Discovery-Channel Großstädte

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mayaku

Gast
Willkommen zu mayakus bunter Welt der Großstadt!

Ich heiße Sie, wehrter Leser, wieder aufs Herzlichste in meinem Blog willkommen.

Diesen Monat werden wir die Fauna der gemeinen deutschen Großstadt (Großstädte sind nach einer Begriffsbestimmung der Internationalen Statistikkonferenz von 1887 alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern.) ein wenig näher betrachten.

Beginnen wir mit einer Spezies, die auch auf dem Lande immer weiter verbreitet ist...
...dem Homo Sapiens Iocundus, im Volksmund auch Zocker oder Gamer genannt.

Immer wieder halten sich Gerüchte, diese spezielle Spezies bestünde nur aus nachtaktiven, lichtscheuen und gewalttätigen Individuum, die sich scheuen einen Sexualpartner auch weit nach der Geschlechtsreife zu suchen, weshalb die Spezies der Homo Sapiens Iocundus immer wieder auf die Liste der bedrohten Arten zu finden sei.

Sicher mag es auch Exemplare geben, die diesen Klischees entsprechen, doch ist in der Gemeinde der Zocker viel mehr zu finden, als diese Gestalten, mit denen Eltern anderer Spezies der Großstadtbewohner ihre Jungen erschrecken und von den Zockern fernhalten möchten.

So scheinen die meisten Exemplare durchaus komplexen sozialen Regeln zu folgen, die durch eine sich selbst weiterentwickelnden Moralvorstellung bestimmt werden.
Zu diesen Moralvorstellungen gehört, dass ein so genannter Cheater von der Gesellschaft der Zocker gemieden werden muss.

Ein potentieller Cheater wird durch die Selbstregulierung der Gesellschaft der Zocker als Wesen ohne Moralvorstellungen erkannt, durch diese Erkenntnis gebranntmarkt und der Kaste der Cheater zugeordnet.

Dies erfolgt durch Beweisaufnahme durch sogenannte Screenshots und auch die Aussage etwaiger Zeugen.
Diese Beweise werden in der Gesellschaft der Zocker verbreitet und dadurch die neue Zugehörigkeit des betreffenden Zockers in der verachteten Kaste bekannt gegeben.

Dies mag einen recht harten Eindruck vermitteln, doch ist der Zocker an sich in der Regel ein recht umgängliches Wesen das sich gern von zuckerhaltigen Getränken und Fast Food ernährt.
Durch dieses Futter kann der Zocker an sich durchaus ein wenig fülliger werden, aber es zeigt, dass zwar auch carnivore Exemplare, also Fleischfresser unter ihnen leben, diese allerdings Cannibalismus verachten und generell eher friedlich sind.

Possierlich ist der Zocker vor allem dann, wenn er Beute gemacht hat.
Meist springt er dann vor seinem Rechner auf und ab, schneidet niedliche Grimassen und ruft lauthals in seiner gutturalen Sprache herum: "Yeah, giev teh EPIXX!"

Durch die große Beliebtheit der Sprache der Zocker finden sich mittlerweile auch Lehnworte aus der Zockersprache in der Sprache der Chatter, mailer und SMSer wieder.

Auch wenn der Zocker oft in den Revieren der Chatter, mailer, SMSer und anderer technoider Völker wildert, so grenzt er sich meist deutlich von ihnen ab, da er sich als überlegene Spezies sieht und bezeichnet Angehöriger anderer technoider Völker als noob, was in der Sprache der Zocker ein abwertender, aber dennoch recht liebevoller, Ausdruck für alle Nicht-Zocker ist.

Allerdings ist es wohl war, dass der Homo Sapiens Iocundus deutlich weniger Weibchen in seinen Reihen hat, als andere Spezies.
Bei der Balz um die Weibchen kann die gesellschaftliche Struktur der Gemeinde der Zocker, die sich durch Stämme und Herden, die in der Sprache der Zocker als Gilden oder auch Clans bezeichnet werden, durchaus erschüttert, wenn nicht gar zerstört werden.

Vor allem junge Männchen, die gerade die Geschlechtsreife erreichen schlagen bei der Balz gern gehörig über die Stränge. Oft tun sie es auch nur, um von älteren Geschlechtsgenossen überhaupt wahrgenommen zu werden und Anerkennung zu erhalten, wenn sie diese anderweitig nicht erreichen können.

Anerkennung ist ein wichtiger Aspekt in der sozialen Hierarchie und wird durch Erfolg in bizarren langwierigen Ritualen erlangt.
Diese Rituale werden Raids oder auch BGs genannt und werden von den Zockern mitunter über Stunden bis zur total Erschöpfung durchgeführt.

Bemerkenswert ist, dass auch Weibchen an diesen Ritualen, die eher einem Initiationsritus für männliche Angehörige eines Stammes wirken, teilnehmen dürfen und dieses Recht auch vermehrt in Anspruch nehmen.

Sie sehen also, geschätzter Leser, dass der Zocker ein durchaus interessantes Wesen ist und nur wenig mit den Schauermärchen zu tun hat, die gerne über ihn verbreitet werden.

Ähnlich dem Hai wird er oft Opfer von Verleumdungen, ist aber genauso schützenswert, wie unser gut bezahnter Freund aus der tiefe der Meere.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und hoffe, wir lesen uns demnächst wieder, wenn es wieder heißt:

Willkommen zu mayakus bunter Welt der Großstadt!

Auf Wiedersehen!
 
schöner Blog...endlich mal wieder einer.^^
 
ganz klar 5 punkte..
haste echt geil geschrieben und war sicher auch ne richtig zeitaufwändige sache. so wissenschaftlich und witzig zugleich sind nur wenige texte, also: respekt und weiter so :)
 
Sehr schön Mayaku. An Dir ist eine Schriftstellerin verloren gegangen - oder schreibst Du auch kommerzielle Geschichten?
 
Sehr guter blog, sehr amüsant und toll zu lesen, erkenne sehr viele kumpels und äh mich auch ein wenig :-D darin wieder

5 sterne hast du dir redlich verdient
 
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