ElPleito
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Ja, es ist kurz vor Heilig Abend und langsam aber sicher habe ich mich nicht nur an die Hellen Lichter halb eins nachts draußen gewöhnt, sondern komme so langsam aber sicher auch in Weihnachtsstimmung. Räuchermännchen werden angemacht, Kerzen angezündet und ein schnulziger Weihnachtssong nach dem anderen läuft bei MTV, VIVA, VIVA 2 etc. etc. im Fernsehen. Weihnachten ist schön. Alles ist ruhig, alles entspannt und irgendwie freut man sich, mal mit der ganzen Familie und seinen Lieben zusammen sein zu können... bis man an die Geschenke denkt und auf den Kalender schaut.
22.12. - schon verdammt spät! Aber immer noch 24 Stunden früher als 85% aller anderen Männer in Deutschland. Also Rucksack geschultert und aufs Fahrrad geschwungen; ab in die Stadt!
Halb erfroren, weil ich nicht an die gefühlten -120°C gedacht hat, die aufkommen, wenn man um diese Jahreszeit mit dem Fahrrad bergab fährt, betrete ich, wie Clint Eastwood einen Saloon, das Einkaufszentrum und spähe die ersten Geschenke aus. Für Mutti ein Handtuch, Papi ein Flugzeugmodell, die Geschwister ein Duschbad und die Freundin rote Unterwäschen - passend zu Weihnachten.
Handtuch ist kein Problem. Nach mehr als 100 Jahren Industrialisierung scheint wenigstens die Handtuchproduktion richtig zu laufen. Auch Flugzeugmodelle will keiner haben und die Duschbäder gibt es auch, wie Sand am Meer.
Doch dann kommt den Laden seiner unausgesprochenen und verdrängten Alpträume an die Reihe - die Unterwäsche ist dran.
Kurz rechne ich im Hinterkopf die Chancen aus, einen beliebten Johnny Depp- oder Sheepworld-Kalender zu ergattern und schau rüber zum Presseshop. Dort sehe ich gerade noch, wie zwei Frauen zu unschönen Mitteln greifen, um den letzten zu bekommen... den vom letzten Jahr.
Idee abgelehnt. Da muss man wohl durch und ich betrete den Laden.
Eben war hier noch ein wahres Durcheinander. Jeder sprach mit jedem und es war so laut, dass selbst die kitschige Weihnachtsmusik nicht mehr zu hören war. Doch jetzt bin ich im Laden. Alles wird still. Jeder schaut auf. Irgendwo weiter hinten wird getuschelt und unaufgibig tüdelt George Michaels sein "Last Christmas I gave you my heard..." in den Raum.
Woher kommt bloß dieses Unwohlgefühl plötzlich? Langsam, aber stetig bewege ich mich auf die Unterwäscheabteilung der Frauen zu. Gut. Bis auf eine Dame Ende 60 ist niemand in er Nähe. Keine Kaufkonkurrenz (in der Ökologie "Kauffeinde") in der Nähe. Gefahr dezimiert. Ich greife zum gewünschten Teil, das das letzte seiner Art ist und freue sich schon, endlich alles zu haben, das ich Übermorgen nicht mehr habe, stelle mir meine Freundin schon in der Unterwäsche vor und werde urplötzlich aus meinen Tagträumen gerissen, als an dem Wäscheteil kräftig gezogen wird.
Es ist erstaunlich, wie viel Kraft Menschen mit einem Alter von 60+ noch aufbringen können, wenn sie etwas wollen. Und vor allem, wie stur sie dabei sind. Ich ziehe etwas fester an dem Stück. Doch mit einem festen Blick und ebenso festen Gritt schaut mich das Großmütterchen an.
Ich habe nicht gegen alte Menschen, aber wenn mir jemand am 22.12. den Krieg erklärt, soll er ihn haben.
Ich: Entschuldigung. Ich würde das Stück gerne kaufen.
Sie: Ja. Ich auch.
Ich: Ja, aber ich hatte es doch zu erst.
Sie: Aber ich war zuerst da.
Ich: ...
Sie: Lassen sie es jetzt los!
Ich: Auf keinen Fall. Ich hatte es zuerst in der Hand.
Sie: Alter vor Schönheit.
Ich: Aber was wollen sie denn mir einem Spitze-Tanga in Größe 34?
Sie: Was wollen SIE denn mit einen Spitze-Tanga?
Ich: ...
Nach einem Dialog, der eine halbe Stunde so anhält, ist selbst der Stärkste Mann am Boden... und schließlich hatte sie Heimvorteil.
Resigniert sitze ich vor dem Center und überlege, was man nun als Ersatz besorgen könnte. Plötzlich höre ich die alte Dame mit einer gleichaltrigen Freundin aus dem Center kommen:
Sie: Ich hab da so ein tolles Stück gesehen. So einen Spitze-Tanga.
Freundin: Und? Hast es gekauft? Zeig mal.
Sie: Nein. Es war mir zu teuer.
22.12. - schon verdammt spät! Aber immer noch 24 Stunden früher als 85% aller anderen Männer in Deutschland. Also Rucksack geschultert und aufs Fahrrad geschwungen; ab in die Stadt!
Halb erfroren, weil ich nicht an die gefühlten -120°C gedacht hat, die aufkommen, wenn man um diese Jahreszeit mit dem Fahrrad bergab fährt, betrete ich, wie Clint Eastwood einen Saloon, das Einkaufszentrum und spähe die ersten Geschenke aus. Für Mutti ein Handtuch, Papi ein Flugzeugmodell, die Geschwister ein Duschbad und die Freundin rote Unterwäschen - passend zu Weihnachten.
Handtuch ist kein Problem. Nach mehr als 100 Jahren Industrialisierung scheint wenigstens die Handtuchproduktion richtig zu laufen. Auch Flugzeugmodelle will keiner haben und die Duschbäder gibt es auch, wie Sand am Meer.
Doch dann kommt den Laden seiner unausgesprochenen und verdrängten Alpträume an die Reihe - die Unterwäsche ist dran.
Kurz rechne ich im Hinterkopf die Chancen aus, einen beliebten Johnny Depp- oder Sheepworld-Kalender zu ergattern und schau rüber zum Presseshop. Dort sehe ich gerade noch, wie zwei Frauen zu unschönen Mitteln greifen, um den letzten zu bekommen... den vom letzten Jahr.
Idee abgelehnt. Da muss man wohl durch und ich betrete den Laden.
Eben war hier noch ein wahres Durcheinander. Jeder sprach mit jedem und es war so laut, dass selbst die kitschige Weihnachtsmusik nicht mehr zu hören war. Doch jetzt bin ich im Laden. Alles wird still. Jeder schaut auf. Irgendwo weiter hinten wird getuschelt und unaufgibig tüdelt George Michaels sein "Last Christmas I gave you my heard..." in den Raum.
Woher kommt bloß dieses Unwohlgefühl plötzlich? Langsam, aber stetig bewege ich mich auf die Unterwäscheabteilung der Frauen zu. Gut. Bis auf eine Dame Ende 60 ist niemand in er Nähe. Keine Kaufkonkurrenz (in der Ökologie "Kauffeinde") in der Nähe. Gefahr dezimiert. Ich greife zum gewünschten Teil, das das letzte seiner Art ist und freue sich schon, endlich alles zu haben, das ich Übermorgen nicht mehr habe, stelle mir meine Freundin schon in der Unterwäsche vor und werde urplötzlich aus meinen Tagträumen gerissen, als an dem Wäscheteil kräftig gezogen wird.
Es ist erstaunlich, wie viel Kraft Menschen mit einem Alter von 60+ noch aufbringen können, wenn sie etwas wollen. Und vor allem, wie stur sie dabei sind. Ich ziehe etwas fester an dem Stück. Doch mit einem festen Blick und ebenso festen Gritt schaut mich das Großmütterchen an.
Ich habe nicht gegen alte Menschen, aber wenn mir jemand am 22.12. den Krieg erklärt, soll er ihn haben.
Ich: Entschuldigung. Ich würde das Stück gerne kaufen.
Sie: Ja. Ich auch.
Ich: Ja, aber ich hatte es doch zu erst.
Sie: Aber ich war zuerst da.
Ich: ...
Sie: Lassen sie es jetzt los!
Ich: Auf keinen Fall. Ich hatte es zuerst in der Hand.
Sie: Alter vor Schönheit.
Ich: Aber was wollen sie denn mir einem Spitze-Tanga in Größe 34?
Sie: Was wollen SIE denn mit einen Spitze-Tanga?
Ich: ...
Nach einem Dialog, der eine halbe Stunde so anhält, ist selbst der Stärkste Mann am Boden... und schließlich hatte sie Heimvorteil.
Resigniert sitze ich vor dem Center und überlege, was man nun als Ersatz besorgen könnte. Plötzlich höre ich die alte Dame mit einer gleichaltrigen Freundin aus dem Center kommen:
Sie: Ich hab da so ein tolles Stück gesehen. So einen Spitze-Tanga.
Freundin: Und? Hast es gekauft? Zeig mal.
Sie: Nein. Es war mir zu teuer.