Endlich frei!(?)

ElPleito

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Neubrandenburg, 05.August 2007, 10:59

Mein ABI ist gemacht. Am 07.07.07 habe ich, nach schier endlosen Torturen endlich mein Zeugnis in der Hand halten dürfen. Es waren lange Jahre, auf die ich sowohl mit einem lachendem, als auch mit einem weinendem Auge zurückblicken kann.
Doch geschafft, ist geschafft.
"Endlich frei!" waren wohl die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, bevor ich an Dinge dachte, wie "Sie wird mir fehlen." Und "Was nun?".
Letzterer Gedanke ließ mich bis heute nicht mehr los und was mich diesbezüglich bisher betraf, bringt mich doch eher zum heulen, denn zum lächeln.
Ich stehe ohne Ausbildung da. Kein Studienplatz und kein Job. Da ich vor einigen Jahren, aufgrund familiärer Probleme von zu Hause ausgezogen bin, ich aber als Schüler nicht die Möglichkeit hatte, mich genügend selbst zu versorgen und gleichzeitig ein ABI zu machen, beantragte ich nun also das Arbeitslosengeld II ? auch Harz IV. Und ich bekam es.
Nun, da ich mit der Schule fertig bin, verlangt der Staat natürlich auch etwas dafür von mir. Und was kam, als ich um Hilfe bat, weil ich das letzte Mal in der Schule in der 9. Klasse Bewerbungen geschrieben habe? Ein Bewerbertraining. Mehr nicht.
Eine Berufsberatung ist auf morgen angelegt. Viel zu spät eigentlich, um noch viel Glück zu haben und eine Ausbildung abzugreifen. Und als ich im Neubrandenburger Fernsehsender einen Lichtblick sah und erfuhr, es seien noch Lehrstellen offen und natürlich sofort anrief, wurde ich vertröstet, dass sich meine Berufsberaterin bei mir melden würde? das tat sie bis heute nicht.
Nun gehe ich morgen also zur Berufsberatung und danach schweren Herzens auch zum ersten Tag meines Bewerbertrainings. (Bei dem ich, so mein AGE-Berater, wohl nur auf Leute Ü25 treffen werde) Wissend, dass jede Stunde, jede Minute, die ich so verbringe und verbringen muss mich noch ein Stückchen davon wegrückt, dieses Jahr noch eine Ausbildung zu bekommen. Aber tue ich das nicht, bekomme ich kein Geld mehr.
Nachts, wenn ich vor Verzweiflung, wegen dieser ganzen Misere mal wieder nicht schlafen kann, versuche ich irgendwie zu ergründen, wie ich in so etwas hineingeraten konnte. Denn eigentlich bin ich ja nicht dumm. Aber zu faul? Zu blind? Zu unfähig?
Zum einen liegt es wohl daran, dass ich ja schon ALG II bekam, was mich in diesen Kreislauf schon mal einfügte.
Zum anderen hatte ich die Anmeldezeit zur Bewerbung verpasst, weil ich keine Ahnung hatte, wann ich das tun sollte. Wie auch? In der Schule wird einem so etwas ja nicht gesagt.
Zu guter Letzt weiß ich nicht mehr wirklich, wie man Bewerbungen schreibt. Wenn man, wie ich, vor 4-5 Jahren das letzte Mal eine solche in der Schule geschrieben hat, dann erinnert man sich einfach nicht mehr daran.
Aber wieso wird so etwas nicht in der Schule noch einmal durchgenommen? Anstatt, irgendwie im Sozialkundeunterricht rumzugammeln und mir die letzten 3 Wochen immer nur Schülervorträge anzuhören, wäre das doch mal eine sinnvolle Beschäftigung: "Anmeldezeiten für Bewerbungen und Studienplätze"; "Was muss ich bei einem Bewerbungsgespräch beachten?"; "Wie schreibe ich eine Bewerbung?".
Oder im Deutschunterricht, in dem ich mehr Filme in den letzten zwei Wochen, vor meiner Zeugnisausgabe, gesehen habe, als 2006 im Kino. Warum wird so etwas, was man im Leben wirklich braucht, nicht in der Schule vermittelt?

Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass ich noch eine Ausbildungsstelle bekomme. Das heißt, dass ich dann arbeiten gehe. Denn ich habe keine Lust, in diesem Harz-IV-Kreislauf länger zu bleiben und zu vergammeln. Ich hatte eigentlich größeres im Sinn, für mein Leben.
Ich könnte Harz-IV-Empfänger bleiben, meine Zeit nutzen und so lange Bücher schreiben, bis eines davon ein Bestseller wird.
Doch ich werde wohl bei einer PC-Hilfe-Hotline anfangen, die hier neu aufgemacht hat und noch Leute sucht, mir so meinen Führerschein und ein Auto finanzieren und dann nächstes Jahr rechtzeitig Bewerbungen herausschicken (müssen). Jetzt weiß ich ja, wann ich das machen muss und worauf ich achten muss. Ja ? jetzt!

-ElP
 
aber vielleicht findest du noch eine Firma bei der du anfangen oder zumindest schon mal etwas arbeiten kannst, damit sie sich von dir ein Bild machen können.;D
Daumendrück! - Du schaffst das.
 
ja - ein dummer Spruch in der momentanen Situation, sorry. Ich selbst war über ein halbes Jahr ohne Arbeit, hatte aber wenigstens das Glück von meinen Reserven leben zu können und war nicht auf Arbeitslosengeld angewiesen. Der Arbeitsmarkt ist im Moment schwierig, das habe ich am eigenen Leib erfahren dürfen, nun sitze ich auf dem stressigsten Job aller Zeiten (letzte Woche: 14(!) Überstunden in 3 Tagen - Rekord!) und verdiene weit weniger Geld als alle meine Ausbildungskollegen. Ich hatte mich damals für eine Lehre entschieden damit ich nicht in so einer Situation ende wie du sie im Moment hast. Aber glaub mir wenn ich dir sage: heute bereue ich das irgendwie... Gute Ausbildung wird sich irgendwann immer auszahlen, da bin ich mir sicher. Und Leute die's im Leben weit bringen haben selten die "klassische" Ausbildungslaufbahn gehabt - also: lass den Kopf nicht hängen, der Tag wird kommen an dem's aufwärts geht.
 
Sowas ist doch für jemand mit überdurchschnittlichem Formulierungstalent (die du, wie man an deinen Texten sieht, zweifellos hast) kein Problem. Im Netz findest du auch unmengen an Beispielen was alles drin sein sollte und wie man sowas Strukturiert. Aber: sei ruhig ein bisschen Kreativ - das wichtigste ist aus der Masse herauszustechen (ich z.b. hatte für meine Bewerbung eine eigene Homepage gebastelt auf der ich mich mit meinen Fähigkeiten "zelebriert" habe - das hat offensichtlich eindruck gemacht und ich wurde immer eingeladen). Ist das der Fall wirst du auch eingeladen, und wenn es mal soweit ist, dann ist das Bewerbungsschreiben ziemlich gleichgültig und der persönliche Eindruck zählt!
 
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