Roter Ozean

Goemon

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Japan ist seit jeher für sein diffiziles Selbstbildnis bekannt. An der Oberfläche respekt- und ehrenvoll, im Detail aber selbstsüchtig und ignorant. Deswegen bin ich ja auch ausgezogen. In Deutschland sieht man den Menschen ihre Verachtung wenigstens gleich an.

Aktuell weidet man wieder Meeressäuger aus, ein Thema das international für ein paar Wellen sorgen wird, heute in jeder Tageszeitung steht und in Japan schlichtweg unter den Tisch fällt. Das große Schlachten beginnt traditionell in Taiji. In einer beispiellosen Treibjagd werden tausende Delfine in die Bucht gedrängt, wo Tiertrainer die hübschesten Exemplare zur Dressur aussuchen. Jene Auserwählten erfahren ein zweifelhaftes Vergnügen indem sie für 150.000 bis 200.000 Dollar an Aquaparks verkauft und zu Publikumsmagneten umgemorpht werden. Die übrigen Tiere treibt man in eine benachbarte Bucht, wo sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgestochen werden. Lanzen, Harpunen, Messer und Fleischerhaken durchdringen das Fleisch der Säugetiere. Sie quieken und zucken während sie in der salzigen Lagune mehr oder weniger langsam ausbluten. Schwangere Kühe kalben verfrüht unter dem psychischen Druck. Die Jugtiere treiben leblos an der Oberfläche oder werden von ihren panischen Artgenossen umhergeworfen bis ihre Körper zerplatzen. Nach zwei Stunden steht eine Handvoll Japaner in einem Meer aus Laichen und Blut. Bis Ende April werden etwa 18.000 Delfine auf diese Weise den Tod finden.

Das Volk bekommt von alledem nichts mit, denn Medien haben keinen Zutritt zu dem Gemetzel, sodass letztendlich nur internationale Presse genügend Engagement aufbringt, um die Gräuel bekannt zu machen. Die Regierung begründet ihr Wegsehen durch die japanische Wahlfangtradition und Esskultur, was bei näherer Betrachtung nicht ganz schlüssig ist. Die traditionellen Walschlächter sind nicht einmal zahlreich genug um Minderheit genannt werden zu können und kaum ein Prozent der Japaner verzehrt überhaupt Walfleisch. Den größten Anteil der hier eingeholten Körpermasse verarbeitet man zu Tierfutter und Düngemittel, einen kleinen Rest auch zu Wal-Burgern und Delfin-Konserven.
Ein weiteres Versäumnis der zuständigen Behörden ist die nicht vorhandene Aufklärung durch erfahrene Lebensmittelchemiker. Als Mitglieder der Spitze der marinen Nahrungsmittelpyramide sind Delfine, besonders vor der asiatischen Küste, stark mit Schwermetallen belastet. Der Quecksilbergehalt ist sogar noch höher als im legendären Minamata-Fisch. Ende der fünfziger Jahre verseuchte ein Chemiewerk in Minamata die See durch seine unkontrollierten Abwässer. Tausende Menschen starben durch eine letale Quecksilber-Dosis. Heute ist die Dosis noch höher, aber genau wie damals schweigt die Regierung das Thema und damit auch Menschen und Delfine tot.

Warum veranstaltet man überhaupt dieses Spektakel, wenn ohnehin kaum jemand das Resultat kaufen möchte? Es gibt keinen Gewinn durch den Absatz von Delfinfleisch zu erwirtschaften, einzige Finanzierungsquelle sind die Dressurtiere, die quasi die gesamte Aktion finanziell tragen. Das heißt, ohne internationale Unterstützung hätte die Schlachterei vermutlich ein Ende. Und warum tötet man die Tiere überhaupt, wenn sie lebendig mehr wert sind? Ob das etwas mit den zurückgehenden Fangquoten zu tun hat? Zufällig ernähren sich die Kleinwale von genau denselben Fischen die auch bei japanischen Fischereien beliebt sind.
China hat mit seinem Melamin-Debakel vorgemacht, wie man Menschenleben auf dem Altar der Wirtschaft opfert, Japan zieht jetzt nach. Wäre auch sehr unehrenhaft den Anschluss zu verlieren, oder?

Walschlacht auf N-TV.de
 
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