Das diese quälende Radlerei bei der (Tor)Tour de France schon seit ewigen Jahren ein medizinisches Versuchsprogramm zur Ausdauer- und Leistungssteigerung ist, dürfte doch wohl niemand ernstlich überrascht haben. Das wußte man alles auch vor Beginn der diesjährigen Tour. Dennoch haben unsere öffentlich-rechtlichen Saubermänner verschämt zur Seite geschielt und die Übertragung in fast gewohnter Weise begonnen. Klar, mit dem Vorsatz vermehrt über die verbrecherische Unsitte des Dopings aufzuklären und den Finger auf die Wunden zu legen. Ein knapp dreiwöchiger täglich mehrstündiger Anti-Doping-Spot, bei dem der Sport quasi nur aus Gründen der Informationspflicht mitgesendet wird. Habe angesichts dieser Verlogenheit schon mehrere Lachanfälle bekommen. Der jetzige Ausstieg von ARD und ZDF ist daher meiner Meinung nach nicht konsequent und ehrlich, sondern zynischste Heuchelei. Denn jetzt alles an dem wohl reichlich vertrottelten naiven Sinkewitz festzumachen ist ein stinkender Witz. Gleiches gilt für das allgemeine Naserümpfen, Verurteilen und Echauffieren über den Einstieg von SAT1. Ganz egal ob von den Medien oder Politik. Als ob Eurosport nicht ohnehin weiter übertragen hätte und nach dem Austieg der öffentlich-unerträglichen einen Quotensprung zu verzeichnen hatte. Denn eines ist klar. Da kann gedopt werden wie auf einer Intensivstation lebenserhaltende Maßnahmen durchgeführt werden, besteht dennoch bei ein offensichtlich nicht unerhebliches öffentliches Interesse an dieser medizinischen Leistungsshow.und das will befriedigt werden - ganz egal von wem und unter welchen argumentativen Ausflüchten. Nun laßt mal Klöden noch ganz weit nach vorne kommen und um den Sieg mitfahren, während sich der sogenannte Zabelhafte womöglich in das immer enger werdende grüne Hemdchen zwängt und das nationale Interesse ist wieder hellwach. Ganz egal, mit was die sich aufpäppeln. Wenn das alles nicht gar so traurig wäre, könnte man sich von Tag zu Tag köstlicher amüsieren.
Doch eines sollte wirklich allen klar sein. Die Pedalos sind doch nur die Spitze des Eisberges. Es gibt wahrlich noch mehr als einige Hände voll Hochleistungssportarten, denen ich nicht weiter als bis zum Zubinden der Sportschuhe traue. Wenn überhaupt so weit. Gilt natürlich vor allem für Individual-Sportarten, bei denen dem Körper ein Höchstmaß an Leistung abverlangt wird. Aber davon gibt es jede Menge. Wenn da jetzt endlich überall weltweit rigoros und flächendeckend verläßlich kontrolliert würde, die TV-Anstalten bei Entlarvung mit konsequenten Sendestopp reagieren, dann würden unsere Sportsendungen ein völlig anderes und neues Profil erhalten. Ob das dann allerdings noch jemand ernstlich interessiert, lasse ich mal im Raum stehen. Der Sport ist hoffnungslos überzüchtet und die Masse der "Sportfreunde" immer nur an neuen Höchstleistung interessiert, ohne diese Hinterfragen zu wollen. Wenn sich an dieser Einstellung nichts ändert, sind alle anderen Versuche nutzlos verschwendete Energie. Es bleibt dabei, von den Arenen des alten Rom sind wir weiterhin nur einen kleinen Steinwurf entfernt.