Die Geburt einer Revolution?

vagantx

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Auf der diesjährigen E3 war es das Hauptthema: Project Natal von Microsoft. Nüchtern beschrieben: Eine Kamera mit Sprachsteuerung für die Spielekonsole Xbox 360. Das wäre die Kurzfassung für alle Playstation 3 Besitzer und für diejenigen, die dieses Jahr schon mindestens dreimal Vista neu installiert haben.

Denn Natal ist mehr, viel mehr. Es ist eine Revolution und diese ist völlig losgelöst vom Spielesektor zu betrachten: Dreidimensionales Motion-Capturing in Echtzeit, verbunden mit einer funktionierenden Sprachsteuerung. ("Sie wollen ein Kilo Bananen?") Und das Wichtigste: Es wird bezahlbar sein. Denn auch wenn der Preis noch nicht feststeht, wird er weit von dem entfernt sein, was bis dato vergleichbare Technik, die zudem meist noch im Versuchstadium steckte, kostete. Selbst der Hardwarehunger hält sich in Grenzen, denn die 360 darf man durchaus als betagten PC bezeichnen.

Entwickelt wurde Natal wahrscheinlich auf Basis einer Technologie, die MS mit der Übernahme der kleinen israelischen Firma "3DV Systems? erwarb. Interessant ist dabei, das sowohl Electronic Arts als auch Nintendo ein erstes Kaufangebot für die ursprüngliche von 3DV entwickelte Software, dankend ablehnten. Zu unfertig war die Technik, zu stark der Zweifel an die Funktionalität. Nur Microsoft traute sich, ein sicheres Polster aus vielen, vielen Dollars, fängt jeden eventuellen Absturz sanft auf.

Doch so seltsam es sich anhört, Projekt Natal könnte tatsächlich unseren Umgang mit der Technik von Grund auf ändern. Wir interagieren mit allen Maschinen heute nur mit Knöpfen. Ob Tastatur oder Touchpad, ob Maus oder Fernbedienung, im Prinzip drücken wir immer nur schnöde, blöde Knöpfe. Lokal abgegrenzt, auf festen Feldern oder direkt im Gerät eingebaut. Das was Natal uns zeigt ist völlig anders, Daten werden begreifbar, wir können sie anfassen, verschieben, sortieren. Der Zugang erfolgt so, wie wir Menschen am besten Lernen: Intuitiv. "Du willst etwas, sage es, nimm es!" Die Grenzen verschwimmen, der Computer betritt unsere Welt oder wir wagen den ersten kleinen Schritt in den Cyberspace.

Das enorme wirtschaftliche Potential dürfte jedem bewusst sein, der auch nur im Ansatz ökonomisch denken kann. Der nächst Schritt von MS wird die Integration von Projekt Natal in Windows 7 sein. Mit einer offenen Schnittstelle und dem nötigen Support, wird sich Natal verselbständigen. Fähige Designer und Entwickler werden in kürzester Zeit Natal adaptieren, zuerst in simplen Anwendungen, dann in komplexeren Strukturen und zuletzt hält es in der alltäglichen Technik Einzug ?vielleicht.

Die Namensgebung zeigt, dass die Microsoft genau so denkt: Angeblich ist es nach dem brasilianischen Heimatort des Chefentwicklers benannt, doch "Natal" ist auch lateinisch und bedeutet nichts anders als "Geburt". Die richtige Mutter hat Natal jetzt. Hoffen wir, dass es nicht genauso so ein verzogenes Blag wird, wie einige andere Abkömmlinge von Microsoft.

*Wedel-vor-dem-Monitor*? ach verdammt, muss ich es doch tippen:

AFK

VagantX

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