Richtig zählen zahlt sich aus

Goemon

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Dass zählen kein einfaches Geschäft ist, wissen nicht nur gescheiterte Banker und Broker. Auch der Bochumer Mathematikprofessor Lothar Gerritzen hat einen Missstand im Zahlenwerk festgestellt. Jener strebt seit einiger Zeit gar eine Revolutionierung des deutschen Zahlensystems an, da ihm unser über fünfhundert Jahre altes System etwas überholungsbedürftig erscheint. Das liegt an zweistelligen Zahlen wie sechsundsiebzig oder dreiundzwanzig. Bei einer 328 spricht man die Zahlen in der Reihenfolge 3-8-2, obwohl man sie 3-2-8 notiert. Dieser Zahlendreher plagt mich bereits seit der zweiten Klasse, zwingt er mich doch, die letzte Ziffer als vorletzte niederzuschreiben und umgekehrt. Um so erfreulicher, nun per zufälliger Mitteilung zu erfahren, dass sich bereits ein Akademiker nebst seiner Forschungsgruppe "Zwanzigeins" des didaktischen Passus annimmt.

Die Engländer rechnen da erheblich einfacher: 24 heißt ihnen twentyfour (zwanzigvier) oder 98 - ninetyeight (neunzigacht). Da kommt mein analytischer Geist viel besser mit als bei achtundneunzig, was mich längst dazu veranlasste, Zahlen grundsätzlich Ziffernweise wiederzugeben oder gleich englisch zu benennen. Denn Logik ist wichtig, wenn man eine gewisse Effizienz anstrebt. Gut, Spanier und Italiener sind trotz ordentlicher Sprechweise ausgesprochen ineffizient, aber das hat andere Gründe.

Japaner haben da wieder ganz andere Probleme. 98 heißt ihnen zwar kyu-ju-hachi (neun-zehn-acht), aber die Niederbringung der entsprechenden Zeichen kann dennoch ein wenig aufhalten. ??? ist eben doch komplizierter als unsere hübschen arabischen Ziffern, von denen die allermeisten mit nur einem Strich dahingekritzelt werden können. Ohnehin stelle ich mir den schriftlichen Sprachverkehr äußerst schwierig vor in einer Nation, die anstelle von 26 Buchstaben lieber Schriftzeichen für Silben (Katakana und Hiragana) und Einzelwörter (Kanji) verwendet. Bei über 49.000 Kanji müssen da wirklich enorme Computertastaturen her! Obwohl man ja eigentlich nur den Ziffernblock braucht, wenn man sich die entsprechenden ASCII-Codes merken kann.

Sicher gibt es andere Nationen, die hier ein weit größeres Logik-Loch zu füllen haben. Den Vogel abgeschossen hat diesbezüglich Nachbarland Frankreich. Die setzen viele Zahlwörter aus den ersten zwanzig Zahlen zusammen. 98 heißt dort quatre-vignt-dix-huit (vier-zwanzig-zehn-acht). Das System mag den Franzosen einen kleinen Vorsprung in der Sparte Kopfrechnen geben, da man an der Kasse seine Rechnung immer dreifach zerlegen muss, ehe man dem Cent-Betrug auf die Schliche kommt, aber effektiv ist das nicht! Ich kenne jetzt auch keine direkten Anwendungsbeispiele, da Zahlungsbeträge zwischen 50 und 100 dort eher gemieden werden. Das kann für Taxifahrer freilich zu gesteigerten Gewinnspannen führen, denn ehe dieser das Wechselgeld zu drei-zwanzig-wurzel-zwölf ausgerechnet hat, gibt der Kunde doch lieber ein fettes Trinkgeld. Als ich damals französisch in der Schule lernen durfte und des illustren Ziffern-Chaos gewahr wurde entschied ich, dass diese Sprache meiner Aufmerksamkeit nicht würdig sei. Zu besagtem Zeitpunkt war ich bereits derangiert durch tausende unregelmäßige Verben und viele weitere Ausnahmeregelungen die, ihrem reziprok verheißenden Titel zum Trotz, in ihrer Fülle eher die Regel denn eine Ausnahme darstellen. Ich stellte fortan das Studium jener unsäglichen Sprache ein. Dumm nur, dass ich sie noch zwei weitere Jahre belegen musste, was zu unangenehmen Ziffern bei den quartalsmäßigen Leistungsüberprüfungen führte. Aber davon berichte ich an anderer Stelle.
Übertrieben haben es hingegen die Römer mit unbeholfenen Zeichensätzen wie XIV (16) und XCIIX (98). Die Römer sind aufgrund ihrer mathematischen Unbelehrbarkeit sogar ausgestorben. Wie die Dinosaurier. Die konnten gar nicht rechnen.

Letztendlich halte ich die Reformierung unseres Zahlensystems für sehr erstrebenswert. Sie muss ja nicht so radikal erfolgen wie jene, die unsere Besteuerung oder Rechtschreibung betreffen. Doch dieses Mal sind Akademiker am Umsturz beteiligt, was mich zuversichtlich stimmt.

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Gegenmeinungen?
 
sicher ist das zahlensystem der briten logischer, doch die zahlensprünge wären unlogischer, wenn man eine million hat, diese vertausentfacht und eine billion herumkommt.... als geldbetrag vllt. ganz praktisch, jedoch nich auf rechnungen!

drastische änderungen sind nicht immer das beste, die franz. revolution hat viele opfer gefordert, de klimawandel.... ok, der bringt auf lang sicht nur schlechtes!

lassen wir's besser so wie's ist!
 
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