Lieber Thomas, Chefredakteur der GA,
vielen Dank für Euren letzten Podcast, den ich sehr gerne und mittlerweile öfters gehört habe. Und deswegen brennt es mir auf der Seele, einen Post zu hinterlassen: Betreff: Kingdom come.
Ist es nicht eine verrückte Zeit ? Die SPD ist plötzlich doch koalitionsbereit, Trump ist Präsident der USA, Erdogan kann Menschen einbuchten und foltern, wie es ihm in den Sinn kommt und das neue Dschungel-Camp beginnt..
Tja, und jetzt müssen wir Gamer uns auch noch mit solchem Käse wie "darf ich ein Spiel gut finden, auch wenn ein Gründer und offensichtliches Aushängeschild eines Videospielstudios nicht alle Latten am Zaun hat" auseinander setzen. Na Bravo !
Gut finde ich, dass Ihr das Thema angesprochen habt. Schlecht finde ich, wie Ihr damit umgeht.
Fassen wir zusammen:
Da gibt es einen leitenden Angestellten, der anscheinend gerne mit T-Shirts und Aussagen provoziert, aber nichts rechtswidriges sagt oder kriminelle Handlungen vollführt. Er ist anscheinend nur ein Volldepp, der zwar ein T-Shirt zur Schau trägt, dessen Bandleader mittlerweile Neonazi ist, aber zu der Zeit, als das Band-T-Shirt entstanden ist, noch nicht so krass drauf war. Also ein Easter-Egg sozusagen. Was sagt uns das ? Der Gründer deutet zaghaft seine (anscheinende) politische Meinung an, hat aber nicht die Eier in der Hose, ein T-Shirt dieser Band zu tragen, als sie deutlich neonazistisch wurde. Egal, was und wie dieser Typ tickt, ist aber der Umgang mit seiner Person und seinen Aussagen. Hierzu kann ich nur die Folge 2101 von Insert Moin empfehlen, die die Entstehung dieser Problematik ausführlich diskutiert haben.
Was bedeutet es aber für die Games-Medien ? Soll man solch ein unschönes Thema ansprechen oder nicht ? Gibt es gar eine Titelstory und wird das Game empfohlen ?
Es hat mich sehr geärgert, als Thomas im Podcast sagte, dass sie von Werbung und Anzeigen leben und deswegen keine kritische Diskussion deswegen beginnen werden.
Anscheinend ist z.Zt. diese Diskussion notwendig. Anscheinend bewegt dieses Thema die halbe Welt und ich finde es SEHR WICHTIG, dass die GA den jungen Lesern mit Beispiel voran geht, diese Problematik AUSFÜHRLICH zu diskutieren. Manchmal MUSS man politisch diskutieren, auch wenn man sich als "Entertainment-Magazin" versteht. Ob der geneigte Leser sich am Ende das Spiel kauft oder nicht, dass liegt nicht in Euren Händen. Aber geht dieses Mal mit Vorbildfunktion vor und diskutiert dieses Thema ordentlich, damit jüngere Leser / Gamer / Konsumenten zum Denken angeregt werden.
Ich verweise ausdrücklich zu "Hooked fm" und "Insert Moin", die das Thema journalistisch professionell aufbereitet haben. Ihr seid in der Pflicht, ich appelliere an Euren professionellen Journalismus !
Ich selber habe mich sehr auf das Spiel im Vorfeld gefreut, aber ich werde mir zuerst sehr genau ansehen, wie die Reviews dazu aussehen werden, ob ich es mir kaufe oder nicht. Wenn irgend eine Form von Rassismus im Spiel zelebriert wird, dann werde ich es nicht kaufen. Ich vertraue auf Euch, dass Ihr einen ehrlichen Test abliefern werdet und nicht nur auf Werbeschaltungen schielt.
Vielleicht ist das Ganze ja nur ein gigantischer Marketing-Trick, damit das Spiel in der ganzen Welt diskutiert wird und Aufmerksamkeit erhält. Ich bin sehr gespannt, was letztendlich im Spiel enthalten ist, da das bis zum heutigen Zeitpunkt noch kein Tester / Journalist sagen kann.
In diesem Sinne,
Eure Andrea