Bastard Pop ? Mash Ups ? Bahnhof ??

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Geht es euch auch so ? Ihr könnt den Begriff Bastard Pop nicht einordnen ? Kein problem, hier mal ein Versuch etwas Licht ins Dunkel zubringen. Los geht's:

Ich kann mich noch sehr gut an meine erste begegnung mit der Materie Bastard-Pop erinnern. Ich war auf einer Underground-Party (die Flyer noch ohne die ganzen Firmen-Werbebanner) und durch die Hallen wummert der 80er Jahre-Klassiker *Blue Monday*, besser gesagt der Instrumentalpart davon. In erinnerungen schwelgend treibt mich der hypnotische Beat auf die Tanzfläche. So geht es nicht nur mir und die Tanzfläche beginnt sich zufüllen.

Durch die Gesichter der tanzenden, über 20jährigen, huschte das selige Lächeln des Wiedererkennens. Doch dann, als der Gesang einsetzte, war da plötzlich die Kylie Minouge-Gesangsspur von *Can't get you ...* ! Kurze verwirrung meinerseits, was passierte hier ? Zwei vollkommen unterschiedliche Welten krachten dort musikkalisch zusammen. Und das verrückteste war, daß das Ergebnis auch noch ungemein *rockte*. Mein Intresse an Bastard Pop war geboren.

So ging es dann den ganzen Abend weiter. Christina Aquiliera rockte zusammen mit den Strokes. Missy Elliot mit der Bloodhound Gang. Oder aber Daft Punk wieder mit Kylie. Das ergebniss war meist sehr tanzbar und erfrischend anders. Bastard-Pop ist vergleichbar mit THC-haltigem Rauchzeugs: Offiziell verboten und kaum existent, doch wer es will, bekommt es an jeder Ecke. Dabei braucht man dafür garkeine Filesharing Tools. Google alleine reicht vollkommen aus. Das Zauberwort sind die Such-Begriffe !

Also fing ich an nachzuforschen von wem der oben genannte Bootleg stammt und stieß dadurch auf *2 Many DJs*. Ein DJ-Team aus Belgien. Sie sind gleichzeitig Mitglieder der Rock-Band *Soulwax*. Unter dem Namen *Radio Soulwax* haben sie eine DJ-Set-Serie für's belgische Radio gemacht. In Deutschland liefen Teile der Serie bei EinsLive ! Eine Folge erschien erst in Belgien, später auch in UK als CD im Handel. In England brach in der Club- und Remixer-Szene die Hölle aus. Immer mehr Künstler nahmen die Idee auf und auf der Insel gab es dann den Stempel *Mash Up's* dafür !

Manche Leute mixten ebendfalls zwei Tracks ineinander. Es sind aber auch Künstler dabei die deutlich weitergehen. *DJ Earworm* ist so einer. Er hat meist mehr als vier Lieder in seinen Bootlegs eingebaut. Besonders gelungen ist die Nummer *No One Takes Your Freedom (Scissor Sisters/Beatles/George Michael/Aretha Franklin)*, man beachte alleine die kombination der benutzten Musiker. Aber wenn die Beatles auf der Musik von Scissors Sisters singen und sich noch Aretha Frankling und George Michael dazugesellen, groovt man automatisch mit.

Der Nachteil für die Künstler ist erstmal der, daß sie unerkannt bleiben müßen. Immerhin werden ja Urheberrechte verletzt. So sieht es die Platten-Industrie. Fakt ist aber das a) die veröffentlichungen im Internet immer kostenlos sind und b) die Industrie solche Muik selber ja garnicht anbietet. Aber da scheint sich grade auch einiges zu ändern. So trat z.b. Mark Vidler (Go Home Produtions) letztes Jahr unter anderem auf dem legendären Roskilde-Festival als DJ auf und hat offiziell einen David Bowie Track geremixed !

Es gab so eine ähnliche Welle schonmal Ende der 80er/ Anfang der 90er. Da gab es Küstler wie M/A/R/R/S (Pump up the Volume), Bomb The Bass (Beat Dis) oder S-Express (Theme from S-Express). Nicht zuvergessen The Justified Accients of Mu-Mu, kurzform JAMMs. Sie übernahmen auf ihrer Platte "1987 (What the fuck is going on?)" Teile aus Abba's "Dancing Queen" und verwursteten das Ganze mit "All you need is love" von den Beatles. Sofort trat die "Copyright Protection Society" auf den Plan und ließ die Single verbieten. Angeblich wurden alle 500 Exemplare damals vernichted. Später wurde aus The JAMMs die legendären KLF !! Das Ende dieser Bewegung wurde spätestens ab dem Zeitpunkt eingeläutet, als sich die Künstler dann gegenseitig wegen Sample-Missbrauchs verklagten. Was schon Paradox anmutet, wenn man bedenkt, daß diese Art von Musik ja von Samples lebt !!

Heute schaut das alles ganz anders aus. Die meisten Bootlegs werden in super geringen Stückzahlen überhaupt auf Vinyl oder CD gepreßt. Meist nur für die DJs. Und nach ordentlicher Suche im Internet findet man auch die Seiten der Künstler. Meistens können sogar die Anwälte weiter ihrer Freizeit nachgehen, anstatt sich mit Anklageschriften zu befassen. Aber auch Stars greifen diese Idee mittlerweile auf. Kylie Minouge performte bei den Brit-Awards in England Ihren Hit *Can't get you...* zu der Instrumental-Version von New Order's *Blue Monday*. Ebend genau die oben erwähnte Bastard Pop Version. Oder man nehme die Eröffnung der Grammy-Verleihung letztes Jahr. Die Black Eyed Peas, Gwen Stefani & Eve, Maroon 5 & Franz Ferdinand haben zusammen und am Ende sogar gleichzeit (!!!) musiziert !Bastard Pop Live !!! Nicht zuvergeßen die Chartstürmer-Zusammenarbeit von Jay Z und Linkin Park. *Numb/Encore* war/ist ein riesiger Erfolg.

Schauen wir mal wie die Platten-Industrie mit dem Thema in Zukunft umgehend wird. Bastard Pop braucht die Platten-industrie nicht, aber umgekehrt könnten einige neue Impulse in die eigentlich doch recht festgefahrene musikalische Welt geschickt werden. Bitte verklagt sie nicht, stellt sie als Remixer oder Producer ein. Ich bin mir ziemlich sicher, bei der Wahl haben alle was davon. Der *entkriminalisierte*-Künstler, vorallem auch die Zuhörer durch frische Ideen und letztendlich natürlich auch die Platten-Industrie durch steigendem Umsatz.

Also ... sollte das Intresse geweckt worden sein, unbedingt mal Googlen. Werde bei intresse gerne einzelne Künstler/Masher/Remixer vorstellen. Zum beispiel Go Home Productions, Party Ben, Dunproofin, Arcade2600 and so on .....

Keep on rockin' for a free world !!!
 
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