Varyare, glorreiche Verfechterin des Lichts...oder so. 2

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mayaku

Gast
Langsam lief Varyare durch die steinernen Hallen und Gänge der altehrwürdigen Hauptstadt des Zwergenvolkes.

Ironforge wurde von allen Völkern der Allianz gut besucht und wie sie nach einigen verwunderten Blicken fest stellte, kam wohl auch besuch von der Horde.
Einige Gnomen und Menschen, die wohl allesamt Magier waren, wie man an den farbenfrohen Roben erkennen konnte, tanzten mit einem fast nackten Tauren.
Irgendeiner von ihnen hatte einen durchaus musikalischen Irrwisch herbei gezaubert, der die seltsamsten Lieder zwitscherte.

Ein besonders kleines Gnomen-Mädchen stolperte fast über ihre Robe, als sie vor dem Irrwisch herum hüpfte und rief: "Bitte, bitte lieber Eierpott, sing nochmal das lustige Lied von dem Schirmchen, bitte, bitte!"

Varyare zuckte mit den Schultern und trottete einfach weiter, ohne den Tauren anzugreifen oder wenigstens zu verspotten.
Sollte man den Magiern ihren Spaß lassen.

Als sie fast den großen Platz zwischen den Banken und dem Auktionshaus erreicht hatte, wurde sie von irgendwem auf einem unglaublich schnellen Pferd fast nieder geritten.
"Immer diese verpennten Paladine! Steig doch auf Dein blödes Gaul, bekommst es doch geschenktttttbbrrrrrrrrrrrruuuuuuuuuummnnnn!"
Den Rest des zotigen Geschimpfes konnte sie nicht mehr verstehen, der Reiter war schon längst um über den Platz gefegt, eine Schneise von Verwünschen hinter sich lassend, die von ihm stammten, aber auch von den armen Passanten, die er fast umritt.

Fühlte sich an, als würde das mal wieder einer jener Tage werden.
Varyare wollte nicht reiten, Ganz sicher nicht, die Welt würde sich auf dem Rücken ihres Schlachtrosses sonst sicher wieder drehen.
Auch wenn die Magie des Lichts ihr ihre Jugend erhielt, so war Varyare doch eine der älteren Paladine. Sie hatte sich ihr Ross noch teuer verdienen müssen und hatte schon viel gesehen, was ihre Abgeklärtheit erklären könnte.
Viele waren an ihr vorbei gezogen, doch sie war noch hier.

Vor dem Eingang zum Bankengebäude blieb sie stehen und kratzte sich ausgiebig unter ihrem Wams am Bauch.
Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte, als sie ihren langjährigen Kampfgefährten entdeckte.

Er war ein Gnom, einer der etwas kleineren, besonders hibbeligen Sorte und der einzige Gnom den Varyare kannte, der ohne größere Gefahr an einem zwergischen Wettsaufen teilnehmen und sogar Chancen auf den Gewinn hatte.
Als sie ihn allerdings mitten auf dem Platz zwischen all den geschäftigen Gestalten auf einem Worgfell sitzen sah, da widmete er sich gerade voller Inbrunst seiner zweiten kulinarischen Leidenschaft: Manakeksen.

Ein Hexer, der Manakekse liebte. Fast so ungewöhnlich wie eine Paladin mit einem ausgewachsenen Magie-Kater.
Sie ließ sich wortlos neben ihn auf das Fell plumpsen und hörte seinen Imp neben ihm die vorbeiziehenden Händler beschimpfen. Der Gnom ließ sich nicht von ihrem Erscheinen stören und knurpste weiter hemmungslos auf seinen Keksen herum.
Ein Magier hatte ihm wohl einen großen Haufen solcher Kekse gemacht, die er in ordentlichen Türmchen um sich herum gestapelt hatte.

Misstrauisch beäugte er sie kurz aus stahlblauen Augen, die unter seiner schwarzen Kappe hervor blitzten, doch als er sah, dass sie wohl nicht gekommen war, um ihn um seine Kekse zu bitten, senkte er wieder den Blick.
Konzentrierte sich zufrieden auf das Vertilgen der Kekse.

Sie kannte seinen richtigen Namen, hatte ihn aber irgendwann vergessen.
Ihn sprach sowieso jeder nur noch mit "Keks" an.
Ob er ihren Namen wusste war ihr nicht so ganz klar. Er nannte sie immer "Kleine", wobei es wohl mal als Spott gemeint war, jetzt aber ein mitunter gutmütigen bis hin zu liebevoller Ton mitschwang.

"Allef klar?" konnte sie gerade so durch das Knurpsen hindurch verstehen.
"Random Raid!" sagte sie, doch es war kaum mehr als ein Flüstern.
An seinem abfälligen Prusten und Schnaufen konnte sie aber erkennen, dass er sie verstanden hatte.

Er war ein sehr vorsichtiger Gnom. Fremden gegenüber äußerst misstrauisch und zufällig zusammen gewürfelte Kampfverbände waren ihm ein Graus.
Sie ahnte, dass er ihren miserablen Zustand als eine weitere Bestätigung seiner Abscheu zählen würde.

Leise seufzte sie, als ein riesiges zotteliges Mammut direkt vor ihr zum Stehen kam.
Die langen Haare des Tieres waren an vielen Stellen von Unrat und matschiger Erde verklebt und bei diesem Anblick und dem Gestank von nassem Mammut wurde ihr wieder ein wenig übel.
Sie drehte sich herum und setzte sich mit dem Rücken zum Mammut wieder hin.
Der Platz war heute ungewöhnlich voll. Zumindest für diese Zeit so früh am Morgen.
Wobei...

"Sag mal Keks...wie spät ist es eigentlich?"
Der Hexer nahm den Manakeks, den er gerade aß in die linke Hand und kramte mit der rechten Hand in seiner Robe herum. Nach einer Weile hatte er ein kleines silbernes Kästchen hervor geholt das reich mit verwirrenden Linien und Symbolen verziert war.
Es blitzte und blinkte, selbst in dem eher schwachen Licht der vielen Fackeln und Feuerstellen um sie herum. Er hielt es an einer Kette hoch, die daran befestigt war.

"In einer Ftunde geht die Fonne unter!" stellte er ohne den leisesten Klang des Zweifels in seiner Stimme fest.
Varyare riss entsetzt die Augen auf und ein lautes "Oh!" entfuhr ihr.
Sie hatte gedacht, dass es früh am Morgen war, doch der Tag war wohl schon fast vorüber gezogen.
Eigentlich hätte sie sich heute in Stormwind in der Kathedrale melden müssen. Ihrem Kommandanten war sie sowieso schon ein Dorn im Auge, weil sie sich mit Hexenmeistern abgab und auch sonst kein Vorbild eines Paladins war.
Sie musste etwas mehr Disziplin zeigen oder wenigstens vorsichtiger sein.

Aber nicht jetzt!
Sie lehnte sich zurück und streckte sich auf dem unglaublich bequemen Worgfell aus, das leise Knurpsen genauso im Ohr wie das wilde Gezeter und Gekreische, als ein Betrüger vor dem Auktionshaus öffentlich gesteinigt wurde.
 
Ich denke Du solltest ein Buch schreiben, da kann man REICH mit werden. Ich würde es jedenfalls kaufen.
 
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