Kaukasus, Europa und tote Polizisten

Goemon

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In Georgien und seinen abtrünnigen Provinzen sind derzeit 225 Waffenstillstandsbeobachter der EU unterwegs, um die trügerische Kriegsordnung zu überwachen. Sie sollen verhindern, dass Medwedews Truppen sich den ganzen Tag wie russische Psychopathen aufführen und nur unter strenger Aufsicht mit Knallkörpern spielen. Schließlich sind selbstständige Regionen ohne selbstständige Bewohner nicht sehr erstrebenswert, weshalb die Beobachter bislang relativ unbeschattet ihrer Arbeit nachgehen konnten. Am Sonnabend kam es jedoch zu einem Zwischenfall den die Bundesregierung mit großem Protest kommentiert und da man uns Zivilvolk mal wieder hinter der Informationsmauer zurück hält, muss ich mir hier meinen eigenen Reim auf die Geschehnisse machen, was möglicherweise so weit an der Wahrheit vorbeischrammt wie der Ölfrachter an der Shell-Tankstelle Dinslaken-Ost. Aber hey, ist doch nicht meine Schuld, wenn der Geheimdienst so verbissen mauert!

Welch schöner Sonnenaufgang
Es ward ein ruhiger Samstagmorgen mit allem was dazu gehört. Man stelle sich also diesen ganzen offensiven Frieden vor, komplett mit Vogelgezwitscher, müde herum gurkendem Zeitungsausträger, Knautschgesichtern am Frühstückstisch, Meßmer Pfefferminztee, der wie ausgelaugte Füße mit Ziegenmilch schmeckt, aber aufgrund mangelnder Alternativen dennoch getrunken werden muss. Einige Überbleibsel der Sowjet-Armee reihen sich um eine brennende Mülltonne und wärmen sich die Hände, während unfreundliche Tratschweiber durch den morgendlichen Ascheregen zum Gemeinschaftsabort stapfen. In dieser entspannten Atmosphäre verlässt eine europäische Beobachtergruppe ihren Schlafpfuhl, um Untersuchungen über einen kürzlich verstorbenen Polizisten anzustellen. Ausgestattet mit Taschenlampen, Notizbüchern, Vergrößerungsgläsern, wetterfesten Snacks, Turnschuhen zum Tauschen, Socken zum wechseln und Gummistiefeln für die feuchteren Tage begeben sie sich zum Eingang eines Hauses das möglicherweise die ultimativen Lösungen für sie bereits hält. Um die Anwohner nicht zu erschrecken zücken die Ermittler noch vor Erreichen des Gartenzauns ihre Lesebrillen und rufen laut in die Bretterbude hinein: "Hier spricht die EU. Kommen sie mit gefalteten Händen und erhobenen Beweismitteln heraus. Die Trümmerlaube ist umstellt und wenn sie nicht raus kommen, dann, na,? sie werden schon sehen."

Verständigungsprobleme
Für die dort wohnhaften Georgier klang dies möglicherweise wie der Aufruf eines Pizzaboten, der finale Geldübergabe verlangt. Oder wie das Verkaufsgespräch einer dieser nervigen Lottotanten, die einen immer mitten in der Nacht anrufen um Lose für die Winterziehung der SKL zu verschachern. Georgier können halt nicht so gut Deutsch wie zum Beispiel Bayern, welche zwar Verständigungsprobleme aufweisen, jedoch mit Händen und Füßen eine grobe Kommunikationsbrücke zu deutschsprachigen Menschen schlagen können. Für die Georgier klang die Anfrage von Beweislast jedenfalls wie eine Mordandrohung und so reagierten sie entsprechend. Denn eins haben die Veteranen der abchasischen Miliz gelernt: Wer zuerst schießt, hat das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Und Überraschungen sind immer gut.

So feuerte man also aus Leibeskräften ohne Ziel und Grund zu kennen. Da die Beobachter ziemlich zivil unterwegs und dadurch unbewaffnet waren, konnten sie nicht viel mehr tun als sich zurückzuziehen und sich bei Mama Europarat auszuweinen, was für einen Friedenstrupp wohl auch angebracht ist. Jedenfalls haben die verantwortlichen Missionswächter jetzt ganz dicke die Post im Rohr, weil ihre Untergebenen alles missverstanden haben. Keiner weiß, wer was gemacht hat, jeder beschuldigt jemand anderen zuerst auf seine Drohne gefeuert zu haben und am Ende bleibt nur wieder die russische Weisheit des semisozialen Temperaturausgleichs: Nachts sind alle brennenden Mülltonnen warm, ganz gleich welcher Farbe oder Staatszugehörigkeit.
 
Verständigungsprobleme? Thehe, klar.^^ Schön geschrieben (wie immer)... Achja, wo wir Sprachen waren: Die Sprache des Kaukasus hat eine eigene Familie! Selten und seltsam^^ *****
 
Hat vielleicht auch mit diesen ganzen Bergen zu tun.
Bayern und Sachsen haben auch viel Hügellandschaft und die Menschen dort sprechen ebenfalls ganz komisch.
 
Ja, Kaukasische Sprache. Die gibt´s nur dort! Musst mal bei Wikipedia ins Sprache-Portal. Da gibt´s irgendwo Karten, wo die verschiedenen Sprachfamilien auf dieser Weltkarte farbig gekennzeichnet sind.
Egal... das kommt total vom Thema ab X-(
Es ist doch immerhin bemerkenswert, dass es sowas gibt... Waffenstillstandsbeobachter. Sicher ein Beruf mit Zukunft. Was braucht man für einen Abschluss?^^
 
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