Lang lebe Metacritic!

Falconer

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Metacritic nervt. Mit seiner zahlenorientierten Oberflächlichkeit zieht es das Kulturgut Videospiele in den Schmutz und gibt es der Lächerlichkeit preis. Games werden durch diese reduzierte Betrachtung ausschließlich auf Massengeschmack und Markterfolg getrimmt. Oder?

Persönlich brauche ich Metacritic genausowenig, wie den meisten anderen Kram im Netz. Zahlenwertungen von Games, Filmen oder sonstigen Spaßbringern finde ich hirnrissig. Warum ich im Folgenden dann pro Metacritic argumentiere? Weil es immer noch eine andere Wirklichkeit gibt. Und die versuche ich hier mal einzufangen.

Früher war ja bekanntlich alles besser. Das bevorstehende Waldsterben trieb uns raus ins Grüne, im dreckigen Rhein konnte man noch bedenkenlos seine pfandfreien Bier-Dosen entsorgen und einmal im Monat brachte uns unser geliebtes Spielemagazin die neuesten News und Tests aus der weiten Welt der Telespiele. Okay, wenn unser Lieblingsredakteur mal gewaltig daneben lag, hat man schon mal 120,- DM für ein Game in die Tonne gehauen. Aber was soll?s. Passierte halt. Die tollen Prozentwertungen stammen auch aus dieser herrlichen Zeit. Die Leser liebten es. Alles war gut.

Dann musste aber so ein begabter Brite das Internet erfinden und schon änderte sich einiges. Zum Beispiel wagten es Gamer immer häufiger, sich ganz viele verschiedene Meinungen zu einem Videospiel einzuholen. Klick, klick? voll einfach. Noch verrückter dann die Idee, dass ein Anbieter die Flut an Rezensionen zusammen fasste. Die Texte verständlich zu vermengen ging nicht, deswegen wurden die Zahlenwertungen gut durchgerührt. Suppe für den Massengeschmack war das Ergebnis. Nicht wirklich lecker, aber für viele nützlich. Vielleicht nicht für die Gamer-Avantgarde, die die Kultur des Zockens gründlich analysiert, reflektiert und in das weltpolitische Geschehen einordnet. Aber die überragende Mehrheit der Spieler hat mal gar keine Lust darauf, sich irgendwelche langen Texte zu neuen Games anzutun. Ihr Hobby ist ja vielleicht nicht Lesen, sondern faul auf der Couch lümmeln und die Daumen arbeiten lassen. Oder die große Masse an Gelegenheitsspielern. Was interessiert die die Ansicht irgendwelcher Fachleute? Dafür hat man Freunde und deren Meinungen. Oder Metacritic.

Also, was gibt es für die Mehrheit der Käufer von Videospielen besseres, als mit einem Klick eine einfach zu begreifende Durchschnittswertung in Erfahrung zu bringen? Da mögen so manche Vordenker unter den Core Gamern ihre Zeigefinger heben und ob dieses naiven Informationsverhaltens verzweifeln. Das juckt die zockende Masse herzlich wenig.

Die PR-Arbeit der Publisher hat Metacritic auch nicht einfacher gemacht. Auf unzählige Redaktionen und Autoren einzuwirken ist erheblich komplizierter, als einem Magazin mal böse mit Anzeigenentzug zu drohen.

Der gute Gamer jammert auch gern darüber, dass Entwicklern Prämien für hohe Metascores gezahlt werden. Wenn der Publisher schon nicht alle Tester von Albanien bis Uganda bestechen kann, dann motiviert er arbeitende Menschen also auf perfide Art und Weise mit Geld. Schlimm, was diese ungezügelte Marktwirtschaft aus Menschen macht. Und ja, ich meine das ironisch. Auch ohne das Setzen von Smileys.

Ich sage: Schluss mit dem elitären Wehklagen über Metacritic und Co.! Die Welt ist groß und bunt. Jeder darf sich informieren, wie er es für richtig hält. Wer Zahlenwertungen blöd findet, ich zähle mich dazu, der nimmt sie lächelnd oder gar nicht zur Kenntnis. Wer darauf steht, warum auch immer, soll sie sich ohne Ende geben. Die Freiheit des Zockers ist unantastbar!
 
Grundsätzlich hast du Recht, allerdings wenn ein Spiel nur 44 Punkte bei 16 Reviews hat dann nehm ich das schon zur Kentniss aber ansonsten achte ich da auch nicht drauf, für mich ist Shattered Horizon immer noch das beste Spiel allerzeiten und bei Kritikern fiel es ja durch
 
Mit der Durchschnittswertung bei Metacritic sollte man genauso vorsichtig umgehen wie mit jeder einzelnen Bewertung. Es wird immer zu behauptet das jeder Tester absolut objektiv, also ohne jegliche persönliche Meinung, bewertet. Das Wort "Objektivität" ist meiner Meinung nach äusserst undursichtig und nur schwer zu devinieren.
Ähnlich wie der Unterschied zwischen Gut und Böse.Nach welchen System richtet sich bitte diese "Objektivität"? Schwer zu sagen, letzten Endes müsste ein solches System auch wieder von einer oder mehreren Personen erstellt worden sein und wenn dies der Fall ist fließt auf alle Fälle auch eine Dosis persönliches Empfinden mit.
Dennoch halte ich Metacritic für durchaus sinnvoll, da es eine schnelle und einfache Vergleichsbasis bietet.
Man sollte es einfach nicht so ernst nehmen und immer skeptisch bleiben.
 
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