Es lebe die Bahn

Goemon

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Die Aktienkurse schlagen momentan Purzelbäume. Zwar sehr kleine und sie werden auch stets durch lang anhaltende Kriechgänge begleitet, aber insgesamt ist der Markt schon in Bewegung. Gut, jede Telegym-Sendung mit schwangeren Elchkühen sieht strukturierter aus, doch der Gesamttrend weist nicht mehr gar so steil gen Erdmittelpunkt wie noch vor drei Wochen. Der Vorstandsvorsitzende des bundesdeutschen Unternehmens Deutsche Bahn, Freund aller Budgetkürzungen, Verfechter der ICE-Sicherheit und mehrfacher Retter von beinahe erfolgreichen Tarifverhandlungen, Hartmut Mehdorn, ist aufgrund jüngster Ereignisse vollkommen überzeugt, dass der Börsengang des ihm anvertrauten staatlichen Unternehmens ein voller Erfolg wird. Noch im Oktober soll die Tochtergesellschaft DB Mobility als Aktie auf der Börsenmatte landen, wovon 25% von privaten Anlegern erworben werden können. Wirtschaftsexperten rechnen bei der Aktion mit einem möglichen Erlös von vier bis fünf Milliarden Euro. Wie diese beachtliche Summe verwaltet werden soll, ist bislang ungewiss, doch haben vergangene finanzielle Zuwendungen gegenüber der Deutschen Bahn relativ deutlich gezeigt, dass Mehdorn seine hart erschummelten Millionen nicht gern an niedere Angestellte verschwendet.

Deutsche Bahn macht an
Die Attraktivität des Konzerns aus Anlegersicht steht indes außer Frage. Wer möchte schließlich nicht größere Anteile an einer Firma besitzen, die im vergangenen Jahr fast eine Milliarde Einkommens-Verlust durch Streiks hinnehmen durfte, die Dauersymbol für deutsche Unpünktlichkeit wurde, jährlich mehrere Strecken trotz guten Zuredens seitens der Bundesregierung schließt und in den vergangenen Tagen Fernstrecken nur mit halber Kapazität fahren konnte, weil die ICE-Achsen scheinbar zu oberflächlich kontrolliert wurden. Eben! Das Wertpapier ist so vielversprechend wie seinerzeit die T-Aktie und die konnte sich schließlich auch durchsetzen. Jene war zum letzten Jahreswechsel sogar fast wieder auf ihrem Nennwert vom Börsenstart 1996 angekommen. Naja, im Januar wurde sie dann halt vom großen Pferdetritt internationaler Immobilien- und Kredit-Bomben gestreift und lümmelt sich auf den Kursentwicklungsstatistiken seither nahe der Zeitachse herum, optisch oft kaum unterscheidbar von der Grundlinie Null. Doch ist sie da und steht deutlich im Plus, das sei mal gesagt!

Medien-Terror
Unverschämterweise nutzen viele Presse-Fuzzis die sich anbietende Gelegenheit zu weiterer Hetze gegen den Bahn-Konzern. Angeblich würden die Manager sich das Geld in jene Taschen stecken, in die auch die Erlöse der im Dezember anstehenden Preiserhöhungen (von teilweise immerhin 6%) fließen würden. Unbestätigten Gerüchten zufolge würden sogar weitere Teilstrecken vom Netz genommen. Konfrontiert mit derlei Propaganda zeigt sich Mehdorn empört: "Wir müssen wie alle Unternehmen Kostensteigerungen kompensieren. Das hat mit der Börse nichts zu tun." Die Parallelentwicklungen von Fahrpreis, Managergehalt und refraktärer Streckenverfügbarkeit ist demnach bloßer Zufall. Der Vorstand des Unternehmens macht sich nur um eines täglich und mit wachsender Begeisterung die größten Sorgen: das Wohlbefinden von Bahnangestellten und Kunden. Um den aktuellen Verwicklungen volle Aufmerksamkeit widmen zu können, haben die Manager bereits im Juni völlig selbstlos ihre Bonuszahlungen zum Jahr 2008 mit sich selbst ausgehandelt und abgestempelt.

Die Millionenboni zum Jahresende stehen demnach fest und lassen sich auch im Falle eines urplötzlichen explosiven Börsenstarts der DB-Mobility-Aktie nicht mehr nach oben korrigieren. Somit verzichten die Verantwortlichen möglicherweise jedweils auf einige Millionen Euro. Aber wir, das Volk, sind ihnen dieses Opfer wert. Ich denke, dafür hat Mehdorn sich wieder einmal ein dickes Lob verdient. Und einen mehrwöchigen Urlaub. In Süd-Zaire oder Nigeria.
 
niemand mag ihre hochwertigen aktien haben (die situation erinnert an die bvb-aktien) und alle schimpfen nur über mehdorn, obwohl er für seine arbeitnehmer nur das beste will. dass ihm auch die zufriedenheit der kunden sehr am herzen liegt, hat er ja jetzt bewiesen, dass nun die schäden an den ganzen besprayten waggoons mit verkratzten scheiben behoben werden
 
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