Der pharmazeutische Sportbetrug

Goemon

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Der Radsport steht seit Jahren im Zentrum reger Kritik. Da wurde geschummelt, gemauschelt und natürlich gedopt. Inzwischen sieht es so aus, als hätte fast jeder Treppchen-Besteiger seine Erfolge irgendwelchem medizinischen Wunderwerk zu verdanken. Selbst mein Vater, dereinst begeisterter Radsport-Fan (wohl auch aufgrund eigengewichtiger Unfähigkeit), schaut inzwischen anstelle ganzer Rennen nur noch die Highlights am Wochenende, wenn die Tour de Dope Angst und Schrecken unter französische Sportmediziner streut. Wen wundert?s? Schließlich haben sich Wunderkinder wie Erik Zabel (dessen Karriere Höhepunkt ein in Tränen versunkenes Doping-Geständnis im Mai 2007 ist) oder Floyd Landis (aberkannter Toursieger 2006) ihre Erfolge nur intravenösen Helferlein zu verdanken. Eine Disziplin die jeder mitteldeutsche Schnitzelfriedhof unter Einsatz von zwei Spritzen täglich mit Vorsprung gewinnen kann, ist so spannend wie der antarktische Wetterbericht (schneit es heute oder schneit es heute stark?).

Immerhin lustig!
Es hat schon einen gewissen Unterhaltungswert, zuzusehen wie die angeblichen Fairnis-Apostel über Monate hinweg ihre Unschuld beteuern und zeitgleich die Abgabe von Blut- oder Speichelproben vehement per Faustschlag und Fahnenflucht unterbinden, nur um ein Jahr später in die Kamera zu jammern, sie hätten von den nun zweifelsfrei nachgewiesenen Betablockern, Epo-Rückständen und Eigenblutrücklagen überhaupt gar nichts gemerkt, hätten keine Kontakte zu den Ärzten gehabt denen sie dreihundertsiebzehn Briefe über Leistungssteigernde Wirkstoffe geschrieben haben und seien vom Management total betrogen worden. Erinnert sich jemand an Jan Ullrich, der von 2006 bis 2008 ständig Vorgesetzte und Journalisten angeraunzt hat, weil er niemals unerlaubte Arzneien genommen hätte?! Oberstaatsanwalt Fred Apostel sagte dazu: "Unsere Ermittlungen über 21 Monate haben ergeben: Ullrich hat gedopt." Verfahrensfehler sind hierzulande ja relativ häufig, geschehen normalerweise aber zugunsten der Angeklagten.

Was lernen wir daraus?
Machen wir uns nix vor: Ehrlichkeit und Sport passt nicht immer zusammen. Christoph "Koksnase" Daum weiß das. Bernhardt "Bergsteiger" Kohl weiß es erst recht und zieht mit seinen jüngsten Drogenerfahrungen gleich das ganze Team Gerolsteiner aus dem Straßenverkehr. Team Telekom hat bereits letztes Jahr seine Konsequenzen gezogen und seine Fahrer nach Amerika verschenkt. Vielleicht können wir irgendwann wieder echte sportliche Leistungen von echten Sportlern würdigen, derzeit können wir leider nur echte Dope-Ärzte bewundern.

Zukunftsaussichten
Die medizinische Fakultät der Universität Freiburg, die neuen Erkenntnissen zufolge auch in jüngerer Zeit noch Metabolismusbeschleuniger an Radfahrer verteilte, zeigt deutlich, dass hinter den Vorwürfen weit mehr steht als die Verunstaltung einer mickrigen medienwirksamen Sportart. Mit dem Doping der dritten Generation erwächst uns die Möglichkeit jeden dahergelaufenen Sozialhilfeempfänger zum Superathleten zu machen, was entweder viel Geld kosten oder einbringen kann.

Durch den uneigennützigen Einsatz Chinas ist Doping nun endlich olympische Disziplin geworden und öffnet somit die Tore einer ganz neuen Geschäftswelt. Irgendwann werden die omnipotenten Präparate so billig sein, dass wir uns damit den Arbeitsalltag verkürzen können. Und wenn das eine neue industrielle Revolution auslöst, weil menschliche Arbeitskräfte wieder schneller werkeln als ihre Roboterkollegen, sollten wir uns diesem Fortschritt lieber nicht in den Weg stellen. Eher müssten wir sportlichen Betrug fördern, denn in der Bundesrepublik ist im Namen der Arbeitsbeschaffung fast alles erlaubt. Zumal die hier angestrebte Methode das Bruttoinlandsprodukt sogar steigert.
 
warum lassen die nicht einfach gleich das Doping zu? Und wenn es unsere Wirtschaft zu gute kommt, um so besser...
So, das war meine absolut kurze Meinung dazu.^^

Aber netter Blog.
 
Zwei Gründe:
1) Es gäbe sofort unangenehme Fragen über die große Wissensspanne einiger Dope-Länder. Gut China schert sich einen Dreck um die öffentliche Meinung, aber die USA hätte viel zu erklären. Man müsste pharmazeutische Schummelei also schrittweise legalisieren.
2) Der Profisport ist heute schon uninteressant genug. Wenn jedes Industrieland dopen darf was das Zeug hält, schaut keiner mehr auf die sportliche Leistung, sondern fragt sich welcher Doping-Star wohl zuerst tot umfällt.
Klar ist das Potenzial für unsere Medizin unabsehbar groß, aber hin und wieder sind ein paar Regeln ganz gut für die öffentliche Akzeptanz und Interesse.

Cheater an die Wand! (frei nach Jan Hegenberg)
 
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