The Moment of Silence - Spieletest als Blog

Bad Mojo

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Tcha, da man erst ab Level 10 Tests veröffentlichen kann, blogge ich meinen Test von Moment of Silence hier einfach mal :)

Story:
Peter Wright erwacht in seinem neuen Appartement. Vor einiger Zeit sind seine Frau und sein Sohn bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen... das hat ihn ganz schön fertig gemacht. Er hat sich noch nicht richtig mit seinem neuem Zuhause abgefunden, geht zur Tür und blickt durch den Spion... was geht denn da vor sich?! Er sieht, wie ein Sturmtrupp die Tür seiner Nachbarn zertrümmert und den Familienvater gewaltsam aus der Wohnung zerrt. Er wird verschleppt und seine Frau und der kleine Tommy müssen tatenlos zusehen! Was ist da nur los?

Wir spielen als Peter Wright, von Beruf Kommunikations-Designer in einer berühmten New Yorker Werbeagentur. Er hat gerade Urlaub, um sich von seinem Schock zu erholen und um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und dann das! Er ist ohnehin gerade sehr emotional und so beschließt er, seine Nachbarn aufzusuchen, um sich zu erkundigen, wie es ihnen geht und was denn eigentlich passiert sei. Doch Frau Oswald weiß selbst nicht, wie ihr zumute ist. Sie hat keine Ahnung, was vor sich geht und erlaubt schließlich Peter, Ihr zu helfen.
Im Verlauf des Spiels dringt Peter immer weiter in eine unglaubliche Geschichte ein, die sich zu einer unheimlichen Verschwörung auszudehnen schein, an der er sehr bald ungewollt selbst zum Beteiligten wird. Doch es ist bis zum Schluß ein Geheimnis, wer für all die Greuel tatsächlich verantwortlich ist: Terroristen? Aliens? Die Regierung? ... Wer weiß?

Die Story des Spiel ist hervorragend und sticht angenehm im Genre hervor. Es gibt zwar nicht viele Personen, mit denen die Gespräche zu führen sind, aber die verfügbaren erzählen eine ganze Menge. Die Geschichte schafft eine sehr beklemmende, spannende Atmosphäre, die unglaublich zum Weiterspielen animiert und einen bis tief in die Nacht vor den Bildschirm fesselt. Es wird nie zuviel auf einmal verraten, nur in kleinen Fetzen kommt der Protagonist der scheinbaren Wahrheit immer ein winziges Stückchen näher... Toll!

Grafik:
Die Grafikengine ist nicht herausragend, aber hübsch. Das Spiel ist in 3D gehalten und die Hintergründe außerordentlich lebhaft gehalten. Die Personen hingegen hätten durchaus noch einige Details vertragen können... aber mal ehrlich: in einem Adventure achtete man selten auf die Grafik.
Die einzelnen Schauplätze sind sehr unterschiedlich designt, fügen sich aber immer prima in die Story ein. Es gibt wilde Farborgien und äußerst triste Kulissen.
Sound:
Die Sprachausgabe ist hervorragend. Unsere Hauptrolle wird gesprochen von Manfred Lehmann, der auch Bruce Willis seine Stimme leiht. Bis auf wenige Ausnahmen ,sind auch die anderen Rollen sehr gut gesprochen.
Der übrige Sound ist gut. Die Musik begleitet einen stets stimmungsvoll durch die einzelnen Level und paßt immer sehr gut zu den einzelnen Locations.

Rätsel:
Das wichtigste in einem Adventure sind natürlich die Rätsel. Diese sind hier in den meisten Fällen äußerst fair; natürlich gibt es pro größerem Abschnitt jeweils eine etwas härtere Nuß zu knacken. Ich selbst habe nur an ein oder zwei Stellen nicht mehr weitergewußt.
Richtig übel ist aber das große Schlußrätsel... es wird hier natürlich nicht verraten, worum es geht, aber ich wurde spontan an "Myst" erinnert und bin bald verzweifelt.
Schlimm und frustrierend sind Sackgassen, die das Spiel unbeabsichtigt als Bug für den Spieler bereithält. Ein Beispiel ohne zuviel zu verraten (Tipp: immer vor einer neuen abspeichern!): Sie sind irgendwann an einem Flughafen und haben einen Schlüssel für ein Schließfach in der Tasche. Dazu noch einen Zettel mit der Codenummer. Sie stehen also vor dem Schließfach und geben den Code ein, stecken den Schlüssel in den Schlitz und dann... nichts! Sie nehmen den Schlüssel raus, um es nochmals zu versuchen, aber nachdem Sie wieder auf das Schließfach klicken wollen, ist es nicht mehr aktiviert. Ende des Spiels. Was wäre also zu tun gewesen? Man hätte erst den Schlüssel und dann den Code eingeben müssen... toll. Als ob das eine Rolle spielen sollte! Ein ganz übler Design-Schnitzer! Bei dieser einen Stelle ist es leider nicht geblieben, Vorsicht ist also angebracht.
Was mir auch sehr gefehlt hat, ist ein Tagebuch. Wenn man mehrere Tage nicht zum Spielen gekommen ist, hat man schlicht und ergreifen eine etliches nicht mehr präsent und sitzt erst einmal doof vor dem Monitor und überlegt, was bisher gewesen ist.

Steuerung:
Die Steuerung ist denkbar einfach und funktioniert gewohnt mittels Point-n-Click. Das Inventar ist am unteren Bildschirmrand untergebracht und blendet sich automatisch ein, wenn man mit der Maus nach unten fährt. Dort sind auch die Dialoge aufgeführt. Am oberen Rand sind besondere Meldungen aufgeführt.
Der Mauzeiger ändert sein Symbol, sobald man auf einen wichtigen Gegenstand trifft; mit der linken Taste nimmt man Gegenstände auf, mit der rechten untersucht man sie.
Leider haben die Programmierer vergessen, auf Wege hinzuweisen, wenn man diese noch abgehen kann, was in manchen Fällen durchaus hilfreich gewesen wäre. Zwar wird durch einen Doppelpfeil des öfteren ein Ausgang oder eine größere Tür angezeigt, aber oft steht man an einer unübersichtlichen Stelle und weiß dann nicht, wohin. Dem haben die Entwickler aber eine Lösung gegeben: Mit Druck auf die Taste H bekommt man unmittelbare Aktionen angezeigt; mit langem Druck auf dieselbe Taste sogar weitere Hilfestellungen. Es erscheinen dann vielsagende Symbole in einem roten Kreis mit Richtungsangabe. Auch nicht schlecht.
Einen Mangel stellen die Laufwege dar. Ich weiß nicht, warum dies in vielen Adventuren immer wieder falsch gemacht wird, aber auch hier muß man ständig wieder endlose Abschnitte abschreiten, um vom einen Punkt zum nächsten zu gelangen. Nicht gut.
Der größte Lapsus ist aber die Umsetzung Maussteuerung an sich. Peter läuft schnurstracks auf vordefinierten Wegen und kann sich im Grunde nicht frei im Raum bewegen, was bisweilen zu sehr komischen Humpeleien führt, die mit Zunehmen der Spieldauer aber arg nerven. Beispiel: man steht links in einem Raum und möchte auf die rechte Seite. Man klickt also nach recht und Peter läuft auch dorthin. Will man nun nach unten laufen, zottelt Peter erst wieder nach links, um dann den vorgegebenen Weg einzuschlagen. Hinzu kommt, daß er oft den Weg erst gar nicht einschlägt, den man sich für ihn ausgesucht hat oder dies erst ordnungsgemäß tut, wenn man nochmals aus dem Raum herausgeht und dann wieder hinein. Nach einigen Stunden ist mir das echt auf die Nerven gegangen! Der Mann rennt von X nach Y ohne jede Notwendigkeit oder Zieleingabe. Schrecklich! Und man muß an teilweise wirklich nicht offensichtliche stellen klicken, damit er wieder dahin kommt, wo man will.
Dialoge:
Die Texte in MOS sind recht lang. Es wird viel gesprochen, auch wenn es nicht wirklich zur Lösung des Falles beiträgt. Man erfährt viel über Personen, ohne daß man mit diesen wirklich etwas anfangen muß. Hier hätte man sich etwas Detail sparen können. Ähnlich wie in "Black Mirror" gibt es auch hier ein fremdes Tagebuch mit etlichen Seiten, das es zu studieren gilt... sehr zeitaufwendig und nach etwas 7 Seiten nicht mehr interessant. Das Buch hat aber gut und gerne 30 Seiten! Ich gebe aber zu: ich habe sie nicht gezählt.
Man muß auch etwas vorsichtig sein, keine wichtigen Textpassagen zu verpassen. Man muß sehr oft auf "ich hätte da noch eine Frage" klicken und etliche Untermenüs wieder durchackern, um auch die letzten, eventuell wichtigen Gesprächsfragente zu erhaschen. Die Entwickler haben hier aber ein Einsehen gehabt und ab und an einen Witz oder anderes eingefügt, das einem die Gesprächsdauer nicht ganz so vergrätzt.

Spiellänge:
Das Spiel hat eine ordentliche Länge, hätte aber noch ein oder zwei Szenen mehr vertragen können. Die Spieldauer hängt ab von der persönlichen Rätseldauer und der Geduld bei den Dialogen. Bei mir waren dies etwa 20 Stunden (grob geschätzt).

Fazit:
Trotz der oben genannten Mängel ist The Moment of Silence ein grandioses Spiel! Die Tiefe der Story, die Locations, die Sprachausgabe, die Rätsel.. .alles paßt wunderbar zusammen und läßt einen herrlich eintauchen und wegdriften. Genau das richtige für einen verregneten Sonntag.
Bis auf die extrem ärgerlichen Bugs (Sackgassen) und die etwas verhunzte Steuerung gilt daher: Ganz großes Kino!
Eine absolute Kaufempfehlung!
 
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