Werk für die Themenwoche "Romantik" im Literaturclub

ZoSo Capricorn

Bekanntes Gesicht
Mitglied seit
13.09.2006
Beiträge
2.044
Reaktionspunkte
0
Thema: Wüste
Name: Wanderschaft in Arabien

Die goldene Sonne begann ihre letzten süßen Strahlen auf den kleinen See, inmitten der hoch auftürmende Sanddünen zu schicken, sodass es aussah, als würden sich lauter winzige Fäden hoch ans Himmelsfirmament geradlinig verlaufen. Ein Mann in einem bunten Wandergewand, mit seiner geschulterten Tasche und einem alten Stab, schwingend, bald wieder in der Hand ruhend, ging raschen Schrittes auf den See hinzu. Er bemerkte sogleich, dass an der Wasserstelle ein weiterer Reisender rastete.
Luca, so der Name des Ankömmlings versuchte ein Gespräch aufzunehmen. So stellte sich schnell heraus, dass der ältere Mann Davide genannt wurde. Und wie es der Zufall so wollte, waren beide inmitten des fremden Landes aus Italien hergereist. In der warmen Abendsonne tranken sie zusammen süßen Wein, den Davide noch aus der Heimat mitgebracht hatte. Durch ihre gemeinsame Herkunft unterhielten sie sich heiter. Über die Ereignisse während der Reise, über die Herrlichkeit der so andersartigen Natur im weiten Süden und über die Liebe, die ihnen abermals vergönnt blieb, aber auch manchmal, dafür umso schöner, im eigenen Lande widerfahren ist. Vor allem der alte Wanderer vermochte sonderliche, aber faszinierende Geschichten zu erzählen. So saßen sie bis in die Nacht hinein am lodernden Feuer, welches sie vor der kalten Nacht warm hielt und schwelgten in Erinnerungen.
Als jedoch der Morgen erwachte und Luca mit freudestrahlenden Grüßen erwartete, war Davide schon fort. Ein wenig wehmütig über den Verlust der fröhlichen Bekanntschaft stand Luca auf, um sich die Wasserstelle im sanften Sonnenschein anzusehen. Dort waren Vögel, die sich in den nahe liegenden Bäumen ihre Nester aus den Sträuchern der Büsche ringsum den See machten. Die Palmenblätter glänzten grün und der Sand strahlte golden. Er würde bald von der Sonne erhitzt werden, sodass es für manch unerfahrenen Wanderer schmerzen würde, wenn er zu lange auf ihm ginge.
Trotz seiner Traurigkeit beschloss Luca aufzubrechen, um weiter fortzureisen. Luca hatte kein direktes Ziel vor Augen. Er ging dort hin, wo es ihm gefiel, wenn es ihm an einem Ort gefiel blieb er länger, wenn nicht, so zog er weiter. Luca wunderte sich, ob nicht Davide die gleiche Einstellung verfolgte. Nach dem langen Gespräch, welches er in letzter lauwarmen Nacht mit ihm führte, schien es ihm so, einen wahren Gefährten gefunden zu haben.
Es vergingen ein paar Tage, die sich quälend dahin zogen, in denen Luca sich vermehrt alleine fühlte. Auch wenn er immer wieder auf nette Weggefährten traf, die wie er durch die Lande zog oder auch Handelskarawanen, die mit ihren Kamelen Waren durch die endlose Wüste brachten.
Nach einem sehr langen und mühsamen Tag, kam Luca in einer Stadt an. Sie war nicht sonderlich groß, und war eher eine Durchreisestation für Händler, aber genau aus diesem Grunde war in diesem Ort meist ein hiesiger Trubel. Auf dem Marktplatz gab es dann wohl meist ein hübsches Fest mit allerlei Gestalten, die Musik spielten, andere wiederum kosteten den süßen Wein, aßen Waren aus entfernten Ländern oder vergnügten sich mit anderen Beschäftigungen.
Luca gesellte sich an einen der vielen Tische. Es gab viel zu erzählen, die Händler und Wanderer hatten einige witzige Geschichten parat.
Schon nach fortgeschrittener Stunde saß Luca neben einer jungen Frau, sie war zweifelsohne schön. Ihr pechschwarzes Haar fiel ihr bis tief in den Rücken hinunter, ihre Augen schienen im Mondlicht. Luca hatte sich den ganzen Abend mit ihr die Zeit verbracht und er dachte, er würde eine innige Verbindung zwischen ihnen spüren. So nahm er sie bei der Hand und geleitete sie vom Platze zur kleinen Oase, vielleicht 50 Fuß von der Stadt entfernt. Dort spiegelte der Wasser das Himmelsfirmament, welches sonderbar hell leuchtete. Plötzlich überkam ihm eine Wärme, die er nicht bestimmen konnte, sodass er sich gar nicht wieder erkannte. Und so sprach er: "Oh, meine Liebe, wenn ich dich ansehe, sehe ich einen Garten, in dem alle holdesten Blumen gedeihen, die du dir nur erdenken kannst!"
Er war durch ihren Blick so verzaubert, dass er sich nicht bewegen konnte. Sie schaute ihm tief in die Augen und gab ihm einen sinnlichen Kuss. Doch er erschrak und entwich seiner Starre. Ihr Kuss war eiskalt und in ihren Augen funkelte nicht mehr das reine Mondlicht, sondern die Schwärze der tiefsten Nacht. Er lies sie hinter sich und eilte zurück zum Fest, um sich zu beruhigen. Er kam an und setzte sich an einen der viel belebten Tische.
Er trank einen Schluck vom süßen Wein, doch er schmeckte bitter. Er aß von den süßen Feigen, doch sie schmeckten bitter. Schockiert und erstaunt saß Luca neben all den freudigen Menschen und fühlte sich auf einmal so allein, wie lange nicht mehr. Luca verweilte einige Zeit so, ohne Zeitgefühl und ohne etwas zu bemerken. Dann jedoch erfasste er eine bekannte Stimme, die ihn auch sogleich ansprach. Es war Davide. Der Alte kam zu ihm und reichte ihm die Hand. Er sprach: "Mein guter Freund, wie schön dich zu sehen, wie erging es dir auf deiner Reise hierher?" Luca war fröhlich, wenigstens Einen zu kennen, mit dem er sich verstand. "Ach, mein, wenn auch kurzweiliger Weggefährte, wie sehr mich dein Antlitz erfreut! Doch sagt, warum seid ihr so früh am Morgen aufgebrochen?" Davide antwortete bedächtig: "Nun, ich hatte viel zu tun, ich musste möglichst schnell weiterreisen, denn Zeit ist?knapp."
Luca überlegte und empfand die Aussage bizarr, er beließ es aber dabei. Davide schenkte ihm nun weiteren Wein ein und bot ihm weitere Feigen an. Luca erzählte ihm über seine Begegnung mit dem jungen Mädchen und die Folgen davon und wollte ihm damit verständlich machen, warum er den Wein und die Feigen nicht verzehren wollte. Doch Davide lachte nur und meinte, es seien lediglich seine eigenen Einbildungen, die Reise war lang und er habe ein weites Stück hinter sich gebracht gehabt, es sei ihm einfach nur auf den Magen geschlagen.
Nach den beruhigenden Worten seines Freundes überwand er sich wieder eine Feige zu probieren, doch er spuckte das Stück wieder aus, denn es war gar noch bitterer als zuvor. Und er probierte auch den Wein, doch er spuckte den Schluck wieder aus, denn auch er war noch bitterer als zuvor.
Lucas Sinne wurden durch den Geschmack der Speisen wie verzerrt. Er tat sich schwer seinem Freund in die Augen zu sehen. Die Müdigkeit kam mit dem Essen. er fiel in einen kurzen Schlaf und als er aufwachte, war es fast schon morgens. Er lag auf dem Boden. Er drehte sich einmal und erblickte Davide. Das Fest schien vorüber und die Menschen waren in ihren Häusern.
Luca stand mühselig auf ging schwankend zu Davide rüber. Er erinnerte sich nicht an die Nacht, er hatte wohl zu viel getrunken, es ging ihm sichtlich schwach. Luca sah sich Davide genau an. Er hatte das Gewand an, welches er auch am Abend anhatte, als sie sich das erste Mal trafen. Luca sah in seine Augen und da erfasste er wieder seine Sinne und sah, was am Festabend geschah und es überkam ihm die gleiche Kälte wie am Abend zuvor beim Kuss mit dem jungen Mädchen. Luca erkannte nun auch die junge Frau etwas weiter hinter Davide. Und er erkannte, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab.
Jetzt, wo er seine Sinne wieder hatte, bekam er Angst und er beeilte sich, von diesem Ort fort zukommen. Er suchte schnell seine Wandersachen zusammen, dann machte er sich auf.
Luca war erschöpft von der Nacht, aber er war genauso froh, aus der Stadt hinaus zu sein. Er stand nun auf einer Düne und sag auf die Stadt herab. Im Morgenglanz wirkte sie unscheinbar, fast schön, aber auf einen zweiten Blick brach die Stimmung und sie war verzaubert. Luca wandte sich nun der Stadt ab und ging los. Die helle rote Sonne warf ihre ersten warmen Strahlen auf Lucas Gesicht und die Luft entwarf Sekunde für Sekunde neue Farben am Horizont. Luca sagte vertieft und leise: "Ach, ich glaube es ist Zeit für mein geliebtes Italien, dieses fremde Land vermag mir zwar eine neue bezaubernde Welt zu offenbaren, leider aber auch ein schwarzes Tor zur Nacht."
 
Thx a lot for the comments! Ehrlich gesagt, habe ich mich sehr an einer Erzählung von J.v.Eichendorff orientiert. Sie nennt sich "Das Marmorbild". Habe ein paar Elemente übernommen, nämlich, dass das Abendland (christlich) entgegengesetzt zum Morgenland (muslimisch) ist und, dass es auch eine Abstufung gibt. Denn in der Romatik besannen sich die Literaren auf das Mittelalter, welches durch und durch christlich geprägt war.
Habe dies aber nicht aus meiner nicht vorhandenen Fremdenfeindlichkeit getan, sondern weil es litararisch korrekt ist.
 
Zurück