Schicksalsstern_Kapitel_1.5

Risingstarhawk

Bekanntes Gesicht
Mitglied seit
01.09.2008
Beiträge
458
Reaktionspunkte
0
Ein weiteres Mal möchte ich euch nach Telaria einladen.
Macher wird sich wohl nicht an den letzten Teil erinnern, oder hatte noch gar nicht die Gelegenheit, meine Gechichte von Anfang an zu lesen.
Nun denn, ich wünsche allen viel Spass mit dem nächsten Teil :)
Prüfungen ? auch wenn sie manch einem Schauer den Rücken hinunter jagten, waren sie doch immer Chancen, sich zu beweisen. Denn sie stellen zu jeder Zeit Wendepunkte im Leben dar. Das galt besonders für die Absolventen der Akademie, mussten sie doch binnen einer Woche jene von sich überzeugen, die für ihr restliches Leben aufkommen sollten.
Fechten, Reiten, Schwimmen waren ebenso von Nöten wie Tanz, Verstand und Taktgefühl.
Bereits sechs Tage lang, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, wurde von den Jungrittern alles abverlangt. Aber die schwerste Prüfung kam erst noch: Konversation mit den Adligen, um sich persönlich vorzustellen?

Auf den Gängen der Burg waren zwei junge Absolventinnen auf dem Weg zu den Stallungen der Pferde, jene Tiere, mit denen sie groß geworden waren und die ihnen als Partner nach dem Ende der Ausbildung auch weiterhin begleiteten.
"Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich gegen Miguel verloren habe." Florina war sichtlich aufgebracht und schüttelte ihren Kopf, so dass ihre kastanienbraunen Haare statt auf ihrer Schulter zu liegen, wild um den kopf flogen - so kannte Tanja ihre Freundin gar nicht. "Nach ihm wären es nur noch zwei Gegner gewesen und ich hätte das Schachturnier gewonnen, aber nein, der Herr musste ja unbedingt eine Springergabel machen und meine Dame klauen."
Tanja verstand kein Wort. Was auch kein Wunder war, denn sie hatte die Zeit bei den Pferden mit Reittraining verbracht, statt Schach zu üben wie es viele anderen taten ? nicht, dass es alle wirklich konnten, aber dieser Kurs fand in trockenen Räumen statt. Es war üblich, dass sich alle Absolventen weitere Kurse aussuchen, um ihre Fertigkeiten neben den Grundlagen zu erweitern. Tanja hatte sich für das fortgeschrittene Reittraining entschieden, welches besonders den Kampf zu Pferd beinhaltete und bei jedem Wetter stattfand ? in diesen Breiten bedeutete das jeden dritten Tag Regen, oder Schnee im Winter.
"Na ja, aber Miguel hat das Turnier gewonnen, sogar diese Sonnya musste Kleinbeigeben. Da kannst du froh sein, dass du nicht wie Xantos in der ersten Runden einen solch starken Gegner hattest." Tanjas Bemerkung sorgte für ein ausgelassenes Lachen bei beiden, denn Xantos erster und damit letzter Kontrahent war eben jene Drachenritterin, welche die Partie in wenigen Zügen gewann ? ausgerechnet mit dem Spielzug, auf den Xantos seinerzeit schon einmal hereinfiel. "Ja, es hat mich sehr erstaunt, dass man solch einen Farbton im Gesicht annehmen kann ? wie nennt man den, Tanja? Xantosrot?" Erneut brachen beide in Gekicher aus, während sie ihren Weg fortsetzten. "Jetzt geht es mir etwas besser. Danke, dass du mir in diesen schweren Zeiten eine so gute Freundin bist. Ich weiß nicht, ob ich das alles ohne dich geschafft hätte." "Wovon redest du bitte, Florina? Du hast die ganze Woche gute Leistungen gebracht und jeder wäre stolz, wenn er auch nur über die Hälfte deines Wissens verfügte.", Tanja war stehen geblieben, überrascht von dem plötzlichen Gefühlsumschwung, und sah ihre Freundin an, der nun Tränen aus blauen Augen über ihr zierliches Gesicht rannen, auf dem sonst ein sanftes Lächeln zu finden war. "Du verstehst das nicht, Tanja.", schluchzend, sich aber keiner Träne schämend stand die junge Frau auf dem Gang, "gute Leistungen reichen einfach nicht ? ich steche nirgends hervor. Dein hervorragender Umgang mit Sturmlied ist in der ganzen Akademie bekannt, aber mich vergessen die Leute fast immer sofort wieder."
Der Name von Tanjas weißer Schimmelstute wecke Erinnerung an den Tag, als die damals jungen Mädchen ihr erstes richtiges Unwetter miterlebten. Frisch an der Akademie kannten sie einander ebenso wenig wie andere, aber als der Sturm über den Wald hereinbrach, flohen beide in die untere Bereiche der Burg. Dort, wo der Donner nicht mehr ganz laut war sahen sich beide einer Gruppe ebenso junger, wie verängstigter Pferde gegenüber, die durch das zerstörte Hauptportal hineingelangten. Am nächsten Morgen fand man beide an die Pferde gekuschelt, von nun an unzertrennlich und bereit, für ihre neuen Freunde ihr Bestes zu geben. "Letzte Woche musste sogar einer der Lehrer nach meinem Namen fragen.", fuhr Flori fort, während Tanja ihre Freundin tröstend in den Arm nahm. "Oh, Flori. Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist. Kann ich etwas tun, um dir beizustehen?" "Das hast du schon getan, danke. Aber genug von mir ? deine Stute wartet", antwortete Florina mit einem Lächeln, das von Herzen kam und wischte sich die Spuren ihrer Tränen weg. Ein bisschen skeptisch schaute Tanja die andere mit ihren grünen Augen noch einmal an, während sie weitergingen. Als die beiden an den Stallungen ankamen wurden sie sogleich von einem Rappen in der ersten Box begrüßt. Windfänger - auch eine Anlehnung an ihr Zusammentreffen -, das schwarze Pferd von Florina, schnaubte und scharte mit den Hufen. Er hatte schon seit einiger Zeit keinen längeren Ausritt mehr gemacht. "Ruhig, mein Hübscher. Nach dem Mittagessen habe ich wieder Zeit für dich, dann können wir uns wieder austoben." Ihre Laune verbesserte sich zusehends, was wohl auch der Nähe zu ihrem Pferd zu verdanken ist. Am anderen Ende des Stalls, wo auch der Zugang zu dem Trainingsareal der Pferde zu finden war, stand ein fast weißes Pferd in seiner Box, nur ein paar dunkle Flecken an den Beinen zeugten davon, dass Sturmlied nicht immer weiß gewesen war. "Hallo, meine Schöne. Heute ist unser großer Tag, an dem wir zeigen, wie gut wir zueinander passen.", Tanja striegelte mit einer Sorgfalt und Hingabe, die deutlich machte, wie viel ihr das Pferd bedeutete. Schon nach kurzer Zeit schloss das Pferd seine Augen und schnaubte zufrieden, während die Massage weiterging.
"Tanja, wir müssen auch bald wieder rein, es gibt heute Hühnereintopf zum Mittagessen.", Tanja zuckte zusammen, sie hatte einen fast meditativen Zustand erreicht, wie immer, wenn sie ihr Pferd massierte. Sie füllte frisches Heu nach und verabschiedete sich dann mit einer Umarmung von diesem treuen Tier. Florina war ebenfalls mit der Pflege fertig und wartete bereits am Eingang, "Du bist schon wieder fast eingeschlafen, oder? Du hast nämlich noch Stroh in den Haaren ? passt aber von der Farbe.", sie zupfte Tanja besagtes Stroh aus den blonden Haaren. Was nicht einfach war, da es sich dort verfangen hatte, wo Tanja den Pferdeschwanz zu binden gedachte.
Zusammen gingen sie Richtung Speisesaal, der sich im ersten Stockwerk befand. Allerdings kamen sie langsamer als erhofft voran, da sich nun sehr viel mehr Leute auf den Gängen befanden. "Komisch, wollen die alle schon etwas essen?", jemand bemerkte das Murmeln der blonden Ritterin. "Diese Drachenritter haben etwas vor. Die haben sich Francesco und ein paar von den Jungs geschnappt und stehen jetzt im Hof in voller Rüstung." Kurze Zeit später an der Brüstung, von der man in den Hof sehen konnte, sahen die beiden mit eigenen Augen, was im Hof vor sich ging.

Meringo zeigte auf diverse Rüstungen. "Drei davon in Reihe." Etwas verwirrt kam Francesco seiner Bitte nach und stelle drei der Übungsrüstungen hintereinander auf. Mir den Worten "Ihr da! Ein Schwert." deutete Meringo nun von vieren der Schüler zu seiner Ausrüstung. Xantos und drei weitere angehende Jungritter machten sich auf den Weg zu seinen Waffen. "Wieso zum Teufel sollen wir zu viert eine seiner dämlichen Klingen holen. Schwächlinge sind wir ja beileibe nicht." Xantos nickte zustimmend bei Miguels Bemerkung; es machte einfach keinen Sinn ? dachten Sie.
Als sie versuchten besagtes Schwert hochzuheben, passierte außer dem Auftreten eines erstaunten Gesichtsausdrucks bei den vier erstmal gar nichts. "Man. Was wiegt denn das Ding!". "So etwa 40 Kg." kam die Antwort von unerwarteter Seite. Sonnya war den vier Anwärtern gefolgt, um sicherzugehen, dass nichts kaputt ging ? vor allem die Jungs nicht.
Sie klatschte in die Hände: "Also los Kinderchen, alle zugleich". Mit "Zu-gleich." hoben die vier das Schwert vorsichtig an, um sich bloß nicht zu scheiden. Schwankend und langsam kamen sie voran, aber schlussendlich konnte das Schwert Meringo übergeben werden. Sehr zum Erstaunen aller Zuschauer ? und auch zum Entsetzen einiger ? schwang Meringo seine Klinge locker ein paar Mal um seinen Körper. "Er ist heute ein wenig steif, scheint mir.", kommentierte Sonnya die Bewegungen ihres Reisegefährten. "S- St- Steif???? brachte Xantos zwischen den Zähnen hervor, mit großen Augen der Aufwärmübung von Meringo folgend.
"Ob du es glaubst oder nicht, aber sonst sind seine Bewegungen flüssiger. Es kann aber auch daran liegen, dass er sonst mit beiden Schwertern arbeitet.", bekam er von einem grinsenden Gesicht zur Antwort.
Inzwischen war der riesige Drachenritter mit seiner Übung fertig, drehte sich zu den 10 Meter entfernten Rüstungen und holte aus.
Xantos stammelte noch "Der wird doch ni-". Der Rest seiner Worte ging in einem infernogleichen Krachen unter. Das war es, was die Ohren der Anwesenden ihren Besitzern mitteilten.
Was aber ihre Augen zu sehen bekamen, wurde in den meisten Köpfen gar nicht als real wahrgenommen: Alle drei Rüstungen hatten ein rautenförmiges Loch in der Mitte, waren aber ansonsten intakt und an ihrem Platz. Mit der Spitze voran hatte Meringos Waffe die, bekanntermaßen wirksam schützenden, Rüstungen durchschlagen und sich bis zum Heft in den bepflasterten Boden des Burghofes gebohrt.

Fortsetzung folgt....
 
hat sich gelohnt, ist Klasse geschrieben.
Hoffe die Fortsetzung kommt diesmal etwas schneller ;)
 
Zurück