Griechen land brennt (schon wieder)

Goemon

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Grölend laufen die Gestalten durch die laue Nacht. Viele sind vermummt, einigen ist das Tuch auch wieder aus dem Gesicht gerutscht. Aber eigentlich ist das egal, denn niemand wird sie für ihre Taten in dieser Krawallnacht belangen. Sie schreien ihre Wut auf das System in den sternenklaren Himmel hinaus, drängen auf einen politischen Wandel. Vor jedem Geschäft bilden sich kurz kleine Grüppchen, die mit Knüppeln und Steinen auf die Schaufenster einschlagen, bis der Weg ins Innere frei ist, für ihren finalen Streich. Eine Flasche mit Brandbeschleuniger saust durch das nun weit geöffnete Fenster. Wenig später steht das Haus in Flammen. Sie lachen. Über ihr Werk, den Verlust des Ladenbesitzers, die Freiheit, wer weiß?!

An den Straßenkreuzungen warten Polizisten. Sie versuchen die aufgebrachte Menge zu zersprengen oder zumindest auf leichter kontrollierbare Pfade zurückzudrängen. Nichts davon geschieht. Ein steter Schwarm aus Steinen zerschneidet die Luft und lässt die Ordnungshüter immer wieder in Deckung gehen. Im Gegenzug schleudern sie Tränengaskanister in die revoltierende Masse. Doch heute sind zu viele Autonome unterwegs, als dass man sie lange kontrollieren könnte. Autos stürzen auf den Rücken und gehen in Flammen auf. Fenster splittern. Ladenfassaden und ganze Häuser brennen. Obwohl alle Feuerwehrkräfte der Stadt im Einsatz sind, besteht keine Chance auch nur zehn Prozent der Brände zu löschen.

In den Straßen herrscht Krieg
Was sich wie eine Rekapitulation der Reichspogromnacht anhört, beschreibt die aktuelle Situation griechischer Großstädte. Waren es anfangs noch Banken, multinationale Konzerne und andere Unterstützer des korrupten Staates, dehnt sich die zerstörerische Wut der Autonomen nunmehr auf alles aus was nach kurzem Zuruf weiterhin im Wege steht. Autos brennen, Steine fliegen. Athens Zentrum steht momentan massiv unter Belagerung durch gewalttätige Randalierer und als Grund muss ein toter Jugendlicher herhalten, der in der Nacht zum Sonntag während einer ähnlichen "Kundgebung" erschossen wurde. Nach Polizeiangaben hatte Andreas Grigoropoulos mit seinen linksextremen Freunden Steine auf die Wachtmeister geworfen, woraufhin einer der Uniformierten drei Warnschüsse abgab. Der 15-jährige sei somit durch einen Querschläger getötet worden. Nach Aussagen der Extremisten handelte es sich jedoch um einen gezielten Schuss, was bei einem exakten Brusttreffer gar nicht mal realitätsfern klingt. Auf jeden Fall sitzen zwei Schutzpolizisten in Untersuchungshaft und haben vermutlich mehr Freude am Leben als ihre Kollegen, die sich nun mit den Folgekrawallen auseinandersetzen müssen.

Niemand hat Recht
Wie auch immer die Wochenends-Demonstration ausgesehen haben mag, die Gewalt die inzwischen Griechenlands Straßen beherrscht, hat wenig mit Kritik am Staat und nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Auch die von Bürgern in friedlicher Absicht begonnenen Versammlungen wurden von Autonomen schnell durch Steinwürfe auf ein neues Level multimedialer Interesse gehoben. Wer hier ehemals für bessere soziale Fairness angetreten war, sieht sich bald von radikalen Gewalttätern umringt. Der Staat hat die Kontrolle über das Volk verloren. Er kann nur noch zuschauen wie die Habe freier Bürger in Rauch aufgeht. Im Parlament herrscht dringender Handlungsbedarf, will man das Land zeitnah wieder in einem Rechtsstaat verwandeln.

Das Land geht unter
Doch was ist zu tun? Die falschen Versprechen der Vergangenheit, die inflationäre Korruption und die resultierende Vetternwirtschaft hat die griechische Gemeinschaft überhaupt erst dahin gebracht wo sie jetzt liegt, was erneute Wahlversprechen als Lösungsansatz ausschließt. Mit der Axt durch die gegnerischen Reihen schreiten kann man ebenfalls nicht. Schließlich beobachten Steuerzahler und UN jeden Schritt, was zu unbedingter Einhaltung kommunikativer Richtlinien erfordert. Vielleicht ist dies einer jener Momente in dem sich Innenminister Prokopis Pavlopoulos schwere Gedanken über seine bisherigen Entscheidungen macht. Ob es vielleicht besser gewesen wäre, die vielen Freundschaftsgeschenke seiner liebsten griechischen Unternehmer nicht anzunehmen und stattdessen Bildung, Gesundheit und Versicherungswesen mit staatlicher Hand weiter auszubauen? Oder hätte man möglicherweise schon früher gegen die gesellschaftlichen Nährböden organisierter Gewalttäter vorgehen sollen?

Niemand hat Schuld
Wenn ein Athener Viertel schon "Exarchia" heißt, was ich allen Fremdsprachenmuffeln gern mit "außerhalb des Gesetzes" übersetzen will, und wenn dieses Viertel von Polizisten gemieden wird wie die Katze von der Maus, dann sollte der definitive Ausbruch derartiger Attacken eigentlich selbst den dümmsten Politikern im Uzo-vernebelten Hirn umherschweben. In Exarchia wurden schon seit Jahrzehnten nur noch selten Staatsvertreter gesehen, wodurch sich Drogenbanden, Rechtsverweigerer, Schlagersänger und anderes Gesindel ungehindert vermehren konnten. Nun üben sie den ganz großen Aufstand und niemandem gelingt es, das allgegenwärtige Chaos zu überblicken. Nur eines ist gewiss: Griechenland wird diesmal sehr viel umfassende Aufräummaßnahmen durchführen müssen. Scherben zusammenkehren und PKWs ausbeulen reicht auf Dauer einfach nicht aus, um dem Volk ein funktionierendes Politikum vorzugaukeln.

Allerdings sollten die vormals als Freunde des Friedens angetretenen Linksextremisten auch kurz innehalten, um in sich selbst hineinzublicken und Peter Maffays folgenschwere Frage beantworten: "Erkennst du dich wieder?"
 
wenn man die revoltierenden interviewt, sagen diese auch aus, dass sie eig. wegen der hohen arbeislosigkeit und umso niedrigeren zukunftschancen auf die straße gegangen sind.

und das selbst harmlose mitläufer die polizisten fürchten müssen, vor allem, wenn diese bei prügeleien mit dem handy aufgenommen werden.

aber keiner konnte sagen, warum man ausgerechnet den gemüseladen des netten nachbarn von gegenüber in brand stecken musste....
 
Das Massaker das momentan an der grichischen Bevölkerung durchgeführt wird ist durch nichts zu entschuldigen. Sowohl Randalierer als auch Gesetzgeber sollten endlich die Knüppel einstecken und sich gesittet um einen strukturellen Umbau des Politikums bemühen.
 
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