Im Angesicht des Todes

Iderlo1

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07.04.10 15:21

seit einer Stunde und 21 Minuten ist die Mittagspause zuende. Der Chef und sein Azubi suchen die nötigen Materialien für ihren bevorstehenden Auftrag zusammen, während die Frau vom Chef im Büro den Papierkram übernimmt.

der Azubi noch nichteinmal ein Jahr tätig ist in einem Elektronikergeschäft einstweilig untergekommen und fühlt sich dort sehr wohl, die Ursache davon ist die, dass dieser Betrieb aus genau 3 Mitarbeitern, welche schon erwähnt wurden besteht. Es ist viel persönlicher mit wenigen Leuten super zusammenzuarbeiten als mit vielen mit denen man sich nicht versteht.

der Auftrag, welcher bereits seit November feststeht, lautet: "3 Überwachungskameras an ein Gebäude mit vielen Anbaute zu installieren" doch wer ist schon so verrückt und erledigt arbeiten, welche über das Dach verlaufen müssen mitten in der kalten Jahreszeit?
Alles ins Auto eingeladen wird das Radio angeschmissen, das Fenster aufgemacht, eine Zigarette angezunden und sich die Sonne ins Gesicht gebrannt. Viele Menschen erledigen ihre Einkäufe und genießen diesen herrlichen Tag.

Dort angekommen sollen erstmal die restlichen Kabel installiert werden, solange es noch so wunderschön ist.
Alles ausgeräumt an die Plätze gelegt wo es benötigt wird.
Der Chef gibt seinem Azubi anweisungen die dieser sofortig erledigt.
am ersten Anbau werden in die Ende November gebohrten Löcher die verschiedenen Kabel gezogen.
Mir vergeht schon wieder die Lust am "über ein thema alleine schreiben"

Vorlauf >>4>>

mit nagelschellen befestigt, abgemessen wo ungefähr die erste Kamera hin müsste, kabel einen stock höher gelegt.

Vorlauf >>16>>

dach, leiter, klettern, nagelschellen, hämmern, rauchen, nagelschellen, hämmern

Pause

..........................................................................................

Play

der Chef und sein Azubi sind mittlerweilen auf dem Dach haben dort die Kabel richtung Hauptgebäude gelegt. Das Dach der Anbauten ist ein Flachdach wiederrum das des Hauptgebäudes übertrieben schräg. Doch irgendwie müssen die Kabel ja rüber...
der Chef bindet ohne zu zögern an das zu verlegende Kabel ein kleines Metallstück mit einem Kabelbinder fest - anscheinend um besser rüberzuwerfen. Er richtet sich genügend "Wurfseil" und wirft los. Eine schöne Idee nur leider erfolglos das Metallstück rutschte unter eine Schieferplatte kurz vor der Dachrinne. Alle versuche das Kabel zurückzubekommen scheitern, woraufhin der chef versucht über die Schieferplatten richtung Kabel am Schneefang entlangzulaufen. Ein Fuß oben sieht man in seinem Gesichtsausdruck nichts als verzweiflung. Müssen wir jetzt extra nochmal heim fahren um die Ausziehbare Leiter zu holen? er meint zum Auszubildenden "der Schneefang sieht schon recht stabil aus" der Auszubildente entgegnet ihm "nja aber ich glaub ich bin wesentlich leichter als Sie" der Auszubildente versucht genauso wie sein chef erfolglos entlang der Schieferplatten schräg dorthin zu gelangen doch rutscht auch ständig ab. Also stämmt er einen Fuß auf den Schneefang den anderen gegen die Platte. Er ist in einer mischung aus stehen und kriechen und setzt einen Fuß vor den anderen ohne groß nachzudenken. An dem Metallstück angekommen setzt er sein Allerwertestes auf eine Platte und stämmt seinen zweiten Fuß in das Schneegitter. Von dortaus hat er eine extrem schöne Aussicht: Er kann endlos weit sehen - ein Freiheitsgefühl unbeschreiblichem Ausmaßes, die Sonne scheint von einem blauen Himmel auf ihn herab, die Fußgänger wirken so klein jetzt ist er selbst auch mal groß!, Autos fahren vorbei und einige Passanten glotzen verdutzt gen Himmel als hätten sie den Teufel höchstpersönlich gesehen. Der Azubi beugt sich nach vorne hat die Metallplatte in den Händen ruckelt und zieht an ihr bis......
er sie endlich in den Händen hält. Der Chef sagt ihm was er machen soll: "mach ne Schlaufe und werfs Kabel einfach drüber wast ja wohin ungefähr" gesagt getan das Kabel liegt gut. Der Auszubildente macht sich auf den Rückweg - ein Fuß -> Gitter ein Fuß -> Platte in Gänseschritten geht es richtung sicheres Flachdach, während ihm langsam klar wird...was mach ich eigentlich hier? Kurz vor dem sicheren Flachdach reicht ihm sein Chef noch die Hand er packt sie und ist wieder auf festem Boden. Ein unaufhörbarer Adrenalinrausch rast durch seinen Körper Chef: "alles ok" Auszubildender "wat´n Adrenalinkick - ich will nochmal!" Chef: "lacht" für heute war´s das. Sie packen ihre Arbeitsmaterialien und -werkzeuge zusammen steigen die Leiter wieder herab. Verladen alles in Ihren Kleinlaster. Sagen dem Auftraggeber bescheid, dass sie morgen wiederkommen. Im Auto sitzend, angeschnallt, zündet sich der Auszubildende wieder eine Zigarette an, Fenster auf, Radio an, weniger Sonne. Auf dem Weg zur Filliale wird ihm erstmal klar, was da alles hätte schiefgehen können ein einziger Schritt und er hätte das Leben vieler Menschen nichtmehr ertragbar gemacht oder sogar zerstört. Wer hätte Ihn von dem Gehsteig gekratzt, wäre der Schneefang abgebrochen? Was hätte sich der Chef eingeredet, wäre sein Azubi ausgerutscht? "ich müsste an seiner Stelle da liegen" vll.? vll. auch nicht! Was hätten sich seine Eltern eingeredet? es ist eine verantwortungslose Aktion gewesen - ein Menschenleben gegen die Fahrt zur Filliale um die Leiter zu holen - was für eine gegenüberstellung was soll man sagen 1:0 für das Menschenleben.

doch neigt der Mensch nicht dazu öfters mal unüberlegt zu handeln?
Im Nachenein bereue ich das ganze die Gedanken hören nicht auf Irrsinn mit mir zu treiben.

was wäre wäre ich nicht gegangen? Ich glaube mein Chef wär so sturr gewesen und hätte sich selbst in die Schräglage begeben, was wäre wenn er gefallen wär.... Fragen über Fragen doch keine sinnvollen Antworten.

aber im Grunde genommen diesen ultrageilen Adrenalinschuss war das wert!
seit gestern sehe ich den Beruf des Hochhausbauers mit dem größtem Respekt entgegen
 
das ist ja mal...
...sowas von ein saugeiler Blog. Super, mehr davon bitte. Einfach toll. Mein Cynahighlight des Tages, eindeutig.

5 Sternderln weil mehr leider net geht.
 
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