Goemon
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Eigentlich ist man nicht mehr überrascht, wenn man die Abendnachrichten sieht und sieben Minuten Bankenabsturz erlebt. Tief sitzt die Krise um foule Kredite und Schein-Geld. Täglich treten neue Kreditinstitute den Weg zum Gläubiger an, was den Wertpapierhandel in ausgedehnte Minusbereiche manövriert und weltweit Konkursmeldungen nach sich zieht. Die USA bringen ihrem Finanzsystem nun eine Opfergabe über 700 Mrd. Dollar dar, während England gar 700 Mrd. Euro für die Rettung seiner Banken einplant. Deutschland bereitet immerhin 470 Milliarden Euro vor. Diese Zahlen, die scheinbar fast problemlos aus dem Staatskapital hinaus auf die Märkte geworfen werden, lassen andere Themen unserer Zeit geradezu nichtig erscheinen. Wenn die deutsche Kreditbank oder die bayrische Landesbank dann mal wieder 34 Millionen Euro an nicht mehr existente Institute in Übersee verleiht, ohne Hoffnung auf Rückerstattung, dann ist das immer noch ein verhältnismäßig kleines Stück vom Kuchen. Selbst das deutsche Verteidigungsbudget von 42 Mrd. Euro verliert hier seinen Schrecken.
Eine Frage der Unschuld
Wir erinnern uns: Börsenspekulanten und Bankmanager haben unsere legitim erarbeiteten Spareinlagen auf dem internationalen Markt verzockt, was zu finanziellen Defiziten führte die nun durch staatliche Hilfe negiert werden. Laut europäischer Rechtsprechung haften die Verantwortlichen zwar mit einem Teil ihrer privaten Vermögen für diese Kapital-Pleite, aber wegen undurchsichtiger Verhältnisse und Angst vor abwandernden Finanzgrößen wendet man die entsprechenden Gesetze lieber nicht an. Jedoch zeigen einige der Angesprochenen sich so einfühlsam wie großherzig, indem sie ihre diesjährigen Bonuszahlungen zurückweisen. Allen voran schreitet der Vorsitzende der Deutschen Bank Josef Ackermann, der im Jahr 2007 immerhin ein Gehalt von 13,98 Millionen Euro erhielt. Wenn wir mal ehrlich sind, hat er sich diese Summe auch redlich verdient. Schließlich muss er Tag für Tag Millionen Menschen auf internationaler Ebene beschummeln, bestechen, virtuell berauben und alles so unauffällig machen, dass es nur Vorstandsmitgliedern auffällt. Für solch umfassende Leistung muss man einen Menschen auf jeden Fall entlohnen. Besonders da sich die Verlustmeldung der Deutschen Bank im ersten Quartal 2008 auf 141 Millionen beläuft, sollte man den Verantwortlichen mit kleinen Geschenken Mut zusprechen.
"Ich hät? gern ein Problem"
Doch hat die Bankenkrise auch ihre guten Seiten. Sie bildet eine fantastische Universalausrede wenn es um die Finanzierung internationaler Projekte geht. Gestern tagten in Luxemburg die Umweltminister Europas, wobei das EU-Klimapaket diskutiert wurde, welches bereits im Dezember zur Verabschiedung ansteht. Besonders Italiens Stefania Prestigiacomo erregte sich über den hohen Kostenfaktor angesichts der ohnehin angespannten Wirtschaftslage. Die Unternehmen ihres Landes müssten jährlich etwa 25 Mrd. Euro aufwenden, was die Forderungen der EU-Klimakonferenz "unerträglich" mache. Nun geht die EU-Kommission zwar von neun bis zwölf Milliarden aus, aber wer wie Italien die PISA-Studie regelmäßig als Schlusslicht beleuchtet, kann sich da schon mal verschätzen! Jedenfalls will Rom bis Dezember das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" des vorgeschlagenen Pakets erneut prüfen. Wenn man dabei die Auswirkungen aktueller Klimaveränderungen auf die immense Küstenlinie Italiens berücksichtigt, nebst der rund 17.000 Asylsuchenden, die bereits jetzt jährlich aus Afrika ins Mittelmeerland übersetzen, dann sollte die Entscheidung nicht schwer fallen...
Derweil meldet auch Polen Diskussionsbedarf an und droht wie sein Vorredner mit einem Veto gegen den Gesetzentwurf. Wie man sieht, hat sich das Land der Taschen- und Autodiebe sehr gut in seiner europäischen Gemeinschaft eingelebt, was wohl bald zu einem herrlichen Stillstand in der Entwicklung dieses Staatenpotpourris führen dürfte. Schließlich blocken die Polen nicht zum ersten Mal dieses Jahr wichtige Entscheidungen. Einen langfristigen Nutzen bleiben sie uns heute aber schuldig, denn wenn der Winter ausbleibt, finden die vielen "umgelagerten" Winterreifen und Schneeketten wohl keinen Absatz mehr, wodurch Polens Wirtschaftskraft weiter sinkt.
Der Betrachtungswinkel ändert alles!
Lange Zeit habe ich nur zwei öffentliche Erklärungen vernommen die das aktuelle Finanzdebakel treffend beschreiben. Eine kam wundersamerweise vom britischen Premierminister Gordon Brown, der unlängst verlauten ließ, die Industrieländer seien so sehr besorgt um eine mögliche Rezession, dass sie die Entwicklungsländer ganz vergäßen. Wenn nämlich in Europa ein paar Milliarden Euro fehlen, steckt der Staat das weg. Fehlt selbige Summe aber zum Beispiel in Somalia, ist das Bruttoinlandsprodukt der nächsten zehn Jahre verschollen, was dort den Unterschied zwischen arm und tot ausmacht.
Die zweite wahre Botschaft kommt von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon im Rahmen der Uno-Vollversammlung. Unter dem Namen Milleniumsziele hat sich die Gemeinschaft diverse Ziele zur Armutsbekämpfung gesetzt, die eigentlich bis 2015 umgesetzt werden sollten. Bei der gegenwärtigen Finanzierungsgeschwindigkeit käme man aber kaum über die halbe Strecke. All die großen Worte unserer Oberregierenden, die die Not in der Welt bekämpfen und einen sozialen Kosmos erschaffen wollen, zerplatzen im Angesicht eines eigenen Defizits. Im Krisenfall ist einem die eigene Sicherheit eben doch am wichtigsten.
Gegen den Hunger der Welt
Deutschlands Topf für internationale Entwicklungshilfe war letztes Jahr genau 8,96 Mrd. Euro groß. Gerade im Hinblick auf unser Haushaltsloch sieht das nach sehr viel Geld aus, aber wenn wir das mal eben wieder mit dem Europäischen Banken-Paket vergleichen, geht die Summe glatt unter. Der Ökonom Jefferey Sachs meinte hierzu: "In zehn Jahren müsste Afrika nicht mehr arm sein" wenn die Geberländer "etwa drei- bis viermal so viel wie bisher" abgeben würden. (Der Tagesspiegel], 1.6.2007) Die Armutshilfe der Bundesregierung beträgt bislang 0,32% der Wirtschaftsleistung, eine Verdoppelung auf 0,7% für gut zehn Jahre würde das Problem internationaler Unterernährung final lösen. Im Bundestag taucht diese Frage gar nicht erst auf, der hat nämlich wichtigere Dinge zu klären. Was nun genau wichtiger sein könnte als die Bekämpfung von Hunger, Seuchen und Armut weiß ich nicht so recht, aber als dummer Bürger fehlt mir halt die Perspektive!
Wie gesagt, alles Peanuts. 470.000.000.000 Euro. Weil die Bank immer gewinnt.
Eine Frage der Unschuld
Wir erinnern uns: Börsenspekulanten und Bankmanager haben unsere legitim erarbeiteten Spareinlagen auf dem internationalen Markt verzockt, was zu finanziellen Defiziten führte die nun durch staatliche Hilfe negiert werden. Laut europäischer Rechtsprechung haften die Verantwortlichen zwar mit einem Teil ihrer privaten Vermögen für diese Kapital-Pleite, aber wegen undurchsichtiger Verhältnisse und Angst vor abwandernden Finanzgrößen wendet man die entsprechenden Gesetze lieber nicht an. Jedoch zeigen einige der Angesprochenen sich so einfühlsam wie großherzig, indem sie ihre diesjährigen Bonuszahlungen zurückweisen. Allen voran schreitet der Vorsitzende der Deutschen Bank Josef Ackermann, der im Jahr 2007 immerhin ein Gehalt von 13,98 Millionen Euro erhielt. Wenn wir mal ehrlich sind, hat er sich diese Summe auch redlich verdient. Schließlich muss er Tag für Tag Millionen Menschen auf internationaler Ebene beschummeln, bestechen, virtuell berauben und alles so unauffällig machen, dass es nur Vorstandsmitgliedern auffällt. Für solch umfassende Leistung muss man einen Menschen auf jeden Fall entlohnen. Besonders da sich die Verlustmeldung der Deutschen Bank im ersten Quartal 2008 auf 141 Millionen beläuft, sollte man den Verantwortlichen mit kleinen Geschenken Mut zusprechen.
"Ich hät? gern ein Problem"
Doch hat die Bankenkrise auch ihre guten Seiten. Sie bildet eine fantastische Universalausrede wenn es um die Finanzierung internationaler Projekte geht. Gestern tagten in Luxemburg die Umweltminister Europas, wobei das EU-Klimapaket diskutiert wurde, welches bereits im Dezember zur Verabschiedung ansteht. Besonders Italiens Stefania Prestigiacomo erregte sich über den hohen Kostenfaktor angesichts der ohnehin angespannten Wirtschaftslage. Die Unternehmen ihres Landes müssten jährlich etwa 25 Mrd. Euro aufwenden, was die Forderungen der EU-Klimakonferenz "unerträglich" mache. Nun geht die EU-Kommission zwar von neun bis zwölf Milliarden aus, aber wer wie Italien die PISA-Studie regelmäßig als Schlusslicht beleuchtet, kann sich da schon mal verschätzen! Jedenfalls will Rom bis Dezember das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" des vorgeschlagenen Pakets erneut prüfen. Wenn man dabei die Auswirkungen aktueller Klimaveränderungen auf die immense Küstenlinie Italiens berücksichtigt, nebst der rund 17.000 Asylsuchenden, die bereits jetzt jährlich aus Afrika ins Mittelmeerland übersetzen, dann sollte die Entscheidung nicht schwer fallen...
Derweil meldet auch Polen Diskussionsbedarf an und droht wie sein Vorredner mit einem Veto gegen den Gesetzentwurf. Wie man sieht, hat sich das Land der Taschen- und Autodiebe sehr gut in seiner europäischen Gemeinschaft eingelebt, was wohl bald zu einem herrlichen Stillstand in der Entwicklung dieses Staatenpotpourris führen dürfte. Schließlich blocken die Polen nicht zum ersten Mal dieses Jahr wichtige Entscheidungen. Einen langfristigen Nutzen bleiben sie uns heute aber schuldig, denn wenn der Winter ausbleibt, finden die vielen "umgelagerten" Winterreifen und Schneeketten wohl keinen Absatz mehr, wodurch Polens Wirtschaftskraft weiter sinkt.
Der Betrachtungswinkel ändert alles!
Lange Zeit habe ich nur zwei öffentliche Erklärungen vernommen die das aktuelle Finanzdebakel treffend beschreiben. Eine kam wundersamerweise vom britischen Premierminister Gordon Brown, der unlängst verlauten ließ, die Industrieländer seien so sehr besorgt um eine mögliche Rezession, dass sie die Entwicklungsländer ganz vergäßen. Wenn nämlich in Europa ein paar Milliarden Euro fehlen, steckt der Staat das weg. Fehlt selbige Summe aber zum Beispiel in Somalia, ist das Bruttoinlandsprodukt der nächsten zehn Jahre verschollen, was dort den Unterschied zwischen arm und tot ausmacht.
Die zweite wahre Botschaft kommt von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon im Rahmen der Uno-Vollversammlung. Unter dem Namen Milleniumsziele hat sich die Gemeinschaft diverse Ziele zur Armutsbekämpfung gesetzt, die eigentlich bis 2015 umgesetzt werden sollten. Bei der gegenwärtigen Finanzierungsgeschwindigkeit käme man aber kaum über die halbe Strecke. All die großen Worte unserer Oberregierenden, die die Not in der Welt bekämpfen und einen sozialen Kosmos erschaffen wollen, zerplatzen im Angesicht eines eigenen Defizits. Im Krisenfall ist einem die eigene Sicherheit eben doch am wichtigsten.
Gegen den Hunger der Welt
Deutschlands Topf für internationale Entwicklungshilfe war letztes Jahr genau 8,96 Mrd. Euro groß. Gerade im Hinblick auf unser Haushaltsloch sieht das nach sehr viel Geld aus, aber wenn wir das mal eben wieder mit dem Europäischen Banken-Paket vergleichen, geht die Summe glatt unter. Der Ökonom Jefferey Sachs meinte hierzu: "In zehn Jahren müsste Afrika nicht mehr arm sein" wenn die Geberländer "etwa drei- bis viermal so viel wie bisher" abgeben würden. (Der Tagesspiegel], 1.6.2007) Die Armutshilfe der Bundesregierung beträgt bislang 0,32% der Wirtschaftsleistung, eine Verdoppelung auf 0,7% für gut zehn Jahre würde das Problem internationaler Unterernährung final lösen. Im Bundestag taucht diese Frage gar nicht erst auf, der hat nämlich wichtigere Dinge zu klären. Was nun genau wichtiger sein könnte als die Bekämpfung von Hunger, Seuchen und Armut weiß ich nicht so recht, aber als dummer Bürger fehlt mir halt die Perspektive!
Wie gesagt, alles Peanuts. 470.000.000.000 Euro. Weil die Bank immer gewinnt.