Wallbreaker
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HDTV - Jeder kennt es, spätestens seit die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland in HD übertragen werden sollte. Sollte? Ja sollte, doch gemacht hats keiner. Weder die öffentlich-rechtlichen Sender, noch meine *räusper* lieben Freunde vom Privatfernsehen. Großmundig wurden seitdem Fernseher mit hochauflösender Bildtechnologie in allen Elektronikfachmärkten beworben. Schärferes Bild, höhere Kontraste, mehr Details, die HDTV-Welt kann doch so schön sein. Bis die Käufer eines teuren Flachbildschirms zuhause feststellen mussten, dass das Bild beim Anschluss an die Hausantenne überhaupt nicht scharf aussieht. Egal, man gewöhnt sich ja an alles.
Schon allein diese paar Sätze dürften klar machen, welch ein Dilemma die HDTV-Situation hierzulande doch ist. Kein einziger Sender hat bis Ende letzten Jahres ernsthafte Anstrengungen unternommen, um in den Regelbetrieb zu gehen (Sat.1 und Pro7 waren bis 2005 unrühmliche Ausnahmen), im Gegenteil, nichtmal die Digitalisierung des Fernsehens war ernsthaft vorangeschritten. Erst im Jahr 2008 (am Ende des Jahres wohlgemerkt) schalteten die Privaten schrittweise auf das 16:9-Format um, während die Öffentlich-rechtlichen das analoge Fernsehen wohl erst 2012 endgültig abschalten wollen.
Ende des letzten Jahres dann die lang ersehnte, wenn auch eher lahmende Erlösung: seit 1. November sendet die RTL Gruppe (aber nur RTL und Vox) in HD, seit dem 1. Februar auch die Pro7-Sat.1-Gruppe (plus Kabel1), beide im Regelbetrieb. Friede, Freude, HDTV-Kuchen? Fehlanzeige. Lange Gesichter gibt's zunächst auf Seiten aller Nutzer von DVB-T/-C: Die HD-Sender der Privaten gibt's nur via Satellit zu empfangen. Wer dachte, mit dem Umstieg auf DVB-S sei die HDTV-Pracht sei in greifbarer Nähe, irrte erneut: RTL HD, Vox HD, Pro7 HD, Sat.1 HD und Kabel1 HD werden verschlüsselt von der Plattform HD+ angeboten, sprich man kommt um einen speziellen Receiver plus Smartcard nicht herum. Großes Problem dabei: Bisherige HDTV-Reciever des DVB-Standards sind meist nicht mehr zu gebrauchen, ein neuer HD+fähiger muss her.
Manch einer vermag selbst mit solchem Aufwand zu leben, die absoluten Höhepunkte der Dreistigkeit sind noch längst nicht erreicht:
1. Nach einem Jahr kostenfreier Nutzung wird eine Gebühr von 50? pro Jahr für den Nutzer fällig. Begründet wird dies damit, dass der Umstieg auf HDTV sehr kostspielig sei und diese Kosten kompensiert werden müssen.
Sind wir mal ehrlich: Die Begründung klingt hanebüchen. Wenn ARD und ZDF ohne Gebührenanhebung den Sprung ins hochauflösende Format schaffen, dürfte das für RTL und Co. doch auch kein Problem sein. Selbst kleine Sender wie Arte HD, Anixe HD und Servus TV HD bekommen ein ordentliches, kostenfreies HD-Angebot hin. Nicht unbegründet darf man den Privaten deswegen hier Abzocke unterstellen.
2. Wer die Vorteile eines Humax iCords schonmal erleben durfte, will sie wohl nie wieder missen: Aufzeichnen eines Programms, Werbung rausschneiden, mit eingebautem Twin-Tuner lässt sich die Werbung sogar während der Aufzeichnung umgehen und und und? Bei HD+ ist damit Schluss: keine Aufzeichnung möglich, wenn doch, dann nur für begrenzte Zeit und bearbeiten lassen sich Aufnahmen auch nicht. Und dafür auch noch 50? hinblättern. Ist das dreist oder ist das dreist?!
3. Wer mal einen Blick in eine handelsübliche TV-Zeitschrift wirft, wird feststellen, dass HDTV sich rar macht. Bestenfalls eine HD-Sendung bzw. -Film pro Tag wenn es hoch kommt bei den Privaten. Stand: Juli 2010! Nach nun also 9 Monaten Regelbetrieb brutale Ernüchterung: Von HDTV keine Spur, stattdessen werden haufenweise SD-Sendungen einfach nur hochskaliert. Etwas das jeder gängige HD-Reciever von Haus aus kann. Dafür dann noch den immensen Aufwand auf sich nehmen? Nein danke!
Das HD-Angebot kann man getrost als Abzocke abstempeln. Wie siehts denn bei den Öffentlich-Rechtlichen aus?
Nun, leider nur unbedeutend besser. ARD HD und ZDF HD haben seit Anfang des Jahres ihren HD-Regelbetrieb gestartet, den Anfang machten die olympischen Winterspiele in Vancouver, gefolgt von der erst kürzlich abgelaufenen Fußball-Weltmeisterschaft, derzeit wird die Tour de France hochauflösend übertragen. Ansonsten laufen lediglich drei bis vier Sendungen pro Tag in nativem HD, der Rest wird ähnlich wie bei den Privaten einfach nur hochskaliert. Hier besteht noch Verbesserungsbedarf wie auch beim Bildformat: Die Öffentlich-Rechtlichen senden nur in 720p, die Privaten dagegen (wenn auch unnütz angesichts des Anteils an nativem HD) in 1080i.
Ein Trauerspiel ist die ganze Situation definitiv, wie ein Blick in die USA oder nach Japan zeigt: Dort ist HDTV bereits seit knapp 10 Jahren der Standard, umso frustrierender ist das ganze für die Deutschen, die wieder mal an der Nase herumgeführt werden. Deutschland ist ein HDTV-Entwicklungsland und derzeit sieht es kaum danach aus, dass sich das in den nächsten 2-3 Jahren wirklich ändert. Selbst für die Zocker ist HD heutzutage etwas Selbstverständliches, schonmal ein PS3- oder Xbox 360-Spiel gespielt, das maximal nur 576i unterstützt? Unwahrscheinlich.
Fazit: Als Nutzer wird man der Reihe nach an der Nase herumgeführt und sogar abgezockt. Das Schlimme: die meisten sind so unwissend und glauben auch noch, das hochskalierte Material sei echtes schönes HD, obwohl ja eigentlich sichtbar ist, dass kein natives HD vorliegt. Liegt nicht zuletzt auch an der mangelnden Aufklärung der Menschen, deren Bildung wohl eher aus der BILD kommt?
Das HDTV-Leben der Deutschen ist mehr als unbefriedigend, eine Besserung scheint kaum in Sicht. Dennoch: Ich lasse mich nur zu gerne vom Gegenteil überzeugen, also liebe deutschen Sender: Klotzen statt Kleckern!
Schon allein diese paar Sätze dürften klar machen, welch ein Dilemma die HDTV-Situation hierzulande doch ist. Kein einziger Sender hat bis Ende letzten Jahres ernsthafte Anstrengungen unternommen, um in den Regelbetrieb zu gehen (Sat.1 und Pro7 waren bis 2005 unrühmliche Ausnahmen), im Gegenteil, nichtmal die Digitalisierung des Fernsehens war ernsthaft vorangeschritten. Erst im Jahr 2008 (am Ende des Jahres wohlgemerkt) schalteten die Privaten schrittweise auf das 16:9-Format um, während die Öffentlich-rechtlichen das analoge Fernsehen wohl erst 2012 endgültig abschalten wollen.
Ende des letzten Jahres dann die lang ersehnte, wenn auch eher lahmende Erlösung: seit 1. November sendet die RTL Gruppe (aber nur RTL und Vox) in HD, seit dem 1. Februar auch die Pro7-Sat.1-Gruppe (plus Kabel1), beide im Regelbetrieb. Friede, Freude, HDTV-Kuchen? Fehlanzeige. Lange Gesichter gibt's zunächst auf Seiten aller Nutzer von DVB-T/-C: Die HD-Sender der Privaten gibt's nur via Satellit zu empfangen. Wer dachte, mit dem Umstieg auf DVB-S sei die HDTV-Pracht sei in greifbarer Nähe, irrte erneut: RTL HD, Vox HD, Pro7 HD, Sat.1 HD und Kabel1 HD werden verschlüsselt von der Plattform HD+ angeboten, sprich man kommt um einen speziellen Receiver plus Smartcard nicht herum. Großes Problem dabei: Bisherige HDTV-Reciever des DVB-Standards sind meist nicht mehr zu gebrauchen, ein neuer HD+fähiger muss her.
Manch einer vermag selbst mit solchem Aufwand zu leben, die absoluten Höhepunkte der Dreistigkeit sind noch längst nicht erreicht:
1. Nach einem Jahr kostenfreier Nutzung wird eine Gebühr von 50? pro Jahr für den Nutzer fällig. Begründet wird dies damit, dass der Umstieg auf HDTV sehr kostspielig sei und diese Kosten kompensiert werden müssen.
Sind wir mal ehrlich: Die Begründung klingt hanebüchen. Wenn ARD und ZDF ohne Gebührenanhebung den Sprung ins hochauflösende Format schaffen, dürfte das für RTL und Co. doch auch kein Problem sein. Selbst kleine Sender wie Arte HD, Anixe HD und Servus TV HD bekommen ein ordentliches, kostenfreies HD-Angebot hin. Nicht unbegründet darf man den Privaten deswegen hier Abzocke unterstellen.
2. Wer die Vorteile eines Humax iCords schonmal erleben durfte, will sie wohl nie wieder missen: Aufzeichnen eines Programms, Werbung rausschneiden, mit eingebautem Twin-Tuner lässt sich die Werbung sogar während der Aufzeichnung umgehen und und und? Bei HD+ ist damit Schluss: keine Aufzeichnung möglich, wenn doch, dann nur für begrenzte Zeit und bearbeiten lassen sich Aufnahmen auch nicht. Und dafür auch noch 50? hinblättern. Ist das dreist oder ist das dreist?!
3. Wer mal einen Blick in eine handelsübliche TV-Zeitschrift wirft, wird feststellen, dass HDTV sich rar macht. Bestenfalls eine HD-Sendung bzw. -Film pro Tag wenn es hoch kommt bei den Privaten. Stand: Juli 2010! Nach nun also 9 Monaten Regelbetrieb brutale Ernüchterung: Von HDTV keine Spur, stattdessen werden haufenweise SD-Sendungen einfach nur hochskaliert. Etwas das jeder gängige HD-Reciever von Haus aus kann. Dafür dann noch den immensen Aufwand auf sich nehmen? Nein danke!
Das HD-Angebot kann man getrost als Abzocke abstempeln. Wie siehts denn bei den Öffentlich-Rechtlichen aus?
Nun, leider nur unbedeutend besser. ARD HD und ZDF HD haben seit Anfang des Jahres ihren HD-Regelbetrieb gestartet, den Anfang machten die olympischen Winterspiele in Vancouver, gefolgt von der erst kürzlich abgelaufenen Fußball-Weltmeisterschaft, derzeit wird die Tour de France hochauflösend übertragen. Ansonsten laufen lediglich drei bis vier Sendungen pro Tag in nativem HD, der Rest wird ähnlich wie bei den Privaten einfach nur hochskaliert. Hier besteht noch Verbesserungsbedarf wie auch beim Bildformat: Die Öffentlich-Rechtlichen senden nur in 720p, die Privaten dagegen (wenn auch unnütz angesichts des Anteils an nativem HD) in 1080i.
Ein Trauerspiel ist die ganze Situation definitiv, wie ein Blick in die USA oder nach Japan zeigt: Dort ist HDTV bereits seit knapp 10 Jahren der Standard, umso frustrierender ist das ganze für die Deutschen, die wieder mal an der Nase herumgeführt werden. Deutschland ist ein HDTV-Entwicklungsland und derzeit sieht es kaum danach aus, dass sich das in den nächsten 2-3 Jahren wirklich ändert. Selbst für die Zocker ist HD heutzutage etwas Selbstverständliches, schonmal ein PS3- oder Xbox 360-Spiel gespielt, das maximal nur 576i unterstützt? Unwahrscheinlich.
Fazit: Als Nutzer wird man der Reihe nach an der Nase herumgeführt und sogar abgezockt. Das Schlimme: die meisten sind so unwissend und glauben auch noch, das hochskalierte Material sei echtes schönes HD, obwohl ja eigentlich sichtbar ist, dass kein natives HD vorliegt. Liegt nicht zuletzt auch an der mangelnden Aufklärung der Menschen, deren Bildung wohl eher aus der BILD kommt?
Das HDTV-Leben der Deutschen ist mehr als unbefriedigend, eine Besserung scheint kaum in Sicht. Dennoch: Ich lasse mich nur zu gerne vom Gegenteil überzeugen, also liebe deutschen Sender: Klotzen statt Kleckern!