auf diese Art ein Teufelskreis: Der Bevölkerung ist egal was passiert, das Regime versucht seine Macht zu erhalten bzw. zu erweitern - und einzelne Revolutionäre können nichts ändern, da ihnen die Unterstützung durch die Menschen fehlt - und das Regime kann ungehindert diese Stimmen aus dem Weg räumen.
 
Wer als russischer Spion eine Karriere beim KGB gemacht hat, sollte sich nicht wundern, wenn sein Leben zu einem jähen Ende geführt hat.
Ich würde das als Berufsrisiko bezeichnen.
Der Mann wird sich in seinem Leben zahlreiche Feinde gemacht haben, die nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet haben, es ihm heimzuzahlen.
Ruhe er in Frieden!
 
Zurück