Nur ein kleiner Abkotz-Blog

d.night

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Eigentlich wollte ich nur kurz in den "was ärgert euch" Thread rein schreiben, aber ich will mich doch etwas umfangreicher auskotzen.

Freitag, endlich Wochenende, auch das Schatzi hat Frühschluss, was natürlich zum Einkaufen genutzt wird. Nix mit shoppen, Lebensmittel fürs Wochenende halt. Dann ab nach hause bzw. zu meinem Freund, der genau wie ich in einem Gemeindebau wohnt. In Deutschland heißt das glaub ich Sozialbau? Egal...
Schon beim Betreten der Anlage kommt einem die Kakophonie entgegen...und die dazu gehörenden...Leute. Eine bunte Mixtur aus Alkis jeden Alters, Junkies, neuen Österreichern aller möglichen Herkunftsländer und den dazu passenden, alltagsfaschistischen "Prolls".
Da ist immer was los, vor allem im Sommer am Wochenende.

Daheim angekommen erst mal auspacken, verstauen, was essen, blabla...
Irgendwann will man dann entspannen und spätestens dann wirds richtig nervig. Die Kommunikation der lieben Nachbarschaft findet prinzipiell im Presslufthammerdezibelbereich statt, da wird gelacht (ein ekelhaftes Lachen ekelhafter Menschen), da wird geschrien, da wird geheult, da wird geschimpft, das Ganze mischt sich mit dem Gebell der frei herum laufenden Monster die wohl Hunde sein sollen und ein Musikmix aus orientalischen Klängen, alter Popmusik, Böhsen Onkelz und Schlagermusik vervollkommnet die Geräuschkulisse.

Und da sitzt man nun mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung im Bauch da und denkt sich warum?
Warum "müssen" wir so leben? Ein eh schon nicht mehr ganz junges Paar, das seit 10 bzw. 13 Jahren durchgehend arbeitet, beide einen ordentlich Beruf erlernt, beide eigentlich alles andere als das was man sich unter Unterschicht vorstellt, mitten in dieser sozialen Kloake.
Klar, wir sind nicht die Einzigen "normalen" Menschen hier, aber das Gesindel der übelsten Sorte ist prominent vertreten und macht es in Bauten wie Diesem nicht gerade lebenswert, es ist ja nicht nur die Geräuschkulisse...

ICH WILL HIER RAUS!!!
Wir arbeiten daran, aber es ist so verdammt schwierig wenn man nicht wirklich sehr gut verdient. Private Mietwohnungen sind in Wien entweder sauteuer, oder Bruchbuden wo es auch nicht besser ist und Eigentum ist natürlich illusorisch.
Bleibt die Genossenschaftswohnung als einziger Ausweg, aber dreißig bis vierzig tausend Euro legt man als Normalsterblicher auch nicht mal eben so auf den Tisch...

Naja, das musste jetzt mal raus. Es ist natürlich immer noch extrem laut und das wird es erfahrungsgemäß auch bleiben bis dann irgendwann gegen Mitternacht die Polizei auftaucht. Der ganz normale Wahnsinn Gemeindebau. Drückt uns die Daumen dass wir da bald raus kommen.
 
Das lesen macht nochmal mehr Spaß, wenn man sich zwischendurch immer wieder deinen Avatar anschaut. ;-)

Nach dem Lesen des ersten Satzes dachte ich noch: Hey, genau wie bei uns heute (was die Vorliebe für Shoppen angeht, sind die Rollenklischees verdreht).

Dann kam aber der Unterschied: bei uns gings in ne feine Mietwohnung auf dem Lande, die preislich fast schon über unseren Verhältnissen liegt. Wir sind zwar eine der größten sizilianischen Gemeinden außerhalb Italiens, wenn aber nicht grade z. B. Balotelli 2 Dinger gegen Deutschland einnetzt, sind hier spät Abends die Bordsteine hochgeklappt.
Da wir uns auch etwas Abseitz von "Little Italy" in einem vermeintlich ruhigeren Bereich niedergelassen haben, besteht das Problem eher daraus, dass die braven deutschen Arbeiter auch am Samstag Morgen, fünf Minuten nach 8 nicht davon ablassen können, gleich Ihren Rasen wieder von 7 auf 5 Millimeter runter zu mähen oder an ihrer neuen Gartenlaube rum zu hämmern. So ist es mit dem Ausschlafen am Wochenende auch nicht weit her, und man hat schon ein schlechtes Gewissen, wenn man bis 3 Uhr nachts wach bleibt, die Zeitung dann bis mittags aus dem Briefkastenschlitz ragt...öhm...bevor das jetzt noch in einen Auskotz-Kommentar von mir ausartet:

Ich drück euch beiden die Daumen, soweit ich das beurteilen kann, habt ihr was Besseres verdient! Auch wenn ne private Mietwohnung in der Großstadt extrem teuer ist, ihr verbringt neben der Arbeit dort am meisten Zeit und dann sollte man sich auch darin bzw. mit dem Umfeld wohlfühlen, um glücklich zu sein. Aber gut, Kollegen wie Nachbarn kann man sich in der Regel nicht aussuchen...
 
Guter Blog, hoffe natürlich das das klappt aus diesem Bau auszuziehen und in eine etwas bessere Wohngegend zu kommen die das Budget nicht zu sehr belastet. Wohnraum in solchen Städten ist wirklich schwierig.
Solche Urbanen Probleme sind wirklich nicht sehr schön, was man anhand deines Blogs entnehmen konnte.
Bei solchen Situationen bin ich dankbar auf dem Dorf zu leben, wo man sowas nicht ertragen muss.

Gefällt mir.
 
Abkotz-Blogs gehen immer. Die schreiben sich schnell runter und sind gut zu lesen. Gefällt mir.
 
Der Blog ist sehr gut geschrieben, aber so ganz will der Funke bei mir leider nicht überspringen. Vermutlich liegt es daran, dass ich in letzter Zeit vieles versuche positiver bzw. gelassener zu sehen und daher nicht bereit bin auf "Abkotzen" einzusteigen - mein persönlicher Standpunkt eben.

Aber es freut mich, dass du hier wieder aktiver geworden bist. Weiter so! :)
 
meine jetztige Frau und ich haben 7 Jahre lang auf 35 qm gelebt, indes die Nachbarschaft überwiegend aus sozial-gescheiterten Existenzen, Alkoholikern (und anderen Drogensüchtigen) und einer Minderheit aus Studenten (aus eher bescheidenen Verhältnissen stammend) bestand, um es noch gelinde auszudrücken. Die Wohnungen waren zudem durch Lüftungsschächte allesamt miteinander verbunden, wodurch man jeden Streit, Sex usw. mitbekam, was nicht gerade für eine private Atmosphäre zuträglich war. Positiv betrachtet, wurde es dort nie wirklich langweilig und man bekam so einiges geboten, wovon gewisse private Fernsehsender vom Unterhaltungswert (der allerdings nicht künstlich inszeniert werden musste) nur hätten träumen können.

Daher kann ich vielleicht verstehen, wie man sich fühlt, wenn man unter solchen Umständen mit gewissen Menschen nebeneinander leben muss, auf deren Gesellschaft man ansonsten liebend gerne verzichtet hätte.

Meine Frau und ich sind dort ausgezogen und leben jetzt bei meinen Eltern im Haus (ich frage mich manchmal, was schlimmer war).

PS. Der Blog war ganz unterhaltsam.....Gruß TrakLL
 
für den Tipp, werd mal nachschauen.
Und Menschenverachtend? Ich wünsch niemandem was Schlechtes und Jeder soll machen was er will. Solange er nicht Andere damit extrem belästigt. Wer das tut, und zwar regelmäßig, ja, den verachte ich.

PS Ich lebe seit 26 Jahren in solchen Bauten...
 
Ich lebe seit meinem ganzen Leben schon auf dem Land und die Schilderungen in deinem Blog wirken auf mich nahezu grauenhaft. Mit ständigem Lärm und irgendwelchem Abschaum vor der Tür würde ich es wohl nicht lange aushalten. Das einzige was mich in meiner Gegend ankotzt ist die vergleichsweise lahme Internetverbindung ,das
ist aber auch schon die Spitze des Eisbergs.
Mich würde es ja interessieren ob ihrs jetzt schon geschafft habt euch aus dieser Hölle zu befreien.
 
haben wir noch nicht geschafft, aber wir haben schon recht viel Geld auf der Seite.
Es wird...
 
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