Von Amoklauf, Bestsellern und Killerspiel

M

mayaku

Gast
Wenn es darum geht die Abgründe der menschlichen Seele zu ergründen, die grauenhaftesten Untaten zu sehen, die je von einem Menschen erdacht wurden, die teilweise sogar wirklich passiert sind, dann wird keiner an Computerspiele denken.

Ich zumindest nicht.
Das größte Grauen der Welt passt - genauso wie der härteste Sex, die schönsten Träume und zartesten Gefühle - immer zwischen zwei Buchdeckel.

Als ich mir letztens beim Anlesen von T.C. Boyles "Grün ist die Hoffnung" Tränen vor Lachen aus den Augen wischte, fiel mir zum ersten Mal wirklich bewusst auf, dass es für Bücher keine Altersbeschränkungen gibt.
Es gibt nicht mal eine freiwillige Selbstkontrolle.
Gut, es gibt Kinderbuchabteilungen in Bücherläden, aber umgekehrt keine Warnhinweise auf den wirklich üblen Schockern.

Ich habe mir mal auf nette Empfehlung "Die dreizehnte Dame" von Jose Carlos Somoza gekauft.
Laut dem Text auf dem Buchrücken - dem man im Übrigen eigentlich nie trauen sollte - "Ein faszinierendes Spiel mit dem Surrealen" und "Knisternde Spannung bis zur letzten Seite".
Und halt was davon, wie schön die Dichtung ist und welche Macht die Sprache haben kann.

Scheint also ganz nett.
Im Verlauf der Geschichte werden allerdings viele Menschen auf recht eklige Weise ihres Lebens beraubt...oder auch gequält und am Leben erhalten.
Werden gezwungen Teile von sich selbst zu essen und damit habe ich nicht mal das Ekligste verraten.

Dennoch wird das Werk, das auch ganz gut geschrieben ist, von Stern und Süddeutsche Zeitung gelobt.
Aber keiner regt sich auf, dass das Buch von jedem 5jährigen gekauft werden kann.
Gut, ob 5jährige lesen sei mal dahin gestellt, aber spätestens mit 11 oder so kann man es schon und ist definitiv zu jung für den Stoff...
...würde ich mal behaupten.

Komisch, da regt sich keiner auf.
Dabei ist das noch das krasseste Medium, da hier keiner die Augen zu machen kann, die Worte und Bilder werden praktisch direkt in den Kopf des Lesers projiziert.

Wer sich also über Killerspiele aufregt, der sollte vielleicht vorher erstmal die Spiegel-Bestsellerliste durchgehen.
Hier werden die Handlungen, die sich Spielentwickler nicht mal in ihren schlimmsten Alpträumen ausdenken würden, als kulturelle Höchstleistung der Autoren gefeiert.

...und warum auch nicht? Gewalt gehört nun mal zu unserer Geschichte und Kultur und kann auch als Metapher ein starkes stilistisches Mittel sein, um eine Idee oder ein gedankliches Prinzip zu vermitteln.

Das echte Problem, das mit der Killerspieldebatte verschleiert wird ist die Gleichgültigkeit.
Die Gleichgültigkeit innerhalb der Gesellschaft und vor allem die der Eltern gegenüber ihren Kindern.

Mal ehrlich, wer eins und eins zusammen zählen kann, der ist nicht geschockt, dass es so böse Spiele gibt in denen man Figuren virtuelle erschießen muss, die wie Menschen aussehen.
Das Schockierende ist, dass Politiker und Stammmtischgäste ein Verbot von diesen Spielen (und Filmen) fordern, damit die "armen Kleinen" nicht von ihnen verdorben werden.

Da frage ich mich nur: Wie egal sind euch eure Kinder?
Ist euch nicht schon mal aufgefallen, dass die meisten "Killerspiele" keine Freigabe haben, also USK 18 oder wenigstens USK 16 haben?

Das ist für mich so eine unglaublich surreale Debatte. Es geht um etwas, was von Anfang an nur für Erwachsene oder ältere Jugendliche gedacht war, was plötzlich in Kinderhänden oder bei deutlich jüngeren Jugendlichen auftaucht und alle sind der Überzeugung, dass es sie verroht.
Natürlich, "Call of Duty" war nie dazu gedacht einem 14jährigen beim Einschlafen zu helfen, aber seine Eltern scheißen vielleicht darauf, was er so treibt und sind froh, wenn er beschäftigt vor seinem PC sitzt und die Klappe hält.
Wenn er dann mit 16 ein asozialer Schläger ist, dann müssen es natürlich die Computerspiele sein und nicht die Tatsache, dass er von seinen Eltern davor geparkt wurde, die keinerlei Interesse daran hatten, sich mit ihm zu beschäftigen.

Im aktuellen Stern ist ein Interview zu finden, mit jemandem, dem diese ganze Debatte wirklich nah gehen muss: Einer Mutter eines Opfers des Amoklaufs von Winnenden.
Was sieht sie als Ursache? Für sie ist es diese Gleichgültigkeit, die ein Kind über kurz oder lang einfach verrohen lassen muss.
Da sind für sie die Killerspiele letztlich auch nur noch ein Symptom, aber keine Ursache.

Mich beschämt es schon fast, wenn so offensichtlich populistischer Blödsinn gefordert wird, um als Politiker als Retter in der Not da zu stehen.
Was nutzt ein Verbot der Spiele, wenn die Kinder allein gelassen werden? Wenn ihre Umgebung so eine Gleichgültigkeit zeigt, dass sie kein Unrechtsempfinden mehr dabei haben, ihrer Umgebung die Gleichgültigkeit zurück zu zahlen?
 
Standing Ovations für diesen Beitrag! Kann leider nicht mehr als 5 Sterne geben?
 
Kann Falconer nur zustimmen! Sehr konkret, teilweise sarkastisch, aber stets realistisch - Top.
 
In unserer Gesellschafft sind Kinder leider maximal Konsumenten, irgendwie wollen sich nur wenige wirklich um sie kümmern - das ist ein riesengroßes Problem. Und es wird noch schlimmer, wenn diese verwahrlosten Kinder selber Kinder haben.
Unsere Banditenregierung hat auch kein Interesse an dieser Situation etwas zu verbessern, lieber schimpfen sie ständig auf die Stasi um davon abzulenken, daß der Stellenwert der Kinder in der DDR viel besser war. Dort wurde sich noch um die Familie gekümmert, keinen hat es gestört wenn Kinder im Hof gespielt haben, es gab ausreichend Krippen- und Kindergartenplätze, in der Schule den Hort und dei Eltern hatten mehr Zeit.
Diese sogenannte Demokratie ist noch unser Untergang. Die Mehrheit der Bevölkerung ist leider zu leicht zu manipulieren und unpopuläre Aussagen sind schädlich für den Wahlkampf.
 
In unserer Gesellschafft sind Kinder leider maximal Konsumenten, irgendwie wollen sich nur wenige wirklich um sie kümmern - das ist ein riesengroßes Problem. Und es wird noch schlimmer, wenn diese verwahrlosten Kinder selber Kinder haben.
Unsere Banditenregierung hat auch kein Interesse an dieser Situation etwas zu verbessern, lieber schimpfen sie ständig auf die Stasi um davon abzulenken, daß der Stellenwert der Kinder in der DDR viel besser war. Dort wurde sich noch um die Familie gekümmert, keinen hat es gestört wenn Kinder im Hof gespielt haben, es gab ausreichend Krippen- und Kindergartenplätze, in der Schule den Hort und dei Eltern hatten mehr Zeit.
Diese sogenannte Demokratie ist noch unser Untergang. Die Mehrheit der Bevölkerung ist leider zu leicht zu manipulieren und unpopuläre Aussagen sind schädlich für den Wahlkampf.
 
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