Gedichte

balthier9999

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Ihr wisst, jeder hat seine Vorlieben. Ihr wisst auch, ich habe meine Vorlieben. Ihr wisst ebenso, dass ich Dada mag. Ihr wisst, ihr Alleswisser, dass ich sogar Dada praktiziere. Doch nun ist die Zeit gekommen, Guten Tag zu sagen und euch hiermit endlich mal "richtige" Dada-Werke zu zeigen. Quasi von unseren Dada-Vätern erschaffen. Das sind nicht besten, aber garantiert nicht gelbsten Werke. Umso mehr freut euch auf die Autobahn, es folgen die Dada-Gedichte...

Kurt Schwitter

An Anna Blume

Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ? ? ? ? wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die
Hände,
Auf den Händen wanderst Du.
Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ? ? ? ? wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage:
1.) Anna Blume hat ein Vogel,
2.) Anna Blume ist rot.
3.) Welche Farbe hat der Vogel.
Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, ? ? ? ? wir!
Das gehört beiläufig in die ? ? ? Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, A ? ? ? ? N ? ? ? ? N ? ? ? ? A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A? ? ? ? ? ? N ? ? ? ? ? ? N ? ? ? ? ? ? A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich ? ? ? ? ? ? ? liebe ? ? ? ? ? ? ? ? Dir!
Es folgt ein Gedicht, welches von einer der bekanntesten Dada-Väter stammt. Der Frau, im Körper eines Veganers... Hugo Ball. Wir alle kennen ihn als freudenbringenden Weihnachtsmann, doch der störrische Fisch taucht manchmal in die Hitze ein. Lasst euch berieseln mit Luft:

Hugo Ball

jolifanto bambla ô falli bambla
grossiga m'pfa habla horem
égiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung
blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa ólobo
hej tatta gôrem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluw ssubudu
tumba ba- umf
kusagauma
ba ? umf
Sind übrigens alle von http://www.lyrik.ch/lyrik/index.htm... Sehr empfehlenswerte Seite...!

Nun zu etwas größerem:

Die Cynamitlerschaft schafft Gerundes, was nicht unbedingt sehr dumm ist.
Denn alle Menschen wissen und bewundern, Alte, Junge, Schweine und Buntes.
(Balthier9999)

Prachtvoll, oder?

Hier noch mehr vom Ball: http://gedichte.xbib.de/gedicht_Ball.htm

Ich hab hier noch einen Ball, aber nicht verwechseln mit dem Dada bitte. Die stammt auch nicht vom Ball-Tier. Sondern von Gottfried Benn. Nein, nicht DER User, ich meine Gottfried Benn (also ehrlich).

Gottfried Benn (1886-1956)

Ball
Ball. Hurenkreuzzug. Syphilisquadrille.
Eiert die Hirne ab, die Sackluden!
Mit diesen meinen Zähnen: zerrissen, zerbissen
Hundebregen, Männer-, Groß- und Kleinhirne:
selbst ihre Syntax klappert nach der Scheide.
Mich bauern Dorfglücke an: Kausaltriebe,
Ölzweige, stetige Koordinaten -:
Heran zu mir, ihr Heerschar der Verfluchten,
schakalt mir nach den eingegrabenen Samen:
Entlockung! Schleuderhonig! Keimverderb!
Ihr Stallverrecken, Misthaufen-Augenbruch,
Verweste Blasen, Veilchenfrau-Verhungern,
ihr brandiges Geblüte - Kanalfischer,
heringsfängert ans Land
die Hodenquallen!
Finale! Huren! Grünspan der Gestirne!
Verkäst die Herrn! Speit Beulen in die Knochen!
Rast, salometert bleiche Täuferstirnen!
1917

Quelle: Gottfried Benn: Ausgewählte Gedichte. Hg. von Gerd Haffmans. Zürich o.J. © 1960, 1963 by Limes Verlag Wiesbaden.

Da möchte man doch mitmachen, oder? Also, wo bleibt ihr denn nur?
 
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