So, war gestern für gute zwei Stunden im Mexiko des 15. Jahrhunderts zu Gast.
Der Film wird aus der Pespektive von "Pranke des Jaguar" erzählt, einem willensstarken, kampferprobten Maya, der nachts in seinem Dorf von dem fremden Krieger-Stamm der Holcane überfallen wird. Damit fängt der Film an. Mit Knochen behangene Holcane-Krieger schleichen sich im dunklen Dschungel an das Maya-Dorf heran und was sie nicht gefangen nehmen können, wird eben niedergemetzelt. Obwohl "Pranke des Jaguar" seine Familie noch retten und in einem tiefen Felsloch verstecken kann, wird er selbst nach verzweifeltem Kampf gegen die übermächtigen Holcane schließlich ebenfalls gefangen genommen. Die Gefangenen sollen in die Holcane-Stadt verschleppt und dem Sonnengott geopfert werden...
Die Bilder, die Mel Gibson hier präsentiert, sind absolut sehenswert. Riesige Wasserfälle, riesige Tempel, endlos weite Dschungel-Areale und geschmückte Krieger, deren Brandings, Tattoos und Piercings ihrer Zeit weit voraus waren.
Von den total abgefahrenen Frisuren will ich gar nicht erst anfangen. So stylische Krieger hat jedenfalls noch kein Kino-Epos geboten. Auch die Kampfszenen sind gelungen und überraschend actionreich. Wie da die Knochenkeulen geschwungen und Hiebe ausgeteilt werden, ist schon heftig. Auch flinke Ausweichmanöver hatte man im lateinamerikanischen Mittelalter scheinbar schon ziemlich gut drauf. Und natürlich wird das Ganze (fast schon Gibson-typisch) sehr blutig ausgetragen. Sehr, sehr blutig.
Besonders die Opfer-Szenen auf dem Sonnengott-Tempel der Holcane drehen einem den Magen um. Da man seinerzeit nur mit geschärftem Stein operierte, lässt sich ein Kopf nicht ganz so einfach vom Körper trennen, wie es in der späteren Hinrichtungsgeschichte beispielsweise die Guillotine vermochte. Die obere Wirbelsäule, die dabei zertrennt werden muss, wird also in Gibson's Maya-Epos knirschend zermalmt. Dass dem Opfer vorher der Bauch aufgeschnitten, das noch pochende Herz herausgerissen und dem tobenden Volk präsentiert wird, verstärkt das unwohle Gefühl in der Magengegend entsprechend. Nichts für schwache Nerven!
Aber auch hier bleibt sich der wegen seiner kompromisslosen Gewaltdarstellung umstrittene Regisseur Mel Gibson treu. Durch diese visuelle Brutalität, aber vor allem auch durch die Vertonung mit einem längst ausgestorbenen Dialekt der Maya, schafft er es wie schon in seinen vorangegangenen Werken "Braveheart" und "Die Passion Christi", eine hohe Authentizität zu erzeugen, die dem Zuschauer suggeriert, dass es tatsächlich so und nicht anders abgelaufen sein muss. So ist der gesamte Film untertitelt und man kommt sich vor wie ein Tourist in einem längst vergessenen Zeitalter.
Was fast schon dokumentarisch und ohne jeglichen Bezug zu einer sinnvollen Story anfängt, wird in der zweiten Filmhälfte zu einem mitreißenden Action-Thriller, dessen Höhepunkt eine geniale Hetzjagd durch den dichten, mexikanischen Dschungel auf den aufopferungsvoll gegen seine Verfolger kämpfenden "Pranke des Jaguar" ist. So plastisch der langgezogene Einstieg auch sein mag, er ist nur der Aufgalopp zu einem richtig spannenden Abenteuerfilm mit beeindruckendem Finale. Inwiefern sich Gibson bei dieser fantastischen Zeitreise womöglich zu weit aus dem historischen Fenster lehnt, könnten nur Diplom-Archäologen und belesene Kulturwissenschaftler nachprüfen. Der Kinogänger jedenfalls wird Gibson glauben.
Wertung: 8,5/10