Der Mord

tobi988

Bekanntes Gesicht
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17.08.2007
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Er konnte nicht genau sagen, was er sah. Wenn ihn jemand dazu aufgefordert hätte, das Aussehen der Leiche in Worte zu fassen, dann hätte er sich wahrscheinlich sofort übergeben müssen. Es wunderte ihn das er es nicht schon getan hatte.
So etwas war noch nie vor seine Augen getreten. Mit diesem Anfang hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Mit diesem Opfer, da war er sich sicher, hatte ein neues Zeitalter in der Kriminalwelt von Köln begonnen.
Doch nicht nur die Leiche an sich deutete auf etwas neues hin, sondern auch die Umgebung und die Inszenierung.
Der tote Körper saß auf einer Gebetsbank in der ersten Reihe des Kölner Doms. Der Kopf war dem Opfer abgetrennt worden und steckte nun auf einer weißen Kerze, die genau vor der Leiche stand. Der Kopf blickte also auf seinen eigenen Körper. Alle Finger der Frau waren nach oben gebogen worden. Ringe oder anderen Schmuck trug sie genauso wenig wie Kleidung. Der nackte Körper war - bis auf den abgetrennten Kopf und die gebrochenen Finger - ohne weitere sichtbare Verletzungen. Die Blutlache zog sich einmal komplett um die ganze Gebetsbank. Die Pfütze war einige Zentimeter tief. Vereinzelt waren Blutspritzer auch außerhalb der roten Fläche zu sehen. Links neben dem Opfer klebte auf einer Säule der Kirche ebenfalls ein großer, runder Blutfleck. Ihre Kleidung war nirgendwo zu sehen.

"Okay, sag mir was." meinte er und rieb sich über sein Gesicht.
"Gertrud Schmitz, 85 Jahre alt, einen Meter und 75 Zentimeter groß, wohlgemerkt mit Kopf." sein Partner blickte von seinen Notizen hoch und grinste.
"Schlechter Scherz. Ganz schlechter Scherz!" antwortete er und unterdrückte ein Gähnen.
"Die Frau wohnte Sterrenhofweg 25 in Köln Junkersdorf. Das ist hinten bei den Feldern. Die Neubauten." der Partner blickte wieder zu seinem Vorgesetzten.
"Mehr nicht?" fragte dieser überrascht.
"Nein, im Moment nicht. Der Arzt und ein Leichenwagen sind unterwegs. Draußen wartet eine gewisse Martina, die unser Opfer gefunden hat. Vielleicht fängst du mit ihr an?"
"Martina?"
"Ja, einfach nur Martina. Die Frau scheint unter Schock zu stehen. Mehr als den Vornamen konnte ich aus ihr nicht herausbekommen."
"Okay. Dann mal auf ins Gebrüll." meinte er und zündete sich eine Marlboro an.

Der Streifenwagen seines Partners war mitten auf der Domplatte geparkt worden. Das Blaulicht war an und erhellte ein wenig die dunkle Nacht. So wurde ebenfalls die dünne Schneeschicht, die nun die großen, dicken Steinplatten der Domplatte bedeckte, bläulich gefärbt. Er zog seinen Mantel enger zu. Es war Minus zwei Grad und zehn nach sechs morgens. "Einfach nur Martina." dachte er genervt bei sich.
Sie lehnte ungeschickt und steif an der Motorhaube des Dienstwagens und rauchte hastig. Als er näher kam öffnete sich die Beifahrertür und ein ihm unbekannter Streifenpolizist stieg aus.
"Hallo." wurde er müde begrüßt.
"Hi." grüßte er knapp zurück. Sie gaben sich schnell die Hand. Die Kälte brannte auf der Haut.
"Sind Sie Martina?" richtete er seine Frage an die Frau. Diese nickte nur und warf ihre Zigarette auf den feuchten Boden. Es zischte leise. Noch war nicht so viel auf den Straßen los. Köln erwachte heute nur langsam.
"Kann ich sie zu einem Kaffee einladen?" wollte der Kommissar wissen. Die Frau nickte nur wieder.
"Okay, dann gehen wir am besten ins Dom Hotel hier um die Ecke." Schlug er vor und nickte dem Polizisten zum Abschied nur kurz zu. Dieser erwiderte ebenfalls mit einem Nicken.

Er spielte mit dem Holzgriff eines Steakmessers. Der Tisch war ebenso perfekt hergerichtet worden, wie das gesamte Hotel. Das Licht in dem Speisesaal war gedämmt worden. Der Raum war noch kühl von der Nacht. Die Heizungen taten ihren Dienst erst wenige Minuten. Der Herr am Empfang war so nett gewesen und hatte den Saal, der sonst nur für Hochzeitsfeste oder ähnlichen Feiern benutzt wurde, aufgeschlossen.
Ein Ober kam mit zwei Tassen Kaffee. Wortlos setzte er sie ab. Martina drückte ihre Zigarette in einem dunkelbraunen Glasaschenbecher der Kölschbrauerei "Reissdorf" aus und zündete sich sofort wieder eine neue an. Dabei blickte sie dem Komissar zum ersten mal direkt ins Gesicht. Sie sah ängstlich aus. Außerdem wirkte sie müde und roch nach Alkohol. Er hatte seine erste Verdächtige. Obwohl es sehr unwahrscheinlich war, das sie die Täterin war. Kein Mörder findet seine eigenen Opfer. - Zumindest hatte er das noch nicht selbst erlebt. Ein Kollege von ihm hatte mal von solch einem Fall in Luxemburg erzählt. Aber das war irgendwann in den siebziger Jahren gewesen. Die Zeiten haben sich geändert. Die Mörder ebenso. Er ging wirklich nicht davon aus das sie die Täterin war, aber trotzdem hatte diese Frau etwas zu verbergen. Ob es was mit der alten Frau im Dom zu tun hatte, das konnte er nicht sagen. Er trank genüsslich von seinem Kaffee. Dann zündete er sich eine Marlboro an.
"Sie sehen müde aus. Lange Nacht gehabt?" fragte er freundlich. Martina hob wieder ihren Kopf. Sie hatte die ganze Zeit auf die weiße Tischdecke geblickt und geraucht. "Wir haben gleich halb sieben. So sehe ich jeden Morgen aus." erwiderte die Frau schnell und zog an ihrer Camel. Dann trank sie von ihrem Kaffee. Plötzlich wusste er was ihn an Martina störte: Sie verhielt sich nicht wie jemand, der gerade eine verstümmelte Leiche gefunden hatte. Wenn es für solche Personen eine Art Verhaltensmuster gab, dann wurde sie diesem in keinster Weise gerecht. Sie wirkte nicht geschockt, kein bisschen unruhig. Sie wirkte genau Gegenteilig von dem was sein Kollege im Dom erzählt hatte. - Nur ängstlich. Ängstlich, dunkel und kalt. - Genau wie das Wetter. So wirkte sie. Steif und erstarrt vor Angst.
"Worauf warten Sie eigentlich?" die Frage durchstieß die Stille wie ein Blitz. Er zuckte kurz zusammen. Martina blickte ihn nun wieder an. Ihr Blick schien ihn zu durchbohren. Er war starr und nichtssagend. "Ich meine, wir sitzen hier schon eine viertel Stunde und rauchen nur. Ich würde gerne zur Arbeit gehen."
"Wo arbeiten Sie?"
"Ich bin für das aufschließen der Domtüren und so zuständig. Quasi die Hausmeisterin, wenn man so will. Ich helfe aber nur aus. Ich habe ihre Kollegen alarmiert."
"Sie helfen nur aus?" ignorierte er den letzten Satz der Frau.
"Ja, um mir Geld nebenher zu verdienen. Das Arbeitslosengeld ist mir zu wenig."
Stille.
"Na ja, ich denke heute können Sie sich mehr oder weniger frei nehmen. Der Dom bleibt erst mal geschlossen." Die Frau zog überrascht die Augenbrauen hoch und wirkte leicht irritiert über diese Aussage. "Dort ist ein Mord passiert, Frau... Wie ist gleich ihr voller Name??
Stille.
"Dann halt anders!" dachte er und griff nach seiner Zigarettenschachtel: "Können Sie mir sagen, wann Sie ungefähr die Frau gefunden haben?"
Sie blickte auf ihre Armbanduhr. "So circa vor einer Stunde."
Bei jeder Antwort blickte die Frau ihren Gesprächspartner kurz und starr in die Augen. Danach senkte sie ihren Blick wieder auf die Tischdecke.
"Also um Viertel vor sechs." stellte er fest. Sie nickte, ließ ihren Kopf aber diesmal gesenkt.
"Und der Dom war vorher nicht offen."
"Richtig."
"Wann schließen Sie ihn?"
"Das ist unterschiedlich. Kommt immer drauf an, wann der letzte Besucher geht. Der Dom ist schließlich kein Supermarkt."
"Verstehe. Wann haben Sie ihn gestern geschlossen?"
Die Frau blickte erneut auf die Armbanduhr. Dann hob sie ihren Kopf: "Um kurz nach Mitternacht."
Er rechnete kurz nach: "Das heißt der Dom war knapp sechs Stunden geschlossen."
"Genauer gesagt von kurz nach null Uhr bis halb sechs Uhr vorhin."
"Was machen Sie, wenn Sie hier ankommen?" wollte der Polizist wissen. Die Frau blickte verstört auf. Sie schien die Frage nicht zu verstehen. "Ich meine, wie sieht ihr Arbeitsablauf aus, wenn Sie morgens hier ankommen?"
"Ich hole meinen Schlüssel heraus, schließe alle Türen auf und gehe wieder."
"Ohne in den Dom zu gehen?"
"Normalerweise schon."
"Normalerweise?"
"Nur heute, vorhin, nicht."
"Wieso sind Sie denn heute reingegangen?"
Bei dieser Antwort hob Sie zum ersten Mal nicht ihren Kopf: "Weil ich Angst hatte."
Er blickte auf die langen, dunkelbraunen Haare der Frau. Ihr Kopf war feucht vom kalten Wetter.
"Weil Sie Angst hatten, sind sie in den Dom gegangen?" fragte er dann. Sie nickte langsam.
"Vor wem haben Sie sich gefürchtet?"
Stille.
Als sie ihren Kopf hob, waren Ihre Augen gerötet und mit Tränen überströmt. Das Aussehen der Frau hatte sich in wenigen Sekunden so dermaßen verändert, das der Polizist das Gefühl hatte, nun einen anderen Menschen zu sehen.
"Vor wem?" wiederholte sie die Frage gereizt und mit einem vorwurdsvollem Unterton. Als wäre es eine Schande gewesen diese Farge jetzt zu stellen.
"Ja. Vor wem? Ich denke mal, es muss jemand von außerhalb des Domes ihnen Angst gemacht haben, sonst wären Sie ja nicht in den Dom reingegangen."
Die Frau schüttelte ihren Kopf. "Es ist egal, in welche Richtung ich gegangen wäre. Es war Zufall, das ich reingegangen bin."
Er wurde ungeduldig. Das war sein erster Fall und seine erste Zeugin. Und dann direkt so ein Hammer. Aber wenn ich jetzt unfreundlich werde, dann komme ich noch in Teufels Küche!
"Der Teufel hat keine Küche." sagte Martina plötzlich.
"Wie bitte?"
"Ich sagte, das der Teufel keine Küche hat. Genauso wenig, wie Gott Engel hat."
Dann öffnete die Frau ihren Mantel, zog eine Pistole hervor, öffnete ihren Mund und drückte den Abzug.

Er saß an seinem Schreibtisch und blickte auf die Fotos der beiden toten Frauen. Ihm gegenüber wippte sein Kollege ununterbrochen im Stuhl. Dabei las er den Bericht des Gerichtsmediziners. Ein paar Minuten änderte sich nichts an dieser Situation.
"Geht`s wieder?" wurde er von seinem Kollegen gefragt.
Er nickte und griff nach seinen Zigaretten.
"Und Sie hat einfach eine Pistole gezogen und sich selbst erschossen?"
"Genau. Sie hat das getan, womit keiner in dieser Situation gerechnet hätte!"
"Hey, ich mache dir keinen Vorwurf! Ich versuche nur zu verstehen."
Er blickte von den Fotografien auf. "Super, dann sind wir ja schon zwei! - Was meint der Gerichtsmediziner zu der Frau im Dom?"
Sein Kollege griff wieder nach dem Arztbericht und laß vor: "Der Tot trat durch die Enthauptung ein, daran besteht kein Zweifel. Todesuhrzeit Null Uhr Einunddreißig heute Morgen. Das Blut zeigt keine Anzeichen von Beruhigungsmitteln oder Drogen auf. Sie war bei vollem Bewusstsein, als ihr der Kopf abgeschlagen wurde. Wahrscheinlich mit einer Axt oder ähnlichem. Der Blutfleck den wir auf der Säule gefunden haben stammt von dem Kopf. Er ist zuerst gegen sie geflogen und dann auf den Boden gerollt." Er blickte auf das Foto, welches die blutverschmierte Domsäule zeigte. Sein Kollege laß weiter: "Der Körper weißt sonst keinerlei anderer Verletzungen auf. Eine Vergewaltigung kann auch ausgeschlossen werden."
"Was ist hiermit?" der Kommissar zeigte seinem Partner das Foto mit den Händen der Frau. "Dazu komm ich jetzt." Sein Kollege blätterte eine Seite weiter: "Die Obduktion hat ergeben, das die Finger nach eintreten des Todes gebrochen wurden. - Und zwar alle. Nachdem die Totenstarre eingesetzt hatte, wurden sie dann nach oben gebogen. Vielleicht um ihr den Schmuck besser abnehmen zu können."
Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und zündete sich eine Marlboro an. "Nein, denke ich nicht. Niemand bringt sein Opfer so blutig um und nimmt danach erst den Schmuck. Das ist viel zu Riskant. Fußabdrücke im Blut und so. Man müsste auf zu viele Dinge achten. Ich denke Raub als Motiv können wir ebenfalls ausschließen." Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: "Nur das mit den Fingern stört mich. Die Leichenstarre beginnt frühestens vier Stunden nach eintreten des Todes, soweit ich weiß. Das könnte in dem kalten Dom gut möglich sein. Dazu war es heute Nacht weit unter Null Grad. Sie fängt in der Hals- und Nackenmuskulatur an und kämpft sich dann abwärts weiter. Also trat die Starre in den Fingern ungefähr nach fünf Stunden ein. Der Todeszeitpunkt der Frau war halb eins. Plus fünf Stunden ist halb Sechs. Und erst dann konnte der Täter die Finger umbiegen. Dieses Schwein hat also noch ganze fünf Stunden bei seinem Opfer gesessen, nur um die Finger umzubiegen?" Er blickte ungläubig auf seinen Kollegen.
"Und eine halbe Stunde später hat unsere Martina Unbekannt dann die Leiche entdeckt." beendete sein Partner die Überlegungen.
Er drückte seine Zigarette aus. "Sie erzählte, das sie Angst vor etwas gehabt hatte und deshalb in den Dom gegangen sei. Vielleicht hat sie den Täter gesehen?"
Sein Kollege runzelte die Stirn. "Aber der Mörder muss nach unserer Theorie jetzt aus dem Dom herausgekommen sein. Wieso läuft sie denn auf ihn zu?" Die Blicke der beiden Ermittler trafen sich. "Schon mal daran gedacht, das die Frau ganz einfach die Täterin gewesen sein könnte? Von der Zeit her würde das alles zusammenpassen." schlug der Kollege vor.
Er blickte auf seine Schreibtischuhr. "Weißt du was. Wir haben jetzt kurz vor neun. Wir gehen erst mal Frühstücken!"

Sie entschieden sich dafür im "Balthasar", einer Studentenkneipe in Köln Sülz, zu essen. Sein Partner bestellte ein kleines Französisches Frühstück, einen großen Orangensaft und einen Milchkaffee. Er selbst entschied sich für zwei Brötchen, Rührei, einen Obstsalat und ebenfalls für einen Milchkaffee.
"Hältst du es wirklich für möglich, das die Frau den Mord im Dom begangen hat?" eröffnete er das Gespräch.
Sein Kollege schlug ein Ei auf. "Sicher. - Und als du sie angefangen hast zu befragen, ist sie mit dem Druck nicht fertig geworden und hat sich umgebracht."
"Na super! - Dabei habe ich sie gar nicht so unter Druck gesetzt."
"Du sagtest, sie wirkte ängstlich. Vielleicht ist sie ja nicht durch dich unter Druck gesetzt worden?" überlegte sein Kollege weiter und trank einen Schluck. Die Rädchen seines Kollegen waren schon seit heute Morgen auf Hochtouren und arbeiteten nur an diesem Fall. Er bewunderte ihn dafür. Er selbst fing gerade erst an wach zu werden. Er beobachtete erst mal die ganzen Beweise. Sein Kollege dagegen sagte immer genau das, woran er gerade dachte. "Irgendwas stimmt immer. Und wenn nicht, dann dient es als Denkanstoß!" hatte er einmal erklärt.
"Du meinst, vielleicht hat sie im Auftrag gehandelt?" versuchte er seinem Kollegen zu folgen.
"Zum Beispiel. Ich denke, wir sollten nachher erst mal zu der Wohnung von dieser Schmitz fahren. Die Gründe für den Selbstmord werden sich schon finden."
Sie tranken beide von ihren Kaffees.
"Was ist eigentlich mit der Kleidung und dem Schmuck der Frau. Habt ihr das alles gefunden?"
"Nein." antwortete sein Kollege nur.
"Na, dann ist unsere Selbstmörderin schon mal nicht unsere Täterin. Schließlich hatte sie keine andere Kleidung oder Schmuck dabei."
Eine junge Kellnerin trat an den Tisch. "Darf ich Ihnen noch etwas bringen?" fragte sie freundlich.
"Ja, für mich bitte einen Espresso."
"Für mich ebenfalls."
"Okay, kommt sofort." meinte die Frau gespielt freundlich und verschwand.
"Aber du hast recht." meinte sein Kollege dann. "Sie kann wirklich nicht unsere Täterin sein. Das mit der Kleidung ist wirklich komisch."
Er zündete sich eine Marlboro an. "Hier ist noch so einiges komisch, Kollege." meinte er dann.

Zwanzig Minuten später saßen die beiden Ermittler in einem silbernen Porsche Boxter und fuhren in Richtung Köln Junkersdorf. Das Auto roch nach neuem Leder und frischem Holz. Sein Kollege versuchte mit der Heizung klar zu kommen. "Das ist aber auch eine Schweinekälte da draußen!" beschimpfte der Kollege das Wetter und drehte den Heizungsregler bis zum Anschlag auf.
Er selbst blickte stumm und nachdenklich auf den Straßenverkehr. Dabei rauchte er. "Mir geht dieser Selbstmord nicht aus dem Kopf." meinte er schließlich als sie aufgrund einer roten Ampel halten mussten.
"Kann ich mir gut vorstellen! Ist ja erst ein paar Stunden her." pflichtete sein Pertner bei.
Er zog eine Grimasse. "Nein, ich meine die ganze Szene an sich. Ich persönlich habe das soweit alles verkraftet." Sie fuhren weiter. "Die Frau sah aus, als ob sie die Nacht durchgefeiert hätte. Sie stank nach Alkohol, rauchte eine Zigarette nach der anderen und sagte nur das nötigste." Er machte eine Pause damit er vorsichtig an einer Baustelle vorbeikommen konnte die seinen Fahrstreifen blockierte. "Aber was mir gar nicht aus dem Kopf geht, sind die Worte die sie kurz vor ihrem Selbstmord gesagt hatte: Der Teufel hat keine Küche, genauso wenig wie Gott Engel hat."
Der Kollege drehte erneut an dem Heizungsknopf. "Vielleicht war es nur eine Redewendung. Hört sich aber wirklich komisch an. Vielleicht kommt sie aus Bayern." Der Kollege grinste blöd hinüber.
"Nein, das was komisch daran ist, ist, das ich kurz bevor sie das gesagt hat, selber an den Teufel gedacht hatte."
Sein Kollge lehnte sich in den schwarzen Ledersitz zurück, genoss die Rückenheizung und fragte dann stirnrunzelt nach: "Du willst sagen, das sie deine Gedanken gelesen hat?"
"Und nicht nur das. Sie hat sogar darauf reagiert. So als ob Gedankenlesen das Selbstverständlichste der Welt wäre."

Die Wohnung von Gertrud Schmitz lag im dritten und obersten Stock eines kleinen, gepflegten Mehrfamilienhauses. Der Neubau hatte eine rosafarbene Fassade mit silberglänzenden Regenrinnen. Die Gegend in Junkersdorf gehörte zu der gehobenen Wohnungsklasse. Alles schien unglaublich teuer und war sehr gepflegt. Er hatte lange nicht so einen ordentlichen Garten gesehen. Sein Partner drückte auf ein kleines, weißes Knöpfchen mit der Aufschrift "G u. W Schmitz". Es passierte nichts. "W scheint nicht Zuhause zu sein!" meinte er gespielt geheimnisvoll. Dann läutete er bei Kaiser. Keiner öffnete. "Wieso klingelst du auch bei den Nachbarn? Wir haben doch den Wohnungsschlüssel." Und als er diesen Satz sagte, wurde ihm bewusst, das dies wahrscheinlich einer seiner schwersten Kriminalfälle sein würde. "Sag mal, wo hast du den Schlüssel eigentlich gefunden?"
Sein Kollege schloss das Treppenhaus auf. "Er lag auf einer der hinteren Gebetsbänke, neben der Brieftasche des Opfers." Sie gingen durch das gut durchlüftete und saubere Treppenhaus hinauf in den dritten Stock. Zuerst sein Kollege, dahinter er selbst.
"Also, einen Aufzug hätten sie hier ruhig auch noch einbauen können!" schnaufte sein Kollege vor ihm.
"Sag mal, findest du es gar nicht komisch das gerade die Brieftasche und die Wohnungsschlüssel nicht gestohlen wurden?" meinte er und war überrascht, wie steril es in diesem Treppenhaus war.
"Nicht unbedingt." gab sein Kollege zurück und betrat einen engen, aber langen Hausflur, der mit rosafarbenem Teppich ausgelegt war. Das Licht ging automatisch durch einen Bewegungsmelder an. "Da wir ja jetzt nicht mehr von Raub ausgehen, finde ich es geradezu logisch, das wir die Sachen gefunden haben. Der Täter wollte nur den Tod der Frau. Die Frage ist nur noch weshalb. - Mann, das ist der hässlichste Teppich, den ich je gesehen habe!" meinte sein Kollege und schloss die letzte Appartementtür auf der linken Seite auf. "Dann wollen wir doch mal sehen, wie unser Opfer so gelebt hat!"

Von dem Geruch der den beiden entgegenschlug, wurde ihnen direkt schlecht. "Was zum Teufel ist das für ein abartiger Geruch?" fragte er rethorisch in die Wohnung hinein.
"Scheiße ist das widerlich. Stinkt nach verdorbenem Fisch oder so." versuchte sein Kollege den Gestank zu definieren. Ihm standen die Tränen in den Augen.
Als sie in dem geräumigen Wohnzimmer standen schien der Geruch noch intensiver zu sein. Das war aber auch auf den ersten Blick das einzig sonderbare in dieser Wohnung.
Er blickte sich um. "Also, der Flur und das Wohnzimmer sehen doch gepflegt aus. Ein Tisch, drei Stühle, ein Bücherregal. Mann, die Alte hat gelebt wie jeder andere auch. Nur gelüftet hat sie eben nicht."
"Warte erst mal ab. Wir haben schließlich noch die Küche, das Bad und den anderen Wohnraum." meinte sein Kollege und öffnete die Tür, die in eine kleine Küche mit schräger Decke führte. Auf dem Herd stand eine geöffnete Pfanne, in der zwei Fische lagen. Sie hatten einen feinen grünen Film auf der Haut.
"So, Geruchsquelle geortet!" meinte sein Kollege nur und schloss die Tür wieder.
Er selbst stand währenddessen im Bad und wollte gar nicht wissen was hier als letztes passiert war. Die gesamte Badewanne war komplett mit Blut gefüllt. Es war jedoch zu hell. Daher nahm er an, das es mit Wasser verdünnt worden war. Im Waschbecken lagen Finger. Er zählte sie durch und ordnete sie in Gedanken an Hände. Irgendjemandem fehlten alle Finger! Der gesamte Raum roch stark nach Deodorant. "Scheiße!" sagte er nur, als er sich einmal um die eigene Achse drehte und den Raum auf sich wirken ließ.
Dann rief sein Kollege. "Ich denke, das solltest du dir mal ansehen, Chef!"
"Chef?" dachte er überrascht. "So nennt er mich nur, wenn es besonders wird."

Das Zimmer wurde von zwei Leisten mit Schwarzlichtröhren beleuchtet. Wegen des dunklen Lichtes war es schwer direkt alles zu erkennen. Seine Augen mussten sich erst an die schlechte Sicht gewöhnen. Die Rollos waren heruntergelassen worden. Die Wände und die Decke waren in schwarz gestrichen worden. In der gleichen Farbe war der Teppich gehalten worden. Das einzige Möbelstück in dem Raum war ein Bett von ungefähr zwei mal zwei Metern, ebenfalls in Schwarz. In dem Bett war nur der Kopf eines Mannes zu sehen. Die angehobene schwarze sich nicht bewegende Decke sagte ihm das der Körper unter dieser war und der Mensch in dem Bett tod war. - Dem Verwesungsgeruch nach zu urteilen schon einige Tage.
Er konnte einen Lichtschalter erkennen und betätigte ihn. Doch der Schalter war ebenso tod wie der Mann in dem Bett.
"Was in Gottes Namen ist das hier?" fragte er in den dunklen Raum hinein...
© 2009
Ich hab zwar nicht wirklich ein Copyright auf den Text, aber wer klaut wird verhaut! ;)
Für Feedback bin ich dankbar!
 
Schonmal ernsthaft daran gedacht, Autor zu werden? Mich würde nur noch ein Ende interessieren
 
respekt, sehr gut geschrieben.
charaktere sind für den leser schnell fassbar und nicht "steril".
guter wortwitz und sehr kurzweilig.

bestimmt massentauglich...
 
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