Zwanzig Minuten in "Bounty Bay Online"

Knurrunkulus

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Schiffbruch

Piraten sind ja prinzipiell mal ganz in Ordnung. Der Hype um den Fluch der Karibik hat mich zwar nie so ganz erreichen können, aber das Thema hat trotzdem einen gewissen Charme. Und nun gibt es da also dieses neue MMORPG und ich sage nicht "Nein" zu der Gelegenheit, da mal sieben Tage kostenlos reinzuschnuppern.

Der Einstieg ist, nun ja, öde. Vier Charaktere, deren klare Attribute selbst nach dem Lesen der arg kurzen Beschreibung nicht so recht deutlich werden wollen, warten da auf mich. Ich wähle den links. Was konnte der nochmal? Öh, egal.

Ich finde mich wieder auf einem Schiff und sehe vor mir ein hoffnungslos überladenes Interface. Überladen im Sinne von "Och, guck, da ist noch ein Millimeter frei, da könnten wir doch nochmal irgendwas einfügen". Ich fühle mich erschlagen. Aber ich sehe Ausrufezeichen. Über Köpfen von NPC's. Das kommt mir doch bekannt vor. Da klicke ich mal. Ich kauf Proviant. Und ein Schiff. Und Kanonenkugeln. Und eine bessere Grafik. Mist, letzteres ist gerade ausverkauft.

Dann geht es raus aufs Meer. Das Interface nehme ich mit. Und das ist immer noch so schwer beladen, theoretisch müsste meine kleine Schaluppe bei der ganzen Last untergehen. Nach einer millimetergenauen Begutachtung des Bildschirms finde ich schließlich den Hinweis, dass da gleich Piraten kommen.

Nachdem die durch simples Geklicke besiegt sind, wird mir auf dem Wrack die Fundstelle von Beute angezeigt. Ich will diese Beute bergen. Es soll gut sieben Minuten dauern bis ich dazu Gelegenheit finde. Denn das Schiff macht Umwege, die mich in Sachen Wegfindungsroutine ganz argen Hirnverlust vermuten lassen. Ja, ich weiß: Schiffe wenden nicht mal eben so schnell wie ein Held in Azeroth oder sagen wir Tyria, aber ganz so lange muss es doch auch nicht dauern, oder?

Schließlich habe ich die Beute. Wohin jetzt? Erm, was sagt denn das Interface? Hmm, ich suche mal. Also da steht nix, hier auch eher wenig, schauen wir doch nochmal in der Ecke da, die habe ich ja bisher gar nicht realisiert, und, ach da muss ich klicken. Gut. Dann jetzt mal zum Heimathafen.

Kurz vorm Heimathafen ereilt mich ein Telefonat. Ich pausiere. Liege also nur vorm Hafen rum. Mache nichts. Stelle nach zehn Minuten aber fest, dass trotz Pausierung meine Mannen ihre Navigations-Skills um fünf Ränge verbessert haben. Hey, die wissen wie man effektiv ist trotz Nichts-Tun.

Dann in die Stadt rein. Es ruckelt. Es sieht scheußlich aus. Ich sehe wieder ein Ausrufezeichen. Ich klicke den Typen an. Ich verstehe ihn nicht. Er redet eine Sprache, die ich nicht spreche. Geschweige denn lese. Es ist ein Wirrwar aus Deutsch und Englisch und außerdem falschen Satzzeichen.

Ich verliere die Lust. Neben mir sagt ein weiterer Spieler im offenen Chat: "Scheisse hier". Naja, aber ich bin ja nun gerade in einem hochwichtigen Dialog. Ich will den Ausrufezeichentyp jetzt schon noch ausreden lassen, der Höflichkeit wegen. Er fragt mich, ob ich seiner Organisation beitreten will. Eine Entscheidung, bei der ich in anderen Spielen erstmal eine Stunde lang abwägen müsste was denn nun das Klügste wäre. Diesmal nicht. Ich klicke nur auf "Ja".

Dann auf "Ausloggen". Dann auf "Löschen".

"Bounty Bay Online" scheint mir arg unfertig und lahm zu sein.
 
Ich überlege gerade, den Client hier zum Download anzubieten. Ob sich das lohnt?
 
@robert:

Ja, mehr Zeit braucht es sicher noch. Aber einige der Fehler scheinen mir doch sehr elementar und die wird man wohl kaum mal eben mit weiteren Patches nachbessern können. Außerdem ist auf dem inzwischen ja doch sehr weit entwickelten Markt der Onlinespiele für ein weiteres unfertiges Spiel meiner Meinung nach einfach kein Platz.

@florian:

Danke für das Lob von so "hoher" Stelle.

Könnte mir schon vorstellen dass sich der Download lohnen könnte. Ist zwar ein Nischenspiel, aber immerhin entspricht es dem Zeitgeist, da ja die ganze Piratenthematik durch jenen Film mit Johnny Depp wieder mehrheitsfähig gemacht wurde.
 
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