25. Touch of Evil (Orson Welles, 1958)
Ein ganz böser Streich an unsere Wertvorstellungen und an die des Kinos: Gerechtigkeit und Korruption stehen zueinander wie der Anus und das Klopapier. Das Werk eines Genies in doppelter Hinsicht: Ob nun die bahnbrechenden Kamerafahrten oder der fette Psychopath, Welles ist larger than life.
24. Mean Streets (Martin Scorsese, 1973)
So vital, eindringlich und pulsierend, dass man wie im echten Leben erst beim zweiten Blick entdeckt, was alles drinsteckt. Rock'n Roll und spirituelle Existenzangst vereinen sich in Scorseses imo bis heute orignellstem Werk.
23. White Heat (Raoul Walsh, 1949)
Ein Film wie ein elektrischer Schlag. James Cagney ist der Kinogangster, dem ich am allerwenigsten begegnen will. Lieber einem zugekoksten Tony Montana sagen, er sei schwul, als mit dem Undercovercop hier zu tauschen. Was für eine Wucht.
22. The Big Sleep (Howars Hawks, 1946)
Der großartigste Kinooptimist Hawks + Bogey und Bacall, das lässigste Paar der Filmgeschichte + die Film Noir-Welt voll von Gewalt und Korruption + die Vorlage des zynischen, politischen Chandler = Gegensätze, die miteinander Liebe machen. Der coolste Film der Welt.
21. Rear Window (Alfred Hitchcock, 1954)
Die charmanteste Mordgeschichte und die böseste Liebesgeschichte in einem Episodenfilm, der in einem einzigen Zimmer spielt. So augenzwinkernd und wunderschön, wie ein so dunkler Film über Obsessionen und menschliche Beziehungen nur sein kann. Hugh Hefner würde zudem beim Anblick von Grace Kelly glauben, das erste Mal wirklich spitz zu sein.
20. 2001: A Space Odyssey (Stanley Kubrick, 1968)
Die Kunst in der Technik und die Technik in der Kunst. Was von den beiden ist "menschlicher"? Dieser einzige Film, der den Titel "Weltraumoper" verdient, betäubt die Sinne, wie er das Gehirn aktiviert. Eine Droge und eine Medizin.
19. Au hazard, Balthazar (Robert Bresson, 1966)
Empathie oder Gleichgültigkeit werden bloße Geschmackssache, wenn es das Schicksal tatsächlich gibt. Dieser Film über einen Esel zählt zum abstraktesten, was filmisch über die menschliche Verfassung gesagt und gefragt wurde. Dabei erstaunlich eindringlich.
18. Mulholland Drive (David Lynch, 2001)
Manche glauben, man muss erst irre werden, um die Wahrheit ertragen zu können. Nach dieser Reise ins Ich und in die komischsten Abgründe der Kinogeschichte habe ich jedesmal das Gefühl, wieder klar sehen zu können. Das größte Wunderwerk eines Regiewunders.
17. Chungking Express (Wong Kar-Wai, 1994)
Liebe und Konsum. Produkte lieben und Menschen konsumieren. Diese melancholische Liebeserklärung an die Welt des Konsums ist Style pur, doch die Emotionen sitzen tief. Bei diesen Schauspielern fällt's kaum schwer mitzuweinen. Blade Runner meets Charlie Chaplin in dieser pulsierenden zweistündigen Sehnsucht im Zeitalter der Postmoderne.
16. Rio Bravo (Howard Hawks, 1959)
Mit einem Duke so liebenswürdig wie noch nie ist dieser Western Männerpathos zum Dahinschmelzen und eine ganz unverlogene Propaganda für Demokratie und Zivilcourage, spielerisch und intelligent ohne wem auf die Füße zu treten.
15. Sonatine (Takeshi Kitano, 1993)
Die japanische Version eines chaplinesken Remakes von "Rio Bravo" mit Buster Keaton in der Hauptrolle und Robert Bresson auf dem Regiestuhl, der Sam Peckinpah zu Rate zieht, um einen Kriegsfilm zu machen. Verstehst Bahnhof? Richtig so, dieser Film lässt sich nicht beschreiben.
14. City Lights (Charles Chaplin, 1931)
So sentimental werd ich sonst nur nach ner Flasche Vodka auf Ex, falls ichs überlebe. Der Unterschied ist: Ich bereue am nächsten Tag nichts. Für Menschen mit einem Herzen in der Brust. Zudem ist die Nachtclubszene das brutalste Vergehen an meinen Lachmuskeln überhaupt.
13. Barry Lyndon (Stanley Kubrick, 1973)
Das Anti-Epos und der Anti-Kostümfilm. Kubricks experimentellstes und gewagtestes Werk, das selbstverständlich keinen juckte. Ein absolut singuläres Ereignis in der Filmgeschichte, Perfektion, falls es sowas gibt.
12. North by Northwest (Alfred Hitchcock, 1959)
Mehr ein schräger Groschenroman als ein Thriller, mehr Liebes- als Spionagegeschichte, mehr Komödie als Krimi. Dabei die Analyse des zwanzigsten Jahrhunderts schlechthin. Eva Marie Saint ist heiß.
11. Once upon a time in the West (Sergio Leone, 1968)
Ich hätte gerne ein paar Worte des Herrn Leone über das Phänomen "Suspense" gehört statt immer nur von Hitchcock. Dass das Warten auf den Schuss in der Stille so traurig, trüb, musikalisch, poetisch und gleichzeitig so derbst spannend sein kann, ist für mich die größte Sensation dieses Mediums. Und Morricones Melodien sind weit mehr als "Filmmusik".
10. The General (Buster Keaton, 1926)
Werft zusammen mit den Specialeffects alles über den Haufen, was ihr über die Komödie zu wissen glaubt. Buster Keaton inszeniert nicht, vielmehr dirigiert er aufeinanderknallende Holzbalken, fehlgeleitete Kanonenkugeln und nicht zuletzt seinen artistischen Kampf gegen Zufall und Schicksal. Kein Slapstickheld, ein Magier.
9. Stalker (Andrei Tarkovsky, 1979)
Der krasseste und berauschendste Trip der Filmgeschichte. Wie das Gefühl, das erste Mal zu sehen, Zitat: "Lass sie sich fühlen wie Neugeborene". Ein spirituelles Meisterwerk für jeden Menschen mit "Glauben", auch für einen Atheisten wie mich.
8. Raging Bull (Martin Scorsese, 1980)
Ein Schlag in die Fresse, in Zeitlupe, ohne Geräuschkulisse, wir hören nicht, wir spüren ein BÄM. Scorsese erlaubt uns nicht, uns zurückzulehnen und die Show zu genießen, wir müssen den Ring betreten und in die Abgründe öffentlicher Schaulust blicken. A directing god.
7. Pierrot le fou (Jean-Luc Godard, 1965)
Die filmgewordene Freiheit mit all ihren hässlichen und saukomischen Folgen. Der Film ist wie der Trashfilm eines großen Philosophen. Man kann ihn nur hassen oder lieben. Ich vergöttere ihn.
6. Chinatown (Roman Polanski, 1974)
Dieser Film hat zur Folge, dass ich nie wieder Faye Dunaway sehen kann ohne innerlich zu zerbersten. Eine Jahrhunderttragödie, radikalstes Kino im klassischen, unaufdringlichen Gewand, "the film noir to end all film noirs".
5. Hana-bi (Takeshi Kitano, 1997)
Der komische Kauz Takeshi Kitano ist eines meiner Obsessionen. Er ist sich viel zu cool, um bloß "Kunst" zu machen oder bloß coole Gewalt für Kids. Dieser Film lacht über und spuckt auf Schubladenliebhaber, indem er Emotionen und Gefühle heraufbeschwört, die jedenfalls ich bis zu diesem Film noch nie kannte.
4. Modern Times (Charles Chaplin, 1936)
Chaplin ist einfach: Lieber albern, erbärmlich und liebesvolltrunken sein als so wie alle anderen. Der Tramp ist ein fleischgewordenes subversives Element wider Willen, und deshalb muss man ihn lieben, und Paulette Goddard erst, was für eine Bombe. Wenn ich diesen Film kucke, bin ich wie ein kleines Balg und fühle mich dabei seltsam weise.
3. Once upon a time in America (Sergio Leone, 1984)
Ein herzzerreißender Opiumflash über das amerikanische Kino, eine über vierzig Jahre ausgeweitete Geschichte über die unergründliche Natur der Zeit, eine blutrünstige wie sanfte Abrechnung mit dem American Dream, und so nebenbei der radikalste amerikanische Gangster-/Mafiastreifen aller Zeiten. Gigantisch as gigantisch can be.
2. Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958)
Die Love Story, die mehr verstört als jeder Horrorfilm, ist das eine Museumsstück der Kinogeschichte, das jeden kranken Kult rechtfertigt. Die Faszination, die von diesem Mysterium ausgeht, ist vergleichbar mit einem Steifen, mit dem nicht ganz sauberen Gefühl, Filmliebhaber aus triebhaften Gründen zu sein.
1. The Wild Bunch (Sam Peckinpah, 1969)
Fast jeder Kerl sieht dreckig aus und knallt Unschuldige ab, fast jede Frau ist eine Hure, und doch ist dieser Film für mich die ganze Welt. "Let's go" -"Why not?", was danach folgt ist für mich das kraftvollste, ambivalenteste, verstörendste, vitalste und wahrhaftigste, was jemals gedreht wurde.