...meist plötzlich und unverhofft...

ElPleito

Erfahrener Benutzer
Mitglied seit
18.10.2006
Beiträge
169
Reaktionspunkte
0
Eine wahre Geschichte?
Mittwoch, 14. Februar 2007, Neubrandenburg, 10:06
Ich wache auf. Mein Wecker hat pünktlich geklingelt, aber ich tue mich schwer in den Ferien pünktlich aufzustehen.
Sofort merke ich, dass etwas nicht stimmt. Ich weiß nicht genau was, ich weiß nur, dass es mir nicht gefallen wird. Verschlafen? Nein, es sind ja noch Ferien. Etwas kaputt? Nein, das ist ein anderes Gefühl. Ich schaue zum Kaninchenkäfig, der meinem Bett gegenüber steht. Jetzt weiß ich, was falsch ist. Eines der Kaninchen, das jüngere, liegt steif auf dem Boden. Es atmet nicht mehr.
Einige nennen es Chi, die anderen den siebenten Sinn und wieder andere einfach nur das Fehlen von gewohnten Geräuschen. Mir ist es egal. Ich wusste, das etwas nicht stimmt und das war die Tatsache, dass mein jüngeres Zwergkaninchen tot ist.
Sofort macht man sich Gedanken darüber, woran es gelegen haben mag. Ist man selbst Schuld? Ein paar Dinge, die man falsch gemacht hat, gehen einen durch den Kopf. Ein paar Anzeichen, die eventuell Vorzeichen hätten gewesen sein können. Man versucht einen Schuldner zu finden. Egal, ob man es selbst ist. Eine wirklich Antwort bleibt man sich allerdings schuldig.
Nach außen hin wirke ich gefasst. Mir ist vor gar nicht so langer Zeit mein allererstes Kaninchen während einer einfachen OP verstorben. Bei Haustieren ist das leider so.
Klar - es ist kein Mensch, aber es sind trotzdem Freunde, die einem ans Herz wachsen und das nicht zu knapp. Keineswegs.
Innerlich zerfrisst mich die Trauer. Hamlet, mein älteres Kaninchen schaut mich mit großen, fragenden Augen an. Diesmal trauere ich nicht allein. Jetzt schießen mir die ersten Tränen in die Augen. Hamlet ? es tut mir Leid.
Es ist schon irgendwie seltsam, wie plötzlich so etwas passieren kann, oder? Ich habe keine Furcht vor dem Tod. Auch keinen Ekel. Ich weiß nicht, wie es bei unserem heutigen Stand der Medien und der Aufklärung noch möglich sein soll. Ständig sieht man ja den Tod vor Augen. Aber diesmal ist er näher dran. Diesmal ist er wirklich; er ist real!
Als Trost lege ich Hamlet noch eine Karotte mehr in den Käfig, die er später liegen lässt. Ich weiß nicht, ob er mich versteht, aber es ist das einzige, was ich noch machen kann.
Ich nehme das tote Tier aus dem Käfig und wickle es in ein Tuch. Heute Mittag dann werde ich es begraben. Irgendwo im Wald; dort, wo Kaninchen eigentlich hingehören.
Und wieder schaut mich Hamlet verwirrt an. Er vermisst seine Spielkameradin jetzt schon.
Man mag es nicht für wahr haben, aber der Tod ereilt uns schneller, plötzlicher und unverhoffter, als es uns lieb sein mag. Aber das ist das natürlichste am Leben- "Der Tod gehört zum leben dazu."- so paradox es klingen mag.
Ich bin nicht religiös. Aber ich glaube an Gott. Gott als ganzes. Als Sinn in der Welt, nicht als weißbärtigen alten Mann über den Wolken.
Vielleicht hatte der Tod meiner kleinen Freundin heute morgen auch einen tieferen Sinn. Welchen kann ich mir kaum vorstellen. Wie auch? ich als kleiner Mensch von 20 Jahren kann mir soetwas sicher nicht ausmalen.
Vielleicht war der Sinn auch nur, dass ich diesen Text hier schreibe, darüber nachdenke und eventuell auch andere daran erinnere, dass das wovor wir uns nach 10.000 Jahren Existenz immer noch am meisten fürchten, alltäglich ist. Allgegenwärtig.
Aber eines ist auch ganz klar: irgendwo muss es weitergehen. Hier und jetzt?

In Erinnerung an Abby.
Hamlet und ich vermissen dich.
 
Ich hoffe dir geht es schon etwas besser.
Ich kann gut mit dir fühlen, und ich weiß, dass einen niemand so richtig trösten kann in dieser Situation. Am meisten Trost ist es - denke ich - zu wissen, dass man seinem Tierchen ein superschönes Leben bereitet hat. Dass es nie leiden musste und es einfach gut bei einem hatte. Und jetzt hoppelt dein Kaninchen sicher irgendwo im "Hasenhimmel" rum und hat irre viel Spaß!
 
aber du bist außerdem in der Lage deine Gefühle in
Worte zu faßen. Gefaßtes Schweigen meinerseits.
 
Zurück