Durchgespielt: S.T.A.L.K.E.R. Shadow of Chernobyl

Maverick

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"Willkommen in Tschernobyl... Wo der Mensch die Hölle schuf"

Nach all den Jahren der Wartezeit auf den ukrainischen, vermeintlichen Ausnahmetitel ist es wie mit allen guten Games: Es ist einfach viel zu schnell durchgespielt, gestern ereilte mich dieses Schicksal. 3 verschiedene Enden hab ich erspielt und dann leise Abschied genommen von der "Zone". Tja, was bleibt danach von mir über "S.T.A.L.K.E.R. Shadow of Chernobyl" zu sagen ? So einiges, deshalb viel Spass beim Lesen !

Als gedächtnisloser Stalker (einer jener Abenteurer, der auf der Suche nach verwertbaren Gegenständen und Artefakten sein Leben riskiert), der dem Intro nach nur knapp dem Tod entronnen ist, wird man im Jahre 2012 in die rätselhaften Geschehnisse 6 Jahre nach einer 2. Explosion im Atomkraftwerk Tschernobyl hineingezogen und erkundet auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit die sogenannte "Zone", das marode und teilweise immer noch schwer strahlenbelastete Gebiet rund um Tschernobyl. Das geht natürlich nicht ohne entsprechende Ausrüstung und diverse Waffen, sonst machen einem die Gegner, wie Banditen, Mutanten oder auch die gefährlichen Anomalien bzw. die tödliche Strahlung der Zone schnell den Garaus.

Es gibt diverse Fraktionen bzw. Händler im Spiel, bei denen man neben dem Erwerb neuer und besserer Ausrüstung die Haupt- und diversen Nebenaufträge erhält. Diese werden übersichtlich im PDA ("Personal Data Assistant", ein kleiner Taschencomputer) des Stalkers gespeichert und sind jederzeit nachlesbar. Eine Automap ist ebenfalls integriert, diese ist zoombar und nützlich zur Orientierung, wobei dank eingeblendeten Wegpfeil und Angabe der Entfernung zum Ziel ein Verlaufen schier unmöglich wird. Danke dieser Hilfe und des einstellbaren Schwierigkeitsgrades sollten auch Shooter-Neulinge mit Stalker zurechtkommen.

Geschossen wird viel im Spiel und so sollte es als erstes Ziel sein, an bessere Waffen und ne anständige Rüstung zu kommen. Neben dem Plündern von getöteten Gegner, um neue Munition,Medipacks oder Strahlungsgegenmittel zu erhalten, gibts innerhalb der Zone auch die bereits erwähnten Artefakte zu finden. Diese kann man seinem Stalker anlegen (maximal 5 Stück) und bekommt dafür diverse Bonis wie mehr Gesundheit oder Ausdauer, aber auch Malis wie erhöhte Strahlungsanfälligkeit.

Stalker setzt auf Realismus, beim Überschreiten der Tragkraft kann man sich spürbar weniger rennend fortbewegen, da die Ausdauer sehr schnell nachlässt. Wird die Tragkraftgrenz ganz überschtritten man kann sich überhaupt nicht mehr bewegen, bis man die Grenze wieder unterschreitet. Die Waffen und Rüstungen nutzen sich ab und müssen mit der Zeit ersetzt werden. Nahrung muss der Stalker auch zu sich nehmen, sonst droht irgendwann der Hungertod. Bei Verletzungen, z.B. durch Schusswunden muss mit Verbände die Blutung gestoppt werden, ansonsten stirbt man recht schnell.

Vorab sei gesagt, dass das Spiel mich nicht immer mitgerissen hat, aber es gab so einige Situationen im Spiel, da saugte einem das Spiel förmlich ein und man kam ins Grübeln, welches großartige Potenzial das Spiel eigentlich hatte. Leider haben sich die Jungs von GSC Gameworld mit den zuerst geplanten Features übernommen und im Laufe der mehrjährigen Entwicklung diese immer weiter runtergekürzt, so dass letztendlich "nur" ein Shooter mit leichten RPG-Anteilen übrig geblieben ist.

Auch wenn durch die lange Entwicklungszeit die Engine von Stalker nicht mehr wie auf den ersten Bildern für ungläubige Blicke sorgt, sie weis dennoch durch weitestgehend scharfe Texturen und eine hervorragende Weitsicht zu gefallen.Der Hardwarehunger der Engine bei höheren Spieldetails ist jedoch enorm, trotz relativ aktuellem Pc (Athlon 64 X2 DualCore 3800+, 640 MB Geforce 8800 GTS und 2 Gigabyte DDR-RAM) gabs einzelne Gebiete, da ging die Performance schon spürbar in den Keller und es fing an zu ruckeln. Allerdings wollte ich z.B. die Dynamische Beleuchtung nicht ausschalten. Diese Grafik-Option kostete zwar viel an Leistung, sieht aber sichtbar stimmungsvoller aus als die statische Beleuchtung, wenn ich da nur an den dynamischen Tag-Nacht-Wechsel denke, der ist optisch sehr beeindruckend gestaltet. Ohne die Dynamische Beleuchtung und mit mittleren Details sollte Stalker aber auch auf Mittelklasse-Pc`s gut spielbar sein.

Bis auf manche dünne Waffensounds und die gewöhnungsbedürftige teilweise Sprachausgabe mit russischem Akzent konnte mich die Sounduntermalung des Spiel überzeugen, der eher bedrückende bzw. bedrohlich wirkende Soundtrack passt perfekt zum Spiel.

Der erwartete Ausnahmetitel ist S.T.A.L.K.E.R leider nicht geworden wegen diverser Mängel, die in der Summe letztendlich den Sprung in die Oberliga verhindern: Zu sperrige Bedienung, keine komplette Sprachausgabe während den Gesprächen und auf Dauer recht langweilige Nebenquests von der Stange, wie hole Gegenstand A oder töte Gegner B. Nervig waren auch die viel zu oft vorkommenden Ladehemmungen bei den Waffen. Da Fahrzeuge im Spiel nicht benutzbar sind, müssen mitunter auch lange Laufwege in Kauf genommen werden.

Aber das Spiel hat seine starken Seiten: Die Atmosphäre weis durch die detailreich gestaltenen Landschaften zu überzeugen, solche trostlos und bedrückend wirkenden Bauten gabs bisher im keinem anderen Spiel zu sehen. Das Erkunden der einzelnen Gebiete der Zone bzw. das Lüften des Geheimnisses um seine eigene Vergangenheit und der rätselhaften Vorgänge im Atomkraftwerk macht schon wirklich Laune und motiviert gradezu zum Weiterspielen, auch wenn die obligatorischen Zwischensequenzen bis zum Finale zunächst mehr Fragen als Antworten aufwerfen. Die Levels unter der Oberfläche in alten Bunkern oder Labors erzeugen durch den Einsatz von klasse Soundeffekten und dunkle Abschnitten samt sparsam gesetzter Monster subtiles Horror-Ambiente.

Die Spieldauer variiert nach Spiel- und Vorgehensweise, geht man streng der Hauptquest nach, dürfte man nach circa 15 Stunden den ersten Abspann sehen, mit Erkunden der kompletten Zone und dem Erfüllen der diversen Nebenquests kommt man locker aufs Doppelte an Spielzeit.

Die magere 79% Spielspass-Wertung der PCPP kann ich nicht so ganz nachvollziehen, die 90 % der GS ebenso wenig, aber eine hohe 80er-Wertung hat sich das Game dank des unverbrauchten und wohl auch einzigartigen Szenarios sowie der teilweise genial gestalteten Levels bei mir allemal verdient. Jahrelanger Hype und gestrichene Features hin oder her, das Spiel steckt auch abgespeckt andere Action-Titel wie z.B. das kurz zuvor erschienene und von der PCPP auch mit 79 % bewertete "Infernal" aber mal richtig locker in die Tasche. Mir wird das Spiel jedenfalls dank intensiver Spielabschnitte in guter Erinnerung bleiben.

Maverick
 
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