X3 ? Der zweite Versuch

Goemon

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Ich habe mich also, aus rein journalistischem Interesse natürlich, dazu entschlossen, meinen epischen Kampf mit dem Bedienmonster X3-Reunion fortzusetzen. Ob dies ein weiser Entschluss war, sei mal dahingestellt, jedenfalls habe ich mich vorsorglich mit allerlei fester und flüssiger Nahrung versorgt, da die Flugphasen mitunter doch recht ruhig geraten.

Mein dritter Anlauf auf die erste Kampagnen-Mission verläuft ganz glimpflich. Keine Ahnung was ich früher anders gemacht habe, aber diesmal überstehe ich die Kämpfe ohne Schaden zu nehmen. Ich schätze, das ist einfach Skill. Im finalen Sektor der Patrouille angekommen verabschiedet sich der Staffelkommandant und lässt mich führungslos im All zurück. Glücklicherweise erhalte ich wenig später einen Funkspruch aus dem Tempel und weil ich gerade nichts anderes zu tun habe, fliege ich mal hin. Vielleicht bekomme ich ja ein warmes Glas Milch und Kekse, während argonische Mönche mir die Pilotenfüße massieren.

Ein Abenteurer hat niemals Ruh
Am galaktischen Tempel angedockt begrüßt mich ein Anwohner und stellt mir einen gefährlichen Auftrag in Aussicht. Also keine Kekse? Ich bin enttäuscht. Doch als meine Mission wenige Sekunden später in Form einer hübschen Bekannten aus früheren Tagen vorstellig wird, die dringend Geleitschutz benötigt, sind die weltlichen Sorgen vergessen. Holla, wenn die mir jetzt die Füße massiert, kann ich das fehlende Backwerk glatt verschmerzen. Gerade will ich meine Freundin auf ein stilles Glas Milch einladen, da schubst sie mich auch schon in ihren Frachter. Mein alter Ego hockt sich hinter den Geschützturm und wir schleichen mit unglaublichen 40 m/s Meine Füße hat die Dame glatt vergessen, was mich doch einigermaßen betroffen macht. Dafür darf ich nun Piraten vom Heck schießen, was aufgrund der sehr gut getrimmten Wumme gut von der Hand geht. Goemon rettet den Tag. Wie immer! Natürlich verlieren wir dennoch unsere kostbare Fracht, weil beim Ausladevorgang dutzende Piraten über uns kreisen, wovon einer den ominösen Kristall an sich reißt.

Meiner neuen Bekannten ist der Kristall so unglaublich wichtig, dass sie ihn um jeden Preis wieder haben will. Meine Zukunftspläne sind in wenigen Sekundenbruchteilen festgeschrieben und innerlich abgestempelt. Ich erkämpfe den Kristall zurück, klebe ihn an einen Ring aus dem Kaugummiautomaten und erobere so das Herz meiner zukünftigen Fußmasseuse. Daher düse ich jenen dreisten Dieben mit dem Turbofrachter und seinen spektakulären 40 m/s hinterher. (Es sei kurz erwähnt, dass die Piratengondeln Spitzengeschwindigkeiten um die 230 m/s aufweisen, was diese "Verfolgungsjagd" ein klein wenig lächerlich aussehen lässt.) Zum Glück kann ich von meiner Heckposition aus keinen Blick auf den Kristallklauer werfen, sodass sich die Frage der Realitätsprüfung verschieben lässt.

Auf der Jagd
Irgendwann merken selbst die dümmsten Piraten, dass ein popeliger Frachter mit Heckgeschütz einer ordentlichen Jägerflotte so wenig gewachsen ist wie eine handelsübliche Pizza dem alles verschlingenden Zentralorgan von Reiner Calmund. Jene Erkenntnis hat die umgehende Zerstörung unseres Transportmittels und somit den erzwungenen Abbruch unserer Verfolgungsmission zur Folge. Bis ich wieder in einem echten Raumschiff sitze, vergeht einige Zeit, welche die Diebe allen anders lautenden Erwartungen zum Trotz für eine hektische Flucht nutzen. Naja, Raumschiff ist auch ein wenig euphemistisch verbrämt, schließlich sitze ich wieder in meinem winzigen Raumer für ganz Arme. Als kleine Verbesserung wurde mir ein Sprunggenerator anvertraut, mit dem ich an alle Orte hüpfen kann, die ich bereits besucht habe. Das kristallene Glanzstück meines Verlobungsrings hat übrigens ein gewisser Don Calamari gemopst, oder so ähnlich, ich konnte mir den Namen auf die Schnelle nicht merken. Der hat inzwischen im großen Piratenhafen in "Farnhams Legende" angedockt, meine Begleiterin ist bereits auf dem Weg zu ihm.

Navigations-Chaos
Als ich meinem Schicksal folgend das Ruder in Richtung Farnham einschlage, entdecke ich das nächste große Feature im X-Universum: den Nebel. Interstellarer Nebel verschleiert die Sicht so genial, dass man galaktische Trümmerteile erst sehen kann, wenn man sie fast angerempelt hat. Demnach fische ich eine Weile im Trüben, auf der Suche nach diesem verflixten Osttor, welches mich zu meinem Zielort bringen soll. Kurz kommt mir die Überlegung, manche Wegweiser könnten vielleicht vom Feind manipuliert worden sein und fliege in die Gegenrichtung davon, bleibe jedoch erfolglos. Zum Glück gibt es noch den Sprungantrieb. Der bringt mich schnell wieder zurück, weshalb ich meine unendliche Suche schnell fortsetzen kann. Erst eine halbe Stunde später und nach mehrmaliger Erkundung des gesamten Sektors reift in mir die Erkenntnis, dass das Osttor auch mal direkt neben dem Südtor liegen kann. Das mag ungewöhnlich klingen, ist aber durchaus üblich, zumindest in einer Gesellschaft die Kartenwerk für Teufelszeug und Raumnavigation für völlig überflüssigen Schnickschnack hält. Hierdurch wird auch verständlich, warum die meisten anderen Piloten zumeist in unmittelbarer Nähe zu Toren und Häfen herumdümpeln.

Stelle dich, Unhold!
Unterstützt durch mehrere Tüten Kartoffelchips mit Paprika und die während einer gelangweilten Flugphase entdeckte Zeitrafferfunktion, finde ich endlich den Raumhafen von Don Ravioli, fordere ihn zur Herausgabe meines Schmuckstücks auf und generiere einen Moment der echten Überraschung als er mir ein Empfangsgeschwader entgegenschickt, das mir das gewünschte Kleinod aushändigen soll. Tückischerweise ist unser Empfangskomitee eher negativ gestimmt und schickt uns eine Lasersalve entgegen. Na warte, Don Calzone, das wirst du büßen! Ich beschleunige in Richtung seines Kreuzers und gebe ihm die volle Breitseite. Nach einer halben Minute springt sein Raumschiff davon, lässt mir jedoch die Sprungsignatur zurück. Ich aktiviere also den Sprungantrieb, wähle Don Spagettis neuen Aufenthaltsort und ? erhalte die Botschaft über ein zu geringes Energieniveau. Ein Dutzend Klicks später erhalte ich zudem in einem Untermenü die Information, für einen Sprung würden viele Energiezellen benötigt. Tja, meine sind halt vorhin beim Probesprung drauf gegangen.

Press Start to continue
Ich lade also einen älteren Spielstand, fülle meinen Kofferraum mit Energiezellen, fliege erneut die lange beschwerliche Strecke zu Don Biscottis Versteck, speichere ab, ? und erfahre nach sechs mehr oder weniger erfolglosen Versuchen, warum die Mafia immer gewinnt. Don Mascarpone hat einfach die besseren Schiffe. Gegen wendige flinke Jäger kommt meine Blechdose nicht an, weshalb ich beschließe, endlich ins intergalaktische Handelsnetzwerk einzusteigen. Energiezellen habe ich ja noch, ich muss sie nur Gewinnbringend verkaufen. Momentan habe ich nicht mal genügend Credits um mir ein Lotterielos kaufen zu können, weshalb dieser Coup ein verdammt gelungener werden muss.

Auf der Suche nach Handelspartnern die für meine Ware mehr als den Einkaufspreis erstatten turne ich quer durch das mir unbekannte Universum und entdecke weit entfernt die Heimat der Paraniden, einem recht dämlich dreinschauenden Stamm von blauen Kriechtieren, die offensichtlich gern unter sich bleiben. Die Fahndung nach handelswilligen Stationen erstreckt sich über ein dutzend Sektoren, da kein paranidisches Handelkontor mich andocken lassen will. Wo ist Frank-Walter Steinmeier, wenn man ihn mal braucht? Entnervt muss ich feststellen, dass der Start ins X-Universum nicht, wie von der Fachpresse propagiert, etwas zäh daherkommt, sondern mir gänzlich den Rücken zukehrt. Es mag diese unirdische Ignoranz gegenüber dem Spieler sein, die mich zu weiteren Eroberungs-Versuchen anspornt, vielleicht ist es auch nur mein naiver Trotz. Auf jeden Fall werde ich vor Don Risotto und seinem Goemon-Handelsembargo nicht kapitulieren, sondern weiterhin die Galaxis auf der Suche nach geringen Gewinnspannen und machbaren Gegnern durchkreuzen.

Schlacht ums X - erster Teil
 
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