Review: Avatar

Obihörnchen

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Am letzten Wochenende besuchten eine Menge Leute das Kino ihrer Wahl. Die meisten gingen wohl in eine Vorführung des neuen James Cameron-Epos Avatar - Aufbruch nach Pandora. Ich war unter ihnen. Von irgendwelchen genauen und ungenauen Zahlen zum Film wird derzeit überall fabuliert. Ob Avatar nun der teuerste Film aller Zeiten ist, oder nicht und ob die Besucherzahlen nun kleiner waren als erwartet und dass das Wetter daran schuld war, macht den Film aber auch nicht besser oder schlechter. Genau deshalb überlasse ich das Fabulieren den anderen und komme gleich zum Wesentlichen.

Jake Sully ist Ex-Marine. Er hat bei einem Kampfeinsatz auf der Erde die Fähigkeit eingebüßt seine Beine bewegen zu können. Sein Zwillingsbruder hingegen erforscht den Planet Pandora. Bisher jedoch nur aus der Entfernung. Nach dem Abschluss seines Studiums soll er nun am Avatar-Programm teilnehmen. Aus den Genen eines Menschen und der Na'vi, den Ureinwohnern von Pandora, wird dabei ein Klon gezüchtet, der aussieht wie ein Na'vi, aber kein eigenes Bewusstsein besitzt. Über eine Art Kapsel kann jedoch das Gehirn des Menschen, dessen Gene im Klon stecken, mit dem Na'vi-Körper verbunden werden. Der Klon wird vom Menschen gesteuert. Sullys Bruder ist vor dem Aufbruch nach Pandora gestorben. Der vorbereitete Klon müsste nun entsorgt werden, denn kein anderer Mensch könnte ihn als Avatar nutzen, wäre da nicht der genetisch identische Zwilling. Sully hofft, sich von der Bezahlung für diese Mission, eine Operation leisten zu können, die seine Beine wiederherstellt. Auf Pandora wird schnell deutlich, wieso die Avatare nötig sind: Die Atmosphäre des Planeten lässt sich von Menschen nicht einatmen, ohne in Ohnmacht zu fallen und zu sterben. Die Menschen wollen mit Hilfe der Avatare einfacher Kontakt zu den Na'vi herstellen. Sie unterrichten sogar einige in ihrer Sprache und dürfen eine Schule bauen, die zum Zeitpunkt der Haupthandlung jedoch längst wieder geschlossen ist. Natürlich sind die Menschen nicht aus Nächstenliebe auf dem Planeten. Sie wollen das Mineral Unobtanium (in Hollywood auch die Bezeichnung für den schlechten Plot eines B-Movies) abbauen. Rein zufällig liegt das größte Vorkommen des Stoffes unter dem gigantischen "Heimatbaum" eines Na'vi-Stammes. Sully, der sich schnell an den Avatar gewöhnt, geht bei seiner ersten Mission direkt verloren und landet vor dem Bogen einer Na'vi-Kriegerin. Diese weiss, dass er nur einen Avatar benutzt und wollte ihn eigentlich umbringen, wäre da nicht ein göttliches Zeichen, dass sie davon abhält. Sie nimmt ihn mit in ihr Dorf und die spirituelle Führerin des Stammes beschließt, dass Neytiri, die fesche Kriegerin und ihre Tochter, den Fremdling in ihre Sprache und Kultur einführen soll. Sully beginnt ein Doppelleben: Nachts fährt er mit seinem Rollstuhl durch die Basis-Station der Menschen und erstattet den Forschern Bericht. Tags lebt er beim Volk der Omaticaya und wird langsam ein Teil des Stammes. Die ganze Zeit jedoch, gibt er auch wichtige Informationen über den Aufbau des Heimatbaums an das Militär weiter. Schließlich legt Sully eine wichtige Prüfung bei den Na'vi erfolgreich ab und gesteht Neytiri seine Liebe. Obwohl sie bereits dem nächsten Häuptling des Stammes versprochen ist, kommt es zur "Vereinigung". Am Morgen danach werden die beiden von einer Baumaschine geweckt, die soeben einen heiligen Baum der Na'vi in den Boden stampft. Sully zerstört die Kamera des Fahrzeugs, damit die Fernsteuerung unmöglich wird. Dabei wird er vom Militär erkannt und seine Verbindung zum Avatar getrennt. Die Vertreter des Militärs beschließen nun die Zerstörung des Heimatbaums.

Das Konzept des Planeten Pandora wird im Film sehr deutlich dargestellt. Alle Bestandteile der Natur, inklusive den Na'vi, stehen miteinander in Verbindung. Zu Beginn erklärt Dr. Augustine beispielsweise, dass die untersuchten Pflanzen alle mit einem Geflecht verbunden sind. Dieses Prinzip wird mit einer Art Neuralschnittstelle der Na'vi auf die Spitze getrieben. Sie können sich z.B. mit Reittieren verbinden und müssen nur noch denken, was das Tier tun soll. Sogar mit Pflanzen ist diese Verbindung möglich.

Avatar ist kein reiner Animationsfilm. Weite Teile wurden zwar am Computer erstellt und auch die Schauspieler wurden durch die Prozessoren gejagt, jedoch zuvor in der Realität abgefilmt. Das bereits weit verbreitete Motion Capturing, bei dem Sensorpunkte auf den Gesichtern der Darsteller platziert werden, wurde hier durch ein weiteres Verfahren ergänzt. Hierbei werden den Schauspielern Mützen mit integrierten Kameras aufgesetzt. Diese filmen die Gesichter so, dass sie später im Computer auf die generierten Szenen übertragen werden können. Tatsächlich war die Mimik der Figuren so realistisch, wie ich sie noch nie in einem hauptsächlich animierten Film gesehen habe. Die Idee zum Film hatte Cameron wohl schon länger. Zuletzt verzögerte sich der Drehbeginn, weil die nötigen 3D-Kameras erst entwickelt werden mussten. Ich vermute, dass sich aus den Entwicklungskosten einiger neuer Techniken speziell für den Film, auch die hohen Produktionskosten ergeben.

Ich muss sagen, dass ich sehr skeptisch den Kinosaal betreten habe. Der große Hype um den Film, der wohl auf Marketing im Wert von 150.000.000$ beruhte, hatte mich stark verunsichert, was die Qualität des Films angeht. Wenn ein Film so viel Werbung braucht, muss er ja eigentlich irgendwelche gravierenden Mängel aufweisen. Meine Vermutung war, dass man sich zu sehr auf die neuen Technologien verlassen und den Plot das Klo heruntergespült hatte. Im Kino wurde ich dann positiv überrascht. Die Geschichte ist nicht so flach, wie ich befürchtete, aber natürlich auch kein Jahrhundert-Werk. Die Optik von Avatar ist so gut wie Fotorealistisch, hält mit ihrer Herkunft aber nicht hinterm Berg. Natürlich hat der Film einen Bezug auf zahlreiche Themen, die heute relevant sind, oder mal relevant waren. Umweltzerstörung, Diskriminierung von Indianern und anderen Naturvölkern oder Ignoranz sind nur wenige davon. Was mich beeindruckte war, dass Cameron es ohne weiteres schafft den Zuschauer auf die Seite der Na'vi zu ziehen. Man sieht sich also seiner eigenen Rasse als Feind gegenüber, so wie es Jake Sully tut. Auch wenn das Volk der Na'vi (inklusive vollständiger Sprache) lange von "Profis" entwickelt wurde, finden sich doch zumindest recht skurrile Aspekte. Diese Schnittstelle zwischen verschiedenen Spezies hat bei mir z.B. für einen kleinen Lacher gesorgt. Auch das Leuchten fast aller Pflanzen bei Nacht, wäre energetisch ein Supergau für diese.

Insgesamt ist Avatar - Aufbruch nach Pandora anschaubar. Er ist nicht DER Knüller, den vielen Marketing- und Zeitungsfutzis in ihm sehen wollen, aber er ist sicherlich ein passabler Film.

Mehr Blogs von meinem Freund und mir findet ihr hier.
 
Sehr ausführlich geschrieben mit einer guten Länge.Am ende bleibt über das es halt doch wieder ein Lizenzschrott geworden ist.

Werde mir den Film wohl nicht ansehen ausser er kommt mal ins Fernsehen.Aber zahlen du ich dafür nichts.

Das Spiel dazu soll angeblich auch weit hinter den Erwartungen geblieben sein.Schade darum.Von den Screenshots her hat es mir sehr gut gefallen.

Das gibt von mir die Höchstpunktezahl ^^
 
Wieso Lizenzschrott??? Avatar ist doch eine neue und von Cameron selbst erdachte Marke... Dafür braucht man keine Lizenz.
 
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