(M)ein Tag im Shooterium - Teil 1 -

vagantx

Neuer Benutzer
Mitglied seit
10.06.2009
Beiträge
9
Reaktionspunkte
0
Morgens 8.oo Uhr, der Wecker schellt. Reflexartig rolle ich aus dem Bett, greife im Fall nach der 9mm Colt auf der Nachtkonsole. BANG, BANG, zwei Schüsse, wieder war ich schneller. Als meine Frau sich langsam auf dem Bett auflöst, schlurfe ich schon ins Badezimmer.

Mit verklebten Augen gähnt mein Alter Ego mich im Spiegel an. Die Polygone, einst farbenkräftig und kantig, verblassen im Alter, verlieren deutlich an Schärfe und Kontrast. Kürzlich erst las ich einen Artikel im "Killboy" über einen Grafik-Chirugen in der Direct-Street, vielleicht sollte ich mich bis dort mal vorkämpfen. Aber warum eigentlich? Solange der Rest noch funktionsfähig ist, insbesondere mein bestes Stück, der große, kräftige rechter Zeigefinger, kann ich auf diese Upgrades echt verzichten.

Ein Klicken lässt mich herumfahren, die 9mm wieder im Anschlag, die Zahnbürste in der andern Hand zum finalen Stich erhoben. Mein kleiner Sohn Gordon steht freudestrahlend in der Tür, zielt mit der Mini-Uzi ziemlich genau zwischen meine Beine. Ich atme auf, die Waffe gibt statt Blei nur mechanische Laute von sich. Der Jungendschutz im Shooterium funktioniert wunderbar.

"Hallo Paaaapiiii" Tack, Tack, Tack, Tack. So eine Uzi ist ein tolles Kinderspielzeug.
"Hi Gordon, drop doch mal Mamis Waffe und geh dich bitte mal equippen, heute musst du in den Killergarten.". Ach der Killergarten, was für schöne Erinnerungen, die ersten Erfahrungen mit bunten Waffen, fröhlichen Strategien und neckischem Nahkampf. Ja, die Kleinen sind unsere Basis für die Zukunft. "Ja Paaaapiiii" Gordon dreht sich um und macht eine Rolle Richtung Kinderzimmer. Noch schnell in die BDU geschlüpft und ich gehe frühstücken.

Meine Frau wartet schon vor dem Herd auf mich, gut dass ich gestern die Speicherpunkte festgelegt habe. "Hallo Schatzi". Es gibt nur einen kurzen, flüchtigen Kuss, natürlich sehe ich ihr an, dass sie das (wieder mal) verlorene Aufwachduell persönlich nimmt. "Hast Du ein paar frische Healhtpackets mit Milch für mich?" frage ich. "Ja, aber iss nicht alle auf, Gordon braucht auch noch welche, heute ist Killergarten" Als ob ich das nicht wüsste. "Er war wieder an deiner Schminktasche, Schatz, er hat die Uzi", bemerke ich. "Ach nicht schon wieder, die habe ich gestern erst zerlegt und geputzt. Jetzt steckt er bestimmt wieder Knetgummi in den Lauf und beim Einkaufen stehe ich dann wehrlos da?. GORRDOOOON SPIEL GEFÄLLIGST MIT DEINER AKU!" Sie eilt ins Kinderzimmer und ich habe meine Ruhe. Der Tag fängt gar nicht schlecht an.

Vor der Garderobe wird es immer schwierig. Der Weg ins Amt ist nicht weit, also sollte man die Verhältnisse waren. Der Raketenwerfer ist eher was für Tagesausflüge und für den Bus viel zu sperrig. (Das erinnert mich an die Geschichte mit dem kettenrauchenden Typen in der U-Bahn und dem Flammenwerfer-Rucksack, aber die ist echt zu lang, die erzähle ich ein anderes Mal) Der Tag wird sonnig und trocken, also entscheide ich mir für die AK47, die USP, ein paar Blendies nebst einige griffige Nades. Elementar und geradlinig, das ist mein Stil, nicht so verspielt. Die Steyr AUG, ist doch echt nur für Metrosexuelle, aber sie war ein Geschenk zum Hochzeitstag, immerhin besser als Socken.

Ich schaue noch mal kurz in die Küche und tatsächlich in gleichem Augenblick erscheint wieder meine Frau vor dem Herd, ein Messer fällt scheppernd vor ihre Füße. "GOOOOORDOOONN", sie ist ziemlich sauer. "Lass mich raten, er hat nicht nur die UZI, sondern auch das Butterfly geklaut, oder?" frage ich, den verbalen Finger in der Wunde drehend. Jetzt wird es Zeit zur Arbeit zu gehen, sonst wird es blutig. "Tschüss Schatz". Ein schneller Abschiedskuss. Das gemurmelte "Ich bringe ihn um" beziehe ich einfach auf unseren Sohn.

Schon stehe ich vor der Spawntür. Ich nehme eine der Blendgranaten, ziehe den Zündring, öffne die Tür einen kleinen Spalt und werfe die Blendie auf den gepflasterten Weg vor unserem Haus. Schnell die Tür wieder zu. Eine dumpfe Explosion ertönt. Ich locker kurz mein Schulter, öffne die Tür wieder, ziehe die USP und starte in einen arbeitsreichen Tag. "Guten Morgen Herr Blazkowicz" Der versteckt sich immer direkt hinter dem Windschutz der Tür, die Granate lässt ihn blind durch meinen Vorgarten stampfen, direkt durch die frisch gepflanzten Lilien. Ich hebe die Pistole, doch plötzlich zerplatzt sein Kopf mit einem dumpfen Geräusch. Durch das Loch in der Küchenscheibe höre ich meine Frau "Runter von meinen Blumen!". Herr Carver springt derweil hinter einem parkenden Auto hervor, meine USP ergänzt das Muster seines Arma-Nie-Anzug mit einigen saftig-roten Flecken.

Die Nachbarn hier sind nicht sehr clever, das ist mein Glück. Ein berechenbarer Gegner, ist ein toter Gegner. Ich verlasse das Haus jeden Tag gegen 8:45 Uhr und jeden Tag stehen sie, auf einen schnellen Frag hoffend, direkt vor meiner Spawntür. Bis die Bushaltstelle in mein Blickfeld kommt, treffe ich noch weitere fünf Nachbarn?sie mich nicht. Keiner wirklich gut, alles Noobs, die AK hätte ich bis dahin zu Hause lassen können. Ich kaufe mir noch schnell eine Zeitung.

+++ awayfromkeyboard.de +++
 
Zurück