The Dark Souls Experience

Linda-mys

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,,Mein Geist wird keinen Frieden erfahren,
wenn er bohrende Gedanken des Hasses nährt.
Ich werde keine Freude finden und kein Glück,
nicht schlafen können und mich unausgeglichen fühlen." (Dalai Lama)

Ich werde überrannt und bevor ich ausweichen kann, mit dem Hammer zermalmt ? eineinhalb Schläge reichen aus und ich befinde mich wieder am letzten Lagerfeuer. Ich stehe auf, klappere den gleichen ätzenden Weg nochmal ab, erledige die gleichen Standardgegner wieder und wieder und stelle mich dem schier unbezwingbaren Boss-Duo erneut. Dabei begleitet mich stets die leise Vorahnung, im nächsten Moment wieder ordentlich eins auf meinen Gargoyle-Helm zu bekommen.

Noch bevor ich Helfer-Phantom Solair beschwören kann, trifft mich ein riesiges Harpunengeschoss aus dem Nirgendwo und ich falle von der Plattform, die ich soeben erklommen habe. Noch bevor ich mich aufraffen und orientieren kann, trifft mich der stählernde Wächter, der das Tor zu den Endgegnern Ornstein und Smough bewacht, mit seiner riesigen Hellebarde ? tödlich. Ich habe es nicht mal durch jene Nebelwand geschafft, hinter der eine noch größere Bedrohung auf mich wartet. Und doch.... ich gehe den gleichen Weg nochmal und gebe nicht auf.

Warum ich dieses Spiel immer noch spiele, kann ich im ersten Moment nicht sagen. Ich verzweifle, ich fluche, ich stampfe mit den Füßen auf den Boden, ich krakele, werde augenscheinlich vom Homo Faber zum Homo Erectus degradiert. Niederlagen, Erniedrigungen und Enttäuschungen ? das verwöhnte und selbsternannte Hardcore-Gamer-Ich des 21. Jahrhunderts, welches jeglichen Spiele-Blockbuster normalerweise im Schlaf beendet, wird in diesem Spiel einmal und mehrmals kräftig zur Besinnung gerüttelt. Also, warum tue ich mir das eigentlich an? Bin ich Masochist?
Wie lange habe ich die Bewegungsmuster des Gegners studiert? Wie lange habe ich mir beim kopflosen Titanitdämon die Zähne ausgebissen, um die nötige Komponente für die Aufrüstung von Queelag's Furienschwert zu bekommen? Warum gebe ich nicht einfach auf und zocke stattdessen beispielsweise ein Assassin's Creed 3, was so einfach und so zugänglich ist?

Ich habe es in die Kammer der beiden Endgegner geschafft. Ornstein ist tot ? schnell und ohne Aufwand mit dem aufgerüsteten Furienschwert und vielleicht mit einer Brise Glück. Zurück bleibt Smough, der, nun ausgestattet mit den Blitzkräften Ornsteins, dieses Moment des kleinen Erfolgs mit einem einzigen verheerenden, Flächenschaden verursachenden Angriff zunichte machen kann. Ich schlage mich überraschend wacker, weiche aus und tanze dem Kerl auf der dicken Nase herum.Vor dem finalen Schlag bebt mein Herz. Mein rechter Zeigefinger wandert zittrig gen Schultertaste, um dem riesigen Smough den Gnadenstoß zu verpassen. Jetzt nicht versagen ? ein Hieb ins Leere würde bedeuten, dass mich mein Widersacher mit einem schnellen Hammerschlag eines Besseren belehrt. Aber dazu kommt es nicht. Ich habe den Kerl erledigt. Ich war schneller und habe ihn überrannt. Ich habe gesiegt.

Ich kann nicht schlafen, kann nicht essen und finde keine Ruhe, solange ich dieses Endgegner-Duo nicht bezwungen habe. Ja es verfolgt mich sogar in meinen Träumen. Dieses Spiel treibt mich in den Wahnsinn. Dieses Spiel verwandelt mich von einem gelassenen Mädel in eine Furie.
Und dann ist es dieser eine Augenblick, dieser eine Moment, wenn ICH meinen Gegner überrenne. Dieser eine Augenblick, wenn ICH meinen Gegner zermalme. Dieser eine Sieg und das überwältigende Glücksgefühl geben mir den Ansporn weiter zu machen. Dark Souls ist ein Spiel, was es schafft Wut, Hass und Glückseligkeit permanent im Wechsel hervorzurufen. All den Ärger nehme ich in Kauf für eine weitere und immer größer werdende Adrenalin-Ladung.

Und jetzt, nach dem Sieg über Onstein & Smough? Jetzt, nachdem ich das Herrschergefäß besitze, steht mir die ganze Welt offen. Mein Charakter ist mächtig. Ich selbst als Spieler fühle mich mächtig. Ich fühle mich so mächtig, dass ich es glatt in Erwägung ziehe, es diesem riesigen roten Drachen auf der Brücke heimzuzahlen, der mich zu Beginn des Spiels in ein Häufchen Asche verwandelt hat... Schwer bewaffnet und mit feuerresistenter Rüstung ziehe ich nun in den nächsten Kampf, der noch schneller enden sollte als ich es mir vorgestellt habe. Jedoch nicht zu meinen Gunsten. Bevor ich mich mit meinem Drachenwappenschild vor der gewaltigen Feuersbrunst des Lindwurms schützen kann, schleudert mich diese mit voller Wucht zu Boden. Ein weiterer Angriff des roten Drachen reicht aus und ich befinde mich wieder am letzten Lagerfeuer.
 
Von dieser legendären Faszination, die Dark Souls ausmacht, habe ich ja schon oft gehört. Aber selber hat es mich einfach nicht gepackt - bin wohl nicht frustresistent genug. Ich frage mich halt, muss ein modernes Videospiel denn wirklich so komplett unzugänglich und frustrierend sein? Vor allem diese Rücksetzpunkte gehen halt gar nicht. Direkt vor einem Bosskampf muss es einfach einen Speicher-/Rücksetzpunkt geben, alles andere ist IMO schlechtes Spieldesign.

Warum muss ich immer und immer wieder das gleiche machen - ich kann es doch schon, was muss ich dem Spiel also noch beweisen? Das mag in den 80ern ok gewesen sein, aber 2013 ist mir meine Zeit dafür einfach zu Schade - es gibt so viele gute Videospiele, mit denen man Spaß haben kann, ohne sich ständig grün und blau ärgern zu müssen. Denn ich will in meiner Freizeit Spaß haben, und mich nicht ärgern müssen ;)

Meinen Bruder hats aber übrigens auch voll erwischt. Er hat mir sogar eine SMS geschickt als er Dark Souls durch hatte, nach 136 Stunden. Er zockt auch schon seit vielen Jahren und das war das erste Mal dass er mir so eine Erfolgsmeldung per SMS geschickt hat. Soviel zum Thema Adrenalin-Ladungen :)
 
Ein schöner Blog, welcher das spezielle Dark Souls Gefühl gekonnt vermitteln kann :) . Schade ist, dass die Schreibweise im Vergleich zu den sonst preisgekrönten Linda-mys'schen Blogs etwas hinterher hinkt, aber das ist noch absolut im Rahmen also jammern auf sehr hohem Niveau ;) .

Bis heute weiß ich noch nicht ob ich mich tatsächlich an Dark Souls heranwagen soll, ein Fable für Spiele dieser Art hätte ich, dennoch bin ich mir bewusst, dass ich nicht allzu frustresistent bin, irgendwann fasse ich vielleicht allen Mut zusammen, Dein Blog hat einen kleinen Teil dazu beitragen können.

LG
Kevin
 
Trifft schon sehr genau das Spielgefühl von Dark Souls. Obwohl ich das mit den Frustmomenten nicht so ganz nachvollziehen kann. Ich habe mich auf ein richtig knackiges Game gefreut, wie ich es aus meiner Kindheit kenne-und wurde enttäuscht. Das Spiel ist genial, keine Frage, aber nicht ansatzweise so schwer wie alle behaupten. Wenn man sich darauf einlässt und vorsichtig und mit Köpfchen vorann schreitet ist Dark Souls sogar recht einfach wie ich finde.
Bei der schwierigkeit des Spiels wird maßlos übertrieben finde ich.
Ich hoffe Teil 2 wird schwieriger! Man will doch auch ein wenig stolz sein wenn man ein Spiel "geknackt" hat :)
Nicht wie bei einem Assassins Creed, was man mal eben so nebenbei durch lutscht und dann in der Ecke landet (nicht falsch verstehen, ich feiere die AC Serie, aber die Games sind viel zu einfach)
 
Ich sags einfach wie es ist:

Der Blog beschreibt das Gefühl von Dark Souls, nicht mehr und nicht weniger. Sauber geschrieben und der Kampf gegen Ornstein und Smough ist mitunter einer der härtesten Kämpfe im ganzen Spiel.

Super geschrieben.
 
Mit Onstein und Smough hatte ich auch meinen Spaß. Der Kampf war fast so schwierig wie der mit dem Ziegendämon, der anfangs in der Unterstadt lauerte. Demon Souls habe ich komplett durchgespielt und nach 80 Std. Spieltzeit in Dark Souls verließ mich die Motivation weit unter den Gruften, wo nur Dunkelheit herrschte und auf engsten Raum große Gegner lauerten, die einen mit einen Schlag ins Jenseits beförderten, sofern man nicht schon vorher versehentlich in den Abgrund stürzte.

Was mich so an diesem Spiel faszinierte, war, dass man zu 100 Prozent konzentriert sein und jeden Schritt genau abwägen musste. Wie sehr habe ich auf den Holzbauten im Sumpf geschwitzt, da das letzte Lagerfeuer ca. 2 Std. zurücklag. Ein einziger Fehler auf der Suche nach dem nächsten Lagerfeuer hätte das Ende bedeutet. Es war schwer zu finden, da es in so einer Art Unterschlupft am Fuße des Sumpfs versteckt lag.

An die beiden Spiele werde ich noch lange zurückdenken, da die Atmosphäre und Spannung einmalig in der heutigen Zeit sind. Allerdings ist der Wiederspielwert gering, da ich mir so eine Tortur nicht ein weiteres Mal antun möchte ... :D

Dein Blog hat ein hohes Niveau, was man ja von dir gewohnt ist, bitte weiter so!!!.
 
Du hast einen klasse Schreibstil. Es wäre schön wenn du noch mehr Geschichten aus der Welt von Dark Souls veröffentlichen würdest.

Und ja, Schornstein und Schmauch sind ohne Unterstützung so angenehm wie ein Vollbad in Stacheldraht :-)

Gruß vom Yakelbub
 
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