Die unbekannte Macht - Band 1 - Blog-Review

Bad Mojo

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So, dann mal eine kurze Berwertung von:

Die unbekannte Macht - von Peter F. Hamilton
Worum geht es?
Wir befinden uns im Jahre 2600 n. Chr. - die Menschheit hat schon längst Kontakt zu sog. Xenos (Außerirdischen) hergestellt und sich im Weltraum breitgemacht. Die Menschen selbst haben sich in verschiedene Rassen geteilt: Adamisten, streng gläubige Christen, die auf der Erde und anderen Planeten wohnen und Edeniten, die ausschließlich in lebenden Habitaten hausen, die um Gasriesen errichten worden sind.
Die Kolonisierung des Weltraumes wird immer weiter vorangetrieben. Auf einem der neuen Planeten kommt es zu einem Zwischenfall, der alles verändern wird. Doch niemand ahnt etwas, weil alles mehr oder weniger im Verborgenen stattfindet.
Dies ist die Story, sehr kurz umrissen.

Das Buch bildet Band 1 des mittlerweile 6 Bände umfassenden Armageddon-Zyklus und stellt im Grunde nur eine 850-seitige Einleitung dar. Es werden alle wichtigen Personen eingeführt, Schauplätze und es wird umrissen, wie es zum einen oder anderen gekommen ist.
Zwar passiert in diesem Werk bereits etliches, aber man ist am Ende doch recht enttäuscht, nach all den Mühen nicht etwas mehr erfahren zu haben. Und wer nicht gleich Band 2 greifbar hat, wird etwas gefrustet sein.
Zu Beginn ist das Buch extrem anstrengend. Erst nach etwa 200 Seiten entwickelt sich eine erkennbare Story, sind die meisten Planeten und Protagonisten eingeführt und man kommt langsam in den Genuß dessen, was die Fangemeinde die "größte Sci-Fi-Opera aller Zeiten" nennt. Allerdings bekommt man nur eine Ahnung davon, weil die eigentliche Action und die eigentliche Geschichte in den anderen Bänden stattfindet.
Nun soll nicht der Eindruck entstehen, in diesem Buch passierte nichts! Im Gegenteil! Es gibt zig Handlungsstränge, in denen es um Mord, Vergewaltigung, Krieg, Raub, Schmuggel und andere Dinge geht. Aber gerade das ist zu Beginn ziemlich verwirrend. Zig Personen, dazu lebende Raumschiffe, lebende Raumstationen, zig Orte, etliche Zeitabschnitte und und und... im hintersten Teil des Buches ist zum Glück das seitenlange Personenverzeichnis aufgeführt und eine Zeittafel, an der man sich orientieren kann.

Der Stil des Buches: Mir persönlich ist zuviel Technikgebrabbel enthalten und Hamilton wird auch nicht müde, jedes noch kleine technische Detail minutiös aufzulisten und erklären. Das nervt irgendwann. Man muß nicht 100%ig genau wissen, wie ein Antimaterie-Antrieb funktioniert oder die Nanoniken im Hirn der Leute oder der Satellit XYZ... (nur beispielhaft genannt). Im Grunde ist es manchmal wie in "Herr der Ringe": Man wünscht sich während des Lesens, daß es nicht ganz so ausführlich wäre und die Umgebung nicht ganz so lange beschrieben wird - aber am Ende war es genau das, was zur Atmosphäre beigetragen hat. Das Buch ist wie ein chinesisches, süßsaures Gericht: Eben nicht nur süß, aber auch nicht nur sauer. Und es frustriert ein wenig, wenn man merkt: Hoppla! Ich muß insgesamt 5000 Seiten lesen, um zu wissen, wie die Geschichte ausgeht. Aber mal ehrlich: Es gibt genug Bücher, bei denen man sich gewünscht hätte, sie wären länger gewesen, obwohl man schon 1000 Seiten hinter sich gebracht hatte...
Was am Anfang sehr witzig war, waren die ganzen, recht detailliert beschrieben sexuellen Eskapaden des eigentlich Hauptcharakters Josua Calvert. Der koitiert sich durch die gesamte Galaxis... und genau das wird irgendwann fast zuviel. Aber nur fast. Auch wenn das Buch sich stellenweise wie ein Porno liest, gibt es dem ganzen Schinken doch ein gutes Stück Würze mit auf den Weg. - Das gleiche gilt übrigens für die Gewaltszenen. Die ständige Erklärerei und Beschreiberei etc. wird zum Glück irgendwann abgelöst durch einige ziemlich heftige Ereignisse.

Aus diesen Gründen sei auch angeraten, das Buch nicht Kinder zu verschenken!

Fazit:
Ein starkes Buch, keine Frage. In mancher Hinsicht etwas langatmig, aber eine 5000 Seiten dauernde Geschichte braucht etwas, bis sie in Gang kommt. die Personen werden sehr schön herausgearbeitet, vor allem bei Calvert weiß man nie so recht, ob man ihn hassen oder lieben soll. Toll gemacht!
Die Story birgt ein Riesenpotential und nach den, wirklich öden ersten 200 Seiten, kommt man in den Genuß eines sehr spannenden Science-Fiction-Romans, der es wert ist, gekauft zu werden, wenngleich die schiere Länge des Werks eine wirkliche Herausforderung darstellt.
 
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