S
StHubi
Gast
Bei Cynamite.de finden sich sehr oft Diskussionen darüber, welche(r) Konsole, Handheld oder PC das bessere, coolere, schnellere oder vielseitigere System ist. In meinen Augen fehlt noch das universale System "Spieltisch". Auf einem "Spieltisch" laufen ganz viele, unterschiedliche und faszinierende Spiele. Die meisten Spiele bieten stundenlangen Spielspaß für einen recht geringen Kaufpreis. Hardware-Upgrades des "Spieltisch" sind auch nur wirklich selten notwendig. Denn auf einem ausreichend bemessenen "Spieltisch" lassen sich sowohl sehr alte Spiele von vor Christi Geburt als auch aus den letzten Jahren spielen. "Spieltisch" ist eigentlich das wirklich stabilste System, auf dem ihr spielen könnt. Mein jetziger "Spieltisch" ist mir bisher noch nie abgestürzt oder zusammengebrochen! Außerdem nutze ich ihn auch gerne zum Essen. Denn ein "Spieltisch" ist fast so vielseitig wie ein PC.
Daher bringe ich euch nun auch einen kleinen, persönlichen und vollkommen subjektiven Bericht von der Spielemesse in Essen, um euch zu zeigen, was ihr demnächst auf eurem "Spieltisch" installieren könnt.
Vom 21. bis 24. Oktober fand in Essen die jährliche Spielemesse mit dem Namen Spiel 2010 statt. Wie jedes Jahr habe ich mich nach NRW begeben und dort zwei Tage die Messe besucht. Da meine Eltern ganz in der Nähe von Essen wohnen und ich somit nur die Eintrittskarten bezahlen muss, gehört es immer noch jedes Jahr auf meinen Event-Kalender.
Seit ein paar Jahren findet zeitgleich in den Messehallen auch die Comic Action Messe statt. Dort erhält man limitierte und signierte Comichefte der größeren, deutschen Verlage und unabhängigen Zeichner, was mich natürlich auch anzieht.
Tag 1
An diesem Tag bin ich alleine auf die Messe gegangen. Den ersten Tag nutze ich nämlich immer für die Einkäufe von limitierten Ausgaben von Rollenspielquellbüchern und Comicheften. Aufgrund meiner sehr hohen Motivation und schnellen Geschwindigkeit dabei, will ich damit unschöne Szenen vermeiden.
Begleiter: "Hubi, gehe ohne mich weiter! Du bist viel zu schnell, obwohl wir beide schon so schwer beladen sind. Lasse mich hier zurück!"
Ich: "Stimmt! Bleib liegen, du behinderst mich nur!"
Bei meiner etwas verspäteten Ankunft an der Messehalle standen sehr viele Leute in einer 30 Meter langen Schlange an. Zum Glück war dies die Schlange der Leute ohne Eintrittskarte. Mit meiner per Internet bestellten Karte konnte ich direkt zur Eintrittsschlange gehen. Direkt vor mir stand eine ältere Dame mit der typischen Spielemesse Ausrüstung: Zwei leere Reisekoffer. Ich möchte anmerken, dass ich selbst nur mit einem leeren Rucksack angekommen war und im Laufe des Tages sehr viele randvolle Reisekoffer oder Sackkarren sah.
Mein persönliches Highlight des ersten Tages waren mehrere Variant-Cover-Ausgaben von Spider-Man Comicheften.
Außerdem habe ich das limitierte Shadowrun-Quellenbuch "Berlin" mit der Nummer 46 von 1000 erstanden. Der Gimmick dieses Buches ist sein Wendecover - keine Sorge es geht nicht um FSK-Logos: Die eine Seite behandelt das Berlin der Öffentlichkeit und Konzerne, während die Rückseite sich mit den Schatten bzw. der Unterwelt von Berlin befasst. Dank des Silberschnitts wirkt das Buch wirklich edel. Schade nur, dass meine regelmäßigen Gruppen in Hamburg oder Seattle spielen. Aber das kann sich schnell ändern. Bei Pegasus Spiele, dem Verleger der deutschen Shadowrun Quellen- und Regelbücher, gab es auch wieder Lesezeichen für Shadowrun und Munchkin. Genial finde ich immer noch die Lesezeichen für Shadowrun: Auf jedem Lesezeichen wird ein Ort und ein Charakter aus der Welt von Shadowrun beschrieben, die jeder Spielleiter nach Belieben einsetzen darf? Irgendwie habe ich fast das Verlangen selbst solche Lesezeichen als Spielhilfe zu schreiben.
Ich habe mir noch die neue Ausgabe von Civilization The Board Game angeguckt. Vor ein paar Jahren habe ich den Vorgänger auf der Messe gekauft und auch einige Male gespielt. Leider hat es mich anfangs zwar sehr begeistert, doch es war fast unmöglich dafür Mitspieler zu finden. Der Nachfolger sollte einiges besser machen. Von dem Spiel gab es nur einen Demo-Tisch, da es bisher nur die englische Version beim deutschen Vertriebspartner Heidelberger Spiele gibt. Ich habe den Regelerklärungen zugehört und den Spielern am Tisch zugesehen. Leider ist das Spiel alles andere als einfach und ich bin mir absolut sicher gewesen, dass ich auch dieses Mal keine Spieler finden würde, die sich auf so ein komplexes und Zeit intensives Spiel einlassen würden. Den Vorgänger habe ich bereits mit viel Verlust verkauft und das muss ich nicht unbedingt wiederholen.
Des Weiteren sah ich bei der Besichtigung der Stände auch einen Trend, den ich auf der Spielemesse als absolut fehlplatziert empfinde: iPad bzw. iPhone Varianten von Brettspiele. Es gab iSmall World und iCarcassone zum Ausprobieren. Ich hoffe ihr habt, meinen ersten Absatz über das großartige Spielsystem "Spieltisch" gelesen. Dessen niedrige Einstiegskosten werden von jedem iPad oder iPhone weit überschritten und sollten daher auf der Spielemesse eigentlich nicht ausgestellt werden. So zumindest ist meine Meinung zu diesen Spielen - Wie seht ihr das?
Den Go-Stand habe ich mir auch angesehen. Go kann ich jedem Strategie-Spieler ans Herz legen. Obwohl es nur eine Art von Zügen bzw. Spielsteinen gibt, handelt sich wohl um eines der komplexesten und ältesten Brettspiele überhaupt (es ist sogar älter als Schach). Anleitungen und auch kostenlose Möglichkeiten es zu spielen, gibt es reichlich im Internet.
Tag 2
An diesem Tag bin ich mit vier Freuden zur Messe gefahren. Leider mussten wir feststellen, dass die meisten Spiele auf maximal 4 Spieler ausgelegt sind! Das ist wirklich sehr schade, aber anscheinend gehen viele Hersteller und Designer nicht davon aus, dass es so viele größere Gruppen gibt. Daher haben wir uns oft aufgeteilt und verschiedene Spiele ausprobiert. Aber es gab auch Spiele, die wir zu fünft gespielt haben. Nicht jedes der getesteten Spiele ist in diesem Jahr neu erschienen und ich habe die meisten Beschreibungen stark komprimiert.
1.) Wizards Extreme (5 Spieler)
Dieses Spiel ist eine überarbeitete bzw. erweiterte Version des Klassikers Wizards. Es geht darum seine Handkarten vom Anfang des Spiels möglichst als erster abzulegen und die anfangs angekündigte Anzahl an Stichen und deren Farben zu erreichen. Die höchste Karte macht den Stich und die anderen Spieler müssen die Farbe bedienen, die vom ersten Spieler vorgegeben wurde. Jeder Spieler erhält anfangs ein farbiges Plättchen für jeden angekündigten Stich. Schafft man einen Stich in der richtigen Farbe, darf man das passende Plättchen ablegen. Nicht abgelegte Plättchen am Ende des Spiels gegen Minuspunkte ebenso wie nicht angekündigte Stiche. Zusätzlich gibt es den "Unruhestifter", der 4 Minuspunkte bringt. Für jeden falschen Stich, den ein Spieler gemacht hat, verringert sich dieser Malus um 1. Ebenso wie der Vorgänger reist mischt das Spiel nicht gerade vom Hocker, doch für ein oder zwei Runden zwischendurch ist es recht angenehm und sehr viel besser als die Standard-Version.
2.) Atlantis
Bei diesem Spiel hat jeder Spieler drei Spielfiguren in Atlantis stehen und muss das Festland über einen Pfad aus Plättchen mit verschiedenen Wertgegenständen darauf erreichen. Mit Hilfe von Karten erreicht man das erste Plättchen mit dem Symbol der ausgespielten Karte und kann das erste freie Plättchen daneben mitnehmen. Am Ende des Zuges zieht man eine Karte und noch eine Karte für jede Spielfigur, die bereits das Festland erreicht hat. Muss man in seinem Zug ein leeres Feld überwinden, weil jemand einen Gegenstand weggenommen hatte, muss man die Fähre bezahlen deren Kosten gleich der billigeren Karte am Ufer dieses leeren Feldes sind. Am Ende des Spiels erhält man Siegpunkte für die Wertgegenstände und für die Handkarten.
Das Spielsystem ist wirklich einfach, macht aber wirklich Spaß. Es läuft sehr schnell und man kann das Spiel in gerade mal 20 Minuten durchspielen. Da der Spielplan jedes Mal durch Plättchen neu aufgebaut wird, gibt es zahlreiche Situationen und Varianten. Dieses Spiel kann ich fast uneingeschränkt empfehlen.
3.) Thunderstone (5 Spieler)
Im letzten Jahr wurde Dominion zum Spiel des Jahres 2009 gekürt. In diesem Jahr gab es daher mehrere Spiele, die ähnlich funktionieren. In Dominion baut man mit dem Anfangs kleinen Kartenstapel ein immer besseres Karten-Deck zusammen.
Thunderstone bietet dafür einen Fantasy-Hintergrund. Die Karten repräsentieren Helden und deren Ausrüstungsgegenstände. Alle Gegenstände können auch als Geldkarten genutzt werden, um neue Ausrüstung oder Helden zu kaufen. Diese schickt man dann zum Bekämpfen von Monstern los, für deren Vernichtung es Erfahrungs- und Siegpunkte gibt. Mit den Erfahrungspunkten kann man die Helden zu besseren Versionen aufrüsten, womit weitere Gegner leichter zu besiegen sind.
Alles in allem ist das Spiel extrem komplex und aufgrund der nicht gerade übersichtlich oder einleuchtend strukturierten Karten unnötig schwierig. Wir haben wirklich Probleme gehabt die beiden Zahlen für Erfahrungs- und Siegpunkte auseinander zu halten. Die eine Zahl steht links und die andere rechts. Eine offensichtliche Unterscheidung haben wir nicht erkennen können (Symbole helfen bei so etwas ungemein). Außerdem sind Erweiterungen und Promokarten für dieses Spiel schon vorprogrammiert. Schon von Dominion habe ich das Basisspiel geschenkt bekommen und besitze heute alle Erweiterungen und suche die Promokarten bei eBay. Auch noch weitere Spiele dieser Art zu besitzen und zu vervollständigen wäre mir zu viel.
4.) Fresko
Um an der Demo dieses Spiel teilnehmen zu können, haben wir wirklich lange gewartet. Einer meiner Begleiter rief dann jemanden von dem Stand herbei, dass er uns das Spiel erklären würde. Der angesprochene Herr war gerne bereit dazu und stellte sich als Autor des Spiels vor und lieferte eine wirklich anschauliche Erklärung des Spiels ab:
Jeder Spieler spielt einen Malermeister mit 5 Gehilfen, der ein Fresko restaurieren soll. Durch die Entscheidung, wann man morgens aufsteht, werden die Gehilfen entweder motivierter oder verärgerter, die Preise am Markt niedriger oder höher und die Auswahl am Markt größer oder kleiner. Denn andere Spieler kaufen einem die guten Sachen am Markt für hohe Preise früh morgens weg, während der Spieler um 09:00 Uhr sehr wenig zahlen muss, aber dann als 3. oder 4. Spieler in der Reihe fast keine Auswahl mehr auf dem Markt hat. Wenn die Gehilfen zu sauer werden, kommt einer nicht zu Arbeit und man hat nur noch vier Aktionen zur Auswahl. Sind sie dagegen gut gelaunt, schließt sich eine kostenlose Hilfe der Gruppe an.
Am schnellsten macht man Siegpunkte durch das Restaurieren von Teilen des Freskos. Dazu kommen diverse Möglichkeiten für Bonuspunkte. Allerdings entscheidet immer der Spieler mit den wenigsten Siegpunkten, wann er zuerst aufsteht. Vielleicht habt ihr es schon erkannt, aber dieses Spiel lebt von einer wirklich gut designten Folge von Entscheidungen und deren Konsequenzen. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie verschiedene Spielstile verschiedene Dinge auslösen und zur Folge haben.
Aber auch bei diesem Spiel zeichneten sich zahlreiche Erweiterungen ab: Auf der Messe bekam man beim Kauf des Spiels bereits die erste Promo-Erweiterung "Die Schriftrollen" dazu. Im Spiel selbst sind dann noch die Erweiterungsmodule 1 bis 3 enthalten. Die Module 4 bis 6 erscheinen im November.
Trotzdem kann ich euch das Spiel wirklich empfehlen, sowie es auch der eine oder andere Spielepreis getan hat!
5.) Space Hulk - Todesengel (5 Spieler)
In diesem Kartenspiel, das auf der Warhammer 40K Spielwelt und dessen Space Hulk Szenario basiert, spielt jeder Spieler 2 Marines in einer Einheit von Space Marines. Es handelt sich um ein kooperatives Spiel, das man auch alleine spielen kann.
Leider war die Erklärung des Spiels so konfus, dass wir lange nicht verstanden hatten, wie es funktionierte. Als wir dann verstanden hatten, wie es funktioniert, fanden wir es zu konfus. Das Spiel ist absolut redundant und langweilig! Die Gruppe bewegt sich durch den Raum und besiegt Gegner. Dann geht sie in den nächsten Raum und besiegt dort Gegner. Das ganze wiederholt sich dann solange bis alle Räume abgegrast sind. Die Spielmechaniken sind wie gesagt, sehr konfus und bieten kaum Optionen und schon der zweite Raum ist nur ein Remake des ersten mit vielleicht einer geänderten Regel oder Aktion.
6.) Small World
In diesem Spiel versucht jeder Spieler mit Hilfe mehrerer Fantasy-Völker Siegpunkte zu sammeln. Wird ihm ein Volk zu unnütz, kann er es aussterben lasen und sich ein neues Volk aus dem Angebot nehmen. Jedes Volk hat dabei ein Adjektiv vor seinem Namen, das zufällig bestimmt wird. Sowohl das Volk als auch das Attribut hat eine Fähigkeit. So durften meine "Fliegenden Menschen" beispielsweise überall auf der Karte angreifen und bekamen für besetzte Getreide-Felder einen Bonuspunkt. Wären es dagegen "Berserker Menschen" gewesen, hätte ich bei jedem Angriff erst Würfeln und dann Einheiten einsetzen müssen (normalerweise würfelt man erst danach und kann keine Einheiten mehr schicken, wenn man zu niedrig würfelt).
Das Spiel kann vermutlich schnell Balance-Probleme bekommen, da manche Kombinationen von Fähigkeiten wirklich grausam gut sind und andere wiederum grausam schlecht. Spaß hat es allerdings schon gemacht. Aber auch für dieses Spiel sind jede Menge Erweiterungen erhältlich?
7.) Knobelgitter (bei dem Namen bin ich ein wenig unsicher)
Dieses Spiel bestand aus einer Plastikscheibe, in die man Plastiklinsen legen konnte. Unter der Scheibe befindet sich eine Papierscheibe mit Buchstaben, in der Worte versteckt sind. Durch eine Anzeige am Rand der Scheibe wird ein gesuchtes Wort vorgegeben, das irgendwie auf der Papierscheibe abgedruckt ist. Derjenige, der es zuerst findet, darf seine farbigen Linsen darauf legen und dabei Linsen anderer Gegner, die sein Wort kreuzen, entfernen. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Linsen auf der Scheibe. Alles in allem eine nette Spielidee. Vermutlich macht Scrabble aber mehr Spaß und lässt sich öfters spielen.
8.) Mapdart
Mapdart ist eigentlich kein Spiel sondern ein Spielehersteller aus Berlin. Das Vorführmodell war eine rechteckige Dartscheibe, auf der das U-Bahn-Netz von Berlin aufgedruckt war. Stecknadeln markierten die Spielerpositionen auf der Bahn und man musste möglichst nah an die eigene Fahne Dartpfeile werfen. Je näher man dran war, desto mehr Felder durfte sich die Stecknadel bewegen.
Insgesamt eine wirklich originelle Spielidee, die für Dart-Fans bestimmt interessant ist.
9.) Dixit
Das Spiel des Jahres 2010 ist Dixit geworden. Da es aber einer meiner Begleiter bereits besitzt, haben wir es nicht auf der Messe ausprobiert. Trotzdem gehe ich von Berichten darüber aus, dass es ein wirklich gutes Spiel geworden ist.
Was danach noch passierte oder passieren wird
Beim nächsten Mal berichte ich euch dann, welcher Superschurke Batman in eine Lego-Statue verwandelt hat und wie ich ihn dann für einen Tag vertreten habe. Oder ich stelle euch mein eigenes Shadowrun-Lesezeichen mit "Auntie Emma?s Mega Store" und "Auntie Emma-nuel" vor?
Daher bringe ich euch nun auch einen kleinen, persönlichen und vollkommen subjektiven Bericht von der Spielemesse in Essen, um euch zu zeigen, was ihr demnächst auf eurem "Spieltisch" installieren könnt.
Vom 21. bis 24. Oktober fand in Essen die jährliche Spielemesse mit dem Namen Spiel 2010 statt. Wie jedes Jahr habe ich mich nach NRW begeben und dort zwei Tage die Messe besucht. Da meine Eltern ganz in der Nähe von Essen wohnen und ich somit nur die Eintrittskarten bezahlen muss, gehört es immer noch jedes Jahr auf meinen Event-Kalender.
Seit ein paar Jahren findet zeitgleich in den Messehallen auch die Comic Action Messe statt. Dort erhält man limitierte und signierte Comichefte der größeren, deutschen Verlage und unabhängigen Zeichner, was mich natürlich auch anzieht.
Tag 1
An diesem Tag bin ich alleine auf die Messe gegangen. Den ersten Tag nutze ich nämlich immer für die Einkäufe von limitierten Ausgaben von Rollenspielquellbüchern und Comicheften. Aufgrund meiner sehr hohen Motivation und schnellen Geschwindigkeit dabei, will ich damit unschöne Szenen vermeiden.
Begleiter: "Hubi, gehe ohne mich weiter! Du bist viel zu schnell, obwohl wir beide schon so schwer beladen sind. Lasse mich hier zurück!"
Ich: "Stimmt! Bleib liegen, du behinderst mich nur!"
Bei meiner etwas verspäteten Ankunft an der Messehalle standen sehr viele Leute in einer 30 Meter langen Schlange an. Zum Glück war dies die Schlange der Leute ohne Eintrittskarte. Mit meiner per Internet bestellten Karte konnte ich direkt zur Eintrittsschlange gehen. Direkt vor mir stand eine ältere Dame mit der typischen Spielemesse Ausrüstung: Zwei leere Reisekoffer. Ich möchte anmerken, dass ich selbst nur mit einem leeren Rucksack angekommen war und im Laufe des Tages sehr viele randvolle Reisekoffer oder Sackkarren sah.
Mein persönliches Highlight des ersten Tages waren mehrere Variant-Cover-Ausgaben von Spider-Man Comicheften.
Außerdem habe ich das limitierte Shadowrun-Quellenbuch "Berlin" mit der Nummer 46 von 1000 erstanden. Der Gimmick dieses Buches ist sein Wendecover - keine Sorge es geht nicht um FSK-Logos: Die eine Seite behandelt das Berlin der Öffentlichkeit und Konzerne, während die Rückseite sich mit den Schatten bzw. der Unterwelt von Berlin befasst. Dank des Silberschnitts wirkt das Buch wirklich edel. Schade nur, dass meine regelmäßigen Gruppen in Hamburg oder Seattle spielen. Aber das kann sich schnell ändern. Bei Pegasus Spiele, dem Verleger der deutschen Shadowrun Quellen- und Regelbücher, gab es auch wieder Lesezeichen für Shadowrun und Munchkin. Genial finde ich immer noch die Lesezeichen für Shadowrun: Auf jedem Lesezeichen wird ein Ort und ein Charakter aus der Welt von Shadowrun beschrieben, die jeder Spielleiter nach Belieben einsetzen darf? Irgendwie habe ich fast das Verlangen selbst solche Lesezeichen als Spielhilfe zu schreiben.
Ich habe mir noch die neue Ausgabe von Civilization The Board Game angeguckt. Vor ein paar Jahren habe ich den Vorgänger auf der Messe gekauft und auch einige Male gespielt. Leider hat es mich anfangs zwar sehr begeistert, doch es war fast unmöglich dafür Mitspieler zu finden. Der Nachfolger sollte einiges besser machen. Von dem Spiel gab es nur einen Demo-Tisch, da es bisher nur die englische Version beim deutschen Vertriebspartner Heidelberger Spiele gibt. Ich habe den Regelerklärungen zugehört und den Spielern am Tisch zugesehen. Leider ist das Spiel alles andere als einfach und ich bin mir absolut sicher gewesen, dass ich auch dieses Mal keine Spieler finden würde, die sich auf so ein komplexes und Zeit intensives Spiel einlassen würden. Den Vorgänger habe ich bereits mit viel Verlust verkauft und das muss ich nicht unbedingt wiederholen.
Des Weiteren sah ich bei der Besichtigung der Stände auch einen Trend, den ich auf der Spielemesse als absolut fehlplatziert empfinde: iPad bzw. iPhone Varianten von Brettspiele. Es gab iSmall World und iCarcassone zum Ausprobieren. Ich hoffe ihr habt, meinen ersten Absatz über das großartige Spielsystem "Spieltisch" gelesen. Dessen niedrige Einstiegskosten werden von jedem iPad oder iPhone weit überschritten und sollten daher auf der Spielemesse eigentlich nicht ausgestellt werden. So zumindest ist meine Meinung zu diesen Spielen - Wie seht ihr das?
Den Go-Stand habe ich mir auch angesehen. Go kann ich jedem Strategie-Spieler ans Herz legen. Obwohl es nur eine Art von Zügen bzw. Spielsteinen gibt, handelt sich wohl um eines der komplexesten und ältesten Brettspiele überhaupt (es ist sogar älter als Schach). Anleitungen und auch kostenlose Möglichkeiten es zu spielen, gibt es reichlich im Internet.
Tag 2
An diesem Tag bin ich mit vier Freuden zur Messe gefahren. Leider mussten wir feststellen, dass die meisten Spiele auf maximal 4 Spieler ausgelegt sind! Das ist wirklich sehr schade, aber anscheinend gehen viele Hersteller und Designer nicht davon aus, dass es so viele größere Gruppen gibt. Daher haben wir uns oft aufgeteilt und verschiedene Spiele ausprobiert. Aber es gab auch Spiele, die wir zu fünft gespielt haben. Nicht jedes der getesteten Spiele ist in diesem Jahr neu erschienen und ich habe die meisten Beschreibungen stark komprimiert.
1.) Wizards Extreme (5 Spieler)
Dieses Spiel ist eine überarbeitete bzw. erweiterte Version des Klassikers Wizards. Es geht darum seine Handkarten vom Anfang des Spiels möglichst als erster abzulegen und die anfangs angekündigte Anzahl an Stichen und deren Farben zu erreichen. Die höchste Karte macht den Stich und die anderen Spieler müssen die Farbe bedienen, die vom ersten Spieler vorgegeben wurde. Jeder Spieler erhält anfangs ein farbiges Plättchen für jeden angekündigten Stich. Schafft man einen Stich in der richtigen Farbe, darf man das passende Plättchen ablegen. Nicht abgelegte Plättchen am Ende des Spiels gegen Minuspunkte ebenso wie nicht angekündigte Stiche. Zusätzlich gibt es den "Unruhestifter", der 4 Minuspunkte bringt. Für jeden falschen Stich, den ein Spieler gemacht hat, verringert sich dieser Malus um 1. Ebenso wie der Vorgänger reist mischt das Spiel nicht gerade vom Hocker, doch für ein oder zwei Runden zwischendurch ist es recht angenehm und sehr viel besser als die Standard-Version.
2.) Atlantis
Bei diesem Spiel hat jeder Spieler drei Spielfiguren in Atlantis stehen und muss das Festland über einen Pfad aus Plättchen mit verschiedenen Wertgegenständen darauf erreichen. Mit Hilfe von Karten erreicht man das erste Plättchen mit dem Symbol der ausgespielten Karte und kann das erste freie Plättchen daneben mitnehmen. Am Ende des Zuges zieht man eine Karte und noch eine Karte für jede Spielfigur, die bereits das Festland erreicht hat. Muss man in seinem Zug ein leeres Feld überwinden, weil jemand einen Gegenstand weggenommen hatte, muss man die Fähre bezahlen deren Kosten gleich der billigeren Karte am Ufer dieses leeren Feldes sind. Am Ende des Spiels erhält man Siegpunkte für die Wertgegenstände und für die Handkarten.
Das Spielsystem ist wirklich einfach, macht aber wirklich Spaß. Es läuft sehr schnell und man kann das Spiel in gerade mal 20 Minuten durchspielen. Da der Spielplan jedes Mal durch Plättchen neu aufgebaut wird, gibt es zahlreiche Situationen und Varianten. Dieses Spiel kann ich fast uneingeschränkt empfehlen.
3.) Thunderstone (5 Spieler)
Im letzten Jahr wurde Dominion zum Spiel des Jahres 2009 gekürt. In diesem Jahr gab es daher mehrere Spiele, die ähnlich funktionieren. In Dominion baut man mit dem Anfangs kleinen Kartenstapel ein immer besseres Karten-Deck zusammen.
Thunderstone bietet dafür einen Fantasy-Hintergrund. Die Karten repräsentieren Helden und deren Ausrüstungsgegenstände. Alle Gegenstände können auch als Geldkarten genutzt werden, um neue Ausrüstung oder Helden zu kaufen. Diese schickt man dann zum Bekämpfen von Monstern los, für deren Vernichtung es Erfahrungs- und Siegpunkte gibt. Mit den Erfahrungspunkten kann man die Helden zu besseren Versionen aufrüsten, womit weitere Gegner leichter zu besiegen sind.
Alles in allem ist das Spiel extrem komplex und aufgrund der nicht gerade übersichtlich oder einleuchtend strukturierten Karten unnötig schwierig. Wir haben wirklich Probleme gehabt die beiden Zahlen für Erfahrungs- und Siegpunkte auseinander zu halten. Die eine Zahl steht links und die andere rechts. Eine offensichtliche Unterscheidung haben wir nicht erkennen können (Symbole helfen bei so etwas ungemein). Außerdem sind Erweiterungen und Promokarten für dieses Spiel schon vorprogrammiert. Schon von Dominion habe ich das Basisspiel geschenkt bekommen und besitze heute alle Erweiterungen und suche die Promokarten bei eBay. Auch noch weitere Spiele dieser Art zu besitzen und zu vervollständigen wäre mir zu viel.
4.) Fresko
Um an der Demo dieses Spiel teilnehmen zu können, haben wir wirklich lange gewartet. Einer meiner Begleiter rief dann jemanden von dem Stand herbei, dass er uns das Spiel erklären würde. Der angesprochene Herr war gerne bereit dazu und stellte sich als Autor des Spiels vor und lieferte eine wirklich anschauliche Erklärung des Spiels ab:
Jeder Spieler spielt einen Malermeister mit 5 Gehilfen, der ein Fresko restaurieren soll. Durch die Entscheidung, wann man morgens aufsteht, werden die Gehilfen entweder motivierter oder verärgerter, die Preise am Markt niedriger oder höher und die Auswahl am Markt größer oder kleiner. Denn andere Spieler kaufen einem die guten Sachen am Markt für hohe Preise früh morgens weg, während der Spieler um 09:00 Uhr sehr wenig zahlen muss, aber dann als 3. oder 4. Spieler in der Reihe fast keine Auswahl mehr auf dem Markt hat. Wenn die Gehilfen zu sauer werden, kommt einer nicht zu Arbeit und man hat nur noch vier Aktionen zur Auswahl. Sind sie dagegen gut gelaunt, schließt sich eine kostenlose Hilfe der Gruppe an.
Am schnellsten macht man Siegpunkte durch das Restaurieren von Teilen des Freskos. Dazu kommen diverse Möglichkeiten für Bonuspunkte. Allerdings entscheidet immer der Spieler mit den wenigsten Siegpunkten, wann er zuerst aufsteht. Vielleicht habt ihr es schon erkannt, aber dieses Spiel lebt von einer wirklich gut designten Folge von Entscheidungen und deren Konsequenzen. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie verschiedene Spielstile verschiedene Dinge auslösen und zur Folge haben.
Aber auch bei diesem Spiel zeichneten sich zahlreiche Erweiterungen ab: Auf der Messe bekam man beim Kauf des Spiels bereits die erste Promo-Erweiterung "Die Schriftrollen" dazu. Im Spiel selbst sind dann noch die Erweiterungsmodule 1 bis 3 enthalten. Die Module 4 bis 6 erscheinen im November.
Trotzdem kann ich euch das Spiel wirklich empfehlen, sowie es auch der eine oder andere Spielepreis getan hat!
5.) Space Hulk - Todesengel (5 Spieler)
In diesem Kartenspiel, das auf der Warhammer 40K Spielwelt und dessen Space Hulk Szenario basiert, spielt jeder Spieler 2 Marines in einer Einheit von Space Marines. Es handelt sich um ein kooperatives Spiel, das man auch alleine spielen kann.
Leider war die Erklärung des Spiels so konfus, dass wir lange nicht verstanden hatten, wie es funktionierte. Als wir dann verstanden hatten, wie es funktioniert, fanden wir es zu konfus. Das Spiel ist absolut redundant und langweilig! Die Gruppe bewegt sich durch den Raum und besiegt Gegner. Dann geht sie in den nächsten Raum und besiegt dort Gegner. Das ganze wiederholt sich dann solange bis alle Räume abgegrast sind. Die Spielmechaniken sind wie gesagt, sehr konfus und bieten kaum Optionen und schon der zweite Raum ist nur ein Remake des ersten mit vielleicht einer geänderten Regel oder Aktion.
6.) Small World
In diesem Spiel versucht jeder Spieler mit Hilfe mehrerer Fantasy-Völker Siegpunkte zu sammeln. Wird ihm ein Volk zu unnütz, kann er es aussterben lasen und sich ein neues Volk aus dem Angebot nehmen. Jedes Volk hat dabei ein Adjektiv vor seinem Namen, das zufällig bestimmt wird. Sowohl das Volk als auch das Attribut hat eine Fähigkeit. So durften meine "Fliegenden Menschen" beispielsweise überall auf der Karte angreifen und bekamen für besetzte Getreide-Felder einen Bonuspunkt. Wären es dagegen "Berserker Menschen" gewesen, hätte ich bei jedem Angriff erst Würfeln und dann Einheiten einsetzen müssen (normalerweise würfelt man erst danach und kann keine Einheiten mehr schicken, wenn man zu niedrig würfelt).
Das Spiel kann vermutlich schnell Balance-Probleme bekommen, da manche Kombinationen von Fähigkeiten wirklich grausam gut sind und andere wiederum grausam schlecht. Spaß hat es allerdings schon gemacht. Aber auch für dieses Spiel sind jede Menge Erweiterungen erhältlich?
7.) Knobelgitter (bei dem Namen bin ich ein wenig unsicher)
Dieses Spiel bestand aus einer Plastikscheibe, in die man Plastiklinsen legen konnte. Unter der Scheibe befindet sich eine Papierscheibe mit Buchstaben, in der Worte versteckt sind. Durch eine Anzeige am Rand der Scheibe wird ein gesuchtes Wort vorgegeben, das irgendwie auf der Papierscheibe abgedruckt ist. Derjenige, der es zuerst findet, darf seine farbigen Linsen darauf legen und dabei Linsen anderer Gegner, die sein Wort kreuzen, entfernen. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Linsen auf der Scheibe. Alles in allem eine nette Spielidee. Vermutlich macht Scrabble aber mehr Spaß und lässt sich öfters spielen.
8.) Mapdart
Mapdart ist eigentlich kein Spiel sondern ein Spielehersteller aus Berlin. Das Vorführmodell war eine rechteckige Dartscheibe, auf der das U-Bahn-Netz von Berlin aufgedruckt war. Stecknadeln markierten die Spielerpositionen auf der Bahn und man musste möglichst nah an die eigene Fahne Dartpfeile werfen. Je näher man dran war, desto mehr Felder durfte sich die Stecknadel bewegen.
Insgesamt eine wirklich originelle Spielidee, die für Dart-Fans bestimmt interessant ist.
9.) Dixit
Das Spiel des Jahres 2010 ist Dixit geworden. Da es aber einer meiner Begleiter bereits besitzt, haben wir es nicht auf der Messe ausprobiert. Trotzdem gehe ich von Berichten darüber aus, dass es ein wirklich gutes Spiel geworden ist.
Was danach noch passierte oder passieren wird
Beim nächsten Mal berichte ich euch dann, welcher Superschurke Batman in eine Lego-Statue verwandelt hat und wie ich ihn dann für einen Tag vertreten habe. Oder ich stelle euch mein eigenes Shadowrun-Lesezeichen mit "Auntie Emma?s Mega Store" und "Auntie Emma-nuel" vor?