Ultima IX ? Noch einmal mit (schrecklichen) Gefühl(en)

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StHubi

Gast
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich euch von dem Wahnsinn namens Ultima VIII erzählt habe. Bereits der achte Teil hat mir das Herz gebrochen und den 9. Teil habe ich bei Erscheinen erst einmal eine ganze Weile ignoriert. Erst einige Zeit später habe ich das Spiel auf meinem Pentium II mit 266 Mhz installiert und gespielt? Ihr habt geglaubt, dass Ultima VIII bereits schrecklich für Fans der Serie war?
Ähnlich naiv bin ich damals an das Spiel heran gegangen und wurde ein weiteres Mal herbe enttäuscht! Jetzt war ich mir sicher, dass Mondain die Programmierer verhext und zu dieser und der letzten Gräueltat an den Fans gezwungen hat!
Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen, seitdem ich das letzte Mal einen Schritt in das Britannia von Ultima IX gemacht habe. Als kleine Anmerkung sei noch gesagt, dass Psychologen nachgewiesen haben, dass das menschliche Gehirn ab dem 25. Lebensjahr anfängt negative Erinnerungen zu löschen. Man vergisst also mit der Zeit eine Menge Mist, der einem im Leben passiert ist von ganz alleine. Seltsamerweise wusste ich bis zum Schreiben dieses Blogs rein gar nichts mehr über Ultima IX und kann daher einen ganz neuen Eindruck von dem Spiel gewinnen und euch schildern?

Start des Spiels
Momentan bekommt man das Spiel sehr einfach von diversen Retro-Downloadseiten und der Download und die Installation auf einem modernen PC mit Windows 7/8 sind daher auch kein Problem. Es folgt eine mäßige 3D-Zwischensequenz, die einen Bauern auf einem Feld zeigt, der beobachtet wie ein "Lavagesteinsturm" oder etwas Ähnliches aus seinem Feld nach oben wächst. Einer der fallenden Steine tötet ihn und dann ist die Sequenz auch schon vorbei und man sieht den Avatar zu Hause. Eine Stimme sagt ihm, dass Lord British ihn um Hilfe gerufen hat und er nach Britannia zurückkehren muss. Außerdem wird man von dieser Stimme informiert, wie man sich mit der Maus umsehen und bewegen kann. Wie bitte? Eine Figur in der Spielwelt erklärt mir die Steuerung? Das ist ein herber Rückschritt zu den vorherigen Teilen, die eigentlich immer versucht haben die Illusion einer in sich geschlossenen Welt zu erzeugen. Hier wird man gleich im zweiten gesprochenen Satz heraus gerissen. Immerhin scheinen jetzt alle Gespräche vertont zu sein.
Wo wir gerade von einer "geschlossenen Welt" sprechen: Am Ende von Ultima VIII war der Avatar als Titan der Elemente nach Britannia zurück gekehrt. Er wird aber nun hier nach Britannia gerufen, um dort zu helfen? Was soll denn das? Wie kam er nach Hause? Warum ist er überhaupt nach Hause gegangen, wenn doch klar war, dass der Guardian Britannia angreifen würde? Irgendwas läuft hier doch total falsch!

Erste Erkundung und Ernüchterung
Beim Lesen eines Buches im Schlafzimmer des Avatars lese ich, wie man Bücher im Spiel lesen kann. Das ist kein Witz! Das kommt wirklich so im Spiel vor. Muss ich noch mehr sagen?
Beim Verlassen des Schlafzimmers sagt mir die unbekannte Stimme, dass sie glaubt meine Kleidung sei im Badezimmer. Was für ein interdimensionaler Spanner ist das eigentlich? Darf der dem Avatar beim Ausziehen zusehen?
Im Flur liegt ein Buch, dass die Aufgaben auflistet, die der Avatar erledigen muss, bevor er die Erde verlassen und nach Britannia reisen darf. Darunter stehen wirklich Welt bewegende Dinge wie "Mit der Maus umsehen", "Dinge einsammeln" und "das Spiel wieder deinstallieren". Äh? Nein, das letzte habe ich mir eingebildet. Entschuldigung, aber das habe ich mir da zumindest gerade gewünscht.
Nebenbei habe ich festgestellt, dass mit normalen Windows-Methoden keine Screenshots bei dem Spiel möglich sind. Ist aber auch nicht so schlimm, da die Grafik nach heutigem Maßstab schlecht gealtert ist so wie bei vielen 3D-Spielen. Ohne 3Dfx-Voodoo Karte sah sie auch damals schon nicht besonders gut aus. Wer glaubt Anti-Aliasing wäre schlecht für die Bildqualität braucht dieses Spiel nur wenige Sekunden ansehen. Hier fällt es fast schon schwer die grafische Treppchen-Bildung von echten Treppen zu unterscheiden.
Immerhin ist das Interface nett gestaltet. Schritt für Schritt sammelt man dessen Teile ein: Ein Gürtel, der dann den Quick-Slot am unteren Bildschirmrand erzeugt, einen Rucksack, der das Inventar-Icon erzeugt, ein Kompass, der einen Kompass einblendet, und ein Buch, das die Spiel-Optionen beinhaltet. Sieht ganz okay aus, wenn auch unverhältnismäßig groß.
Das Spiel zeigt sich auch in einer Tomb Raider ähnlichen Perspektive, was halt damals im längst vergessenen Jahr 1999 extrem beliebt war? Ich glaube, ich bin im falschen Spiel.

Seltsame Ereignisse im Garten
Kaum hat man das Haus des Avatars verlassen, kann man im Garten die Sprünge und Kampfbewegungen trainieren. Trainieren ist allerdings etwas übertrieben, denn es gibt genau eine Sprungart und eine Angriffsart. Hoffentlich muss man hier nicht so viel springen wie in Ultima VIII!
Kurz darauf muss man auch noch über einen Baumstumpf klettern. So langsam mache ich mir wirklich Sorgen, ob das hier wirklich das Rollenspiel ist, das ich gesucht habe. Wieso taucht kein alter Mann auf und wedelt mit der Hand um mich aus diesem sich anbahnenden Alptraum zu befreien?
Im Garten findet man dann den Wagen einer Wahrsagerin, die dem Avatar mitteilt, dass er das letzte Mal nach Britannia reisen wird. Hier werde ich ein weiteres Mal schockiert: Die Stimme des Avatars ist vertont! Bisher waren das ja nicht einmal die Gespräche in den Spielen vollständig, aber hier ist gleich alles vertont und sogar der Held selbst. Der Held benutzt auch gleich eine Stimme, die mich den Glauben an das Gute im Avatar verlieren lässt! SO spricht MEIN Avatar nicht!
Wie schon einmal hat der Avatar seine Klasse vergessen und durch die moralischen Fragen der Wahrsagerin wählt man indirekt seine Klasse für den Spielbeginn. Mehr schockiert als motiviert, klicke ich mich durch und werde zum Schluss zu einem Magier ernannt? Hm? Funktioniert die Magie in Britannia denn überhaupt wieder? In Ultima VII war die nämlich nicht mehr einsatzfähig bzw. gestört.
Anschließend soll ich durch ein Mondtor nach Britannia reisen. Aber das Mondtor ist unsichtbar? Zumindest auf meinem System? Trotz des Grafikfehlers schaffe ich es den Teleporter bzw. das Mondtor zu finden und nach Britannia zu reisen.

Brenne! Brenne! Brenne! Muharhar!
Kaum angekommen, beginnt eine Zwischensequenz: Der Avatar erscheint. Ein Drache fliegt heran und spuckt Feuer auf ihn. Das Feuer verschwindet, der Avatar ist weg (eingeäschert) und man sieht, dass der Guardian mit seinem Gehilfen dies beobachtet hat. Er weiß allerdings, dass der Avatar weg teleportiert worden ist. Daraufhin bittet er seinen Gehilfen, den er als Blackthorn, dem Oberbösewicht aus Ultima V, enthüllt, den Avatar zu beschäftigen, während er seine Eroberungspläne weiter vorantreibt.
In der nächsten Szene darf ich wieder den Avatar spielen und bin in der Festung Stonegate, die in Ultima V mal eine tragende Rolle gespielt hat. Allerdings weiß ich nicht mehr welche, da mein Hirn sich weigert etwas aus diesem grandios guten Teil der Serie mit diesem Blödsinn des aktuellen Teils in Verbindung zu bringen. Was ist denn das für ein seltsamer Einstieg in eine Story? Vollkommen unnötig.
In der Festung finde ich das Zauberbuch mit ein paar Standardsprüchen und ich soll eine Fackel anzünden, damit ein Kraftfeld deaktiviert wird und ich hindurch gehen kann. Hier bemerke ich leider wieder einen Bug, da die Fackel nach dem Zauber genauso aussieht wie vorher. Oder gab es damals keine Grafik für brennende Fackeln? Das kann ich mir kaum vorstellen.

Schalterrätsel ? Gähn
Um die Festung zu verlassen, muss man ein Schalterrätsel lösen. Wow? Wie kreativ! Dazu noch das Problem, dass ich GARANTIERT auf den Schalter geklickt habe und nichts passiert ist. Erst mein zweiter Klick wurde erkannt. Wenn das so weiter geht, werde ich noch zum Doppelklicker in einem Einfachklicker-Spiel! Mein Gott, wie peinlich wäre denn das? Da lachen mich doch alle aus? Glaube ich? Äh? Weiter im Text?
Vorher die Sprungpassage erwähne ich lieber mal gar nicht. Denn so etwas hat in einem echten Rollenspiel ja eigentlich auch nichts zu suchen. Daher dürfte ich gar nicht darüber reden müssen. Denn es gibt so etwas ja nicht in einem Ultima-Spiel. Ganz einfache Logik, die leider nicht jeder Programmierer verstanden hat, wie mir scheint.
Im nächsten Raum höre ich Feuer, das entfacht wird. Ich sehe es aber nicht. Oh je? Hier brennen mehrere Bodenplatten in einem bestimmten Muster, da ich das Feuer aber nicht sehen kann, kann ich nicht hindurch navigieren. Als mir das klar wird, stirbt der Avatar auch schon und ich muss einen Spielstand laden? Den ich aber nicht angelegt habe? Was zum Teufel?!?

Fazit ? Wo ist hier mein Ultima?
Aufgrund technischer Probleme kann ich das Spiel heute nicht mehr wirklich spielen. Keiner der anderen Ultima-Teile hat mir derartige Probleme gemacht. Dennoch ist es erstaunlich, was mir alles an Inkonsequenzen und Kontinuitätsfehlern schon in den ersten 30 Minuten des Spiels aufgefallen sind! So etwas noch Ultima zu nennen ist reiner Markenmissbrauch und hat wirklich gar nichts mehr mit der großen Serie mit diesem Namen zu tun!
Wenn man sich ein wenig im Internet umsieht, wird man feststellen, dass dieses Spiel eines der Bug verseuchtesten seiner Zeit war. Die ursprünglich in Amerika verfügbare Version war enorm fehlerbehaftet und kaum spielbar bis zum ersten Patch. Bei uns erschien gleich eine aktuellere Version. Angeblich war es sogar eines der ersten Spiele, das in einem derart schlechten Zustand veröffentlicht worden ist. Wenn man bedenkt, dass ich die aktuellste Version benutzt habe und sie nicht wirklich spielen kann, ist das schon traurig, aber vielleicht auch einfach nur ein Problem des technischen Fortschritts. Doch das ist eine andere Geschichte...
 
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