S
StHubi
Gast
Neulich habe ich im Forum mit anderen Mitgliedern der Games Aktuell Community über Stories in Fantasy-Rollenspielen auf PCs und Konsolen diskutiert. Dabei kam heraus, dass so ein junges Ding aus Wien noch nicht einmal die Ultima-Spiele gespielt hat! Ich, als früher 80er Jahrgang, war erschüttert! Frustriert! Desillusioniert! Schockiert! Neugierig! Fasziniert!
Aber vor allem war ich damit motiviert diesen Blog zu schreiben. Es kann doch nicht angehen, dass die jungen Dinger da draußen nicht wissen, was der Ur-Ur-Großvater der PC- und somit auch der Konsolen-Rollenspiele bereits alles erreicht und großartiges gemacht hat!
Natürlich? Damals vor?m Baldur?s Gate hatten wir ja nichts. Da wurde alles gespielt und für unvergleichlich gut befunden, wir hatten ja auch nichts zum Vergleichen. Heute kommen fast jedes Jahr mindestens zwei "große Rollenspiele" heraus (dieses Jahr dürften das Dragon Age 2 und Skyrim sein). Doch vor langer Zeit hatten unsere PCs gerade mal EGA Grafikkarten und die Spiele waren Portierungen vom Apple 2?
Da die Story von Ultima I bis III extrem simpel sind, fasse ich sie hier für die total ungeduldige Generation von Jungspielern mal eben schnell zusammen, bevor es dann an das eingemachte Ultima IV geht.
Ultima I ? Der böse Zauberer Mondain bedroht das Fantasy-Reich Sosaria, unsterblich dank magischen Edelsteins und kann nicht aufgehalten werden. Held wird gesucht, Spieler wird gefunden, Spieler metzelt Monster nieder, so dass in einer modernen Variante des Spiels die Landschaft aus Flüssen, Meeren, Ländern, Wäldern und Leichen bestehen müsste! Leichen natürlich mehr als Meere.
Gegen Ende fliegt man noch mit einem Shuttle ins Weltall, schießt dort TIE Fighter ab, wird dafür zum "Space Ace" und darf dann mit einer Maschine (sah aus wie eine Telefonzelle, wenn ich das richtig weiß) durch die Zeit reisen. Man erreicht den Zeitpunkt bevor Mondain unsterblich wird und kann ihn töten sowie den Kristall zerstören, dessen Splitter das einzige Zeugnis der Schreckensherrschaft von Mondain sind - und natürlich die ganzen Berge von Leichen, verteilt in der ganzen Welt, aber die faulen ja weg. Der Held verschwindet danach auf Nimmerwiedersehen. Ein klassisches Fantasy-Rollenspiel mit typischem, wenig überraschendem Ablauf eben.
Ultima II ? Mondain hatte eine Schülerin und Geliebte, die Hexe Minax. Die macht Rabatz und lässt Zeitportale in ganz Sosaria erscheinen - keine Ahnung wozu, vielleicht wollte sie einfach einen 28 Stunden Tag? Held wird gesucht, der Spieler wird gefunden und zieht los die Hexe mal ordentlich zu vermöbeln. Mit Hilfe der Portale reist man wild in der Geschichte von Sosaria herum und findet irgendwann die Hexe. Keine Ahnung wie das genau war, weil das Spiel auf modernen PCs viel zu schnell lief. Bei meinem Pentium 2 mit 266 Mhz verhungerten die Charaktere innerhalb von 2 Minuten und trotz Bremse konnte ich nie mit Schiffen fahren, da sich der Wind ständig drehte. Was wären wir damals glücklich über DOSBox gewesen, Kinder! Am Ende ist die Hexe jedenfalls tot.
Ultima III ? Mondain und Minax (ja ich weiß, die nerven langsam echt!) haben ein Kind gezeugt? Oder vielmehr eines gebaut oder gezaubert (Details standen damals vermutlich in der neuen SuperIllusion):
Exodus heißt dieses Wesen und hat sich eine Insel samt Schloss aus dem Wasser gezogen. Von dort aus koordinierte er wie ein Uhrwerk seinen Eroberungsfeldzug. Wie schon zweimal zuvor wird ein Held gesucht (vermutlich hat man übrig gebliebene Kopien des Steckbriefs wieder aufgehängt), der Spieler und drei weitere Charaktere erscheinen und blasen zum Angriff (wohl drei Steckbriefe zu viel aufgehängt). Am Ende stürmt man das feindliche Schloss, stellt fest, dass Exodus ein Super-Computer ist und löscht dessen Programmierung, versenkt die Insel und Sosaria ist mal wieder gerettet.
Bei allen drei Ultimas handelt es sich um die wohl klassischste Form der PC-Rollenspiele. Man spielt einen Helden (oder im dritten Teil auch eine Gruppe), ein Bösewicht taucht auf und bedroht das Land und man macht ihm am Ende den Gar aus. Simple Formel, Millionenseller? Zumindest damals?
Die erste Trilogie wurde im Nahhinein als Age of Darkness bezeichnet, was man sowohl für die Story als auch die Spielweise gut anwenden kann.
Aber jetzt meine jungen Zuhörer (ihr lasst euch den Blog ja bestimmt vorlesen, oder?) komme ich zum Höhepunkt dieses Blogs! Der vierte Teil machte alles anders und sehr viel besser als alle seine Vorgänger zusammen. Er hatte ein komplett anderes Spielziel!
Ultima IV ? Lord British hat das Land Sosaria unter seiner gütigen Herrschaft geeint und es war von da an als Britannia bekannt. Doch Lord British bemerkte, dass sein Volk ziellos und unmotiviert in den Tag hinein lebte ("Dem Pack werde ich Mores lehren!" soll er gesagt haben). Also verkündete er das Konzept der acht Tugenden und forderte seine Untertanen dazu auf sich an diese 8 Tugenden zu halten. Jede der großen acht Städte sollte eine Tugend ganz intensiv befolgen und verehren. Außerdem wurde ein Champion dieser acht Tugenden gesucht, der Avatar. Wieder erschien ein anonymer Held, der jetzt nachträglich übrigens auch der Held aus Teil 1 bis 3 war - vermutlich war er in Teil 3 schwer schizophren, wenn man bedenkt, dass es da vier Charaktere waren und sogar Elfen und Gnome spielbar waren, die aber ab Teil 4 nicht mehr in Britannia existieren!
Der Held musste dieses Mal erst ein Quiz bei einer Wahrsagerin machen. So alla Wer wird Millionär? mit zwei statt vier Antwortoptionen und ohne Joker, musste man sich entscheiden bei Fragen wie: "Du hast jemanden im Kampf entwaffnet. Befolgst du die Tugend der Einfühlsamkeit und lässt ihn leben oder machst du ihn gnadenlos nieder, er hat dir ja immer dein Pausenbrot geklaut, und befolgst die Tugend der Ehre?".
Je nach Antworten startete man in einer anderen Stadt mit einer anderen Charakterklasse. Im Spiel gab es acht Charakterklassen und einen beginnenden Fetischismus für die Zahl 8, Kinder! Man musste zum Erreichen des Ziels von jeder Klasse einen Charakter in der Gruppe haben.
In jeder Stadt galt es neben dem weiteren Charakter auch noch das Mantra der Tugend der Stadt heraus zu bekommen. Dafür musste man sehr umfangreich Gespräche mit den Bewohnern der Welt führen, natürlich ohne Mikrofon! Wer kommt denn auf so eine Idee? Man tippte Wörter ein und manche Charaktere reagierten darauf oder antworten mit einem "Verstehe ich nicht!".
Ebenfalls wurde die Rune der jeweiligen Tugend benötigt, die meist in der Nähe einer Stadt versteckt war. Teilweise musste man dafür aber mit einem Heißluftballon, den es erst einmal zu finden galt, auf eine Bergspitze aufsteigen.
Mit dem Mantra und der Rune meditierte der Spieler dann am Schrein der jeweiligen Tugend (teilweise auch nicht so leicht zu finden) und wurde erleuchtet. Oft wurde einem erklärt, dass man ein böser Sünder war und sich nicht an die Tugend gehalten hatte. Das bedeutete dann richtig Arbeit!
Jede der 8 Tugenden musste man perfekt befolgen, wenn man der Avatar werden wollte. So durfte man beispielsweise nichts stehlen um die Tugend Gesetzestreue zu befolgen. Kann auch sein, dass es eine andere Tugend war? So genau erinnere ich mich nicht, bin ja nicht mehr der Jüngste.
Oder für Opferbereitschaft musste man den Bettlern Geld geben oder Blut im Schloss spenden. Wer jetzt denkt, dass Blutspenden in einer mittelalterlichen Welt keine tolle Idee ist, hat wohl Recht! 100 Hitpoints sind kein Pappenstil, aber da man 8 Erfahrungsstufen mit je 100 Hitpoints erreichen konnte, hielt sich das noch in Grenzen. Leider waren mehr als 8 Erfahrungspunkte notwendig um die 8 Stufe zu erreichen. Für jede erfüllte Tugend, bekam man dann beim nächsten Meditieren einen Stück des Ankhs, dem Symbol des Avatar. Verstieß man danach wieder gegen die Regeln der Tugend, verlor man das Stück auch wieder.
Hatte man dann so langsam die Nase? Äh.. Ich meine den Ankh mit den Tugenden voll, ging es ab in die acht Dungeons des Spiels. Das waren die schlimmsten Dungeons , die ihr euch vorstellen könnt! Da drin lebten 88 Orks in einem Zimmer auf 8x8 Meter. Oder so zumindest kam es mir oft vor. Es gab tödliche Fallen und die schrecklichste 3D-Grafik die man mit 8 Linien und ausgemalten, einfarbigen Flächen zeichnen kann!
In den Dungeons galt es dann noch Steine der Tugenden zu finden oder auch nicht, da manche nicht mehr in den Dungeons waren. In anderen Dungeons benutzte man dann diese Steine um die Teile des großen Schlüssels aus Mut, Liebe und Wahrheit zu erhalten. Wenn jetzt eines von euch Kiddies aufgeregt "Sailer Moon" oder so was schreit, dann setzt es was!
Hatte man diese drei Schlüsselteile sowie Kerze, Glocke, Buch und Schädel von Mondain (der nervt!) komplett, konnte man den Eingang zum letzten, großen Dungeon öffnen ? The Stygian Abyss! Dieser Dungeon ist legendär unter allen Ultima Spielern. Leute, die sich ohne Komplettlösung, Internet und Freunde da durch kämpfen mussten, haben es vermutlich nicht überlebt! Acht Ebenen! Mindestens acht hoch acht Gegner in jedem Raum! Mir bricht jetzt noch der kalte Angstschweiß aus, wenn ich daran denke.
Am Ende fand man ihn schließlich: Den Codex der Ultimativen Weisheit, quasi die "Bible 8 Ultimate Edition", wobei es die Bibel in Britannia ja nicht gibt und daher nur das Buch der Bücher für die Anhänger der acht Tugenden darstellt. Man bringt das Buch an die Oberfläche und wird voll zum Avatar ernannt und reist wieder nach Hause. Denn der Spieler-Charakter stammt gar nicht aus Britannia sondern aus unserer Welt?
Das war sie also die Story von Ultima IV. Es gab keinen Oberbösewicht sondern nur ein äußerst spirituelles Spielziel. Das Spiel enthielt viele Details wie die wirklich umfangreichen Gespräche mit den Einwohnern, die größtenteils in Alt-Englisch geschrieben waren, eine riesige Spielwelt, mit acht Städten, acht Dungeons und noch einigen anderen Dingen zum Entdecken und Erforschen. Im Laufe des Spiels bekam man wirklich das Gefühl den Titel Avatar mit harter, langer Arbeit zu verdienen.
Das Spiel brach mit so vielen Konventionen, dass ich damals glaubte, nie wieder die typische Wegwerf-Geschichte "Gut gegen Böse" aus den ersten drei Ultimas spielen zu müssen - aber es stellte sich leider heraus, dass ich falsch lag. Aber das ist eine ganz andere, sehr verbitterte Geschichte, die ich euch vielleicht ein anderes Mal erzähle. Doch nur wenn ihr auch brav gewesen seid!
Aber vor allem war ich damit motiviert diesen Blog zu schreiben. Es kann doch nicht angehen, dass die jungen Dinger da draußen nicht wissen, was der Ur-Ur-Großvater der PC- und somit auch der Konsolen-Rollenspiele bereits alles erreicht und großartiges gemacht hat!
Natürlich? Damals vor?m Baldur?s Gate hatten wir ja nichts. Da wurde alles gespielt und für unvergleichlich gut befunden, wir hatten ja auch nichts zum Vergleichen. Heute kommen fast jedes Jahr mindestens zwei "große Rollenspiele" heraus (dieses Jahr dürften das Dragon Age 2 und Skyrim sein). Doch vor langer Zeit hatten unsere PCs gerade mal EGA Grafikkarten und die Spiele waren Portierungen vom Apple 2?
Da die Story von Ultima I bis III extrem simpel sind, fasse ich sie hier für die total ungeduldige Generation von Jungspielern mal eben schnell zusammen, bevor es dann an das eingemachte Ultima IV geht.
Ultima I ? Der böse Zauberer Mondain bedroht das Fantasy-Reich Sosaria, unsterblich dank magischen Edelsteins und kann nicht aufgehalten werden. Held wird gesucht, Spieler wird gefunden, Spieler metzelt Monster nieder, so dass in einer modernen Variante des Spiels die Landschaft aus Flüssen, Meeren, Ländern, Wäldern und Leichen bestehen müsste! Leichen natürlich mehr als Meere.
Gegen Ende fliegt man noch mit einem Shuttle ins Weltall, schießt dort TIE Fighter ab, wird dafür zum "Space Ace" und darf dann mit einer Maschine (sah aus wie eine Telefonzelle, wenn ich das richtig weiß) durch die Zeit reisen. Man erreicht den Zeitpunkt bevor Mondain unsterblich wird und kann ihn töten sowie den Kristall zerstören, dessen Splitter das einzige Zeugnis der Schreckensherrschaft von Mondain sind - und natürlich die ganzen Berge von Leichen, verteilt in der ganzen Welt, aber die faulen ja weg. Der Held verschwindet danach auf Nimmerwiedersehen. Ein klassisches Fantasy-Rollenspiel mit typischem, wenig überraschendem Ablauf eben.
Ultima II ? Mondain hatte eine Schülerin und Geliebte, die Hexe Minax. Die macht Rabatz und lässt Zeitportale in ganz Sosaria erscheinen - keine Ahnung wozu, vielleicht wollte sie einfach einen 28 Stunden Tag? Held wird gesucht, der Spieler wird gefunden und zieht los die Hexe mal ordentlich zu vermöbeln. Mit Hilfe der Portale reist man wild in der Geschichte von Sosaria herum und findet irgendwann die Hexe. Keine Ahnung wie das genau war, weil das Spiel auf modernen PCs viel zu schnell lief. Bei meinem Pentium 2 mit 266 Mhz verhungerten die Charaktere innerhalb von 2 Minuten und trotz Bremse konnte ich nie mit Schiffen fahren, da sich der Wind ständig drehte. Was wären wir damals glücklich über DOSBox gewesen, Kinder! Am Ende ist die Hexe jedenfalls tot.
Ultima III ? Mondain und Minax (ja ich weiß, die nerven langsam echt!) haben ein Kind gezeugt? Oder vielmehr eines gebaut oder gezaubert (Details standen damals vermutlich in der neuen SuperIllusion):
Exodus heißt dieses Wesen und hat sich eine Insel samt Schloss aus dem Wasser gezogen. Von dort aus koordinierte er wie ein Uhrwerk seinen Eroberungsfeldzug. Wie schon zweimal zuvor wird ein Held gesucht (vermutlich hat man übrig gebliebene Kopien des Steckbriefs wieder aufgehängt), der Spieler und drei weitere Charaktere erscheinen und blasen zum Angriff (wohl drei Steckbriefe zu viel aufgehängt). Am Ende stürmt man das feindliche Schloss, stellt fest, dass Exodus ein Super-Computer ist und löscht dessen Programmierung, versenkt die Insel und Sosaria ist mal wieder gerettet.
Bei allen drei Ultimas handelt es sich um die wohl klassischste Form der PC-Rollenspiele. Man spielt einen Helden (oder im dritten Teil auch eine Gruppe), ein Bösewicht taucht auf und bedroht das Land und man macht ihm am Ende den Gar aus. Simple Formel, Millionenseller? Zumindest damals?
Die erste Trilogie wurde im Nahhinein als Age of Darkness bezeichnet, was man sowohl für die Story als auch die Spielweise gut anwenden kann.
Aber jetzt meine jungen Zuhörer (ihr lasst euch den Blog ja bestimmt vorlesen, oder?) komme ich zum Höhepunkt dieses Blogs! Der vierte Teil machte alles anders und sehr viel besser als alle seine Vorgänger zusammen. Er hatte ein komplett anderes Spielziel!
Ultima IV ? Lord British hat das Land Sosaria unter seiner gütigen Herrschaft geeint und es war von da an als Britannia bekannt. Doch Lord British bemerkte, dass sein Volk ziellos und unmotiviert in den Tag hinein lebte ("Dem Pack werde ich Mores lehren!" soll er gesagt haben). Also verkündete er das Konzept der acht Tugenden und forderte seine Untertanen dazu auf sich an diese 8 Tugenden zu halten. Jede der großen acht Städte sollte eine Tugend ganz intensiv befolgen und verehren. Außerdem wurde ein Champion dieser acht Tugenden gesucht, der Avatar. Wieder erschien ein anonymer Held, der jetzt nachträglich übrigens auch der Held aus Teil 1 bis 3 war - vermutlich war er in Teil 3 schwer schizophren, wenn man bedenkt, dass es da vier Charaktere waren und sogar Elfen und Gnome spielbar waren, die aber ab Teil 4 nicht mehr in Britannia existieren!
Der Held musste dieses Mal erst ein Quiz bei einer Wahrsagerin machen. So alla Wer wird Millionär? mit zwei statt vier Antwortoptionen und ohne Joker, musste man sich entscheiden bei Fragen wie: "Du hast jemanden im Kampf entwaffnet. Befolgst du die Tugend der Einfühlsamkeit und lässt ihn leben oder machst du ihn gnadenlos nieder, er hat dir ja immer dein Pausenbrot geklaut, und befolgst die Tugend der Ehre?".
Je nach Antworten startete man in einer anderen Stadt mit einer anderen Charakterklasse. Im Spiel gab es acht Charakterklassen und einen beginnenden Fetischismus für die Zahl 8, Kinder! Man musste zum Erreichen des Ziels von jeder Klasse einen Charakter in der Gruppe haben.
In jeder Stadt galt es neben dem weiteren Charakter auch noch das Mantra der Tugend der Stadt heraus zu bekommen. Dafür musste man sehr umfangreich Gespräche mit den Bewohnern der Welt führen, natürlich ohne Mikrofon! Wer kommt denn auf so eine Idee? Man tippte Wörter ein und manche Charaktere reagierten darauf oder antworten mit einem "Verstehe ich nicht!".
Ebenfalls wurde die Rune der jeweiligen Tugend benötigt, die meist in der Nähe einer Stadt versteckt war. Teilweise musste man dafür aber mit einem Heißluftballon, den es erst einmal zu finden galt, auf eine Bergspitze aufsteigen.
Mit dem Mantra und der Rune meditierte der Spieler dann am Schrein der jeweiligen Tugend (teilweise auch nicht so leicht zu finden) und wurde erleuchtet. Oft wurde einem erklärt, dass man ein böser Sünder war und sich nicht an die Tugend gehalten hatte. Das bedeutete dann richtig Arbeit!
Jede der 8 Tugenden musste man perfekt befolgen, wenn man der Avatar werden wollte. So durfte man beispielsweise nichts stehlen um die Tugend Gesetzestreue zu befolgen. Kann auch sein, dass es eine andere Tugend war? So genau erinnere ich mich nicht, bin ja nicht mehr der Jüngste.
Oder für Opferbereitschaft musste man den Bettlern Geld geben oder Blut im Schloss spenden. Wer jetzt denkt, dass Blutspenden in einer mittelalterlichen Welt keine tolle Idee ist, hat wohl Recht! 100 Hitpoints sind kein Pappenstil, aber da man 8 Erfahrungsstufen mit je 100 Hitpoints erreichen konnte, hielt sich das noch in Grenzen. Leider waren mehr als 8 Erfahrungspunkte notwendig um die 8 Stufe zu erreichen. Für jede erfüllte Tugend, bekam man dann beim nächsten Meditieren einen Stück des Ankhs, dem Symbol des Avatar. Verstieß man danach wieder gegen die Regeln der Tugend, verlor man das Stück auch wieder.
Hatte man dann so langsam die Nase? Äh.. Ich meine den Ankh mit den Tugenden voll, ging es ab in die acht Dungeons des Spiels. Das waren die schlimmsten Dungeons , die ihr euch vorstellen könnt! Da drin lebten 88 Orks in einem Zimmer auf 8x8 Meter. Oder so zumindest kam es mir oft vor. Es gab tödliche Fallen und die schrecklichste 3D-Grafik die man mit 8 Linien und ausgemalten, einfarbigen Flächen zeichnen kann!
In den Dungeons galt es dann noch Steine der Tugenden zu finden oder auch nicht, da manche nicht mehr in den Dungeons waren. In anderen Dungeons benutzte man dann diese Steine um die Teile des großen Schlüssels aus Mut, Liebe und Wahrheit zu erhalten. Wenn jetzt eines von euch Kiddies aufgeregt "Sailer Moon" oder so was schreit, dann setzt es was!
Hatte man diese drei Schlüsselteile sowie Kerze, Glocke, Buch und Schädel von Mondain (der nervt!) komplett, konnte man den Eingang zum letzten, großen Dungeon öffnen ? The Stygian Abyss! Dieser Dungeon ist legendär unter allen Ultima Spielern. Leute, die sich ohne Komplettlösung, Internet und Freunde da durch kämpfen mussten, haben es vermutlich nicht überlebt! Acht Ebenen! Mindestens acht hoch acht Gegner in jedem Raum! Mir bricht jetzt noch der kalte Angstschweiß aus, wenn ich daran denke.
Am Ende fand man ihn schließlich: Den Codex der Ultimativen Weisheit, quasi die "Bible 8 Ultimate Edition", wobei es die Bibel in Britannia ja nicht gibt und daher nur das Buch der Bücher für die Anhänger der acht Tugenden darstellt. Man bringt das Buch an die Oberfläche und wird voll zum Avatar ernannt und reist wieder nach Hause. Denn der Spieler-Charakter stammt gar nicht aus Britannia sondern aus unserer Welt?
Das war sie also die Story von Ultima IV. Es gab keinen Oberbösewicht sondern nur ein äußerst spirituelles Spielziel. Das Spiel enthielt viele Details wie die wirklich umfangreichen Gespräche mit den Einwohnern, die größtenteils in Alt-Englisch geschrieben waren, eine riesige Spielwelt, mit acht Städten, acht Dungeons und noch einigen anderen Dingen zum Entdecken und Erforschen. Im Laufe des Spiels bekam man wirklich das Gefühl den Titel Avatar mit harter, langer Arbeit zu verdienen.
Das Spiel brach mit so vielen Konventionen, dass ich damals glaubte, nie wieder die typische Wegwerf-Geschichte "Gut gegen Böse" aus den ersten drei Ultimas spielen zu müssen - aber es stellte sich leider heraus, dass ich falsch lag. Aber das ist eine ganz andere, sehr verbitterte Geschichte, die ich euch vielleicht ein anderes Mal erzähle. Doch nur wenn ihr auch brav gewesen seid!
