Hoffentlich

ElPleito

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Neubrandenburg, 29.04.2008, 21:21

Es ist Abend geworden. Fast Nacht. Und ich sitze seit Stunden vor dem PC und betreue unfreundliche Kunden, die ohne mich nicht einmal wüssten, wie Sie das Geräten nennen sollten, mit dem Sie ins Internet wollen.
Die Kollegen, mit denen ich am besten auskommen, jene, mit denen ich mir die schier endlose Zeit hier vertreibe, sind schon seit Stunden nach Hause gefahren. Sie haben Feierabend, wenn ich anfange. Ich hab Nachtschicht.
Also vertreibe ich mir die Zeit damit, zu arbeiten. Irgendwann ist auch die Zeit hier vorbei, denke ich mir. Das ist mein Matra für die Nachtschicht: Irgendwann ist es vorbei. Hoffentlich bald. Hoffentlich.
Ich denke ständig an den A4-großen, brauchen Umschlag, der jetzt auf dem Weg nach Lübeck ist. Ich hab heute meine Bewerbung an die FH dort geschickt ? mein Gateway zu einem neuen Leben. Hoffentlich.
Ich vertreibe mir die erste Zeit damit, den Text einer Freundin zu lesen. Sie ist verliebt. Das finde ich toll. Chaotisch-verliebt, aber immerhin. Er inspiriert mich, wieder zu schreiben. Ich brauche irgendwas, was mir Luft macht und vielleicht auch eine wenig den Druck, in Form von Kopfschmerzen von meinen Schläfen nimmt. Hoffentlich...
Die Kopfschmerzen gehen aber eh nicht weg. Das taten sie in den letzten 5 Wochen so gut, wie nie. Vielleicht waren sie ja mal weniger oder fast weg, aber nie ganz.
Der Arzt hat keine Ahnung, was es ist und schiebt es auf die Universalausrede für jeden, mich behandelnden Arzt: meinen Diabetes. Ich bin Diabetiker, ja. Und ja, meine Einstellung war für's Rektum. Und ja, ich habe ihn auch vernachlässigt. Aber er ist einfach nicht Schuld für alles, was ich gesundheitlich anschlägt.
Aber das versteht vielleicht nur ein Diabetiker richtig...
In 9 Minuten habe ich "Mittagspause". Oder eher Nachtimbiss. Es wird wieder Fertigfutter geben. Diesmal Zigeunerhacksteak... wieder.
Vielleicht ist es das. Kaum ordentlich essen. Schon gar nicht geregelt. Mal nur bis 6 Uhr schlafen und mal sogar bis 14 Uhr. Wer weiß. Ich will mich auch nicht schon wieder beschweren. Ich habe eh das Gefühl, dass jeder zweite über mich denkt, dass ich mich zu oft beschwere. Das ist vielleicht meine Art, aber ich will damit niemandem auf die Geist gehen.

Ich denke an meine Freundin. Werde ich ihr gerecht? Gebe ich ihr, was sie verdient, oder hat sie eigentlich einen viel besseren verdient? Davon bin ich eigentlich überzeugt. Ich bin aufbrausend, stur und jähzornig. In der Reihenfolge. Aber ich will es nicht beschreien. Ja. Ich bin überzeugt davon, ihr nicht gerecht zu werden.
Im Moment weiß ich einfach nichts mit mir anzufangen. Ich schleife mich so durchs Leben und versuche einfach am Ende des Tages mehr oder weniger unbeschadet im Bett zu landen. Vorzugsweise in dem meiner Freundin.

Mittlerweile ist es 22:21. Zwischenzeitlich hatte ich mal wieder zwei Kunden am Telefon, die dachten, die ganze kleine Welt dreht sich nur um sie. Von denen, die sich per E-Mail melden, ganz zu schweigen.

Ich denke an die drei Kollegen, von denen ich weiter oben gesprochen hatte. Irgendwie vermisse ich sie, wie richtige Freunde. Dabei vermute ich, dass ich mir das ganze irgendwie nur einbilde. Ich habe mit nur einem wirklich privat auch etwas zu tun. Die anderen beiden sind mir immer noch ferner, als es Freunde normalerweise sind. Vielleicht ist das so, wenn man erwachsen ist. Die Freundschaften sind dann einfach nicht mehr so eng. Oder eher selten. Oder ich bilde es mir nur ein, oder es liegt an mir.
Ich bilde mir vielleicht nur ein, einen Freund darzustellen. Seltsam, was man sich alles einbildet, wenn man allein ist. Hoffnungslos allein.

Ich stehe zwischen zwei verschiedenen Stühlen. Habe ich Leute um mich, will ich allein sein; bin ich allein, will ich unter Leute. Ich fühle mich nicht wohl, wie es auch kommt. Und manchmal will ich mich einfach nur zurückziehen. Tue ich das dann, will ich genau das Gegenteil.

Trotz liebevoller Freundin und einer tollen Familie fühle ich mich gnadenlos verlassen. Ich kenne mich selbst nicht mehr oder will mich nicht kennen. Ich habe niemanden, beidem ich das Gefühl habe, wirklich mit ihm seelenverwandt zu sein, mit dem ich mich austauschen kann, dem ich all meine Sorgen und Gefühle erzählen kann und er mir dabei zuhört. Wirklich zuhört.
Und auf der Suche nach einer solchen Person habe ich mich selbst aus den Augen verloren und Dinge angestellt, die ich schon fast bereuen würde, würde ich sie nicht verdrängen.
Und jetzt höre ich in mir, wenn ich ganz genau hinhöre nur ein einziges Wort: Hoffentlich.
 
Woher kenne ich nur solche Gedanken.
Schwirrten sie nicht vor langer Zeit auch durch diesen meinen Kopf.
Das mit den Kopfschmerzen - lass mal deine Schilddrüse untersuchen.
Und wenn du dann in mein Alter kommst, wird alles anders, aber nicht besser;D
 
ich wünsch dir, dass du bald wieder positivere Gedanken fassen kannst. Du weißt ja, bevor es besser wird, muss es erst so richtig sch... werden!
Deine Gedanken zu Freundschaften - das finde ich ganz normal, je älter man wird, umso mehr sortiert man doch aus, was zur Folge hat, dass sich die Zahl der Freunde deutlich reduziert. Ist ja nicht unbedingt schlecht, man sollte nur aufpassen, dass man die wenigen echten Freundschaften pflegt und nicht aus den Augen verliert.
Was deine Freundin betrifft, so kann ich dir nur raten - verschliesse dich nicht. Versuche nichts zu verschleiern und gib dich so wie du bist, mit allen Ängsten und Zweifeln. Zeig ihr, wie wichtig sie dir ist, egal wie schlecht es dir geht.
Ob sie deine Phase mit dir durchstehen will, ist ihre Entscheidung, aber lass ihr die Freiheit - auch wenn du denkst du wirst ihr nicht gerecht.
Deine Kopfschmerzen, nun bei der vielen PC-Arbeit kein Wunder. Verspannungen? Noch dazu dieses Fertig-Essen?
Gib nicht auf Christoph, das ist nicht die Endstation...
 
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