Zurück ans Reißbrett

Goemon

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Der berüchtigte Medienkritiker Marcel Reich-Ranicki bemerkte als einer der ersten das kosmische Bildungsdefizit das unsere deutsche Medienlandschaft prägt. Jener verwehrte letzter Woche Samstag doch glatt die Entgegennahme des deutschen Fernsehpreises und sorgte somit erfolgreich für lange Gesichter bei den Intendanten des Öffentlich-Rechtlichen. Das ZDF war so frei, ihm Thomas Gottschalk als Diskussionspartner zu vermieten und versucht nach der vorgestrigen Fernsehdebatte nun ein Sendeformat zu ersinnen, welches Bildungscharakter und Unterhaltsamkeit in sich vereint. Gottschalk bleibt skeptisch, schließlich siedelt auch seine eigene Präsentationsplattform "Wetten Dass" in Bodennähe des Medienhorizonts.

Aber selbst die Unterhaltungsleistung von TV-Programmen der kommerziellen und wohlhabenden Fernsehgesellschaften läuft hierzulande oft mit Elan gegen die Teppichkante. Da laufen abgegriffene Serien, langweilige Spielfilme und den Verstand auslöschende Soap-Operas mit so Geistes-feindlichen Themen wie: Putzen, Kochen, Auswandern, Heimkehren, Wiederauswandern, Wiederheimkehren, Tiere-richtig-im-Arm-halten oder Schnöde-vor-sich-hin-wohnen. Kann man bei einem derart begeisterungsfähigen Publikum überhaupt das Niveau heben ohne massiv Zuschauer zu verlieren? Oder sollte man vorher doch eher das Volk auswechseln? Die meisten Glotzen-Genießer würden doch widerstandslos einer Waschmaschine im Schleudergang applaudieren!

Das geht doch wohl besser!
Anderseits gibt es Gegenbeispiele mit einem satten Unterhaltungs-Grundwert. Zum Beispiel die Tagesschau. Oder so manche gut strukturierte Krimiserie. Auf der Suche nach pädagogisch wertvollem abendlichem Zeitvertreib habe ich unter jenen besonders viel Unfug entdeckt und möchte meinem Ärger an dieser Stelle Luft machen. Kann außer Bruckheimer denn niemand ordentliche Serien-Konzepte schreiben?

Auf der positiven Seite wäre da Jerry Bruckheimer, der mit Serienideen wie Cold Case, CSI und Close to Home seit geraumer Zeit das frühe Abendprogramm dominiert. Er wurde langfristig zum Unterhaltungsschlager wie früher AkteX oder Tatort. Ein Sender ohne mindestens einen Bruckheimer-Abend braucht sich hierzulande ja kaum noch blicken lassen. Früher gab es dann noch The Closer von James Duff, was momentan leider nicht mehr ausgestrahlt wird.

Deutschsprachiger Serienkrimi
Tja, und der Rest ist Mist, mal freundlich gesprochen. Ich hab?s wirklich versucht, aber ich kann mir das Zeug nicht anschauen ohne mindestens einmal alle fünf Minuten genervt aufzustehen und mir ein Butterbrot zu machen. Handlung verpasse ich dabei nicht, da keine vorhanden ist. Statt sich wilde Feuergefechte zu liefern, Verbrecher durch den Sandkasten zu jagen oder Kleinstspuren unter Verwendung höchst moderner Techniken im Superlabor zu untersuchen, wird nur dröge gequatscht! Über Gefühle, Motivation, Stimmungslage, Vergangenheitsbewältigung, Interessenkonflikt, Damenbekanntschaft, Lieblings-Furunkel, Beziehung zum Schwippschwager vierten Grades und jede Menge andere Themen die den geneigten Kriminalisten so drängend interessieren wie die Sackfalten von Altkanzler Kohl.

Reality rulz
Zweiter Kritikpunkt ist der Realismus. Als Rollenspieler habe ich es da schwer genug und auch CSI ist natürlich nicht vor Unregelmäßigkeiten der Wirklichkeitsnähe gefeit. Doch kann ich es verkraften, wenn Über-Ermittler Horatio ein völlig verwüstetes Warenhaus betritt, sich kurz umschaut und zielsicher drei einzelne Katzenhaare vom Boden aufliest, die wenig später zur Ermittlung erster Verdächtiger führen. Das kondensiert immerhin die Handlung, sorgt demnach für Kurzweil.
Wenn aber ein erfahrener Einsatzleiter des Krisenmanagements bei einer Geiselnahme nach Rücksprache mit seinem positiv gestimmten Unterhändler für sich entscheidet, dass er jetzt stürmen und alle Verdächtigen ohne große Rücksicht auf Kolateralschäden erschießen muss, weil er sonst zu spät zum Poker-Abend käme (Standoff), dann reißt mir einfach der Geduldsfaden. Ziehen blutrünstige Veteranen gegen Familienväter und Kollegen in den Krieg, entzieht sich das schlichtweg jeglicher realer Grundlage. So wie Laserschwerter in Battlefield.

Noch ein Beispiel
Ich habe auch mal versucht, Freundschaft mit Dr. Jordan Cavanaugh (Crossing Jordan - Pathologin mit Profil) zu schließen. Nicht weil ich vom prognostizierten Unterhaltungswert überzeugt gewesen wäre, sondern weil die Thematik der Folge kurzweilig erschien. Sie ähnelte nämlich auf den ersten Blick stark einem Gerichtsdrama, den ich schon in zweifacher Ausführung gesehen und aufgrund seiner völlig überzeichneten Charaktere für mittelmäßig befunden habe (12 Angry Men / Die zwölf Geschworenen, 1954). Tatsächlich stimmte das Gesamtbild mit dem unoriginellen Vorbild bis auf die Juri-Zusammensetzung überein. Ein zurückhaltender Schwarzer, ein ehrenhafter Hispano-Amerikaner, ein neutraler Jurisprecher, ein radikaler Gesetzesverfechter, ein skeptischer Rentner, ein paar Nebendarsteller und ein völlig voreingenommener Weißer, der das Urteil nur durch seine persönlichen Rachepläne motiviert sieht. Und natürlich eine übermotivierte Kritikerin, die den Fall ganz alleine, vom Juristuhl aus löst, mit verbundenen Augen, hinter dem Rücken verschränkten Ohren und nichts weiter als einem Teelöffel in der Hand. Wobei Staatsanwaltschaft, Polizei und Sonderermittlung in zehn Jahren keinen Aktenzentimeter in Richtung Wahrheit gewagt haben.

Mit dem surrealen Szenario hätte ich beinahe noch warm werden können, weil ich die mäßige Handlung wie schon erwähnt, von der uralten Vorlage her kannte. Aber die ständig eingestreuten Szenen von Jordans Arbeitskollegen, die grundlos umherirren, sich verbal mit der Anwältin prügeln oder sich gegenseitig zum Essen einladen, waren dann doch zuviel. So etwas will ich nicht sehen, wenn ich TV-Unterhaltung suche. Das ist so, als würde in einem Call of Duty zwischen Stellungswechsel und Luftangriff plötzlich ein Literaturgespräch mit F. D. Roosevelt anberaumt. Oder bei Need for Speed unterbräche das Rennen für eine Rezeptvorführung von Chase Linhs Hefezopf. Oder Jack Carver hätte in Far Cry zwischendurch gesittete Dinners mit seiner Reporterin. (Was mich wiederum an den Uwe-Boll-Film erinnert. Gnade!) Genau so fühle ich mich während einer Folge Alarm für Cobra 11 oder Standoff, wie das Puzzle-Element im Ego-Shooter, der Aufbau-Part im Action-Rollenspiel, die Arcade-Nahkampfeinlage im Streetracer, das Hühnerauge auf dem linken Nasenflügel. Völlig überflüssig bis störend!

Fazit
Deshalb meine große Bitte an Schreiberlinge von Kriminalserien: Bitte lasst die persönlichen Querelen der Akteure soweit wie möglich weg. Weil ich das Fernsehprogramm nicht vorspulen kann.
 
Deutsche Produktionen gehen für mich gar nicht, egal was...
Das ist einfach nur Schrott, die versuchen es immer wieder, und es geht auch immer in die Hose.
Ganz wenige Ausnahmen bestätigen da die Regel, wie z.B. der Film Krabat.
Ansonsten ist natürlich noch als Volksverblödung nicht zu vergessen, das Vormittagsprogramm mit den unzähligen Talkshows wie Oliver Geisen, Britt,, Vera am Mittag etc....
Das ist echt eine völlige Verarsche der Zuschauer.
Was mich jedoch echt stutzig macht, sind die hohen Einschaltquoten.....
 
Mal eine Aufzählung von galle-aufstoßenden Sendungen:

Oliver Geißen Show, Punkt 12, Drei bei Kallwas, Babara Salesch, Richter Hold, Niedrig und Kuhnt, Lenßen und Partner, U18, Galileo, Wunderwelt Wissen, Bauer sucht Frau, Post Mortem, Popstars, DSDS, Gegen die Wand, deutsche Filme^^

Da kommt einiges zusammen xD
 
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